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Die amerikanischen Juden in Bukiets Erzählungen wollen vor allem eines: leben! Natürlich warten sie auf den Messias, aber in der Zwischenzeit kann man ja auch mal einen Pakt mit dem Teufel eingehen oder Geschäfte mit dubiosen Russen machen oder auf dem Grab eines Freundes tanzen ... Böse, klug und schrill - eben Bukiet.
Theologie und jüdische Mystik, Zeitgeschichte und alte Mythen, böse Satiren, gute Witze und nachdenklich stimmende Begebenheiten aus dem heutigen Leben der jüdischen Diaspora in New York, Minnesota oder Chicago - aus diesen Ingredienzien mischt Melvin Jules Bukiet neun
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Produktbeschreibung
Die amerikanischen Juden in Bukiets Erzählungen wollen vor allem eines: leben! Natürlich warten sie auf den Messias, aber in der Zwischenzeit kann man ja auch mal einen Pakt mit dem Teufel eingehen oder Geschäfte mit dubiosen Russen machen oder auf dem Grab eines Freundes tanzen ... Böse, klug und schrill - eben Bukiet.

Theologie und jüdische Mystik, Zeitgeschichte und alte Mythen, böse Satiren, gute Witze und nachdenklich stimmende Begebenheiten aus dem heutigen Leben der jüdischen Diaspora in New York, Minnesota oder Chicago - aus diesen Ingredienzien mischt Melvin Jules Bukiet neun Erzählungen, die den Kern des jüdischen Glaubens umkreisen: die Widerrede. Da gibt es den Juwelier im Diamantenviertel Manhattans, der den merkwürdigen Wunsch einer Kundin erst als unmöglich abtut, dann die Kabbala und die Gematrie bemüht und doch erst versteht, als es zu spät ist. Der Niedergang eines korrupten koscheren Metzgers wird mit Parallelen zum Alten Testament und satirischen Kommentaren zu jüdischen Essgewohnheiten illustriert, und ein Rabbi geht nicht nur einen Pakt mit dem Teufel ein (der sich wehmütig an Zeiten erinnert, da ein Vertrag mit einem Anstreicher aus Braunau sehr erfolgreich war), sondern überlistet ihn am Ende... Zwischen Magie und Profanität, zwischen Komik und Tragik oszillierend, zeig en diese Geschichten Menschen, die auf Gottes Erde leben, nicht aufhören können, mit ihm zu hadern, und die Launen des Messias genau beobachten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2001

Brett und Nagel
Melvin Jules Bukiet erzählt

Man ahnt, wie Melvin Jules Bukiet gerne schreiben möchte. Seine Erzählungen strecken sich nach einer wunderbaren Leichtigkeit, nach der Zuspitzung im Absurden. Sie sehnen sich nach jenem Umkippen der realen Welt ins Phantastische und Absurde, das lateinamerikanische Autoren so wunderbar beherrschen. Da ist zum Beispiel die Geschichte jenes Professors, der seine ganze Hoffnung auf eine friedliche Welt in eine von ihm entdeckte antike Kultur projiziert. Als er erkennen muß, daß sein Urvolk nicht die Gottheit der Harmonie, sondern den Krieg verehrte, stürzt er in den Wahnsinn und begegnet in einer surrealen Szene drei Männern dieses alten Volkes in einer unterirdischen Höhle. Fortan geistert er durch die Ausgrabungsstätten, zum Schrecken seiner ehemaligen Kollegen. Das ist eine nette Idee, der man jedoch recht bald das Hölzern-Konstruierte anmerkt. Rasch erkennt der Leser, wohin die Geschichte steuert. Wie bei eine Straße in flacher Landschaft sieht er die Abzweigung schon kommen, lange bevor er auch nur das erste Hinweisschild passiert hat.

In "Postskriptum zu einer toten Sprache" treibt ein wunderlicher Professor, ein Verfechter der Schöpfungslehre und Anti-Darwinist, einen jüdischen Studenten namens Ira dazu an, ein Modell Jerusalems zur Zeit des ersten Tempels zu bauen. Dann raubt er Iras christliche Freundin Kelly und schickt sich an, sie inmitten des Modells an ein Kreuz zu nageln. Kelly will sich dem Leiden ergeben, doch Ira rettet sie. Der Professor kommt dabei ums Leben, und Ira "schaut hinunter, um zu sehen, was der tote Professor gesehen hatte: das Bild seines Glaubens, das Hakenkreuz". So genau wollte man es nicht gesagt bekommen.

Die ganze Erzählung ist so papieren konstruiert, wie sie sich hier liest. Dabei fällt auf, daß Bukiets Geschichten um so thesenhafter werden, je mehr sie sich dem Thema des Holocaust auf direktem Wege nähern. In "Die Bibliothek des Molochs" zum Beispiel geht es um einen Wissenschaftler, der die Leidenserinnerungen von Holocaust-Überlebenden auf Band aufnimmt. Hier verliert Bukiet jedes erzählerische Ingenium, die Geschichte tritt auf der Stelle. Und zum Schluß ruft eine der beiden Hauptfiguren inmitten eines infernalischen Feuers die These der Erzählung in zwei Worte gekleidet aus. Warum erzählen, wenn ich es auch blank hinaussagen kann?

Hingegen gewinnen Bukiets Geschichten an Kraft, je mehr sie dem Jüdisch-Schicksalhaften auf Umwegen, auf Seitenpfaden näher kommen. Die kleine Variation des Faust-Motivs in "Das goldene Kalb und die rote Färse" hat Charme, das Verwirrspiel um Identitäten in "Landsmannschaft" gewinnt durch Witz und Überraschungseffekte, und die Versuchung des koscheren Metzgers in "Der große Mezia" hat etwas Augenzwinkerndes, auch wenn der Schluß hölzern daherkommt.

MARKUS REITER

Melvin Jules Bukiet: "Die Launen des Messias". Erzählungen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Hans-Jürgen Heckler. Luchterhand Verlag, München 2000. 240 S., geb., 34,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hanno Zickgraf bewertet Melvin Jules Bukiets vor fünf Jahren im Orginal erschienenen Erzählungen weder einhellig positiv noch negativ. Dass es sich dabei seiner Meinung nach um "Parabeln im Cartoon-Format" handelt, ist ja noch Geschmacksache, aber anderes stört ihn wirklich, etwa der "Zaunpfahl der intertextuellen Referenz oder der symbolischen Identifikation". Auch ärgert ihn, dass es Bukiet nicht wirklich gelingt, sein Wissen über jüdische Mystik dem Leser zu vermitteln, so dass der Leser so immer ein bisschen außen vor bleibt. Trotzdem: er attestiert den Erzählungen, dass sie zum Nachdenken anregen und zwei Geschichten sind ihm eine lobende Erwähnung wert. "Himmels Hühner" findet er zwar skurril, aber nichtsdestotrotz eindrucksvoll und "Die Bibliothek des Moloch" ist für ihn eine Abrechnung "mit geläufigen Praktiken des Erinnerns und Gedenkens und den darin wirksamen Mentalitäten" und als solche sehr wirkungsvoll.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein starkes Gebräu aus Witz, ethischer Klugheit, grandiosen Dialogen und grenzenloser Phantasie - eine Sammlung teuflisch guter Geschichten." Philadelphia Enquirer "In diesen hervorragenden, ungewöhnlichen Geschichten, die aus einem jüdisch-amerikanischen Milieu heraus allgemeingültige moralische und metaphysische Fragen stellen, prallen das Irdische und das Mystische aufeinander ... Bukiet schafft unvergeßliche, unverwechselbare Charaktere, die am Abgrund stehen und eine gefährliche Gratwanderung zwischen dem Heiligen und dem Profanen wagen." (Publishers Weekly)