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Januar 1945: Wochenlange Fußmärsche, unvorstellbare Kälte, Hunger, wunde Füße, Bombenangriffe und viele, viele Tote der dreizehnjährige Paul ist mit seiner Familie auf der Flucht. Auf der Flucht vor den Nazis, die in seiner Heimatstadt Breslau angesichts der drohenden Niederlage schlimmer wüten als je zuvor. Und vor der russischen Armee, die auf die Stadt zumarschiert. Wie lange werden sie unterwegs sein? Wohin wird es sie verschlagen? Wie werden sie an ihrem Ziel empfangen werden? Aber auch in größter Not und Lebensgefahr hat Paul manchmal einfach trotzdem Glück und erfährt Freundschaft und…mehr

Produktbeschreibung
Januar 1945: Wochenlange Fußmärsche, unvorstellbare Kälte, Hunger, wunde Füße, Bombenangriffe und viele, viele Tote der dreizehnjährige Paul ist mit seiner Familie auf der Flucht. Auf der Flucht vor den Nazis, die in seiner Heimatstadt Breslau angesichts der drohenden Niederlage schlimmer wüten als je zuvor. Und vor der russischen Armee, die auf die Stadt zumarschiert. Wie lange werden sie unterwegs sein? Wohin wird es sie verschlagen? Wie werden sie an ihrem Ziel empfangen werden? Aber auch in größter Not und Lebensgefahr hat Paul manchmal einfach trotzdem Glück und erfährt Freundschaft und Menschlichkeit.

Sparsam in Worten und doch voller Emotionen erzählt Elisabeth Zöller die wahre Geschichte einer Flucht und eines Neubeginns.
Autorenporträt
Elisabeth Zöller, geboren 1945 in Brilon, studierte Deutsch, Französisch, Kunstgeschichte und Pädagogik in Münster, München und Lausanne. Siebzehn Jahre lang war sie als Gymnasiallehrerin tätig, bevor sie sich 1987 ganz fürs Schreiben entschied. Neben Beiträgen für Zeitschriften und Anthologien hat sie einige Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Für ihr jahrelanges Engagement gegen Gewalt wurde sie 2007 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Elisabeth Zöller lebt mit ihrer Familie in Münster.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2008

Jeder sich selbst der Nächste
Die Geschichte einer Flucht aus Breslau
Im Januar 1945 rücken die russischen Truppen gegen Breslau vor und versetzen die Bewohner in Angst und Schrecken. Auf Wunsch des Vaters soll der 13-jährige Paul mit seiner großen Schwester Susa und seiner Mutter zur Großmutter nahe Chemnitz fliehen. Aber die NS-Ideologie hat die Familie gespalten: Während der Sohn den Plan gutheißt, sieht die Tochter, bald Fähnleinführerin im BDM, darin schlicht Wehrkraftzersetzung und folgt nur widerwillig. Glücklich endet dann die albtraumartige Flucht, und sie erreichen unversehrt das Haus der Großmutter. Als die Region nach Ende des Krieges ein Teil der Sowjetisch Besetzten Zone wird, entkommt die Familie ein weiteres Mal, über die grüne Grenze gen Westen und findet sich in einem unwirtlichen Zimmer auf einem Bauernhof wieder; der Leser erfährt von den Anfeindungen und Demütigungen, denen die Flüchtlinge aus dem Osten ausgesetzt sind.
Die große Stärke von Elisabeth Zöllers Familiengeschichte liegt in der Darstellung der Flucht; in ihr hat sie frei Erlebnisse ihres Mannes verarbeitet. Nüchtern beschreibt sie vor allem aus der Sicht Pauls Strapazen und Leid, was er unterwegs hört und sieht. Wie sich das auf den Jungen auswirkt, beobachtet die Autorin aus respektvoller Distanz, bringt es immer wieder auf den Punkt. Sie zeigt, wie die eigene Menschlichkeit Schaden nimmt und Gefühle wie Hunger oder Angst unterdrückt werden müssen, um selbst überleben zu können. Als die Mutter einer anderen Frau helfen will, zieht der Sohn sie einfach weiter, wenn auch mit schlechtem Gewissen: Die Familie ist sich selbst der Nächste.
Zöller lässt den Leser nicht wissen, was im Innern des Jungen vorgeht, sondern artikuliert den Schock durch ein körperliches Erscheinungsbild: Paul schaudert es. Und den Leser auch. Menschen werden wie Gegenstände; Tote versinken in einer Landschaft aus Schnee, über ihr Ende weiß der Junge nur noch abstrakt zu berichten: „Dieser Tod hat seine Würde verloren.” So ahnt man in der Zeichnung von Pauls Figur auch von der großen seelischen Last, die dadurch entsteht, sich gezwungen zu sehen, jedes Mitgefühl zu unterdrücken und Hilfe zu unterlassen, weil man selbst überleben will.
Keinesfalls überzeugend ist es allerdings, wie Elisabeth Zöller die persönliche Fluchterfahrung mit der Auseinandersetzung über die Vergangenheit verbindet. Dies findet in Form von pädagogisierenden, politisch korrekten Kommentaren der Eltern statt. Dieser Ton stört, zumal er das Phänomen des Nationalsozialismus zu dürftig erklärt, auch gerade wenn man an andere derzeit diskutierte Titel denkt. HEIDI STROBEL
ELISABETH ZÖLLER: Wir hatten trotzdem Glück. Die Geschichte einer Flucht. Fischer Schatzinsel 2008. 224 Seiten, 12,90 Euro. (Ab 12 Jahre)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Gespalten urteilt die Rezensentin Heidi Strobel über den Roman "Wir hatten trotzdem Glück" von Elisabeth Zöller, der von der Flucht des 13-jährigen Pauls und seiner Familie vor den russischen Truppen im Frühjahr 1945 und später aus der sowjetischen Besatzungszone gen Westen erzählt. Endlich angekommen sehen sich die Ostflüchtlinge Anfeindungen und Demütigungen ausgesetzt. Gefallen hat der Rezensentin die Intensität und respektvolle Distanz, mit der die Autorin die Erlebnisse der Flucht, basierend auf Erfahrungen ihres Mannes, schildert und die innere Zerrissenheit des Jungen aufzeigt, der sich in Extremsituationen zwischen Mitgefühl und Überlebenswille entscheiden muss. Ärgerlich "pädagogisierend" und noch dazu "dürftig" findet sie dagegen, wie Zöller die Vergangenheitsbewältigung mit dem NS-Regime und die persönliche Fluchterfahrung miteinander verknüpft und in Gestalt der politisch korrekten Eltern den moralischen Zeigefinger erhebt.

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