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Aufgebrochen ist er, um so etwas wie die Seele Sibiriens zu suchen: er folgt den Spuren russischer Dichter, läßt den vergangenen Glanz des einstmals mondänen "Paris von Sibirien" am Baikalsee wieder aufblitzen, spricht mit einigen noch lebenden Schamanen, erkundet die erst kürzlich entdeckten Zeugnisse der Ewenken, einer alten Nomadenkultur. Er besucht die Forschungslabors im trostlosen Akademgorodok, als ehrgeiziges Zukunftsprojekt geplant, heute mittellos, wo er die erstaunliche Begegnung mit Sascha und seinem Daniel-Düsentrieb-Kasten hat, der mit Hilfe magnetischer Sensibilität Epilepsie…mehr

Produktbeschreibung
Aufgebrochen ist er, um so etwas wie die Seele Sibiriens zu suchen: er folgt den Spuren russischer Dichter, läßt den vergangenen Glanz des einstmals mondänen "Paris von Sibirien" am Baikalsee wieder aufblitzen, spricht mit einigen noch lebenden Schamanen, erkundet die erst kürzlich entdeckten Zeugnisse der Ewenken, einer alten Nomadenkultur. Er besucht die Forschungslabors im trostlosen Akademgorodok, als ehrgeiziges Zukunftsprojekt geplant, heute mittellos, wo er die erstaunliche Begegnung mit Sascha und seinem Daniel-Düsentrieb-Kasten hat, der mit Hilfe magnetischer Sensibilität Epilepsie und Krebs heilen soll. Die Wunderwelt des Baikalsees mit seiner einzigartigen Fauna, die Stimmungsbilder eines trügerischen Sommers, der dennoch den Boden nur wenig auftauen kann, Schneeimpressionen - Thubron ist berührt von den Wundern dieses Landes.
Doch Sibiriens Geschichte ist in unser aller Bewußtsein gleichzeitig ein Synonym für Unmenschlichkeit. Zum Abbau der reichen Bodenschät ze wurden Sträflinge und vor allem politische Häftlinge in Arbeitslager geschickt, meist Todeslager wie jenes in Omsk, von dem Dostojewski in seinen "Aufzeichnungen aus einem Totenhaus" berichtet.
Autorenporträt
Colin Thubron ist einer der angesehensten Reiseschriftsteller Englands, vor allem bekannt durch seine beiden auch in Deutschland erfolgreichen Berichte über Rußland (Unter Russen) und China (Im Garten des Drachen), wurde u.a. mit dem "Thomas Cook Travel Book Award" und dem "Hawthornden Prize" ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2001

Ferne

"Sibirien: Schlafende Erde - Erwachendes Land" von Colin Thubron. Klett-Cotta, Stuttgart 2001. 344 Seiten. Gebunden, 44 Mark. ISBN 3-608-94005-7.

Sibirien ist einerseits die schier endlose romantische Weite, andererseits verknüpft sich mit dem Land das Bild vom unendlichen Terror der Verbannung und der Todeslager. Zwischen diesen zwei Polen spielt der Reisebericht des Briten Colin Thubron, der das Land Ende der neunziger Jahre durchquert hat. Thubron beginnt seine Exkursion in Jekaterinburg, wo der letzte Zar, Nikolaus II., bis zu seiner Hinrichtung festgehalten wurde, und beendet sie siebentausend Kilometer weiter östlich in den ehemaligen Uranminen von Butygitschach, wo zu Sowjetzeiten fünfundzwanzigtausend Gefangene ungeachtet der radioaktiven Verstrahlung Zwangsarbeit verrichten mußten. Dabei treibt ihn weniger die Frage nach der Historie als nach der heutigen Identität Sibiriens. "Was", ist sein Leitmotiv, "war an die Stelle seines zerschlagenen kommunistischen Glaubens getreten?" Gar nicht soviel, muß er feststellen. Zwar zeigt sich allerorten ein Wiedererstarken der Religion, ansonsten sind die Menschen aber nostalgischer als erwartet. Der Kommunismus hat sie ihrer ursprünglichen Lebensart beraubt, nun fühlen sie sich um die Sicherheiten, die der Glaube an den Kommunismus gab, beraubt. Selbst Thubrons hartnäckiger Verweis auf all die Grausamkeiten in den Lagern kann die rückwärtsgewandte Sehnsucht nicht schmälern. Letztlich bleibt ihm - und den Bewohnern Sibiriens - nur die Melancholie angesichts einer Region, in der alles vom Verfall bedroht oder bereits zerfressen ist. Die Hoffnung liegt anderswo. (maha)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ulrich M. Schmid sieht sich in seiner Überzeugung bestätigt, dass Engländer traditionell für das Genre Reiseberichte besonders prädestiniert sind. Fasziniert folgt er Colin Thurbron nach Sibirien, wobei ihn besonders die Gespräche mit den Menschen dort interessieren. Der Autor zeige "mit kühlem Understatement", dass viele Menschen dort der Sowjetunion "nachtrauern" und die stalinistische Verbrechen immer noch nicht recht glauben wollen, so Schmid beeindruckt. Dabei lobt er besonders die für ihn typisch englische "Mischung aus Distanz und Empathie" des Buches.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eine lange Reise durch den weiten, wilden Osten." (Frankfurter Rundschau)