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Sie nennen ihn »Diamanten Eddie«, Juwelen und Pelze sind sein Spezialgebiet. Stets elegant gekleidet, charmant und intelligent, ist Edward Kray gern gesehen an den Spieltischen und Theken der Stadt, wo er großzügig jeden gelungenen Coup feiert. Er reist quer durch Europa, nach Frankreich, Belgien, Holland und Griechenland, macht keine Pläne, spart nichts - ein Leben im Jetzt. Doch in seinen Träumen kehren die dunklen Bilder der Vergangenheit zurück: 1939 verliert der fünfzehnjährige Edward beim ersten Fliegerangriff der Deutschen auf das südostpolnische Zamosc seine Familie und gerät in die…mehr

Produktbeschreibung
Sie nennen ihn »Diamanten Eddie«, Juwelen und Pelze sind sein Spezialgebiet. Stets elegant gekleidet, charmant und intelligent, ist Edward Kray gern gesehen an den Spieltischen und Theken der Stadt, wo er großzügig jeden gelungenen Coup feiert. Er reist quer durch Europa, nach Frankreich, Belgien, Holland und Griechenland, macht keine Pläne, spart nichts - ein Leben im Jetzt. Doch in seinen Träumen kehren die dunklen Bilder der Vergangenheit zurück: 1939 verliert der fünfzehnjährige Edward beim ersten Fliegerangriff der Deutschen auf das südostpolnische Zamosc seine Familie und gerät in die Hände der Gestapo. Als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt, verbringt er sechs Jahre in Arbeits- und Straflagern und bleibt nach Kriegsende dennoch im Land. Im zerstörten Düsseldorf lernt er die lebenshungrige Marianne kennen und wird zwischen den Verheißungen des Wirtschaftswunders, dem Chaos und der Neuordnung der Nachkriegszeit zum erfolgreichen Hehler und Dieb.Sabine Kray erzählt in ihrem ersten Roman mit Klarsicht und Gespür für die Atmosphäre der Zeit die Lebensgeschichte von »Diamanten Eddie« und setzt damit ihrem Großvater Edward Kray ein literarisches Denkmal.
Autorenporträt
Sabine Kray wurde 1984 in Göttingen geboren und lebt heute in Berlin, wo sie als Autorin und Übersetzerin arbeitet und sich als Mentorin für junge Mädchen mit Migrationshintergrund bei der Bürgerstiftung Neukölln engagiert. »Diamanten Eddie« ist ihr Debüt und erschien 2014 bei der FVA.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Entdeckung!, ruft Beate Tröger begeistert über den Roman von Sabine Kray. Das Talent der Autorin, die hier die Geschichte ihres Großvaters, seine Leiden als Zwangsarbeiter der Nazis und später sein wildes Hochstaplerleben im Mönchengladbach der Nachkriegszeit dokumentiert und fiktionalisiert, steht für Tröger außer Zweifel. Dass ihr der turbulente Stoff in die Hände spielt ist das eine, das andere ist laut Tröger Krays Fähigkeit, die Geschichte einfühlend auszubreiten und dennoch Distanz zu halten, um nicht in Betroffenheit zu verfallen. An spektakulären Szenen und lebensprallen Dialogen ist das Buch laut Rezensentin reich. Die Ausgewogenheit zwischen Biografie und Historie findet sie bestechend. Kurz: für Tröger ein wirklich gelungener Roman.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.07.2014

Auch Mönchengladbach hatte seinen Felix Krull
Großvaters wildes Nachkriegsleben im Milieu: Sabine Krays Romandebüt erzählt von "Diamanten Eddie"

Man hat den größeren Teil des Buches bereits gelesen, da stößt man in "Diamanten Eddie" auf eine Szene, aus der die ganze Kunst seiner Autorin hervortritt. Da spricht ein Sohn mit seinem Vater und fragt ihn, ob er Fotos seiner Enkelin sehen wolle. Der zuvor unruhige Vater, die Titelfigur des Romans, bejaht und entspannt sich: "Zum ersten Mal seit Stunden ist das Blinzeln, der rastlose, suchende Blick verschwunden", heißt es über Eddie, von dem sich sein Sohn zu diesem Zeitpunkt schon lange distanziert hat. Die Szene endet damit, dass sich der Sohn, der dem Vater aus Mitleid aus einer drohenden Patsche geholfen hat, von einem Kriminellen verabschiedet, von dem er in seiner Jugend gehofft hatte, er möge sich zum Besseren ändern. Achim geht in dem Gefühl, "den Vater ein zweites Mal verloren zu haben".

Das Baby, das er Eddie gezeigt hat, ist Sabine, das literarische Alter Ego der Autorin, das hier ein einziges Mal direkt erwähnt wird, und man kann aus dieser Szene ablesen, wie es Sabine Kray gelingt, sich in ihren Stoff einzufühlen und dennoch Abstand zu wahren. "Diamanten Eddie" ist ein Roman über das Leben ihres Großvaters, eines Diebs und Hehlers, dem in der Familie nachvollziehbarerweise wenig Achtung und Aufmerksamkeit zuteilwurde. Kray hat sich auf Spurensuche begeben, und schreibend vermittelt sie sowohl die Distanz, die es braucht, damit kein plattes Betroffenheitsgerede herauskommt, als auch die Nähe, die dennoch nötig ist, um Affekte beim Leser hervorzurufen.

Zugegebenermaßen ist die Geschichte ihres 1924 geborenen Großvaters ein geeigneter Romanstoff. Eddie, im Mönchengladbach der Nachkriegszeit bekannt wie ein bunter Hund, erscheint als Hochstaplerfigur vom Kaliber eines Felix Krull: "Wer den Eddie nicht kannte, ist kein Gladbacher." Sätze wie diese hörte die Autorin häufiger bei der Recherche. Spektakulär ist gleich die Eingangsszene, in der Eddie in einer Diskothek nach einem Staubsauger ruft, weil er versehentlich seine Brillanten hat fallen lassen.

In Krays Roman wird das wilde Nachkriegsleben des Großvaters zur Kehrseite seiner Jugenderfahrungen. Als Fünfzehnjähriger verlor Eddie beim Einmarsch der deutschen Truppen in seine polnische Heimatstadt Eltern und Geschwister. Er schlug sich allein durch, doch als er Zigeuner im Haus der Eltern wohnen ließ, war das Grund genug für die Gestapo, ihn in einem Arbeitslager zu internieren. Dort erfuhr Eddie Willkür und Quälereien zuhauf. Sabine Kray findet für das Leid eine kraftvolle Sprache: "Der Schmerz wurde Farbe. Weiß und gelb waberte er vor seinen Augen, Schlüsselblumengelb, Anemonenweiß, Kachelweiß, Pissgelb."

1945, endlich frei, beginnt Eddie seine Karriere in der Halbwelt und verliebt sich in Gisela, mit der er den Sohn Achim zeugen wird. Die Verbindung bricht schnell auseinander, Eddie wird sich später in Düsseldorf mit der halbseidenen Marianne zusammentun, die ihn in Sachen krimineller Energie noch übertrifft. Vor- und Rücksprünge in der Chronologie, lebendige, glaubwürdige Dialoge und das differenzierte Einbetten der großväterlichen Biographie in den zeitgeschichtlichen Rahmen samt detailreichen Schilderungen von Heimspielen von Borussia Mönchengladbach lassen "Diamanten Eddie" zu einem psychologisch facettenreichen Buch werden und seine Titelfigur zum Stellvertreter von mehr als zwölf Millionen Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkriegs und derjenigen, die durch den Verlust ihrer Familie, ihrer Heimat und weitere Kriegserlebnisse seelisch versehrt wurden.

Eddie erscheint in diesem an irrwitzigen und erschütternden Szenen prallvollen Roman als Sieger und Verlierer zugleich. Gelegentlich ufert das detailreiche Material aus, das große Talent Sabine Krays steht aber außer Zweifel. Ihrem Verlag, der in jüngerer Vergangenheit so interessante Autorinnen wie Nora Bossong oder Marion Poschmann bekannt machte, ist einmal mehr eine Entdeckung geglückt.

BEATE TRÖGER

Sabine Kray: "Diamanten Eddie". Roman.

Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2014. 698 S., geb., 24,90 [Euro]

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Eddie [ ] erscheint als Hochstaplerfigur vom Kaliber eines Felix Krull [ ]." FAZ "Vor- und Rücksprünge in der Chronologie, lebendige, glaubwürdige Dialoge [ ] lassen Diamanten Eddie zu einem psychologisch facettenreichen Buch werden." FAZ