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In Deutschland leben über drei Millionen Menschen, die dem Islam angehören. In fast allen deutschen Städten stehen Moscheen. Das Zusammenleben mit Muslimen ist für Kinder und Erwachsene Alltag. Und dennoch ist das Wissen über den Islam oft sehr begrenzt und voller Vorurteile. Ausgehend von der Situation der Kinder schreibt der Islamwissenschaftler Stefan Weidner spannend und anschaulich über die zweitgrößte Weltreligion den Islam. Er erzählt von Mohammed, erklärt, was man in einer Koranschule lernt, stellt auch Konflikte und Ängste dar und vermittelt Kindern die Faszination dieser fremden Glaubenswelt.…mehr

Produktbeschreibung
In Deutschland leben über drei Millionen Menschen, die dem Islam angehören. In fast allen deutschen Städten stehen Moscheen. Das Zusammenleben mit Muslimen ist für Kinder und Erwachsene Alltag. Und dennoch ist das Wissen über den Islam oft sehr begrenzt und voller Vorurteile. Ausgehend von der Situation der Kinder schreibt der Islamwissenschaftler Stefan Weidner spannend und anschaulich über die zweitgrößte Weltreligion den Islam. Er erzählt von Mohammed, erklärt, was man in einer Koranschule lernt, stellt auch Konflikte und Ängste dar und vermittelt Kindern die Faszination dieser fremden Glaubenswelt.
Autorenporträt
Stefan Weidner, 1967 geboren, studierte Islamwissenschaften, Germanistik und Philosophie in Göttingen, Damaskus, Berkeley und Bonn. Er arbeitet als Autor, Übersetzer, Literaturkritiker und seit 2001 als Chefredakteur der Zeitschrift 'Fikrun wa Fann/Art & Thought', die vom Goethe-Institut für den Dialog mit der islamischen Welt herausgegeben wird. Er hat zahlreiche Lyriker aus dem Arabischen übersetzt. 2006 erhielt er den "Brentano-Preis" der Stadt Heidelberg, 2007 den "Johann-Heinrich-Voß-Preis" für Übersetzung und 2014 den "Paul Scheerbart-Preis".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.12.2006

Koscheres Fastfood und ein Gott namens Allah
Zwei gelungene Einführungen in das Judentum und den Islam, die geschickt alle Minenfelder vermeiden
Schon am Christentum ist das Interesse mittlerweile so groß wie das Wissen gering; für den Islam und das Judentum gilt das erst recht. Fremd und ein wenig unheimlich erscheinen sie den meisten: Sind beide Religionen nicht mitschuldig am endlosen Nahost-Konflikt? Wie über Selbstmordattentäter und Ehrenmorde reden, ohne einer Weltreligion Unrecht zu tun, wie über den Holocaust sprechen? Zwei Bücher tun dies angesichts des bereiteten Minenfeldes ausgesprochen gut: „Schalom Martin” geschrieben vom Religionspädagogen Michael Landgraf, und „Allah heißt Gott”, verfasst vom Islamwissenschaftler Stefan Weidner. Beide wenden sich an Jugendliche oder interessierte Kinder jenseits der Grundschule.
„Schalom Martin” ist die Geschichte von Martin, der in die fünfte Klasse kommt und David zum Freund gewinnt. Dass der im Religionsunterricht fehlt, weil er Jude ist, macht Martin neugierig. Und wenn dann noch Mirjam aus Haifa kommt, die schöne Quasselstrippe, das erste Mädchen, das Martins Herz laut klopfen lässt, dann ist klar, dass er wissen will, was der Neunte Aw ist (der Tag der Erinnerung an die Zerstörung Jerusalems) und was zum Schabbat in einer jüdischen Familie passiert, ob es koscheres Fastfood gibt (gibt es) und warum so viele jüdische Fußballclubs Makkabi heißen. Dabei bemerkt er, wie wenig er von seinem eigenen christlichen Glauben weiß. In den Nebenrollen die verständnisfrohen jüdischen und christlichen Eltern sowie ein antisemitisch daherredender Onkel, und nach dem Exkurs in die Verfolgungsgeschichte gibt es Reisen nach Worms zum jüdischen Friedhof und nach Israel.
Die kluge Mirjam
Solche Geschichten klingen immer ein bisschen konstruiert, vor allem, wenn man in den Briefen der klugen Mirjam, die geduldig alle jüdischen Feste erklärt, den Religionspädagogen soufflieren hört. Doch für Jugendliche, die sich nicht gleich mit Theologie und religiösen Vorschriften abgeben wollen, dürfte so die Annäherung an eine fremde Religion leichter fallen, zumal Landgraf ein guter Erzähler ist. Letztlich überzeugt die Mischung aus Leichtigkeit und Ernst, tiefgründiger Information und Geschichten aus dem jüdischen Lifestyle. Der einzige echte Mangel des Buches ist, dass in der Gemeinde von David kein einziger Jude lebt, der aus der Sowjetunion eingewandert ist – doch von dort kommen mittlerweile mehr als zwei Drittel der Juden in Deutschland. Das Judentum, das Martin kennenlernt, ist an der Geschichte des deutschen Judentums orientiert. Doch dieses gibt es so nicht mehr, die Zuwanderer haben es gründlich verändert.
Weidners „Reise durch den Islam” spart sich eine Rahmenhandlung, doch sein Buch ist dennoch nicht trocken, was auch an den vielen Fotos und Grafiken liegt, weniger am nicht ganz durchsichtigen Wechsel der Schriftfarben im Buch. Er kommt vom Glauben zur Religion, von dort zum Monotheismus und dann zum Islam. Er geht auf die Probleme ein, die die westlich-christlich geprägten Gesellschaften mit dem Islam haben, erzählt die Geschichte von Mohammed und der Ausbreitung des Islam und vom Islam heute mit all seinen guten und schlechten Seiten, um dann für „Normalität im Zusammenleben” zu plädieren.
Auch Weidner formuliert einfach und jugendgerecht, ohne platt zu werden. Er macht auch klar, dass er – als Christ – sich einen Islam wünscht, in dem der Koran historisch gelesen werden kann wie die christliche Bibel, in dem die Frauen gleichberechtigt sind, dessen Gläubige wie Christen und Juden an einer gerechten und friedlichen Welt arbeiten. Sein Fazit: In den gegenwärtigen islamischen Staaten gibt es viel zu kritisieren, und Parallelgesellschaften sollen die westlichen Staaten nicht tolerieren, aber für Angst vor dem Islam und Hass auf Muslime gibt es keinen Anlass. Weidner verwischt dabei nicht die Grenzen von Toleranz und Akzeptanz, wie das noch vor kurzem gerade viele Bücher für Kinder und Jugendliche taten – aus der guten Absicht heraus, das Zusammenleben zu fördern. Das Buch ist auch für Erwachsene eine schnelle und unkomplizierte Einführung in den Islam, die nach dem Christentum zweitgrößte Religion in Deutschland.
Beide Bücher gehen übrigens gleichermaßen zurückhaltend mit dem Nahostkonflikt um. Weder versucht Landgraf, die Politik der israelischen Regierung zu rechtfertigen, noch stellt Weidner die israelische Armee als böse Besatzer dar. Auch das spricht für die Qualität der Autoren: Sie berichten mit Sympathie, ohne sich mit der Sache ganz gemein zu machen. MATTHIAS DROBINSKI
MICHAEL LANDGRAF: Schalom Martin. Eine Begegnung mit dem Judentum. Marix Verlag, Wiesbaden 2006. 240 Seiten, 9,95 Euro.
STEFAN WEIDNER: Allah heißt Gott. Eine Reise durch den Islam. Fischer, Frankfurt 2006. 240 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Matthias Drobinski kann Stefan Weidners für Jugendliche geschriebene Buch über den Islam vorbehaltlos empfehlen, übrigens auch Erwachsenen, die sich eine schnelle und unkomplizierte Einführung in die Religion wünschen. Weidner schreibt einfach, ohne platt zu werden, attestiert ihm der Rezensent, der auch Weidners Balanceakt gelungen findet, Verständnis und Wissen zu wecken, ohne auf Kritik am Islam und dessen Rückständigkeit zu verzichten.

© Perlentaucher Medien GmbH