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Der ehemalige Tänzer Larry LaSalle übt großen Einfluss auf den jungen Francis aus. Unter seinem Einfluss entdeckt er sein sportliches Talent, überwindet er seine Schüchternheit. Doch dann wird Francis stummer Zeuge einer schrecklichen Tat seines Idols. Voller Schuldgefühle zieht Francis freiwillig in den Krieg. Als schwer verwundeter "Held" kehrt er nach Hause zurück, Entschlossen macht er sich daran, die Vergangenheit aufzuarbeiten, sich an Larry LaSalle zu rächen...

Produktbeschreibung
Der ehemalige Tänzer Larry LaSalle übt großen Einfluss auf den jungen Francis aus. Unter seinem Einfluss entdeckt er sein sportliches Talent, überwindet er seine Schüchternheit. Doch dann wird Francis stummer Zeuge einer schrecklichen Tat seines Idols. Voller Schuldgefühle zieht Francis freiwillig in den Krieg. Als schwer verwundeter "Held" kehrt er nach Hause zurück, Entschlossen macht er sich daran, die Vergangenheit aufzuarbeiten, sich an Larry LaSalle zu rächen...
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.03.2001

Zeig mir einen Helden!
Robert Cormier erzählt von den „Heroes” des Kriegs in Amerika
Wenn mich etwas stört, dann ist es meine Nase”, erklärt Francis Joseph Cassavant, der Erzähler dieser Geschichte. „Oder vielmehr die Tatsache, dass ich keine Nase mehr habe. ”
Ein junger Mann ohne Gesicht. Ein Leben ohne Profil. Keine Vergangenheit mehr und die Angst, keine Zukunft mehr zu haben – auch wenn um ihn herum nur von den großen Aussichten des Landes und seiner Leute gesprochen wird. Und alle erinnern sich an ihn, den scheuen Francis Joseph, als er zurückkommt in die kleine Gemeinde von Frenchtown, einem Stadteil von Monument.
Nachkriegszeit. Veteranenzeit. Francis ist als Held aus dem Krieg in Europa zurückgekommen. Bei einem Einsatz, auf einem der Schlachtfelder in Frankreich, hatte er sich auf eine Granate geworfen und dadurch seine Kameraden gerettet. Nun muss er mit dem großen Problem seines Heldentums fertig werden, mit der Frage: Was ist Heldentum und was war das eigentlich für ein Krieg . . . Jedermanns Krieg, ein Krieg, über den niemand sprechen will?
Die Granate hat ihm das Gesicht zerfetzt, aber die behandelnden Ärzte haben für alles eine Lösung oder einen Trost. Die Haut auf den Wangen, die man aus seinen Schenkeln transplantiert hat, wird wieder so sein wie ein Kinderarsch, hat man ihm versichert. Und wenn erst mal das Zahnfleisch aufgehört hat zu schrumpfen, wird auch das künstliche Gebiss einen festen Sitz haben.
Es ist Frühling in Frenchtown, es gibt eine Menge Regen. Francis kann sich einmummeln, kann sein Gesicht verhüllen – wie das sein wird, wenn die warmen Tage kommen, wenn die Menschen sich wieder öffnen für die Welt, daran will er noch nicht denken. Einmal trifft er einen, den hat das Heldentum ebenfalls kaputt gemacht. „Heroes”, höhnt der, „wir waren keine Helden . . . Nur wir, Jungen aus Frenchtown. Verschreckt, voller Heimweh, mit Magenkrämpfen und Kotzen. Keine Glanzstücke wie in den Zeitungsartikeln oder Nachrichtensendungen. Wir waren keine Helden. Wir waren nur dort . . .”
Francis hat versagt, und dieses Versagens wegen ist er in den Krieg gezogen. Er hat Nicole geliebt, das junge Mädchen, das davon träumte eine Ballerina zu werden. Er hat sie im Stich gelassen, in einer entscheidenden Nacht im Dezember 1941. Einer Nacht, die auch für sein Land zur Schicksalsnacht geworden ist.
Amerika nach dem Krieg, ein Land im Schwebezustand. Die neuen Chevrolets und Fords rollen von den Fließbändern in Detroit. Bald werden die Jungen Polizisten und Feuerwehrleute werden, werden in die Fabriken zurückgehen oder aufs College. Veteranen sind willkommen. In der Bar im St. Jude-Klub macht man Francis respektvoll Platz. „Sie respektieren meine Schweigsamkeit und meine Anonymität. ”
Francis wartet. Irgendwann, hofft er, wird einer den Namen Larry LaSalle erwähnen. Wird Angaben machen, wo der Junge jetzt wohnt. Larry war der dritte im Bunde von Francis und Nicole. Er hat Francis zum Tischtennis-Star gemacht, und in jener Nacht zum 7.  Dezember 1941 hat er Francis nach Hause geschickt, ist mit Nicole allein im Ballsaal zurückgeblieben. Nein, nicht eigentlich allein . . . Ein paar Stunden später haben japanische Bomber Pearl Harbor angegriffen.
„Im Dunkeln tanzen bis die Melodie endet”, hat der Sänger auf der Platte getönt, zum letzten Tanz in jener Nacht. In seinem Matchsack trägt Francis nun einen Revolver mit sich, er will endlich Rache nehmen an Larry – und Erlösung finden für seine schamlose Tatenlosigkeit. „Zeige mir einen Helden, und ich werde eine Tragödie über ihn schreiben” – aber so einfach funktioniert der kecke Spruch von F. Scott Fitzgerald natürlich nicht mehr, der dem Roman vorangestellt ist. Die radikale Freiheit der Tragödie ist nicht mehr möglich nach dem Krieg.
Es wird kein „Dancing in the Dark” mehr geben für Francis, Larry und Nicole. Die schlimmsten Verletzungen haben die drei schon sich zugefügt, bevor Amerika in den Krieg eingetreten ist. Wie sollen sie nun, nach diesem Krieg fertig werden mit ihrer Feigheit vor dem Freund, mit ihren Ambitionen, all ihren gescheiterten Versuchen zur Größe. Die letzte Begegnung mit Nicole endet traurig: „Mein lieber Francis. Mein Tischtennis-Champion. Mein Silver-Star-Held . . . Held – das Wort bleibt im Raum stehen. ” (ab 15 Jahre)
FRITZ GÖTTLER
ROBERT CORMIER: Heroes. Aus dem Amerikanischen von Rose Aichele. Fischer Taschenbuch Verlag 2001. 119 Seiten, 22,90 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Sehr ergriffen schreibt Fritz Göttler über das Buch Robert Cormiers, der sich mit dem schwierigen Thema des Heldentums im Krieg auseinandersetzt. Die Rezension ist so vielmehr zu einer Nacherzählung geworden über den Erzähler Francis, der sich auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs auf eine Granate gestürzt hat, um seine Kameraden zu retten, und mit zerfetztem und vielfach operiertem Gesicht daran scheitert, sein Leben nach der Heimkehr fortzusetzen oder ein neues zu beginnen. Göttler schreibt, dass dem Buch zwar der Spruch F. Scott Fitzgeralds `Zeige mir einen Helden, und ich werde eine Tragödie über ihn schreiben` vorangestellt sei, dass die Freiheit der Tragödie nach dem Krieg aber nicht mehr möglich sei.

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