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Der Klassiker der niederländisch-flämischen Moderne: die verzweifelte Liebesgeschichte zwischen der kleinen Ondine und der großen Welt; ein Stück europäischer Geschichte als Roman einer Provinzstraße; Epos und Schelmenstück zugleich, in neuer, erstmals vollständiger Übersetzung. Mit dem 1953 erschienenen Roman Der Kapellekensweg begann die moderne niederländische Literatur.

Produktbeschreibung
Der Klassiker der niederländisch-flämischen Moderne: die verzweifelte Liebesgeschichte zwischen der kleinen Ondine und der großen Welt; ein Stück europäischer Geschichte als Roman einer Provinzstraße; Epos und Schelmenstück zugleich, in neuer, erstmals vollständiger Übersetzung. Mit dem 1953 erschienenen Roman Der Kapellekensweg begann die moderne niederländische Literatur.
Autorenporträt
Louis Paul Boon (1912 - 1979) ist einer der bedeutendsten flämischen Schriftsteller und gilt als "Erneuerer der flämischen Prosa". Er schrieb Romane, Erzählungen, Epigramme, Fabeln, Hörspiele, Essays und Monographien und arbeitete auch als Jounalist und Regisseur. In den siebziger Jahren war er mehrmals für den Literaturnobelpreis im Gespräch und ihm wurde zweimal der belgische Staatspreis verliehen, sowie der Constantijn-Huygens-Preis für sein Gesamtwerk.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2002

Ondike glaubt uns nichts mehr
Louis Paul Boons Netz aus vielen Stimmen / Von Marcel Möring

Die meisten Schriftsteller lesen am liebsten mißlungene Bücher. Für das Ego eines Autors gibt es kaum etwas Besseres als schlechte Literatur, und es geht nichts über die Lektüre schlechter Bücher, wenn man Schriftsteller werden will. Anfängern empfehle ich gewöhnlich, die Werke John Irvings zu studieren, der natürlich kein schlechter Schriftsteller ist, vom Aufbau eines Romans aber sichtlich nichts versteht. Andererseits sind gute Bücher wie gutes Essen: uninteressant. Sie sind ein bürgerlicher Zeitvertreib - bequem, einlullend elegant, beruhigend wie ein neuer Mercedes. Wir jedoch wollen entweder den offensichtlichen Mißerfolg oder den ganz großen Wurf. Das Tragische an der Kunst ist, daß es, unter dem Strich, mehr von der ersten Sorte gibt und nur sehr wenig von letzterem. Wir Leser und Schriftsteller sind wie Wanderer in der Wüste, die sich, auf der verzweifelten Suche nach einer Oase, von einer Fata Morgana zur nächsten schleppen.

Eine solche Oase ist Louis Paul Boons Meisterwerk "Der Kapellekensweg". Dieses Buch, erstmals 1953 in Amsterdam erschienen, wurde rasch zum Gegenstand einer stürmischen literarischen Debatte. Konnte Boon schreiben? Verstand er etwas von Form und Struktur? War es womöglich ein skandalöses Werk? Die Debatte war überflüssig, denn die Leser hatten "Der Kapellekensweg" sofort ins Herz geschlossen. Boon und das Buch als sein Hauptwerk fanden so viel Anerkennung, daß er jahrelang als Nobelpreisanwärter angesehen wurde.

Die niederländische Literatur, die Werke aus Flandern, Surinam, den Antillen und, wenn man sehr kühn ist, auch aus Südafrika umfaßt, hat eine ganze Reihe außergewöhnlicher Bücher hervorgebracht, hauptsächlich von Außenseitern. Multatulis "Max Havelaar", nach allgemeiner Ansicht das bedeutendste Werk, das je in niederländischer Sprache geschrieben wurde, entstand Mitte des neunzehnten Jahrhunderts und ist - man verzeihe mir dieses schreckliche Wort - ein postmoderner Roman avant la lettre. Auf den ersten Blick ist es ein Protest gegen die Unterdrückung der Indonesier, wohlgemerkt ein überzeugender Protest, tatsächlich aber ist es ein kaleidoskopartiger Roman, mit vielen Nebensträngen, unterschiedlichen Erzählformen und amüsanten Abschweifungen. Der zweite große moderne Roman der niederländischen Literatur ist Boons "Der Kapellekensweg".

Es ist in lebhaften Farben gezeichnet und von raffinierter Textur. Es ist nicht eines, sondern mehrere Bücher. Es ist ein Buch darüber, wie man keinen dieser gepflegten Romane in drei Teilen schreibt, wie Ford Madox Ford sie einmal genannt hat. Es ist ein Stück für ineinander verwobene Stimmen. Es ist die Geschichte von Ondinke, einem aufgeweckten jungen Mädchen, das unerschrocken seinen Weg gehen will, sich in einen Idealisten verliebt und dabei selbst zur Nihilistin wird, die Geschichte vom Aufstieg des Sozialismus, die Geschichte des Journalisten und Dichters Johan Janssens und all der Menschen, die vorbeischauen, um seine Erzählung zu kritisieren, zu analysieren und zu kommentieren.

Boon, der mit großem Vergnügen auf die niederländische Literatur des Mittelalters zurückgreift, auf den Reinaert beispielsweise, kann es mit der erzählerischen Frische und Frivolität seiner literarischen Vorfahren durchaus aufnehmen. "Der Kapellekensweg" ist ein Buch, das nichts mit dem gut geschriebenen Roman zu tun haben will, ohne dabei zum Geheimtip für Eingeweihte zu geraten. Was immer Louis Paul Boon mit seinem Opus magnum vorhatte - nie vergißt er das Erzählen und die Emotionen. "Der Kapellekensweg" mag ein Prototyp des großangelegten modernen Romans sein, doch es gelingt dem Autor, den Leser stets aufs neue zu berühren, ihn zum Lachen oder Weinen zu bringen. Sein Buch hat es wahrhaftig verdient, immer wieder gelesen zu werden.

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork.

Louis Paul Boon: "Der Kapellekensweg". Roman. Aus dem Niederländischen übersetzt von Gregor Seferens. Luchterhand Literaturverlag, München 2002. 576 S., geb., 26,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Diese Buch "hat es wahrhaftig verdient, immer wieder gelesen zu werden", jubelt Marcel Möring. Und er ist mit seinem Lob noch nicht am Ende. Ein "Meisterwerk" sei die 1953 erschienene Erzählung, ja sogar "der zweite große moderne Roman der niederländischen Literatur" neben Multatulis "Max Havelaar". Eigentlich stecken in dem Roman mehrere Bücher, stellt der Rezensent entzückt fest. Die Lebensgeschichte des aufgeweckten Mädchens Ondike, des Journalisten und Dichters Johann Janssens, die Geschichte vom Aufstieg des Sozialismus und vieler weiterer Personen, die auf den Seiten auftauchen. Möring kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: Der Autor habe seine Erzählung in "lebhaften Farben" gezeichnet und mit einer "raffinierten Textur" versehen und dabei nie "das Erzählen und die Emotionen" vergessen. Möring sieht den "Kapellekensweg" als "Prototyp" des großangelegten modernen Romans, und ist deshalb umso mehr erstaunt darüber, wie Boon es gelingt, den Leser immer wieder aufs Neue zu berühren.

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"Der Kapellekensweg mag ein Prototyp des großangelegten modernen Romans sein, doch es gelingt dem Autor, den Leser stets aufs neue zu berühren, ihn zum Lachen oder zum Weinen zu bringen. Sein Buch hat es wahrhaftig verdient, immer wieder gelesen zu werden." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)