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"Hoffman, einer der großen Denker, verbindet hier sein tiefes Verständnis für Wahrnehmungslogik, seine Fähigkeit zur anschaulichen Darstellung und sein unverbrauchtes Gespür für die wundersamen Dinge um uns herum." Steven Pinker
"Das Buch ist ein Glanzstück, einzigartig, nicht nur erfrischend originell, sondern auch eine unterhaltende Einführung." V.S.Ramachandran, Direktor des Center for Brain and Cognition, University of California, San Diego

Produktbeschreibung
"Hoffman, einer der großen Denker, verbindet hier sein tiefes Verständnis für Wahrnehmungslogik, seine Fähigkeit zur anschaulichen Darstellung und sein unverbrauchtes Gespür für die wundersamen Dinge um uns herum."
Steven Pinker

"Das Buch ist ein Glanzstück, einzigartig, nicht nur erfrischend originell, sondern auch eine unterhaltende Einführung." V.S.Ramachandran, Direktor des Center for Brain and Cognition, University of California, San Diego
Autorenporträt
Hainer Kober, 1942 geboren, studierte Germanistik und Romanistik. Seit 1972 übersetzt er aus dem Französischen und Englischen. Unter anderem hat er Werke von Stephen Hawking, Oliver Sacks, Jonathan Littell, Terry Eagleton und Jean Ziegler ins Deutsche übertragen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2000

Phantasie sieht alles ein, aus und vorher
Die Welt kristallisiert sich im Kopf: Wie optische Täuschungen den Menschen schlau machen / Von Hartmut Hänsel

Warum können wir einen Schach-Computer kaufen, der einen Großmeister schlägt, aber keinen Seh-Computer, der besser sieht als ein Kleinkind? Das menschliche Auge ist kein schlichter Camcorder, sondern verfügt über mehr Rechenleistung als die schnellsten Supercomputer. Obwohl sie fast die Hälfte der Großhirnrinde beansprucht, blieb die visuelle Intelligenz bisher weitgehend unbeachtet. Donald D. Hoffman erklärt uns, was wir uns dabei denken, wenn wir sehen.

Ausgehend von einigen elementaren, angeborenen Regeln des universellen Sehens, erfindet jeder Mensch in seinen ersten Lebensmonaten das komplexe Sehen für sich selbst. Hoffman demonstriert an zahlreichen Zeichnungen, daß uns unser Gehirn mit vorgefertigten Bildern versorgt. Wir sehen auf diesen Darstellungen farbige Linien oder geometrische Formen, wo keine sind. Würden wir diese Bilder mit einem photometrischen Meßgerät abtasten, so wären diese Figuren nicht nachweisbar. Doch wir nehmen sie wahr. Statt mit der exakten Wiedergabe der vorgelegten Bilder versorgt uns das Gehirn mit optischen Täuschungen, die uns etwas vorgaukeln, das wir gewohnt sind in ähnlichen Situationen zu sehen, das aber auf der betreffenden Abbildung gar nicht dargestellt ist. Dieses Wahrnehmen von vorfabrizierten Eindrücken hat den praktischen Vorteil, daß wir nicht die Speicherkapazität einer Datenverarbeitungsanlage brauchen. Wir speichern nicht jeden Bildpunkt ab, sondern setzen das erinnerte Bild aus einem Vorrat von Bausteinen unter Anwendung von so einfachen wie sinnvollen Grundregeln zusammen.

Die einzelnen Teilprozesse des Sehens sind bestimmten spezialisierten Gehirnbereichen zugeordnet, was man bei Schlaganfallpatienten beobachten kann, die durch ihre Krankheit die Funktionsfähigkeit einzelner Hirnregionen eingebüßt haben. Solche Menschen können bei ansonsten normaler cerebraler Funktionsfähigkeit keine Gesichter mehr erkennen oder vermögen in spezifischen Bereichen des Gesichtsfeldes keine Farben mehr wahrzunehmen. Hoffman gibt uns einen Eindruck davon, wie weit die Forschung bereits die visuellen Funktionen im Gehirn lokalisieren konnte.

Die Forscher haben die Anlage zu einzelnen visuellen Fähigkeiten bereits bestimmten Abschnitten des Erbmaterials zuordnen können. So hat man schon vor längerer Zeit die Gene für die Pigmente L und M, die für das Farbsehen notwendig sind, auf dem X-Chromosom nachgewiesen. Da Frauen zwei X-Chromosomen besitzen, Männer aber nur eines, ist Farbenblindheit geschlechtsspezifisch. Unlängst wurde festgestellt, daß es zwei Spielarten des Gens für das L-Pigment gibt, die zwei Versionen des L-Pigments herstellen, die sich durch die Lichtwellenlänge ihrer höchsten Empfindlichkeit unterscheiden. Das hat zur Folge, daß Menschen mit unterschiedlichen Genen für das L-Pigment unterschiedliche Farben konstruieren und somit in unterschiedlichen phänomenalen Welten leben.

Die Welt, die wir wahrnehmen, ist ein Konstrukt unserer Gehirne und wird zudem durch die Individualität unserer Wahrnehmungsorgane beeinflußt. Wir können uns daher nicht festlegen, wie die Welt tatsächlich aufgebaut ist. Die Bilder, die wir uns machen, sind einfach nur nützlich, denn sie haben sich im Laufe der Evolution bewährt. Mit den Eindrücken, die uns das Gehirn vermittelt, können wir in unserer relationalen Umwelt erfolgreich agieren. Tatsächlich geht es uns ähnlich wie einem Computerbenutzer, der auf seinem Bildschirm das Bild eines Dokumentes auf das Bild eines Papierkorbes bewegt und mit dieser Aktion einen Teil des Datenspeichers löscht. Der User braucht den Aufbau seines Arbeitsgerätes nicht zu kennen. Für ihn ist es unwichtig, aus welchen Schaltkreisen und Programmen sich "Dokument" und "Papierkorb" zusammensetzen. Für den Erfolg seiner Arbeit genügt es vollkommen, mit den Icons zu hantieren, die mit dem tatsächlichen Inhalt seines Rechnergehäuses überhaupt keine Ähnlichkeit besitzen müssen.

Unser phänomenaler Bereich unterscheidet sich von unserem relationalen Bereich so weit, wie die Bilder auf dem Bildschirm sich von den Vorgängen im Computer unterscheiden. Ein Computer wird von bewußten Wesen so konstruiert, daß wir ihn mit Hilfe von einfachen Bildern erfolgreich benutzen können. Ob unsere relationale Welt Elemente von Bewußtsein enthält, bleibt auch nach den Erkenntnissen der Wahrnehmungsforschung offen. Schau'n wir mal!

Donald D. Hoffman: "Visuelle Intelligenz". Wie die Welt im Kopf entsteht. Aus dem Amerikanischen von Hainer Kober. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2000. 336 S., Abb., geb., 48,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Es geht um zerebrale Rationalisierungsprozesse, die unser Sehen und damit unseren Eindruck von der Welt auf entscheidende Weise beeinflussen. Dass wir uns Bilder der Tatsachen machen indes, hat uns schon Wittgenstein auf seine gewohnt nüchterne Art zu verstehen gegeben. Wozu also noch eine 336 Seiten lange Studie durchackern? Hartmut Hänsel bleibt uns die Antwort schuldig. Denn der Abbildungen wegen, die er erwähnt, kann es ja wohl nicht sein. Und auch dass die Arbeit Donald Hoffmans uns über den gegenwärtigen Forschungsstand im Bereich visueller Hirnfunktionen informiert, wie Hänsel hinzufügt, erscheint noch zu dünn und lässt das Leserherz nicht wirklich höher schlagen. - Was wir sehen eben, ist nicht allzuviel.

© Perlentaucher Medien GmbH