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Stimme aus dem Verlag "Seit dem 11. September und dem Irak-Krieg hat das Interesse am Islam zugenommen. Der Konflikt zwischen den beiden Kulturen Islam und Abendland ist jedoch schon sehr alt. Gerhard Schweizer setzt sich gründlich und informativ mit seiner Geschichte auseinander." Katharina Wilts, Leiterin der Presseabteilung, Klett-Cotta Verlag
Der Kulturwissenschaftler Gerhard Schweizer zeigt anhand persönlicher Eindrücke sowie an zahlreichen Beispielen aus Geschichte und unmittelbarer Gegenwart, auf welch vielfältige Weise die islamische und die abendländische Welt kulturell miteinander
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Produktbeschreibung
Stimme aus dem Verlag
"Seit dem 11. September und dem Irak-Krieg hat das Interesse am Islam zugenommen. Der Konflikt zwischen den beiden Kulturen Islam und Abendland ist jedoch schon sehr alt. Gerhard Schweizer setzt sich gründlich und informativ mit seiner Geschichte auseinander."
Katharina Wilts, Leiterin der Presseabteilung, Klett-Cotta Verlag

Der Kulturwissenschaftler Gerhard Schweizer zeigt anhand persönlicher Eindrücke sowie an zahlreichen Beispielen aus Geschichte und unmittelbarer Gegenwart, auf welch vielfältige Weise die islamische und die abendländische Welt kulturell miteinander verflochten sind; weshalb die Kulturmacht Islam während des Mittelalters Europa an Toleranz und Fortschrittlichkeit weit überlegen war; weshalb der Westen seit Beginn der Neuzeit den islamischen Orient in die Defensive drängte; weshalb der Fundamentalismus heute im islamischen Raum zu größeren Erschütterungen führen muss als in westlichen Industriegesellschaften.
Autorenporträt
Gerhard Schweizer, 1940 in Stuttgart geboren, promovierte an der Universität Tübingen in Empirischer Kulturwissenschaft. Er ist Experte für den Islam und hat dazu mehrere Bücher veröffentlicht, die als Standardwerke gelten. Er lebt als freier Schriftsteller in Wien. Einem breiten Publikum wurde er vor allem durch seine Bücher über den asiatischen und arabischen Raum bekannt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.12.2003

Nathan der Weise im Reich des Bösen
Gerhard Schweizer bekämpft die Vorurteile zwischen Islam und Abendland
Jedes Buch, in dem versucht wird, pauschale Vorurteile zu widerlegen, verdient Beachtung. Schon der Philosoph Baruch de Spinoza sagte im 17. Jahrhundert, dass es gerade die Vorurteile seien, die das richtige Denken des Einzelnen und das friedliche Zusammenleben der Menschen erschwerten. Trotz der zahlreichen, oft apologetischen Aufklärungsschriften über den Islam, kann davon ausgegangen werden, dass über die weltweit 1,5 Milliarden Muslime besonders viele Vorurteile verbreitet sind.
Es ist nicht leicht, gegen diese Vorurteile anzuschreiben, denn viele von ihnen sind zwar offensichtlich nur Vorurteile, sie basieren aber auf Fakten, die die Vorurteile als gerechte Aussagen erscheinen lassen. Dass alle Muslime mehr oder weniger die westliche Kultur hassen (oder potentielle Terroristen sind, oder die Weltherrschaft anstreben), ist selbstverständlich falsch; und dennoch kann nicht bestritten werden, dass die frommen Muslime of Schwierigkeiten mit „dem Westen” haben, dass die islamische Tradition den Krieg gegen Andersgläubige kennt und dass „der Islam” eine Weltreligion sein möchte, die das Judentum und das Christentum hinter sich gelassen und überboten hat.
Der in Wien lebende Schriftsteller Gerhard Schweizer, der extensiv den Orient bereist und schon mehrere Bücher über ihn veröffentlicht hat, möchte mit seinem neuen Buch für Toleranz gegenüber dem Islam werben und Vorurteile über ihn aus der Welt schaffen. Das geht nur dadurch, dass er Wissen über den Islam, die Muslime und den Orient vermittelt. Darum entwirft Schweizer in großen Zügen die Geschichte des etwa 1300 Jahre dauernden Konfliktes zwischen dem „Westen” und dem „Haus des Islam”. (Das Abendland und der Westen sind für den Autor Synonyme, gleichwohl bedeutet „Westen” im Arabischen seit den sechziger Jahren, spätestens jedoch seit dem Golfkrieg 1991 hauptsächlich Amerika.)
Auch wenn der rote Faden des Buches sich an dem Verlauf der Geschichte orientiert, geht der Autor nicht historisch, sondern topologisch sein Thema an. Wenn er den „Krieg der Konfessionen” behandelt, spricht er sowohl von „Sunniten und Schiiten” als auch von den „Spaltungen” im Christentum. Das Kapitel über den Fundamentalismus beschreibt die fundamentalistischen Strömungen im Christentum neben dem Aufkommen des islamischen Fundamentalismus in Ägypten. Die Toleranz der Muslime wird verbunden mit Lessings „Nathan der Weise”, die Juden unter muslimischer Herrschaft werden verglichen mit den Juden im christlichen Mittelalter. Und, natürlich, wird George W. Bushs Slogan von der „Achse des Bösen” konfrontiert mit Ayatollah Khomeinis Rede von dem „Reich des Bösen”.
Fortschritt und Gewaltherrschaft
Durch diese Vergleiche will der Autor zeigen, dass das, was die westlichen Denker an den Muslimen kritisieren, auch im Abendland zu finden ist, dass die Errungenschaften des Westens oft auch im Islam entdeckt werden können. Dennoch hütet sich der Autor, die scharfen Grenzen zwischen dem Islam und dem Abendland zu nivellieren; durch seine Methode will er nur den Blick auf das jeweils Andere entpolemisieren und ihn dadurch schärfen. Pauschalurteile à la „der Islam ist im Gegensatz zum Westen . . .” werden so unterbunden, denn es bedarf der Differenzierung. Auf diese legt der Autor besonderen Wert. So schreibt er zum Beispiel nicht über den „Islamismus”, sondern über „Modellfälle des Islamismus” und unterscheidet zwischen dem Islamismus in Algerien, im Iran, in Afghanistan, in der Türkei und in Indonesien.
Auch die arabische sozialistische „Baath”-Partei (1943 von dem marxistischen Christen Michel Aflak in Damaskus gegründet und ab 1979 besonders im Irak durch Saddam Hussein vertreten), wird trotz der 24-jährigen Gewaltherrschaft des irakischen Diktators nicht pauschal verdammt: „In den ersten zwei Jahrzehnten ihrer Macht haben die syrischen wie die irakischen Baath-Sozialisten beachtliche Fortschritte in der Bildungspolitik, der Alphabetisierung sowie in der Frauenemanzipation erzielt.”
Auch wenn das Buch fast ohne gelehrte Anmerkungen für eine breite Leserschaft geschrieben ist, simplifiziert es nicht, sondern zeigt, wie kompliziert die Beziehungen zwischen dem Islam und dem Abendland waren und sind. Hier wird Aufklärung nicht durch Vereinfachung betrieben, sondern durch den Nachweis von Differenzen und Ähnlichkeiten. Nur wenn diese gesehen werden, kann der viel beschriebene „Kampf der Kulturen” ersetzt werden durch einen Dialog zwischen den Kulturen.
FRIEDRICH NIEWÖHNER
GERHARD SCHWEIZER: Islam und Abendland. Geschichte eines Dauerkonflikts. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2003. 381 Seiten, 19 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für Friedrich Niewöhner ist es grundsätzlich ein Verdienst, gegen "pauschale Vorurteile" anzuschreiben, und schon deshalb ist diesem Buch über den Gegensatz von Islam und dem Abendland seine Anerkennung sicher. Dem in Wien lebenden Gerhard Schweizer gehe es in seiner Studie um "Toleranz" und Aufklärung, betont der Rezensent, der angetan bemerkt, dass der Autor dieses nicht durch "Vereinfachung", sondern durch differenzierte Faktenvermittlung zu erreichen sucht. Desgleichen versucht Schweizer in seinen Gegenüberstellungen zwischen Islam und dem Abendland nicht, die Unterschiede klein zu reden, lobt der Rezensent. Durch den nach Themen gegliederten Aufbau des Buches rücken interessante Vergleiche in den Blick, die deutlich machen, dass vieles, was dem Islam vom Westen vorgeworfen wird, auch dort zu kritisieren ist, während gleichzeitig viele "Errungenschaften" des Westens auch im Islam zu finden sind, so Niewöhner zustimmend. Ein Buch, dass Vorurteilen durch differenzierte Information entgegentritt, so das abschließende eingenommene Urteil des Rezensenten.

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