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Produktdetails
  • Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
  • Originaltitel: Si menges uno llimona sense fer ganyotes
  • Seitenzahl: 109
  • Erscheinungstermin: 27. August 2008
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 233g
  • ISBN-13: 9783627001537
  • ISBN-10: 3627001532
  • Artikelnr.: 23846353
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2009

Abgrund in Serie
Saure Zitronen aus Katalonien: Erzählungen von Sergi Pàmies
Ich würde lieber nicht. Mehr Worte brauchte der katalanische Schriftsteller Sergi Pàmies nicht, um 2007 eine Absage zu formulieren, die bis in hiesige Breiten Wellen schlug – zugegeben, kleinere Wellen, Kräuselungen des Wasserspiegels eher, am Ort ihres Ursprungs in Barcelona aber mochte es durchaus brodeln. Mit seiner Aufrufung der Formel von Herman Melvilles antriebslosem Bartleby nämlich lehnte Pàmies als erster bekannter in katalanischer Sprache schreibender Schriftsteller die Einladung ab, am damaligen Länderschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse teilzunehmen.
Freundlich kopfschüttelnd düpierte Pàmies das Vorhaben der Zweisprachenregion, ausschließlich Katalanisch schreibende Schriftsteller als Frankfurter Ehrengäste zu salben, wo diese doch recht eigentlich gemeinsam mit ihren Spanisch schreibenden Kollegen Tür an Tür und Veröffentlichung an Veröffentlichung leben. Während aber etwa das Barcelona des Spanisch schreibenden Carlos Ruiz Zafón ein Millionenpublikum findet, harrt eine auf Katalanisch verfasste Literatur auch zwei Jahre nach dem Messe-Spektakel noch immer ihrer Entdeckung.
Falls es überhaupt um Entdeckungen geht. Denn nein, man kann Pàmies’ ersten seit fast zehn Jahren auf Deutsch veröffentlichten Erzählungsband mit noch so viel Pioniergeist lesen, man wird in ihm kaum ein Spurenelement wie auch immer gearteter landestypischer Eigenart aufstöbern. Glatt und störungsfrei steuern seine kurzen, meist nur zwei bis drei Seiten langen Geschichten auf ihre Pointen zu. In jeweils neu konfektionierter Tonlage und Geschwindigkeit wird Konstellation für Konstellation bis zur jeweiligen Auflösung bereinigt. Unrauer, uncharakteristischer und damit ferner von jedem Anflug von angeheischter Nationalliteratur lässt sich kaum schreiben.
Was beileibe nicht das Schlechteste verheißen müsste. Sergi Pàmies’ Erzählschnipsel könnten überall spielen und funktionieren, wo es Männer und Frauen, Familien und Familienprobleme, Arbeit und nach bloßer Nähe zur Arbeit ausgewählte Wohnanlagen gibt.
Ist noch was zu erledigen?
Ob Zufalls-Rendezvous eines hoffnungslosen Falles, Lebensrhythmuswechsel eines Gewohnheitstiers oder vermeintliche Sterbesekunde eines Vaters, es ist von allem etwas dabei und steuert wieder und wieder auf das zu, was dem Westen anscheinend an Schicksalsmomenten verblieben ist: „Einen Augenblick lang frage ich mich, ob ich noch etwas zu erledigen habe, verneine die Frage, lösche das Licht, strecke mich aus und beginne zu weinen, den Kopf ins Kissen gedrückt, um die Nachbarn nicht zu stören.”
„Wie man in eine Zitrone beißt, ohne das Gesicht zu verziehen” serviert spielerisch Potpourris aus der gleichgeschalteten Welt. Im Niemandsland zwischen Petitesse und Sekundennovelle klaffen Abgründe, in denen es sich Pámies gut eingerichtet hat. Das aber wirkt im Ergebnis leider mehr blubbernd als brodelnd: Klug und routiniert von einem zurückhaltenden Könner geschrieben, in Serie geschaltet jedoch auf so sedierend widerstandslose Art und Weise brav, dass man zwar eigentlich immer weiter lesen könnte, aber nein, aufhören, stopp, würde man lieber nicht. FLORIAN KESSLER
SERGI PÀMIES: Wie man in eine Zitrone beißt, ohne das Gesicht zu verziehen. Erzählungen. Aus dem Katalanischen von Kirsten Brandt. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2008. 109 Seiten, 17,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ganz nett scheinen Florian Kessler diese Erzählungen des katalanischen Schriftstellers Sergi Pamies. Echte Begeisterung sieht allerdings anders aus. Die kurzen Geschichten findet er "glatt", "routiniert" und "klug", frei von allem, was an Nationalliteratur denken ließe, geschrieben von einem "Könner". Die Geschichten - es geht zum Beispiel um das Rendezvous eines hoffnungslosen Falles, um den Lebensrhythmuswechsel eines Gewohnheitstiers oder um die vermeintliche Sterbesekunde eines Vaters - könnten seines Erachtens überall spielen. Zwei, drei von diesen Geschichten wären für ihn ja in Ordnung, aber auf die Dauer, wie im vorliegenden Fall, wirkt das Ganze auf ihn ziemlich "brav" und im Endeffekt "blubbernd".

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