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Klaus Berger ist der "große alte Mann" der Jesusforschung. Hier legt er die Summe seiner lebenslangen Forschung vor, die so überraschend ist, dass dieses Buch eine heftige Kontroverse in den Feuilletons hervorrufen wird. Christen wie Skeptiker wird es dazu herausfordern, sich mit der Urgestalt des Christentums ganz neu zu beschäftigen. Der Sprengstoff: Bis heute ist unklar, welche Jesusworte wirklich von Jesus sind und welche nachträgliche Erfindungen der Jünger sind. Das öffnete Ideologen, die alles und jedes in Jesus hineinlasen, Tür und Tor.
Berger brandmarkt die Scheuklappentheologie
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Produktbeschreibung
Klaus Berger ist der "große alte Mann" der Jesusforschung. Hier legt er die Summe seiner lebenslangen Forschung vor, die so überraschend ist, dass dieses Buch eine heftige Kontroverse in den Feuilletons hervorrufen wird. Christen wie Skeptiker wird es dazu herausfordern, sich mit der Urgestalt des Christentums ganz neu zu beschäftigen. Der Sprengstoff: Bis heute ist unklar, welche Jesusworte wirklich von Jesus sind und welche nachträgliche Erfindungen der Jünger sind. Das öffnete Ideologen, die alles und jedes in Jesus hineinlasen, Tür und Tor.

Berger brandmarkt die Scheuklappentheologie der Rationalisten, für die es "Wunder" nicht geben darf. Und er schreibt "das erste postmoderne Jesusbuch", indem er "Mystik" als gleichwertigen Erkenntniszugang zu Jesus einfordert.
Autorenporträt
Klaus Berger wurde 1940 geboren und habilitierte 1971. Von 1974 bis 2006 war er Professor für das Neue Testament an der Theologischen Fakultät in Heidelberg und hat bereits 70 Bücher publiziert. Seit 1994 ist er Familiar des Zisterzienserordens (Heiligenkreuz).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2005

Der Auslegung entkommt man auch nicht durch das Schlüsselloch der Fremdheit
Aber ein Prediger darf verkürzen, zuspitzen, provozieren: Klaus Berger hat ein Jesus-Buch geschrieben - den Halbgläubigen ein Ärgernis, den Altgläubigen ein Faszinosum

Siebenhundert Seiten Predigt sind nicht jedermanns Sache. Als Summe eines Forscherlebens und im "ersten postmodernen Jesus-Buch" teilt uns Klaus Berger mit, was er immer schon sagen wollte: zur Krise der Kirche, der Predigt, der Seelsorge und des Religionsunterrichts, zur Theologenzunft, zu Abtreibung und Ehescheidung, zur Auseinandersetzung mit dem Islam, zu allerlei dogmatischen Fragen und zu Jesus Christus. Es geht dem Leser wie dem sonntäglichen Predigthörer: Er sitzt in der Kirchenbank, lauscht, rutscht rum, erschrickt und lacht, seufzt und hat auch ein "Ja, aber" auf den Lippen - und sinkt wieder zurück. Je nach Einstellung überwiegt am Ende das Ärgernis oder die Faszination über den Mann auf der Kanzel.

"Postmodern" nennt Berger sein Buch. Er grenzt sich damit von einer ("modernen") Epoche der Jesus-Darstellungen ab, der er die "Verkleinerung durch historische Kritik" vorwirft, durch einseitige Bevorzugung der drei ersten Evangelien gegenüber dem Johannesevangelium, durch die Unterscheidung von echten und unechten Jesus-Worten und -Taten, die doch nur in den Vorurteilen des eigenen Weltbildes befangen sei, durch die Entgöttlichung des vorösterlichen Jesus, durch die Reduzierung der Botschaft Jesu auf "ein paar (politisch, existenzial, ökologisch, feministisch) funkelnde Lebensweisheiten". Gut gebrüllt! Aber trifft das auf die gegenwärtige Lage von Theologie und kirchlicher Verkündigung? Der Sündenfall der so angegriffenen Bibelwissenschaften ist für Berger das Geistesbündnis mit der Aufklärung, besonders mit Kant. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Ohne die Aufklärung wäre eine den Namen verdienende kritische Bibelwissenschaft nie entstanden.

Nun ist es in der Postmoderne möglich und wird auch auf akademischen Lehrstühlen praktiziert, die historische Frage - und damit die Unterscheidung von Echtem und Unechtem, von Möglichem und Unmöglichem, von Wahrscheinlichem und Unwahrscheinlichem - zurückzustellen zugunsten anderer Fragen, die an der Gestalt des vorliegenden Bibeltextes orientiert sind: Intertextualität, Semiotik oder Rezeptionsästhetik lauten die Schlagwörter. Berger geht diesen Weg nicht, er bleibt der historischen Frage verpflichtet. Nur daß er der Überlieferung viel mehr historische Zuverlässigkeit zutraut, als er in der gegenwärtigen Jesus-Forschung wahrnimmt. Die historisch-methodische Maxime lautet jetzt: "Bis zum Erweis des Gegenteils sind die neutestamentlichen Berichte (im Sinne der Historiker) als historisch wahr anzunehmen." Bleibt zu hoffen, daß das "die Historiker" akzeptieren. Daß es die historische Rückfrage mit Wahrscheinlichkeitserwägungen zu tun hat, gerät so jedenfalls aus dem Blick.

Die Wirklichkeit der Wunder

Die Bergersche Postmoderne spricht von "mystischer Wirklichkeit" und hält in ihr Wunder einschließlich von Jungfrauengeburt und Seewandel, Verklärung und leibhaftige Auferstehung für möglich. Sie rechnet, anders gesprochen, mit dem Eingreifen Gottes in die Physis des Menschen und der Welt und lehnt eine bloß metaphorische Deutung solcher Berichte als defizitär und voreingenommen ab. Das entspricht dem Anspruch der biblischen Texte selbst, die uns - außer in den ausdrücklich als Gleichnissen markierten Erzählungen - kaum je ein augenzwinkerndes "Ich erzähle dies nur, um etwas anderes auszudrücken" zuflüstern. Und diese Zugangsweise macht zu Recht auf die "Vielfalt religiöser Erfahrungen" aufmerksam, die in einer akademisch orientierten Theologie immer wieder vergessen zu werden droht. Allerdings ist sie nicht gewappnet und redlicherweise nicht zu wappnen gegen die immer erneute Kränkung durch neue Schübe der hermeneutischen, historischen, anthropologischen und naturwissenschaftlichen Aufklärung.

Mit der Entfaltung einer mehrdimensionalen Wirklichkeit, mit der treffenden Entlarvung manches pseudokritischen Vorurteils ist aber die kritische Arbeit an der Jesus-Überlieferung nicht erledigt. Berger ersetzt sie, so will es scheinen, durch Selektion. Von dem Staunen etwa über die Evangelienüberlieferung, über ihre vielen Gemeinsamkeiten und offensichtlichen literarischen Abhängigkeiten, und über die gleichzeitig nachweisbaren überraschenden Unterschiede und Widersprüche, von diesem Staunen, mit der die kritische Bibelwissenschaft begann, ist bei ihm wenig zu spüren. Und der Leser, dem der Befund nicht geläufig ist, wird darüber leider nicht wirklich aufgeklärt. Kritische Bibelwissenschaft fängt ja mit elementaren Fragen an: Stammt Jesus aus Bethlehem, aus Nazareth oder gar aus Kafarnaum? Wurde er von Johannes dem Täufer getauft oder nicht? Starb er am 14. oder am 15. Nisan? Sahen den Auferstandenen zuerst die Frauen oder Petrus? Standen ein oder zwei Engel am leeren Grab? Wurde der Heilige Geist den Jüngern zu Ostern verliehen - oder sieben Wochen später? Die neutestamentliche Überlieferung bietet Anhaltspunkte für jede dieser Vermutungen, aber sie können nicht alle gleichzeitig zutreffen.

Dabei ist für Berger die Distanz zu den Texten, ihre "Fremdheit", von zentraler Bedeutung. Sie ist, so gibt er in einem seiner knappen autobiographischen Rückblicke zu erkennen, der eigentliche Antrieb zur exegetischen Arbeit gewesen: "Ich habe stets versucht, mich dem Text auszusetzen. Ich habe versucht, ihn selbst zu hören. Ich habe nach Kräften von ihm fern gehalten: alle philosophisch-hermeneutischen Filter, alle psychologischen Muster, alle soziologischen oder religionstheoretischen Hypothesen." Natürlich ist auch die Hermeneutik der Fremdheit eine zur Textlektüre mitgebrachte Hermeneutik, die in der Gefahr steht, vergessen zu lassen, daß der moderne oder postmoderne Interpret in einer Auslegungstradition und -gemeinschaft steht, der er - in Zustimmung oder Ablehnung - nicht entkommen kann. Die Zustimmung zu dieser Interpretationstradition zeigt sich bei Berger in den vielen schönen Zitaten, die das Buch aus der reichen kirchlichen Tradition insbesondere monastischer Frömmigkeit und des liturgischen Gebets anführt. Hier vermißt man dann doch die offenbar zugunsten besserer Lesbarkeit fortgelassenen genauen Quellennachweise, die auch dem weniger Geübten vielleicht eigene Entdeckungen ermöglicht hätten.

Bisweilen schlägt aber die Hermeneutik der Fremdheit um in eine Instrumentalisierung der Texte in der Polemik gegen das, was Berger recht selektiv als zeitgenössische Normalexegese und -verkündigung wahrnimmt. Dann kennt der Interpret seine Texte und seinen "fremden" und "anstößigen" Jesus nur zu genau; und es sind die anderen, "die Zunft", "die akademische Theologie" oder "die Kirche", die dieses Fremde und Anstößige mangels besserer Einsicht oder öfter und schlimmer noch aus leicht zu entlarvenden sachfremden Interessen zum allzu Bekannten und gesellschaftlich Gezähmten verfälschen. Mit einer Hermeneutik des Verdachts aber ließ sich noch nie ein sachlicher Dialog führen.

Doch nimmt man es dem Verfasser ab, daß er das allermeiste von dem, was er über Jesus mitzuteilen hat, tatsächlich nicht dem apologetischen oder polemischen Interesse, sondern dem geduldigen Hören auf die neutestamentlichen Texte verdankt. Wenn mir auch die Unterschiede zur in Wahrheit facettenreichen sonstigen Jesus-Forschung sehr viel geringer zu sein scheinen, als die Darstellung suggeriert, so findet sich eine Fülle zutreffender Einsichten, die geeignet ist, immer noch populäre Mißverständnisse über den guten Mann von Nazareth zu beseitigen: War Jesus ein prinzipieller Pazifist? Sicher nicht. Die Ethik Jesu eine interesselose Tugend- oder Pflichtenethik oder angewandter Altruismus? Nein, Jesus war Eudämonist. Es geht in der Botschaft Jesu um Glück und Heil und Freude, die man für sich erreichen kann. Jesus als der exemplarisch Tolerante, der alle Menschen so akzeptiert, wie sie sind? Die Gemeinschaft mit Zöllnern und Sündern wäre damit gründlich mißverstanden, es geht um "offensive Reinheit" und den Ruf zur Umkehr. Jesus war kein humanistischer Gutmensch, kein Moralapostel, der das jüdische Gesetz, die Tora, zugunsten einer Ethik freier Geister aufgehoben hätte. All das ist richtig gesehen, und schon um solcher Klarstellungen willen lohnt die Lektüre.

Theologie für Zeitgenossen

Die Darstellung geht über das, was man von einem Buch über den "historischen Jesus" erwarten mag, weit hinaus, wenn sie sich bemüht, zentrale theologische Aussagen der biblischen Tradition dem zeitgenössischen Publikum durch Erläuterungen und Analogien verständlich zu machen. Mancher theologische Fehlgriff ärgert, so wenn dem Abendmahlsverständnis Calvins bescheinigt wird, es entleere die Abendmahlselemente zu rein didaktischen Zeichen. Berger selbst spricht in bezug auf das Abendmahl von "Realsymbol" und ist damit Luther und Calvin sehr viel näher als Rom (Zwingli ist ein anderer Fall). Strikt wendet er sich gegen eine Ökumene, die bei der gemeinsamen Feier des Mahls beginnt, statt darin den krönenden Abschluß zu sehen. Was aber, wenn in diesem Fall die belächelten "gutmeinenden Christen" auch theologisch viel weiter sind als die kirchliche Hierarchie, für die das Buch sonst viele kritische Worte findet?

Aber ein Prediger darf verkürzen, zuspitzen, provozieren. Vielfach findet sich Apologetik im guten Sinne: im Versuch nämlich, die uns fremde und anstößige biblische und theologische Rede, etwa von Sünde, Leiden und Gericht, so zu entfalten, daß sie den Leser heute anspricht und trifft. Hinter der Hermeneutik der Fremdheit tritt eine Predigtkunst vor, die das scheinbar Fremde, Vergangene und Abstruse gerade als das bedrängend Aktuelle zu erkennen gibt. Theologie wird hier zu Markte getragen, und das ist gut so, denn da gehört sie (auch) hin.

HERMUT LÖHR

Klaus Berger: "Jesus". Pattloch Verlag, München 2004. 704 S., geb., 28,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen etwas zwiespältigen Eindruck hat Klaus Berges umfangreiches Jesus-Buch bei Rezensent Hermut Löhr hinterlassen. Skeptisch zeigt er sich gegenüber dem Ansatz Bergers, der sich von der kritischen Bibelwissenschaft distanziert, um stattdessen eine postmoderne Jesus-Darstellung zu geben. Was für Berger unter anderem bedeutet: "Bis zum Erweis des Gegenteils sind die neutestamentlichen Berichte (im Sinne der Historiker) als historisch wahr anzunehmen." Während Löhr in diesem Punkt doch deutlich anderer Ansicht ist als der Autor, freut er sich andererseits über die Fülle von "zutreffenden Einsichten", die geeignet seien, populäre Missverständnisse über Jesus zu beseitigen. Generell scheint dem Rezensenten hier eher ein Prediger als ein Wissenschaftler am Werk zu sein. Ein Prediger aber darf nach Ansicht von Löhr "verkürzen, zuspitzen, provozieren". Und oft genug gelingt es Berger fremde und anstößige biblische und theologische Rede, etwa von Sünde, Leiden und Gericht, so zu entfalten, dass sie den Leser heute ansprechen und treffen, lobt der Rezensent.

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