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Johannes Paul II. ist mit einem dramatischen Gestus des Glaubens von uns gegangen. Sein Freund, bis dahin der geniale Chefdenker der Kirche, hat als Benedikt XVI. das Steuerrad in Rom übernommen. Die Ereignisse überschlagen sich: Das ehemals christliche Abendland sucht verzweifelt nach Wertorientierung. Die Jugendlichen entdecken den Glauben wieder. Der neue Papst diskutiert auf Augenhöhe mit den größten Geistern der Erde. Benedikt wird zum internationalen Wortführer einer Zivilisation der Liebe. Was geschieht da eigentlich? George Weigel, die führende katholische Stimme Amerikas, legt mit…mehr

Produktbeschreibung
Johannes Paul II. ist mit einem dramatischen Gestus des Glaubens von uns gegangen. Sein Freund, bis dahin der geniale Chefdenker der Kirche, hat als Benedikt XVI. das Steuerrad in Rom übernommen. Die Ereignisse überschlagen sich: Das ehemals christliche Abendland sucht verzweifelt nach Wertorientierung. Die Jugendlichen entdecken den Glauben wieder. Der neue Papst diskutiert auf Augenhöhe mit den größten Geistern der Erde. Benedikt wird zum internationalen Wortführer einer Zivilisation der Liebe. Was geschieht da eigentlich? George Weigel, die führende katholische Stimme Amerikas, legt mit »Das Projekt Benedikt« die Weltbilanz einer Wendezeit vor. Weigel, der berühmt wurde durch sein bedeutendes Standardwerk über Johannes Paul II., war und ist einer der wichtigsten Laienberater von beiden Päpsten. Wie kein anderer ist er berufen, schon jetzt die großen Linien eines Pontifikates darzustellen, das von Tag zu Tag mehr an Fahrt gewinnt.
Autorenporträt
George Weigel, Theologe und Publizist, ist der angesehenste katholische Kommentator der USA. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in North Bethesda, Maryland, vor den Toren Washingtons DC. Der Kolumnist von "Newsweek Magazine" und "Wallstreet Journal" erscheint auf allen US-Networks, insbesondere bei NBC. Er hat 17 Bücher geschrieben, wovon die Biografie über Johannes Pauls II. als das Standardwerk schlechthin gilt; es wurde in alle Weltsprachen, selbst ins Russische und Chinesische übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.09.2006

Vor der Ankunft des Papstes in Deutschland
Grußworte aus der Benedetto-Deutungsindustrie: Christian Feldmann und George Weigel haben Wünsche an Benedikt XVI.

Ein "neuer Papst" dient Architekten eines anderen, besseren Katholizismus als ideale Projektionsfläche. Gern teilen sie ihm mit, was er nun dringend zu tun hat. Auch zwei neuere Schnellprodukte aus der boomenden Benedetto-Deutungsindustrie sagen mehr über die kirchenpolitischen Wünsche ihrer Autoren als über den Theologenintellektuellen auf dem römischen Bischofsstuhl aus. Sichtbar werden die tiefen religionskulturellen Bruchlinien innerhalb einer Weltkirche, die noch jeden modernen Papst mit der Erwartung konfrontiert hat, er solle endlich gebotene Reformen in Szene setzen, ohne institutionelle Kontinuität preiszugeben. Doch was ist überhaupt zu ändern?

Christian Feldmann, der sich einst vom Regensburger Dogmatikprofessor Ratzinger über "Erlösung als Befreiung" hat prüfen lassen, weiß als Anwalt eines kritischen "Katholizismus von unten" ganz genau, was Benedikt jetzt tun muß: Zölibat abschaffen, Frauenrechte stärken, Priesterinnen weihen, wiederverheiratete Geschiedene und Protestanten zur Eucharistie einladen und so fort; Feldmanns weltoffener Wunschpapst soll gleichsam das kleine Küngsche Kirchenreformprogramm abarbeiten. George Weigel, einer der führenden katholischen Publizisten der Vereinigten Staaten, klagt genau umgekehrt eine härtere, entschiedenere römische Identitätenpolitik gegenüber den diffusen Halbkatholizismen ein, die gerade in Europa und Nordamerika den Ungeist des protestantischen Individualismus in "die Kirche" hätten einziehen lassen.

Was Feldmann fordert, perhorresziert Weigel als fatale Anpassung an einen dekadenten liberalistischen Zeitgeist. Die gängigen Distinktionen von liberal versus konservativ, progressiv gegen traditionalistisch greifen freilich zu kurz, um die Gegensätze in den Benedikt-Bildern und kirchenpolitischen Erwartungsszenarien der beiden Autoren erfassen zu können. Es geht im Kern ums religiöse Wirklichkeitsverständnis und um die Deutung der religionskulturellen Lage des Katholizismus im frühen dritten Jahrtausend.

Weigel preist die Wahl Benedikts papalmystisch als "God's Choice" - so der Titel der 2005 in New York erschienenen Originalausgabe - und sieht im schnellen, triumphalen Sieg des Präfekten der Glaubenskongregation über "liberale" italienische Gegenkandidaten wie den Mailänder Kardinal Martini unmittelbar den Heiligen Geist am Werke. Feldmann hingegen will wider den großen Chor der Benedetto-Hagiographen "kritisch" elementare Ambivalenzen in Joseph Ratzingers Persönlichkeit bezeichnen, in einer Art Glaubenspsychogramm, das auf den Grundton von Bruch, Dissonanz und bleibender Widersprüchlichkeit gestimmt ist. Die so unterschiedlichen Papstdeuter sind sich im Methodischen allerdings weithin einig: Sie zeichnen ihre Ratzinger-Porträts ohne feine theologische Schattierungen und klare begriffliche Linien.

Weigel setzt ein mit einem detaillierten Rückblick auf das öffentliche Leiden und Sterben Johannes Pauls II., das er als ein die grassierende Sinnlosigkeit der okzidentalen Moderne schonungslos freilegendes Selbstzeugnis Gottes deutet. Mit heilsgeschichtlichem Pathos deutet er die Todesbereitschaft des "großen Papstes" gar als Komplementärakt zum Kreuzestod auf Golgatha: "Millionen Menschen in der Welt dürften durch Johannes Paul II. eine Vorstellung davon erhalten haben, was es bedeuten kann, dasjenige, was am Leiden Christi fehlt, zum Wohle der Kirche und der Welt zu ergänzen." Darf der evangelische Theologe fragen, was genau einst fehlte und nun vom "Stellvertreter auf Erden" zu ergänzen war? Nach den normativen Lehrdokumenten der römisch-katholischen Kirche, aber auch den christologischen Traktaten des Dogmatikers Ratzinger ist die Vorstellung, beim Leiden Jesu von Nazareth habe was auch immer "gefehlt", von eher häretischer Originalität.

Weigel will verschärfen, polarisieren, klare Grenzen von Innen und Außen, wahrer Kirche und "säkularistischer" Moderne markieren, und so ist auch sein Bild der weltkirchlichen Lage durch grelle Schwarzweißkontraste bestimmt. Wirklich spannend ist erst das Schlußkapitel zum "Aufbruch in die Zukunft", in dem Weigel auf knapp siebzig Seiten sein Benedetto-Regierungsprogramm skizziert. Hier geht er hart zur Sache und bietet faszinierende Einblicke in die Weltsichten eines kulturpolitisch aggressiven Elitenkatholizismus mit globalen Gestaltungsansprüchen.

Wie auch andere Religionsanalytiker aus den Vereinigten Staaten sieht Weigel deutlicher als viele Europäer, daß sich die Schwergewichte des Christentums vom europäisch-amerikanischen Norden zunehmend in die südlichen Hemisphären der Welt verlagert haben. Desto mehr gelte es, dem weiteren Verfall Europas zu einem nachchristlichen "Eurabien" mit zeugungsstarken Kampfmuslimen zu wehren. Die "kulturelle Moralkrise" Europas führt er auf Amnesie, das vorsätzliche, entschlossene Vergessen der Wahrheit, zurück, daß der Mensch Moral sich nicht macht, sondern seit der Urszene am Sinai immer schon als bindend vorfindet. Nur eine starke Kirche könne Europa und die Welt die Werte lehren, die einem gewaltbereiten Islamismus wahre Toleranz und substantielle Freiheit entgegenzusetzen erlaubten.

Dem "handfesten Augustinianer" Benedikt empfiehlt der Vatikanologe deshalb harten Machtsinn und "Mut zur Gegenkultur", um "der Welt etwas entschieden und einsehbar Katholisches zu sagen". Auch für Lateinamerika, "das demographische Bollwerk der Weltkatholizität", setzt Weigel angesichts der moralischen Überlegenheit der reformatorisch-evangelikalen Pfingstchristen auf Heiligungsaktivismus; die katholischen Mehrheiten müßten endlich lernen, daß die Befreiungstheologie die Armen nur in Abhängigkeit gehalten, noch elender gemacht habe und man an der Misere selbst schuld sei - durch mangelnde Glaubensdisziplin, laxe Moral und eine Machismo-Kultur, die die Frauen nur den protestantischen Pfingstlern zutreibe. Auch müsse Rom in der Weltkirche endlich wieder eine Liturgie durchsetzen, in der der Lobpreis Gottes auf Erden nur "eine Teilhabe an der Verehrung durch die Engel und Heiligen im Himmel" sei. Kleriker, die ihre Lebensführung nicht in der Eucharistie zentrieren, haben in Weigels "pastoralem Versuchsfeld" nichts zu suchen.

Ganz anders das Papstbild Feldmanns und seine Analyse der kirchlichen Gegenwartslage. Zwar kann der Autor zahlreicher populärer Studien zur Christentumsgeschichte einige kaum bekannte Details zu Ratzingers Lebensgeschichte mitteilen. Ausführlich zitiert er aus dessen Büchern, Interviews und Predigten. Aber seine lockere Erzählung, die aktualisierte Fassung einer im vergangenen Jahr in Regensburg hastig publizierten Biographie "Benedikt XVI. Der bayerische Papst. Von Regensburg und München auf den Stuhl Petri", faßt auf weiten Strecken nur zusammen, was inzwischen wohl jeder deutsche Fernsehzuschauer weiß. Chronologisch werden die verschiedenen Lebensstationen abgeschritten und der Wandel der Amtsrollen mit dem trivialen Kommentar gedeutet, daß sich der akademische Senkrechtstarter einerseits treu geblieben sei, aber andererseits eine erstaunliche Anpassungsbereitschaft entwickelt habe, um dem je neuen Amt gerecht zu werden.

Feldmann konzentriert sich auf die verwirrende Vielfalt der Facetten in Ratzingers Persönlichkeit, die Gleichzeitigkeit von Härte und Sensibilität, Menschenscheu und Charme, Machtwillen und Bescheidenheit, anarchischer Spontaneität und panischer Angst vor Kontrollverlust, wobei er Ordnungssucht als das letztlich bestimmende, integrierende Element des "Zerrissenen" identifiziert. Er skizziert die "schlampige Religiosität" (Georg Ratzinger) sinnesfroher Weißbier-Barockbayern, erinnert daran, daß der zwanzigjährige Theologiestudent Ratzinger im Februar 1948 zur Beerdigung des Erzkomikers Karl Valentin auf den Waldfriedhof von Planegg wanderte, und läßt die theologischen Bildungswege des knabenhaften Augustin-Forschers auf ein entschiedenes Kirchenreformprogramm zulaufen: Angesichts der "vielen neuen Heiden Europas" habe der Christusmystiker auf eine geistlich authentische Kirche gesetzt, die die "Lobredner des Bestehenden" prophetischer Kritik unterzieht und radikal den verlogenen "Schein ihrer Deckung mit der Welt" zerstört.

Leider streut Feldmann in seine plastischen Skizzen immer wieder die üblichen platten Formeln vom "Schoßkind des Glücks", "Kopfmenschen" mit "Elefantengedächtnis", "Ordnungsfanatiker", "bedingungslos romtreuen Startheologen", "Großinquisitor" oder "Chefideologen des Papstes" ein, und auch die trinitarisch inspirierte Unterscheidung zwischen einem Ratzinger I jugendlich liberaler Reformeuphorie, einem Ratzinger II der nachkonziliaren Restauration und einem Ratzinger III der abgeklärten Benedetto-Milde ist wenig hilfreich, um die hohen Kontinuitäten in dogmatischer Theologie und speziell Ekklesiologie zu erfassen.

Dazu gehören der Kampf gegen die subjektivistische "Verbequemlichung" des Glaubens, die Verachtung einer allzu staatsnahen Funktionärskirche mit ihren sterilen Selbstbeschäftigungsritualen, das steile Amtsverständnis mit einem klaren geistlichen Vorrang der Geweihten gegenüber den Laien, der entschiedene Antiprotestantismus, die differenzierte Zuordnung von Glaube und Vernunft als wechselseitig begrenzenden und "reinigendenr" Instanzen, die unablässige Suche nach einem neuen, reflexionsstärkeren Konzept des "Naturrechts", die Parteinahme "für den Glauben der Einfachen", die schlichte Gläubigkeit der kleinen Leute gegen alle Theologenarroganz, und nicht zuletzt das konsequente Festhalten am Wahrheitsbegriff gegenüber einem skeptizistischen Konstruktivismus, der keinerlei moralische Bindungskraft zu entfalten vermöge. Und bei allem gebotenen intellektuellen Respekt vor dem Gelehrten Ratzinger: Muß ein "kritischer Biograph" dem "Theologenpapst" gleich das "Gedächtnis einer Computerdatenbank", die "Rhetorik eines Augustinus" und das "Philosophenhirn eines Plato" zuschreiben?

Weder Weigel noch Feldmann nehmen die diskursiven Welten ernst, die Ratzingers Denken seit Studientagen bestimmen. So ist ihnen eine entscheidende Pointe seiner Theologie der Gegenkultur entgangen: Der neue Papst partizipiert an jenem sehr deutschen Diskurs, der seit gut hundert Jahren über die "Anarchie der Werte" oder die "Krise des Historismus" geführt wurde. Was sich in Berkeley, Berlin und Frankfurt vor vierzig Jahren neomarxistisch als "repressive Toleranz" befehden ließ, wird sehr viel überzeugender, wirkkräftiger nun als "Diktatur des Relativismus" bekämpft, mit dem Amtscharisma des Papstintellektuellen.

FRIEDRICH WILHELM GRAF

Christian Feldmann: "Papst Benedikt XVI." Eine kritische Biographie. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2006. 256 S., geb., 19,90 [Euro].

George Weigel: "Das Projekt Benedikt". Der neue Papst und die globale Perspektive der katholischen Kirche. Aus dem Amerikanischen von Ferdinand Oertel und Angela Reinders. Pattloch Verlag, München 2006. 336 S., geb., 19,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die hohen Erwartungen, die der Name George Weigel (aufgrund der von ihm gezeichneten exzellenten Biografie von Johannes Paul II.) weckt, kann diese Biografie nicht erfüllen, findet Rezensent Matthias Drobinski. Gerade einmal fünfzig Seiten hält er für unbedingt lesenswert, jene nämlich, in denen Weigel die Zeit vor und während des Konklaves beschreibt und aufzeigt, warum unter den Kardinälen nur Joseph Ratzinger für das päpstliche Amt in Betracht kommen konnte. Darüberhinaus habe Weigel jedoch lediglich eine "wenig inspirierte Lebensbeschreibung" Ratzingers zu bieten. Schließlich gebe er dem derzeitigen Papst sogar "Tipps fürs richtige Regieren", so dass das "Projekt Benedikt" immer mehr zum "Projekt Weigel" gerate, an dem kein Papstbiografie-Leser interessiert sein dürfte, so das vernichtende Fazit des Rezensenten.

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