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Peter Bender stellt künftigen Jahrzehnten die Frage, was es heißen wird, unter der Hegemonie ´einer´ Macht zu leben. Politisch und strategisch waren Italien und Nordamerika Inseln, auf denen Römer und Amerikaner eine ungeheure Macht ansammelten. Innerhalb von 75 Jahren (264 –190 v. Chr. und 1917 –1991) wurden beide in Kriegen, in die sie teilweise ungewollt gerieten, zu den beherrschenden Mächten der Welt ihrer Zeit. Neben gewaltigen Unterschieden beobachtet der Autor erstaunliche Ähnlichkeiten. Sind die Amerikaner die Römer unserer Zeit? Peter Bender spekuliert nicht, sondern befragt die…mehr

Produktbeschreibung
Peter Bender stellt künftigen Jahrzehnten die Frage, was es heißen wird, unter der Hegemonie ´einer´ Macht zu leben. Politisch und strategisch waren Italien und Nordamerika Inseln, auf denen Römer und Amerikaner eine ungeheure Macht ansammelten. Innerhalb von 75 Jahren (264 –190 v. Chr. und 1917 –1991) wurden beide in Kriegen, in die sie teilweise ungewollt gerieten, zu den beherrschenden Mächten der Welt ihrer Zeit. Neben gewaltigen Unterschieden beobachtet der Autor erstaunliche Ähnlichkeiten.
Sind die Amerikaner die Römer unserer Zeit? Peter Bender spekuliert nicht, sondern befragt die Geschichte vom Altertum bis ins Jahr 2003. Römer und Amerikaner wuchsen auf ihren »Inseln« Italien und Nordamerika zu militärischer oder wirtschaftlicher Macht, die sie stärker machte als alle anderen Staaten. Da die Meere sie nicht mehr zu schützen schienen, wurden sie expansiv in defensiver Absicht und fanden sich schließlich in Regionen und Positionen wieder, die sie nicht angestrebt hatten. Aus ihrer Sicherheitspolitik wurde Machtpolitik, die sie zu den einzigen Weltmächten ihrer Zeit werden ließ. Was dann weiter kam, liegt bei Rom zutage: Die aristokratische Republik verwandelte sich in ein monarchisch regiertes Imperium. Die USA diskutieren und müssen entscheiden: Wollen sie – wie Rom – ein Empire schaffen? Werden sie angesichts großer Herausforderungen die Demokratie gefährden? Werden wir Europäer zu Vasallen einer einzigen Macht?
Ein grundlegendes, klug geschriebenes Buch zu einer Gefahr, die uns noch auf Jahre beschäftigen wird.
Autorenporträt
Dr. phil. Peter Bender wurde 1923 in Berlin geboren. Er ist seit 1954 Journalist. 1961 bis 1970 Redakteur und Kommentator beim WDR, 1970 bis 1988 dessen Berlin-Korrespondent. 1973 bis 1975 ARD-Korrespondent (Hörfunk) in Warschau. Seit 1963 Autor der ZEIT, seit 1966 des MERKUR. 1968/69 Senior Associate beim International Institute for Strategic Studies (IISS) in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.09.2003

Die amerikanische Insel
Römisches Reich und USA – ein schwieriger Vergleich
PETER BENDER: Weltmacht Amerika – Das Neue Rom, Klett-Cotta, Stuttgart 2003. 300 Seiten, 19,50 Euro.
Edward Gibbon war ein früher Meister seines Fachs: Sein Opus Magnum „Niedergang und Fall des Römischen Reiches” umfasst sechs Bände, und die Konzeption und Niederschrift dieses in jeder Hinsicht gewaltigen Werkes dauerte von 1764 bis 1788. Ohne dass Gibbon dies ausdrücklich erwähnen musste, bezog er sich damit auf das britische Empire, das sich 1776 (als der erste Band erschien) in einer Krise befand. In Nordamerika rebellierten die Kolonien und verwickelten die größte Macht des 18. Jahrhunderts in einen langwierigen und unpopulären Kolonialkrieg, den das Empire verlor.
Gibbon, der dem britischen Weltreich in seiner elegant geschriebenen Geschichte den Spiegel vorhielt, warnte die Briten vor Machtexzessen und politischer Hybris; er sagte den Niedergang der britischen Weltherrschaft in Analogie zum Niedergang Roms voraus. Gibbon hat am Ende Recht behalten, wenn auch das britische Weltreich erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs untergegangen ist – rund 170 Jahre nach den warnenden Worten des Historikers. Schon zu Gibbons Lebzeiten taugte allerdings der Vergleich mit Rom wenig für die historische Komparatistik, weil die strukturellen Übereinstimmungen, die den Vergleich lohnend machen, schon im 18. Jahrhundert nicht gegeben waren.
Vergleichende Geschichte ist ein schwieriges Geschäft. Der Vergleich des „alten Rom” mit den Vereinigten Staaten liegt auf der Hand – jedenfalls, wenn man an der Oberfläche bleibt: Schließlich sind beide Staatswesen zu großer,
ja weltumspannender Macht aufgestiegen und haben die Geschicke der umliegenden Klientelstaaten über Jahrhunderte dominiert. Schwieriger wird er, wenn man nach gemeinsamen Strukturmerkmalen forscht, die sich dem Denken in Analogien widersetzen. Der Publizist Peter Bender ist ein Fachmann für die Alte Geschichte, er versteht eine Menge von aktueller Politik. Von amerikanischer Geschichte versteht er dagegen nichts, und das macht den Vergleich nicht einfacher.
„Pax Americana” und das „Empire”, Stichworte, die von Kritikern der gegenwärtigen US-Administration immer wieder in die Debatte geworfen werden, sind ebenfalls keine neuen Begriffe, sondern kursierten in den USA während des gesamten 19. Jahrhunderts, wie Bender zeigen kann. Sein Buch ist sehr gut zu lesen, strotzt vor griffigen Vokabeln und farbigen Metaphern, die aber den für einen Vergleich notwendigen analytischen Zugriff eher verstellen. So parallelisiert Bender – vielleicht mit Plutarch als Vorbild – die Geschichte des Aufstiegs Roms von einer „insularen” Macht zur Beherrscherin der damals bekannten Welt mit der Geschichte der Vereinigten Staaten. Jeweils einem Abschnitt zu Rom wird ein Absatz zur Geschichte der USA gegenübergestellt, wobei der Autor durchaus auch auf die Grenzen der Vergleichbarkeit hinweist, wo er solche ausmacht. Dieses Verfahren der Analogiebildung widersetzt sich aber einem strukturalen Verstehen, weil es von Äußerlichkeiten, vom „Sichtbaren” ausgeht.
Schritte übers Meer
Wo dieses Sichtbare sich nicht auf den ersten Blick einstellt, muss die Sprache zupacken und die Wahrnehmung korrigieren. So werden Rom und die USA gleichermaßen als „Insulaner” bezeichnet, und zwar im „politischen und militärischen Sinn”. Wenn man diese Zuordnung ernst nähme, dann wäre Preußen vor 1866 auch ein Inselstaat gewesen. Flugs ist die Analogie hergestellt und man hat eine gemeinsame Ausgangslage konstruiert: die Insellage. Die nächste Gemeinsamkeit lässt nicht lange auf sich warten: Besiedlung und kriegerische Ausbreitung, die sich zunächst einer „insularen Selbstbeschränkung” befleißigten, vergrößerten das Staatsgebiet, ohne dass sich beide aufsteigenden Mächte in eine Verstrickung mit anderen Nationen begaben: „Insulaner sind Isolationisten.” Dass Großbritannien, damals die imperiale „Supermacht”, im wörtlichen Sinne eine Insel ist, fällt Bender nicht auf. Von Isolationismus war bei den Briten im Verlaufe des 19. Jahrhunderts jedenfalls nicht viel zu sehen.
Auf die insulare Phase folgt bei Rom wie bei den USA die „insulare Machtentfaltung”. Im Falle der Vereinigten Staaten ist damit die Periode nach 1898 gemeint, in der die USA territoriale Erwerbungen außerhalb des amerikanischen Festlandes machten. Danach erfolgte „der erste Schritt übers Meer”: Für die USA war dieser Schritt im Ersten Weltkrieg erforderlich, in den sie „wider Willen” eintraten, und aus dem sie enttäuscht und isolationistischer als zuvor hervorgingen. Überflüssig zu betonen, dass diese Entwicklung ihre parallele Entsprechung im Ersten Punischen Krieg der Römer hatte. Doch beide Mächte, inzwischen zu Weltmächten aufgestiegen, waren „noch nicht reif für Weltpolitik”.
Auffällig ist, dass Bender es versäumt, die moderne Forschung zu rezipieren. Deshalb entgeht ihm auch, dass es in der Debatte um die amerikanische Außenpolitik längst einen neuen Ansatz gibt, der sich nicht mehr auf politische, diplomatische oder militärische Konzepte beschränkt, sondern wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Faktoren in die Analyse der Außenpolitik mit einbezieht. Die Beziehung der amerikanischen Innenpolitik zur Außenpolitik bleibt weitgehend unerörtert, sowohl im Hinblick auf Rom wie auf Washington, wo doch längst klar ist, dass auch in der Geschichte des Römischen Imperiums die Innenpolitik vielleicht nicht den Vorrang, aber doch einen wichtigen Stellenwert einnahm. Welche Bedeutung hatte die Wirtschaftspolitik für eine Konzeption amerikanischer Größe nach 1898? Inwieweit spielten Rassismus und Sozialdarwinismus eine Rolle bei der Entwicklung einer weltpolitischen Dominanz à la américaine? Auf diese Fragen kann Bender nicht eingehen, weil sie seine kunstvoll zusammengebastelte Analogie zwischen Rom und den USA zerstören würden. Außer chronologischen Parallelen hat der amerikanische Aufstieg mit dem Roms wenig gemeinsam: Eine auf Sklavenhaltung und Agrarwirtschaft basierende Wirtschaftsordnung lässt sich nun mal nicht so leicht mit einer entwickelten privatkapitalistischen Weltwirtschaftsordnung gleichsetzen. Eine Aristokratie oder Monarchie unter Führung des Militärs ist etwas anderes als eine moderne, medienorientierte Demokratie. Die unterschiedlichen politischen Strömungen der amerikanischen Geschichte zwischen 1776 und 2003 werden auf dem Altar der alles zudeckenden dichotomen Zuordnung „Amerika” und „Rom” geopfert. Ein ärgerliches Buch? Nein, ein überflüssiges.
NORBERT FINZSCH
Der Rezensent lehrt an der Angloamerikanischen Abteilung des Historischen Seminars der Universität Köln Geschichte.
Mit der kapitalistischen Weltwirtschaftsordnung lässt sich die Agrarwirtschaft des Römischen Imperiums nicht so leicht gleichsetzen.
Foto: Vario Press
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.08.2003

Ungeheure Machtfülle
Gegen eine imperiale Politik der Vereinigten Staaten werden die inneren und äußeren Widerstandskräfte obsiegen

Peter Bender: Weltmacht Amerika - Das neue Rom. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2003, 295 Seiten, 19,50 [Euro].

Michael Mann: Die ohnmächtige Supermacht. Warum die Vereinigten Staaten die Welt nicht regieren können. Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Atzert. Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 2003. 357 Seiten, 24,90 [Euro].

Die aktuelle Amerika-Diskussion leidet unter einer Begriffsverwirrung, die leicht behoben werden könnte, wenn man die Arbeiten großer deutscher Gelehrter des zwanzigsten Jahrhunderts zur Kenntnis nähme. In seinem universalgeschichtlichen, auch heute noch gültigen Werk "Die Hegemonie - Ein Buch von führenden Staaten" (1938) hat der Staats- und Völkerrechtler Heinrich Triepel die wichtige Unterscheidung zwischen Führung/Hegemonie und Herrschaft/Imperium herausgearbeitet: nämlich einerseits "gebändigte Macht" und "bestimmender Einfluß" (akzeptiert von den geführten Staaten) und andererseits Zwangsgewalt mit Befehl und Gehorsam. Triepel hat gezeigt, daß die Übergänge fließend sind. Bezüglich der römischen Hegemonie kommt seine Analyse zu dem Schluß, daß Rom "nach anfänglichem Zögern energisch den Weg zur Herrschaft eingeschlagen hat" und dieser Weg "mit hegemonischen Steinen gepflastert" war. Von der Hegemonie zum Imperium!

Haben sich die Vereinigten Staaten unter Präsident Bush jun. auf diesen imperialen Weg Roms begeben? Sind sie das neue Rom, oder werden sie es Schritt für Schritt werden? Diese Frage wird in den Vereinigten Staaten unbefangen diskutiert, während sie hierzulande als politisch unkorrekt empfunden wird, abgesehen von begeisterten Atlantikern, die für ein Imperium Americanum plädieren und sich und Europa gerne einfügen möchten. Eine systematische, historisch fundierte Analogieanalyse, die bisher fehlte, liegt nunmehr vor. Der politische Journalist und promovierte Althistoriker Peter Bender, der durch sachkundige Studien über die neue Ostpolitik und über den ideologischen Niedergang des Kommunismus einem breiten Publikum bekannt geworden ist, hat sich jetzt gewissermaßen seiner Jugendliebe erinnert und sie für die Gegenwartsanalyse fruchtbar werden lassen. Ihm ist ein wahrlich großer Wurf gelungen!

In fünf sinnvoll gegliederten Kapiteln werden die historischen Etappen des Aufstiegs zur Weltmacht der beiden Staaten jeweils nacheinander in zupackender, streckenweise brillanter Weise geschildert. Bender fragt nach den Unterschieden und nach den Ähnlichkeiten, und seine Antworten sind differenziert, so daß eine vereinfachende Wiedergabe inadäquat wäre. Aus der Fülle der Ein- und Ansichten, die zu weiterer Diskussion anregen, seien nur einige Aspekte erwähnt.

In der Anfangsphase lag die "wichtigste Parallele" in der ungeheuren Macht, die Römer und Amerikaner auf ihrer Insel entwickelten, jeweils mit weltgeschichtlichen Folgen". Mit dem Ausgreifen nach Übersee - Erster Punischer Krieg und Erster Weltkrieg - begaben sich Rom und Washington auf "Parallelstraßen" der Welteroberung. So unvergleichbar dann der Zweite Punische Krieg und der Zweite Weltkrieg auch in vielerlei Hinsicht waren, sie waren in ihrem Ergebnis durchaus ähnlich: "Sie bildeten für Römer und Amerikaner die entscheidende Station auf dem Wege zur Weltmacht."

Die Sicherung der Gegenküste wurde für beide die außenpolitische Handlungsmaxime. Freilich kann man einwenden, daß dies für die Vereinigten Staaten schon seit dem Ersten Weltkrieg der Fall war und daß die aus der Literatur unkritisch übernommene Isolationismusthese die Kontinuitätslinie verdeckt. Hatte doch der republikanische Präsident Coolidge schon in den zwanziger Jahren die Handlungsmaxime formuliert, "to use our enormous power to trim the balance of the world", und die Vereinigten Staaten hatten nachweisbar entsprechend gehandelt. Aber natürlich bedeutete - wie Bender dartut - die Herausforderung durch die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg eine qualitative Veränderung der amerikanischen Sicherheitssituation. Dadurch wurden die bisherigen Unterschiede zur hegemonialen Politik Roms eingeebnet: Der amerikanische Sicherheitsbegriff, der stark ökonomisch geprägt war, glich sich nun dem römischen an.

Bezweifeln kann man allerdings hier wie dort die Einschätzung Benders, die Gefahren, gegen die sich Rom und Washington verteidigten, seien "größtenteils" nur eingebildet gewesen, und aus Sicherheitspolitik sei Machtpolitik geworden. Bender relativiert diese Aussage später selbst, indem er feststellt, daß Wahrung der Macht "gleich nach Wahrung der Sicherheit und meist gleichbedeutend mit ihr" wurde. Ausgehend von der Interpretation, daß der Schock des 11. Septembers die Vereinigten Staaten "in die Nähe" der imperialen Politik Roms getrieben habe, erläutert Bender am Schluß des Buches seine These, daß Amerika bisher nur die erste Stufe der Weltmacht (das heißt die hegemoniale) erreicht habe, aber die zweite Stufe (das heißt die imperiale), auf der schließlich Rom stand, für Amerika unerreichbar sei: "Es kann nicht alle zwingen zu tun, was es will. Ein Imperium wie das römische können die Vereinigten Staaten nicht schaffen, die Pax Americana hat nicht Aussicht auf jahrhundertelangen Bestand wie die Pax Romana." Neben innenpolitischen Faktoren ist das Verhältnis zu Europa und dessen Rolle für diese Prognose zentral.

Daß die Vereinigten Staaten mit dem Versuch, zum Empire zu werden, scheitern werden, ist - wie der Untertitel zutreffend andeutet - auch die Hauptthese des Buches des britisch-amerikanischen Soziologen Michael Mann. Aber während Bender zweifelt, ob Amerika überhaupt ein Empire wolle, gilt für Mann als ausgemacht, daß zumindest die gegenwärtige Regierung "für einen neuen Imperialismus" stehe und eine "umfassende Strategie für ein globales amerikanisches Empire" verfolge. Im Unterschied zu der großen Sachlichkeit Benders ist Mann ein großer Polemiker. Für ihn ist Bush jun. der "geborene Imperialist"; seine Mitstreiter werden als "Falken aus der Etappe" oder "neokonservative christliche Etappenfalken" tituliert. Er will zeigen, daß das American Empire in Wirklichkeit "militärischer Riese, ökonomischer Trittbrettfahrer, politisch Schizophrener und ideologisches Phantom" ist - "ein gestörtes und mißgestaltetes Monster". Der neue Imperialismus der Vereinigten Staaten sei im Kern ein "neuer Militarismus". Aber die militärische Macht, die zudem von den Imperialisten permanent überschätzt werde, reiche für die Organisation eines Imperiums nicht aus. In diesem Sinne spricht Mann von einem "Incoherent Empire" - dies ist der englische Originaltitel, dessen Sinngehalt durch den deutschen Titel verdunkelt wird.

Nach vier kurzen Kapiteln zur Erläuterung der genannten Eigenschaften des "Monsters" entfaltet Mann seine Thesen in vier empirischen Hauptkapiteln: Krieg in Afghanistan, Krieg gegen den (islamischen) Terrorismus, Krieg gegen Schurkenstaaten und Angriff auf den Irak. Viele Fakten und Informationen aus einem weitverstreuten Quellenmaterial werden hier zusammengestellt und dem Leser zugänglich gemacht, aber eben auch im Sinne der Hauptthese des Autors interpretiert. Die Polemik mag manch einen stören oder skeptisch stimmen. Hervorzuheben ist jedoch, daß eine der Argumentationslinien zu überzeugen vermag und darüber hinaus zweifellos einen wichtigen Aspekt der gegenwärtigen Debatte trifft, nämlich die Bedeutung der Akzeptanz der amerikanischen Politik beziehungsweise deren Nichtakzeptanz: "Zur Hegemonie gehört das multilaterale Einverständnis mit den Spielregeln, und dieses Einverständnis war für die Vereinigten Staaten von großem Vorteil. Wird es aufgekündigt, so geht kurze Zeit später die Sonne über dem amerikanischen Empire unter, schneller, als sie es beim britischen tat, viel schneller als beim römischen Imperium."

So unterschiedlich die beiden hier vorgestellten Bücher auch sind, so ist ihnen doch die Einschätzung gemeinsam, daß die inneren und äußeren Widerstandskräfte gegen eine imperiale Politik der Vereinigten Staaten obsiegen werden. Peter Bender setzt für die Zukunft optimistisch auf das gemeinsame Interesse Amerikas und Europas an der gemeinsamen Wahrung der "Zivilisation des Abendlandes", Michael Mann auf den demokratischen Prozeß in den Vereinigten Staaten: "Jagen wir die neuen Militaristen" im November 2004 "aus dem Amt". Man wird sehen, ob dies oder jenes oder gar beides eintreffen wird.

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Keine Prophezeiungen
Wiederholt sich die Geschichte? Peter Bender hält es in dieser Frage mit Henry Kissinger: "Geschichte wiederholt sich in dem Sinne, daß sich gewisse Arten von Problemen wiederholen, aber auch verändern." Bender ist promovierter Althistoriker und erfahrener Journalist (er war u.a. 1973-1975 ARD-Hörfunkkorrespondent in Warschau). Beides bewahrt ihn vor halbseidenen Spekulationen: "Prophezeiungen sind nicht Sache des Historikers."
Ungeheure Machtfülle
Bender interessiert sich für die historisch belegbaren Ähnlichkeiten zwischen dem Imperium Romanum und der gegenwärtigen Weltmacht USA. Auch wenn als erstes die prinzipiellen Unterschiede zwischen dem aristokratisch verfassten Stadtstaat und der demokratischen Föderation ins Auge fallen, bleiben, so Bender, starke Parallelen. Die augenfälligste Analogie ergibt sich aus der augenblicklichen Machtstellung der USA, die "historisch nahezu beispiellos" ist und den Vergleich mit Rom geradezu provoziert.
Insulaner und Welteroberer
Im Abschnitt "Insulaner" widmet sich Bender zunächst einer für die Entwicklung Roms und der USA gleichermaßen wichtigen Voraussetzung: ihrer politischen und militärischen Insellage. Er rekonstruiert die beiden Erfolgsgeschichten, beginnend mit der Eroberung Italiens bzw. der Besitznahme Nordamerikas. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass, trotz wesentlicher Unterschiede, die "Straßen zum Erfolg" parallel verliefen: "Römer wie Amerikaner verdanken ihren Aufstieg nicht stürmischen Eroberern, ... sondern einem langen Prozess; beide wuchsen allmählich zu dem, was sie wurden." Wie auch im folgenden Abschnitt "Welteroberer" deutlich wird, hatten ihre Gründerväter weder Rom noch den USA ins Stammbuch geschrieben, dass sie die Rolle einer dominierenden Weltmacht anstreben sollten. Doch nachdem ihnen – "als Ergebnis unvorhersehbarer globaler Veränderungen" – diese Rolle zugewachsen war, haben beide sie gern angenommen und entschieden behauptet.
Brutalisierung und Militarisierung
Der Bezug zur Gegenwart wird unter der Überschrift "Neurotische Riesen" hergestellt. Nachdem Rom und die USA zur "Über-Macht" geworden waren, ließen sich bei beiden ähnliche Verhaltensweisen beobachten. Aus der "explosiven Mischung" von Angst und grenzenloser Übermacht sei Rom zu einer "Brutalisierung der Politik" getrieben worden, während die Politik in den USA jüngst einer "Militarisierung" unterworfen wurde.
Amerikas historische Größe
Dennoch: Für Peter Bender gibt es keine Alternative zu einer Kooperation zwischen Europa und den USA. So wie das weltgeschichtliche Erbe Roms die Antike insgesamt ist, Hellas und Rom, so könnte Amerikas historische Größe eines Tages darin liegen, dass es "die Zivilisation des Abendlandes schützt und gemeinsam mit Europa bewahrt". Dieser Aufgabe gegenüber seien aktuelle politische Auseinandersetzungen und Unterschiede in Stil und Lebensauffassung zweitrangig.
(Roland Große Holtforth)
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als "großen Wurf" würdigt Rezensent Werner Link dieses Buch. In "zupackender, streckenweise brillanter Weise" stelle der Autor Peter Bender die historischen Etappen des Aufstiegs Roms und der USA zur Weltmacht dar, berichtet Link. Benders Ausführungen zu Unterschieden und Ähnlichkeiten lobt er als außerordentlich differenziert. Link stimmt dem Autor zu, wenn dieser die ungeheure Macht, die Römer und Amerikaner auf ihrer Insel entwickelten, und das "Ausgreifen nach Übersee", dem Ersten Punischen Krieg bei den Römern und dem Ersten Weltkrieg bei den USA, als wichtige Parallelen in der Anfangszeit analysiert. Zustimmung auch für Benders Beschreibung der für beide Reiche maßgeblichen außenpolitischen Handlungsmaxime, der Sicherung der Gegenküste. Zweifel hat Link allerdings bei Benders Einschätzung, die Gefahren, gegen die sich Rom und Washington verteidigten, seien "größtenteils" nur eingebildet gewesen, und aus Sicherheitspolitik sei Machtpolitik geworden - eine Aussage, die Bender später selbst wieder relativiere. Einig ist sich der Rezensent dann wieder mit Bender darin, dass die Vereinigten Staaten mit dem Versuch, aus einer hegemonialen Weltmacht zu einer imperialen Weltmacht zu werden, scheitern würden - wobei Bender zweifele, ob Amerika überhaupt ein Empire wolle.

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