Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 1,50 €
  • Broschiertes Buch

1944 wird ein kleiner Junge - der Vater ist im Krieg, zu Hause ist "Onkel Casey" eingezogen - zu seiner Großmutter in ein Straßenbaucamp an der kanadischen Grenze geschickt. Sie bekocht dort neun bärenstarke Männer. Der Junge, zunächst durch die äußere Rohheit der Männer erschreckt, gewinnt mit jedem Tag an Zutrauen. Aus der Sicht des Jungen erzählt, ist die Geschichte in ihrer unbeirrbaren Klarheit, in ihrem Humor und ihrer Empfindsamkeit von geradezu schmerzhafter Wehmut.

Produktbeschreibung
1944 wird ein kleiner Junge - der Vater ist im Krieg, zu Hause ist "Onkel Casey" eingezogen - zu seiner Großmutter in ein Straßenbaucamp an der kanadischen Grenze geschickt. Sie bekocht dort neun bärenstarke Männer. Der Junge, zunächst durch die äußere Rohheit der Männer erschreckt, gewinnt mit jedem Tag an Zutrauen.
Aus der Sicht des Jungen erzählt, ist die Geschichte in ihrer unbeirrbaren Klarheit, in ihrem Humor und ihrer Empfindsamkeit von geradezu schmerzhafter Wehmut.
Autorenporträt
Gary Paulsen, geb. 1939, Kindheit bei der Großmutter im Norden Minnesotas. Elektrotechniker beim Militär, bis er als freier Schriftsteller zu arbeiten begann. Seine 'Geschichte eines Eskimojungen' gewann den Newbery-Preis (renommiertester Kinderliteraturpreis der USA). Weitere Newbery-Preise folgten, inzwischen ist Paulsen mit seinen z. T. in 18 Sprachen übersetzten Romanen und Erzählungen ein sehr erfolgreicher Kinder- und Jugendbuchautoren der USA.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.04.2009

Weit in den Norden
Gary Paulsen: „Das Camp”
Ein Abenteuer für den fünfjährigen Jungen aus Chicago, und für den Leser heute, ob jugendlich oder erwachsen, eine Geschichte von erfrischender Einfachheit des Gewöhnlichen, Alltäglichen. Weil der Vater im Krieg beim Militär ist und Mutter plötzlich den neuen Freund hat, wird das Kind für längere Zeit zur Großmutter geschickt. Weit in den Norden von Minnesota, in die Einöde nahe der Grenze Kanadas. Es soll mit einem Trupp Straßenbauarbeitern leben, die einen Fahrweg durch die Wildnis schlagen. Denn es ist die Großmutter, die im Camp den neun Arbeitern mit Essenkochen und Hausverrichtungen eine Art menschlicher Heimstatt schafft.
Was dort geschieht, weiß der erwachsene Erzähler, doch gesehen und gefühlt wird es durch die Augen des Jungen, erlebt in seiner staunenden Seele. Er darf in der Abgesondertheit Dinge kennenlernen, die seinen Kameraden in der Stadt nie und nimmer begegnen, die große wilde Natur, die Geheimnisse des echten Kochens. Er ist mit Männern zusammen, die ihm in ihrer ganzen Vierschrötigkeit fremd sind und doch bald sehr vertraut werden – ohne dass er je aufhört, sich über sie zu wundern. Als er sie zum ersten Mal sieht, muss er erschrecken. „Neun Männer marschierten durch die Tür und wollten essen. Aber sie waren so riesig, polterten so laut, rochen so durchdringend, hatten so große Klamotten an, dass es ihm vorkam, als seien es viel mehr.”
Der kleine Junge, obwohl er seiner kindlichen Spielwelt verhaftet bleibt, kommt den großen Bauarbeitern unaufhaltsam näher und näher. Er darf sie tageweise in ihren riesenhaften Kippern und Raupen begleiten, und sie erfreuen sich an seiner naiven, wissbegierigen Jugend. Doch die Großmutter kann bei aller Fürsorge für ihn nicht Ersatz sein für die eigene Mutter, die dem Jungen in der Ferne schmerzlich fehlt: sein Leit- und Leidmotiv. Daraus bezieht die gedrängte, vom Humor der Weisheit durchzogene Geschichte ihre unsentimentale psychologische Beglaubigung. Am Ende darf der Junge, doppelt glücklich geworden, zurückkehren zur Mutter.
Die Geschichte einer Bewusstwerdung wird mit großer Einfühlung weniger beschrieben als erzählt. Gary Paulsen, Jahrgang 1939, der als Elektronikspezialist beim Militär gearbeitet hat, bevor er zu schreiben begann, gehört heute zu den renommierten Jugendbuchautoren Amerikas. Mit Kurzgeschichten und Büchern wurde er bekannt, vielfach ausgezeichnet. Die Geschichte vom „Camp” ist vom Charme des Einfachen und Urwüchsigen beflügelt, der Autor verzichtet dabei auf jede Wichtigtuerei. Paulsen ist ein Schriftsteller, der sich mit seinem Protagonisten identifiziert, diesem kleinen Jungen, der furchtlos sich der Welt anderer Menschen öffnet. Er kann sich gemeinsam mit dem kleinen Helden wundern über das Abenteuer namens Leben. Paulsens Sprache besitzt dazu die eindringliche Kraft der Schlichtheit, den Dingen, den Ereignissen und Menschen unverstellt nahe zu sein, und er bewirkt dadurch die berührende Nähe des Lesers zu dieser Geschichte und ihren Menschen. WOLFGANG SCHREIBER
Ein Fahrweg in der Wildnis Abb: Christoph Hoppenbrock
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.1997

Schneewittchens Apfelkuchen
Neun Bauarbeiter, eine Großmutter und ein Kind

Das Dröhnen der Baumaschinen, aber auch die leiseste Schrillheit der überwältigend erlebten Natur, der Geruch arbeitender Männer, aber auch der Duft von frischgebackenem Kuchen, das Heimweh und die Umsicht einer patenten Großmutter - Gary Paulsen hat hier ein wunderbares Abenteuer beschrieben. Auch ein Schuß Traurigkeit ist dabei, aber nicht zuviel, und am Schluß geht es erst mal gut aus.

Kriegszeiten sind dem Familienleben nicht förderlich. Diese Geschichte spielt in den Vereinigten Staaten während des Zweiten Weltkriegs. Der Junge ist fünf; seine Mutter schickt ihn auf eine lange Reise zur Großmutter. Die arbeitet, man kann auch sagen: sie herrscht als Köchin in einem Camp mit Straßenbauarbeitern mitten in der Wildnis an der kanadischen Grenze. Dort reißen sich die riesenhaften Bauarbeiter darum, den Jungen auf ihren Kippern und Erdschiebern mitfahren zu lassen. Das macht ihn ganz atemlos. Abends ist er todmüde und glücklich, und seine Großmutter singt ihn in den Schlaf.

So geht das eine Weile prächtig. Aber immer wieder schleicht sich dem Jungen die Sehnsucht nach der Mutter ins Herz. Sie wird so groß, daß die Großmutter alles für seine Rückkehr in die Wege leitet, was nicht ganz einfach ist. Die Eisenbahn bringt ihn wieder in die große Stadt, und zu Hause bei der Mutter haben sich die familiären Wolken verzogen.

Gary Paulsen hat diese Geschichte mit wärmender Lakonie erzählt. Seine Sätze sind kurz, drücken Sachverhalte aus, scheinen mit großer Distanz zu den beschriebenen Personen formuliert zu sein. Der Junge heißt so einfach "der Junge". Zugleich jedoch werden über leitmotivische Wiederholungen, auch weil die Sinneseindrücke so intensiv geschildert werden, diese Figuren dem Leser ungemein plastisch vor Augen geführt. Die Großmutter, eine Mischung aus Schneewittchen und alter Indianerin, muß man liebhaben; und die Bauleute sind zwar dreckig, verschwitzt und was man ungehobelt nennt. Aber sie haben ihre eigene Wildnis-Würde, und es ist schon ein Beweis von Paulsens schriftstellerischem Geschick, wenn er zeigt, wie der Junge in seiner Unsicherheit und mit seinem drückenden Heimweh diese Würde doch erkennt, anerkennt und ein Stück weit imitiert. Und wie umgekehrt die lärmenden Männer gerührt und mit Staunen sehen, daß dieses kleine Kerlchen einen großen Kummer mit sich herumträgt und damit nicht recht zu Rande kommt.

Paulsen hat dieses Buch zur Erinnerung an seine Großmutter geschrieben, deren entbehrungsreichen Lebensweg er in einem angehängten Porträt nachzeichnet. "Das Camp" ist zugleich subtil und lebensprall; sein zarter Realismus schlägt einen in Bann. WILFRIED VON BREDOW.

Gary Paulsen: "Das Camp". Aus d. Amerikanischen von Brigitte Jakobeit. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1996. 111 S., geb., 22,80 DM. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In einer kurzen Rezension lobt Hilde Elisabeth Menzel besonders Paulsens "suggestive Kraft" der Sprache. Dadurch gelingen dem Autor ihrer Ansicht nach äußerst eindringliche Schilderungen der Einsamkeit eines kleinen Jungen, seiner Sehnsucht, aber auch von Figuren, wie der warmherzigen Großmutter oder den hartgesottenen Arbeitern in den endlosen Wäldern Minnesotas.

© Perlentaucher Medien GmbH