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Hannah, eine junge Malerin, ist auf dem Weg in eine fremde Stadt. Im Flugzeug sitzend sieht sie auf den unbekannten Ort unter sich: Irgendwo da unten muß sich das Haus befinden, in dem sie die nächsten drei Monate verbringen wird, eingeladen von einem in der Szene bekannten, sehr reichen Kunstsammler. Sie soll sein Portrait malen. Eine Bedingung des Vertrags besagt, daß sie dabei für drei Monate das Grundstück nicht verlassen darf. Doch in dem Maße, wie das Portrait Form annimmt und sie die Zeit mit dem Hausherrn im Atelier verbringt, wächst ihr Unwohlsein. Die große Villa ist wie…mehr

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Produktbeschreibung
Hannah, eine junge Malerin, ist auf dem Weg in eine fremde Stadt. Im Flugzeug sitzend sieht sie auf den unbekannten Ort unter sich: Irgendwo da unten muß sich das Haus befinden, in dem sie die nächsten drei Monate verbringen wird, eingeladen von einem in der Szene bekannten, sehr reichen Kunstsammler. Sie soll sein Portrait malen. Eine Bedingung des Vertrags besagt, daß sie dabei für drei Monate das Grundstück nicht verlassen darf. Doch in dem Maße, wie das Portrait Form annimmt und sie die Zeit mit dem Hausherrn im Atelier verbringt, wächst ihr Unwohlsein. Die große Villa ist wie ausgestorben. Die Angestellten zeigen ihr die kalte Schulter. Ihre Ausflüge in das große, parkähnliche Grundstück zeigen ihr, das hier vieles nicht stimmt. Die anfängliche Idylle entwickelt sich zur Katastrophe. Der Sammler kontrolliert sie, beobachtet sie wie eine Trophäe. Sie erfährt, daß er zuvor einen jungen Maler unterstützt hat, der dann Selbstmord beging. Sie versucht zu fliehen, aber der Sammler
weiß das zu verhindern. Doch Hannah gelingt am Ende der rettende Absprung.
Autorenporträt
Zoë Jenny wurde 1974 in Basel geboren. Ihr erster Roman »Das Blütenstaubzimmer« (FVA 1997) wurde in 27 Sprachen übersetzt und zum weltweiten Bestseller. In der Frankfurter Verlagsanstalt sind ihre Romane »Der Ruf des Muschelhorns« (2000) und »Das Portrait« (2007), sowie ihre Erzählungen »Spätestens morgen« (FVA 2013) erschienen. Zoë Jenny lebt heute in Breitenfurt bei Wien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2007

Kleines Mädchen, große Villa
Ein Künstlerinnendama: Zoë Jennys vierter Roman "Das Porträt"

Schönheit, Jugend und ein perfekt ausgebildeter Sinn für effizientes Marketing lagen am Ursprung des gigantischen Anfangserfolges. Mit ihrem Debüt "Das Blütenstaubzimmer" (1997) schlug die kaum dreiundzwanzigjährige Zoë Jenny alle eidgenössischen Rekorde. Nur noch Max Frisch kann es unter den Schweizer Schriftstellern in Bezug auf die verkauften Exemplare des Erstlings mit dem Shootingstar aufnehmen. Rund 400 000 Exemplare gingen bis heute über den Verkaufstisch, rechnet man Hardcover und Taschenbücher zusammen. Der Roman wurde in siebenundzwanzig Sprachen übersetzt.

Die Zeichen der Zeit standen allerdings günstig. Das Publikum war entzückt über das unerwartete Auftauchen eines Fräuleinwunders und begeistert über den glaubwürdigen Ton der Abrechung eines Kindes der 68er, das über das dominierende Lebensgefühl seiner Generation berichtete: Angst, Haltlosigkeit und der Verlust des Urvertrauens. Zu den literarischen Zutaten dieses Erfolgs kamen die Lust an der Selbstinszenierung und ein geschicktes Spiel mit den Medien. Doch danach ging es nur noch bergab.

Die nächsten beiden Romane, "Der Ruf des Muschelhorns" (2000) und "Ein schnelles Leben" (2002) wurden von der Kritik einhellig verrissen, auch der Verkaufserfolg hielt sich in Grenzen. Der Aufbau Verlag, zu dem Zoë Jenny wechselte, verkaufte von ihrem dritten Roman 60 000 Exemplare. Der Jungstar war mit einem attraktiven finanziellen Angebot von der Frankfurter Verlagsanstalt weggelockt worden. Nach Unstimmigkeiten mit dem Aufbau Verlag kehrte Zoë Jenny jetzt mit ihrem vierten Buch zu ihrem Entdecker zurück, dem Verleger Joachim Unseld. Sollen über diesen Umweg nochmals die seligen Anfänge beschworen werden?

Der Sturz vom Sockel demonstriert die exemplarische Karriere eines Jugendidols. Der Weg vom Höhenflug zum Katzenjammer ist auf diesem Feld erstaunlich kurz. Je größer der Erfolg, desto mehr Hohn und Häme drohen beim kleinsten Fehler. Insofern verrät der Fall Zoë Jenny viel über den teils gedankenlosen, teils gnadenlosen Umgang der Branche mit Talenten. Die Crux ihres neuen, vierten Romans zeigt sich allerdings schon im Stoff. Bestechend an ihrem Erstling war, dass er die erbärmlichen Seiten der 68er Helden entlarvte und die Beschädigungen der Kindergeneration nachvollziehbar transportierte. Genau dies missrät mit der Künstlernovelle "Das Porträt". Die Geschichte der jungen Künstlerin Helen, die den steinreichen R. porträtieren soll, der sein Geld mit dubiosen Geschäften in Russland gemacht, und jetzt durch Kunst nobilitiert werden will, entpuppt sich als ein künstlich mit Bedeutung aufgepumptes Konstrukt.

Dabei wäre der Grundgedanke durchaus brauchbar. Zoë Jenny möchte die Figur eines unnahbaren, undurchschaubaren Egozentrikers zeichnen, der die junge Malerin zuerst mit einem atemberaubenden finanziellen Angebot verführt und sie dann in seiner pompösen Villa gefangen nimmt. Immer wieder brechen durch den harmlosen Text irritierende Misstöne, die ahnen lassen, dass der Autorin das komplizierte Psychogramm einer zerrissenen Figur vorschwebte, die nie ganz zu fassen ist und deren abgründige Motive im Dunkeln bleiben. Ein ambitiöser Plan. Allein, um den zwischen Gut und Böse, zwischen Gletscherkälte und Feuer, zwischen Grausamkeit und Hilflosigkeit oszillierenden Charakter zu entwerfen, fehlen der Schriftstellerin die sprachlichen und gestalterischen Mittel. Das ist die Generalschwäche, welche die Kraft des Textkörpers von Anfang an untergräbt.

Die Malerin Helen und ihr Bruder, der Pianist Gabriel, wachsen als Schwesterlein und Brüderlein in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihre Beziehung ist symbiotisch. Was der Bruder mit dämonischem Spiel zum Klingen bringt, will die Schwester mit dem Pinsel auf die Leinwand bannen. Zoë Jenny spricht von Kunst und Wahnsinn - in ihrem Text gerinnt dieser Anspruch zum platten Klischee. Viel zu unschuldig ist die Geschichte, die sich jetzt entspinnt. Schon als Kind beobachtet Helen mit Vorliebe die Tiere im Zoo und zeichnet sie. Mit der Zeit entwickelt sie daraus eine regelrechte Manie. Trifft sie Menschen, setzt sie ihnen in Gedanken Tierköpfe auf. Wo auch immer sie hinschaut, sieht sie Schildkrötenhälse, Froschaugen, schütteres Hyänenhaar oder Affenschädel. Gewiss, ein origineller Einfall, aber die Naivität, mit der er sprachlich umgesetzt wird, lässt den Effekt wie eine Seifenblase zerplatzen.

Naivität grundiert auch Kulisse und Fortgang der Geschichte. Der alte Despot trifft auf die junge Frau, nachdem sie einen Künstlerwettbewerb gewonnen hat. Er bietet ihr einen Vertrag an, der sie verpflichtet, so lange in der Dienstbotenwohnung seines protzigen Anwesens zu wohnen, bis sie sein Bild vollendet hat. Der glitzernde Reichtum, mit dem das Mädchen im Kristallleuchterimperium konfrontiert wird, verstört es nachhaltig. Trotzdem ist es gegenüber dem Geld nicht unempfindlich, sondern lässt sich bereitwillig verführen. Mit der Zeit gerät Helen in eine unerklärliche Abhängigkeit. Einmal will sie fliehen und kehrt aus unerfindlichen Gründen zurück. Die frostige Indifferenz des Kunsthändlers stößt sie ab, sein Hang zu gefühlloser Härte verrät sich, ach Gott, definitiv, als Helen im Garten einen Vogel mit gebrochenem Flügel entdeckt. Während sie das verletzte Tier bergen will, findet er rasch eine effiziente Lösung. Er nimmt den Vogel in die Hand, zerdrückt ihn und wirft ihn der Katze zum Fraß vor. Solche Episoden sind gut gemeint und treuherzig geschrieben, also literarisch völlig unzulänglich. In diesen Passagen touchiert die Schriftstellerin ihre Grenzen. Der Stoff bleibt sperrig, die Figurenzeichnung unglaubhaft, die Atmosphäre unecht, das Drama erzwungen. Authentizität war das Markenzeichen ihres furiosen Debüts - an der Künstlichkeit scheitert sie in ihrem vierten Roman.

PIA REINACHER

Zoë Jenny: "Das Porträt". Roman. Frankfurter Verlagsanstalt. Frankfurt am Main 2007. 205 S., geb., 20,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.11.2007

Der Stil der erstbesten Assoziation
„Das Portrait”: Zoë Jenny, das einstige Fräuleinwunder, legt einen neuen Roman vor
In der Hölle, hat die frühere amerikanische Außenministerin Madeleine Albright einmal gesagt, gebe es einen eigenen Raum für Frauen, die anderen Frauen nicht helfen. Gleich daneben ist vermutlich der Raum für Frauen, die andere Frauen verreißen, und schon deshalb würde man den neuen Roman von Zoë Jenny gerne gut finden. Man würde ihn auch gerne gut finden, weil Zoë Jenny, nachdem sie als 23-Jährige mit ihrem Debüt „Das Blütenstaubzimmer” kurz zur Galionsfigur der Fräuleinwunder-Literatur geworden war, beharrlich weitergeschrieben hat. Sie hat einen Roman über ein Mädchen vorgelegt, das von seiner Mutter verlassen wird, „Der Ruf des Muschelhorns”, und einen über ein Mädchen, das sich in einen Skinhead verliebt, „Ein schnelles Leben”, die beide ziemlich furchtbar sind. Zoë Jenny, Jahrgang 1974, hat auch noch geschrieben, als sie längst aus dem Fräuleinalter hinaus war und die Kritik nur mehr Häme für sie übrig hatte. Und Zoë Jenny schreibt auch jetzt noch, da die anderen Fräuleins ins Mutterfach gewechselt oder sonstwie in der Versenkung verschwunden sind.
Sagen wir, wie es ist: Auch „Das Portrait” ist kein besonders gutes Buch. Es geht um eine junge Malerin namens Helen, die eines Tages von einem Mäzen einen gutdotierten Auftrag bekommt. Sie muss drei Monate in dessen abgeschiedener Villa verbringen und ein Porträt von ihm malen. Der Gönner ist allerdings nicht nur Unternehmer und Kunstsammler, sondern auch ein hässlicher alter Mann, der seinen Gefallen daran findet, die junge Frau zu demütigen. Er überwacht sie auf Schritt und Tritt, zerstört mutwillig ihr Bild, und nachdem sie sich einmal mit heißem Wasser verbrüht hat, kommt er ihr nicht zu Hilfe. Als Helen begreiflicherweise die Flucht ergreift, holt er sie mit einer grausamen List wieder zurück. Aber auch die junge Malerin hat ihre Psychotricks, und am Ende wird sie es sein, die über den Alten triumphiert.
Das Atelier als Austragungsort zwischenmenschlicher Machtspiele wäre als Idee für einen psychologischen Roman eigentlich völlig ausreichend. Jennys Ehrgeiz scheint jedoch darin zu bestehen, eine möglichst große Palette an Motiven, besser: Klischees aus dem Künstler- und Bildungsroman in ihr Buch zu verfrachten. Da wäre die Künstlerin, die sich gegen die Widrigkeiten des Lebens durchsetzen muss, oder das Kunstwerk, dessen Vollendung einem das Letzte abverlangt. Damit nicht genug, ist Helen auch noch ein Waisenkind und wächst mit ihrem Bruder in bitterer Not auf, bis sie sich selber das Malen beibringt (und der Bruder das Klavierspielen). Als Malerin arbeitet sie dann in einer kalten Mansarde und trinkt, wie im Künstlermilieu so üblich, schwarzen Espresso.
Bei Jenny ist alles genau so, wie man es erwarten würde. Arme Kinder tragen wollene Strümpfe und die Schlüssel an einer Schnur um den Hals. In einer Villa gibt es einen Gärtner und einen Butler, auf Vernissagen wird Champagner getrunken. Die Charaktereigenschaften sind den Figuren angepappt wie Anziehpüppchen aus Papier die Kleidung. Die Malerin Helen ist „ganz in ihre Welt versunken”, der reiche Geschäftsmann hat sein Geld „mit Ölgeschäften in Russland gemacht”. Er, der den ganzen Roman über geheimnisvoll mit „R.” abgekürzt wird, könnte geheimnisloser nicht sein. Zur jungen Künstlerin ist er deshalb so böse, weil er selbst eigentlich Künstler werden wollte. „Alles habe ich versucht, um in die Kunstakademie aufgenommen zu werden, aber ich bin durch die Prüfung gefallen, immer wieder.” Am Ende hat man nicht das Gefühl, einen Künstlerroman vor sich zu haben, sondern „Die Schöne und das Biest”, allerdings in der Musicalfassung fürs Tourneetheater.
Nicht weniger hölzern ist das, was Zoë Jenny über die Kunst ihrer Hauptfigur schreibt. „Haut zu malen war das Schwierigste. Wie lange hatte sie gebraucht, die richtigen Farben zu mischen, um die kleinsten Färbungen der Haut so plastisch einzufangen.” Die Banalität von Helens Malerei wird nur noch übertroffen durch Jennys sprachliche Bilder. Gebäude sehen aus der Luft aus „wie Spielzeughäuser”, ein Flugzeug wirkt, „als hinge es an unsichtbaren Schnüren in der Luft.” Überhaupt die Sprache. Jenny pflegt einen Stil der erstbesten Assoziation. Geguckt wird stets „neugierig”, ein Akzent ist „markant”, und neue Dinge machen einen „aufgeregt”. Wenn man sich „zwischen Traum und Wachsein” befindet, ist das ein „diffuses Zwischenstadium”. Es ist eine Sprache, die nichts will, eine Sprache, mit der man auf Nummer sicher geht wie mit einer Van-Gogh-Reproduktion im Wohnzimmer.
Nur an einer Stelle wagt sich Jenny ein wenig aus der Reserve. Bei der Eröffnung von Helens erster Ausstellung treibt sich auch ein Kritiker herum, der einen Mund hat „wie das Abbild eines schlechten Lebens”, wie es an einer Stelle so schön heißt. Wenn der Journalist auf der Suche nach einem unverbrauchten Talent seine Fragen auf die Malerin „abschießt” und die nur „Ich kann es nicht erklären” stammelt, blitzt kurz lakonischer Spott über den Kunstbetrieb auf. Ein paar Absätze lang spürt man etwas von dem Leidensdruck, der Zoë Jenny vielleicht dazu bewogen haben mag, über eine junge Künstlerin zu schreiben, die hin- und hergerissen ist zwischen der verzweifelter werdenden Sehnsucht nach Erfolg und dem Bedürfnis, alles hinzuwerfen.
Darüber hätte man gerne einen Roman gelesen, aber Jenny hatte auf so etwas entweder keine Lust oder sie fand keine Worte dafür. In seiner Kritik nennt der Journalist die Malerin übrigens eine „mundfaule Künstlerin”. Gemein, aber wahr. Man sieht sich dann in der Hölle wieder. VERENA MAYER
ZOË JENNY: Das Portrait. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2007. 205 Seiten, 19,90 Euro.
Das Atelier als Austragungsort zwischenmenschlicher Machtspiele Foto: moodboard/corbis
Zoë Jenny Foto: Keystone/a. d. valle
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Eigentlich findet die Rezensentin Barbara von Becker die Ausgangskonstellation von Zoe Jennys jüngstem Roman durchaus reizvoll. Ein reicher Sammler engagiert die junge Malerin Helen für drei Monate, in denen sie, in seiner Villa lebend und arbeitend, sein Porträt malen soll. Aus diesem viel versprechenden Beginn entwickle sich aber eine alles andere als überzeugende Geschichte. Was daran liegt, zum einen, dass Jenny den Roman mit "bedeutungsschwerer Symbolik" überlädt, zum anderen aber ist das ganze, seufzt die Rezensentin, vor allem stilistisch schwer auszuhalten. Papierene Dialoge und der zielsichere Griff der Autorin zum jeweils nächstliegenden Sprachklischee machen die Lektüre ihrer Auskunft nach reichlich mühsam. Um die angezielte Unheimlichkeit überzeugend spürbar werden zu lassen, bedürfte es einer "subtilen Raffinesse", die Zoe Jenny nach Ansicht der Rezensentin leider fehlt.

© Perlentaucher Medien GmbH