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Wann weiß ein Mann, dass er der Frau seines Lebens begegnet ist? Abel Bovenlander, Geologe und Herzensbrecher, sucht nicht nach der Frau seines Lebens. Seine Freiheit und das Abenteuer, sich eine Existenz hoch in den spanischen Pyrenäen aufzubauen, sind ihm wichtiger. Als die Studentin Xenia in seinem privaten Paradies auftaucht, ist er erstmals versucht, eine Frau in sein Leben zu lassen, scheitert jedoch kläglich. Jahre später trifft er Xenia in Amsterdam wieder ... Ein starker Roman über die Kraft der Naturgewalten und das Wesen der Liebe. Montsec, ein Berg in den spanischen Pyrenäen, ist…mehr

Produktbeschreibung
Wann weiß ein Mann, dass er der Frau seines Lebens begegnet ist?
Abel Bovenlander, Geologe und Herzensbrecher, sucht nicht nach der Frau seines Lebens. Seine Freiheit und das Abenteuer, sich eine Existenz hoch in den spanischen Pyrenäen aufzubauen, sind ihm wichtiger. Als die Studentin Xenia in seinem privaten Paradies auftaucht, ist er erstmals versucht, eine Frau in sein Leben zu lassen, scheitert jedoch kläglich. Jahre später trifft er Xenia in Amsterdam wieder ... Ein starker Roman über die Kraft der Naturgewalten und das Wesen der Liebe.
Montsec, ein Berg in den spanischen Pyrenäen, ist für den niederländischen Geologen Abel zur zweiten Heimat geworden. Er hat seine wissenschaftliche Karriere aufgegeben, um sich dort in der Einsamkeit niederzulassen, lebt davon, dass er im Sommer Geologiestudenten durch die unwirtliche Landschaft führt und vor Ort das Leben der Steine erklärt. Zu einer solchen Gruppe gehört Xenia, eine eigensinnige und mutige junge Frau, die ihn von dem Moment an, da sie in seinem privaten Paradies auftaucht, fasziniert. Abel lässt sich auf sie ein, lebt mit Xenia, obwohl er jeder festen Beziehung bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen ist, in seinem Haus auf dem Montsec bis die beiden von einem Wetterumschwung überrascht werden und mitten in einem katastrophalen Schneesturm ins Tal müssen. Auf der Flucht vor der Lawine verlieren sie einander. Wie durch ein Wunder überleben sowohl Abel als auch Xenia, aber nach ihrer Genesung verlässt sie ihn. Jahre später trifft Abel, der inzwischen zum eigenbrötlerischen Zyniker geworden ist, Xenia in Amsterdam wieder. Sie hat inzwischen einen Sohn seinen Sohn, wie er feststellen muss ...
In einer Zeit, da Liebe und Sex, Ehe und Elternschaft nicht unbedingt eine Einheit bilden, stellt Maya Raskers neuer Roman eine Herausforderung dar, eine literarische Auseinandersetzung mit dem Wesen der Liebe, der Angst vor Bindung, der Freiheit zur Hingabe.
Autorenporträt
Maya Rasker wurde 1965 in Malaga als Kind niederländischer Eltern geboren und lebt seit 1966 in den Niederlanden. Sie schreibt Drehbücher, Reiseerzählungen und Essays.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2008

Kurz ist das Leben, lang die Leitung

Action-Man im Entscheidungsnotstand: Maya Rasker präsentiert uns einen Mann, der sich nach dem Verweilen des Augenblicks sehnt und doch stets davonläuft.

Der erste Eindruck kann täuschen - zum Glück. Das Titelbild von Maya Rasker Roman "Wenn du eine Landschaft wärst" könnte kitschiger nicht sein: ein Paar, in trauter Zweisamkeit durch traumhafte Kulisse in einen überdimensionalen Sonnenuntergang spazierend. Diese Landschaft wäre der Held des Buches sicher nicht. Denn was die Holländerin ihren Lesern mit den Gedanken des Geologen Abel Bovenlander dann präsentiert, ist eine unsichere, eine verstörende Welt. Der Fünfunddreißigjährige ist ein einziges Paradox: Er flieht vor der eigenen Vergangenheit, sehnt sich zugleich nach ihr und fürchtet sich vor der Zukunft. In einer Rückblende erzählt Bovenlander von seinem Leben in den spanischen Pyrenäen. Dort führte er zehn Jahre zuvor Studenten durch die Berge. Er ist ein rücksichtsloser Egoist, der sich nimmt, was er will, vor allem Frauen: Antje, Marieje, Sofie, Gerda. Sie verfallen ihm reihenweise, ihre Namen kann er sich nur mit Hilfe von Karteikarten merken.

Doch ab und zu bekommt Bovenlanders Eigendarstellung Risse. Angst vor sozialer Abweisung bestimmt ihn, vor der zivilisierten Welt, die er nicht versteht, und ganz besonders: vor dem Alter. Für ihn aber kann ein Extrem nur mit dem anderen bekämpft werden. Bovenlander teilt die Welt ein in biologische Mechanismen, die logisch vorauszuberechnen sind. Und wer könnte das besser als er, der Wissenschaftler, der die Wissenschaft verachtet, da sie sich nur mit Details, nicht aber mit dem Universellen, der Natur an sich beschäftigt? Bovenlander beobachtet, schwebt über allem, ist nicht Teil dieser Bewegung, die andere Leben nennen. Bovenlander steht still.

Erst als er die Studentin Xenia auf einer der Exkursionen trifft, ändert sich das: Zum ersten Mal sieht er in einer Frau nicht nur das Mittel zur eigenen sexuellen Befriedigung. Er ist glücklich, kommt zur Ruhe, lässt Xenia in sein Leben hinein. Sie ähnelt ihm, handelt genau wie er in Paradoxen; wahrt Distanz und ermöglicht erst dadurch Nähe zwischen den beiden. Doch als sich die Frage nach einer gemeinsamen Zukunft immer drängender stellt, flieht Bovenlander erneut, dieses Mal zurück nach Amsterdam, wo er sich mit Familie, alten Freunden und schließlich der eigenen Vergangenheit konfrontiert sieht, bis er hier Xenia wiedertrifft, erfährt, dass er mit ihr einen Sohn hat, und noch einmal zurück nach Spanien geht - dieses Mal, um der eigenen Zukunft auszuweichen.

Schon in früheren Geschichten ließ Rasker männliche Protagonisten erzählen, hatten ihre Charaktere einen Hang zu Melancholie und von Angst motivierter Pedanterie. Doch mit ihrem dritten Roman treibt sie dieses Muster auf die Spitze: Der Leser ist gefangen in Bovenlanders wirrer Gefühlswelt. Der Erzählstil bildet diese Dimension treffend ab: lange Sätze, Gedankengänge oftmals ohne roten Faden und so verschachtelt, dass das Ende nichts mehr mit dem Anfang zu tun hat, die wenigen Fragen als Aussagen formuliert, dazwischen streng wissenschaftliche Argumente von mathematischer Genauigkeit. Die Bilder stammen aus Bovenlanders Bewusstsein; die Natur ist dramatisch, voller Urkraft und Schönheit, selbst in den gefährlichsten Momenten. Amsterdam, wo er sich nicht auskennt, nicht orientieren kann, ist ein Nebel aus Monstrosität, wo Lampen wie Krebsgeschwüre geformt sind. Es gibt Rückblenden, Rückblenden innerhalb der Rückblende, abrupte Sprünge beim Erzähler und den Handlungsorten.

Insbesondere die kurzen Intermezzi der Frauen geben Bovenlanders Leben mehr Struktur, als er selbst wahrhaben will. Rachels Abtreibung, Xenias erste Liebe: In Bovenlanders Erzählung sind die Damen Randfiguren, in ihren eigenen begegnen sie als voll entwickelte Charaktere. Während er sich mit hochphilosophischen Traktaten herumquält, in denen er das eigene Leben zu erkennen glaubt, die Phantasie als Realität missversteht, sind die Frauen realitätsnäher und damit lebendiger als er. Sie sehen die Vergangenheit als Teil ihrer selbst, während Bovenlander zwar berührende Passagen von seinem Vater erzählt, aber sich für die eigenen Gefühle schämt. Er fürchtet auch seinen eigenen Sohn, den Repräsentanten der Zukunft, bedeutet das Kind doch zugleich, dass die eigene Zukunft bereits Gegenwart geworden ist.

Bovenlander sucht verzweifelt nach einem Plan, ohne zu begreifen, dass das Suchen bereits der Plan ist. Er verschwendet seine Zeit, getrieben von der Angst, jede Sekunde des Lebens zu nutzen; er ist nur in Extremen glücklich, ohne in der Lage zu sein, das Normale zu schätzen. Ständig schwankt er zwischen höchstem Glück und bodenloser Verzweiflung, von beidem gleichermaßen begeistert, solange die Empfindungen nur das Gewöhnliche übertreffen. Scham bekämpft er mit Zurschaustellung, Glück drückt sich bei ihm in Wut aus. Im ausgelebten Moment steckt die Gier nach dem Leben, nach dem selbstbestimmten Schicksal und - das größte Paradox - nach der Ewigkeit. Doch auf dieser Suche begreift Bovenlander tragischerweise die Lektion nicht, die Xenia bereits gelernt hat: dass eine Transzendenz der individuellen Existenz niemals durch eigene Handlungen zu erreichen ist, sondern nur in der Gemeinschaft, in der Liebe. Ebenso wie Vergangenheit und Zukunft, Erneuerung und Zerfall sich bedingen, so muss Individualität durch Selbstaufgabe erlangt werden. Doch Bovenlander reist, um sich nicht festzulegen. Einsamkeit ist leichter zu ignorieren, wenn man allein ist.

Raskers Roman ist das brillante, deprimierende Psychogramm eines ruhelosen Mannes im mittleren Alter. Umso enttäuschender ist der Schluss des Romans. Denn wenn Bovenlander plötzlich durch einen spanischen Supermarkt rennt und sich fragt, ob er wohl am besten "Action Man"-Zahnpasta kaufen soll, wirkt er plötzlich viel kleiner und lächerlicher, als er es verdient hat. Er ist jetzt ein herzerwärmender, sympathischer Vorzeigevater. Doch das will man dem unsympathischen Sonderling aus den Bergen nicht zumuten. Wenn Rasker wenigstens noch eine Erklärung für die Metamorphose ihres Protagonisten hätte! Doch sie zieht sich mit ein paar oberflächlichen Tagebuchnotizen aus der Affäre, genauso wie Bovenlander selbst vorher eindeutigen Antworten und sogar den Fragen ausgewichen ist. Es ist schade, dass die Autorin dem so vielschichtigen Bovenlander kein nachvollziehbareres Ende gönnt - doch wenigstens passt damit ganz am Schluss das kitschige Titelbild nun irgendwie doch.

SOPHIE LÜBBERT

Maya Rasker: "Wenn du eine Landschaft wärst". Aus dem Niederländischen übersetzt von Helga van Beuningen. Luchterhand Literaturverlag, München 2008. 284 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Eigentlich möchte ich am liebsten nur unentwegt zitieren aus diesem gewaltigen, überraschenden und unvergleichlichen Buch." La Vie en Rose

"'Das Haus auf dem einsamen Berg' ist nicht nur irgendeine Liebesgeschichte, sondern eine ganz besondere von ganz eigener Art." Boek

"Ein Roman über die zerstörerische, unergründliche Kraft der Liebe, die wir ebenso fürchten wie ersehnen." Avantgarde

"'Wenn du eine Landschaft wärst' ist nicht nur irgendeine Liebesgeschichte, sondern eine ganz besondere von ganz eigener Art." Boek

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Sophie Lübbert korrespondiert das "kitschige" Titelbild mit dem Schluss des Buches von Maya Rasker. Leider, seufzt die Rezensentin. Denn was sich dazwischen abspielt, hat ihr gut gefallen. Die paradoxe Figur des Geologen und Frauenhelden Abel Bovenlander in Raskers Roman, ihre "wirre Gefühlswelt" zwischen Melancholie und Angst, die Raskers Stil mit Rückblenden und Handlungssprüngen "treffend" abzubilden imstande ist, ist ihr schließlich sogar so weit ans Herz gewachsen, dass sie das Ende nicht nachvollziehen mag. Da zeigt Rasker ihre Hauptfigur nämlich kleiner und lächerlicher, als sie es laut Lübbert verdient hätte - als braven, sympathischen Familienvater. Und das, meint die Rezensentin empört, passt so gar nicht zu Bovenlander.

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