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Glasklar, zärtlich, unsentimental erzählt Maxim Biller von der Suche nach der wahren Liebe: Von Menschen, die sich ausliefern oder abgewiesen werden, die einer lebenslangen Leidenschaft folgen oder sich in immer neue Abenteuer stürzen. Wer liest, wie Maxim Biller von der Liebe erzählt, weiß, dass es noch Hoffnung gibt - und sei es die auf eine neue Liebe.
»Ein phantastischer Geschichtenfinder altmodischer Pracht, dem wirklich am Erzählen gelegen ist, an der Welt, an der Wahrheit, am Leben.« Volker Weidermann

Produktbeschreibung
Glasklar, zärtlich, unsentimental erzählt Maxim Biller von der Suche nach der wahren Liebe: Von Menschen, die sich ausliefern oder abgewiesen werden, die einer lebenslangen Leidenschaft folgen oder sich in immer neue Abenteuer stürzen. Wer liest, wie Maxim Biller von der Liebe erzählt, weiß, dass es noch Hoffnung gibt - und sei es die auf eine neue Liebe.

»Ein phantastischer Geschichtenfinder altmodischer Pracht, dem wirklich am Erzählen gelegen ist, an der Welt, an der Wahrheit, am Leben.« Volker Weidermann
Autorenporträt
Maxim Biller, geboren 1960 in Prag, lebt seit 1970 in Deutschland. Er ist Autor der Romane 'Esra' und 'Die Tochter', der Erzählbände 'Liebe heute', 'Bernsteintage', 'Land der Väter und Verräter' und 'Wenn ich einmal reich und tot bin', der Essaybände 'Die Tempojahre' und 'Deutschbuch' sowie des autobiographischen Bands 'Der gebrauchte Jude'; darüber hinaus schreibt er Theaterstücke ('Kanalratten') und Kolumnen. Zuletzt erschienen seine Novelle 'Im Kopf von Bruno Schulz', sein monumentaler Roman 'Biografie', der Roman 'Sechs Koffer', der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand, der Erzählband 'Sieben Versuche zu lieben. Familiengeschichten' sowie der Roman 'Der falsche Gruß'.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.03.2007

Der verlockende Drang zur Trennung
Maxim Biller erzählt in 27 Short Stories von der „Liebe heute”
„So könnte es gehen”, denkt sich Mischa, der es nicht verwunden hat, von seiner Freundin Shelly verlassen worden zu sein. Er weiß, er wird Shelly nicht zurückerobern können, das nicht. Aber er sieht einen anderen Ausweg. „So könnte es gehen”, denkt er sich. Es müssten nur die richtigen Tage sein, dann würde er Shelly bitten, noch einmal mit ihm zu schlafen, das würde sie nicht ablehnen können. Und am Ende wäre er einfach unvorsichtig. Dafür würde er sich selbstverständlich entschuldigen und gleichzeitig beten, es möge geklappt haben.
Diese erschlichene Vaterschaft als Rettungsanker einer Liebe, die man nicht halten kann, verdankt sich der Entschlossenheit der Verzweiflung. „Liebe heute” heißt das neue Buch von Maxim Biller mit 27 Short Stories. Folgt man dem Titel und liest das Buch als eine Diagnose unseres zeitgenössischen Liebeslebens, dann muss man feststellen: Entschieden und entschlossen ist die Liebe immer erst dann, wenn sie in Wahrheit keine Chance mehr hat. Ansonsten gilt eher ein umfassendes „Ja, ja. Nein, nein” wie in der Geschichte „Zwei Israelis in Prag”: „Vielleicht ja, vielleicht nein. Ja, ja. Nein, nein. Ja, ich mag’s, dass er mir sagt, was er sieht, wenn er hinter mir kniet. Nein, ich mag’s nicht. Ich mag, dass er mir nie den BH auszieht. Unsinn, ich hasse es.” Das Schwierigste ist eben, zu wissen, was man will.
„Aber die Lauen”, heißt es in der Bibel, „werde ich ausspeien”. Billers Helden sind nicht lau. Sie empfinden immerzu sehr viel. Nur leider nie für lang. Ihre Rede ist im einen Moment „ja, ja” und im anderen „nein, nein”.
Eine sehr typische Biller-Situation ist deshalb die Wiederbegegnung, Jahre nachdem ein Paar sich getrennt hat. Und die überraschte Einsicht, dass der andere es vielleicht doch gewesen wäre, nachdem man sein Glück mit vielen anderen probiert hatte. Die Erzählung „Melody” treibt dieses Bäumchen-wechsel-Dich-Spiel geradezu auf die Spitze, wenn es am Ende eines langen Reigens heißt: „Thomas und Melody leben jetzt wieder zusammen in der Rue Céline. Es geht ihnen gut.”
Die Liebe bei Maxim Biller hat, so gesehen, etwas von einem Hamsterrad. Man ist immerzu am Strampeln, kommt dabei nicht wirklich von der Stelle, es tut sich aber doch etwas, was auch daran zu sehen ist, dass man ziemlich aus der Puste kommt. Wie in der Geschichte „Lied Nummer 7”. Clara ist, nachdem sie sich von Günter getrennt hat, mit Hagen zusammen. Da ist manches, was ihr an ihm nicht gefällt. Zum Beispiel, dass er sie immer so sanft berührt, als wäre es das erste Mal. Andererseits ist da auch vieles, was sie an ihm mag. Am Ende fahren beide durch Berlin nach Hause, und weil Hagen nun wenigstens das Lenkrad fest mit beiden Händen anfasst, ist Clara doch wieder ganz optimistisch. Sie legt eine CD ein. „Sie hatte diesen Bolero schon tausendmal gehört, und sie würde ihn noch tausendmal hören. Es war wie das Leben – alles blieb gleich und änderte sich nicht, und wenn man Glück hatte, war es trotzdem schön.”
Billers Helden sind Romantiker des Augenblicks. Sie handeln immer so, dass es nie zu einem Engpass an intensiven Gefühlen kommt. Für die lange Strecke aber fehlt ihnen die Geduld. So rennen sie stets der großen Liebe nach, aber unbedingt in viele verschiedene Richtungen. Sie sind nicht promisk, sondern eher überzeugt, dass die 360 Grad, die das Leben zur Verfügung stellt, in den Blick genommen werden sollten. Nur wo sie abgelehnt werden, kämpfen sie mit Verbissenheit an einer Stelle. Manchmal hat man den Eindruck, Billers Helden wollen just so leben, dass es für einige starke Gefühle für die Dauer einer Short Story reicht. Aber nie so, dass sich daraus der langwierige Konflikt für einen ganzen Roman ergäbe.
Deswegen handeln die meisten von Billers Short Stories vom Anfang und vom Ende einer Beziehung. Das Dazwischen gibt es nur als Umschlagspunkt. Oder als Wiederkehr des Immergleichen wie in der Geschichte „Das Recht der jungen Männer”: „Schon wieder war alles wie früher. Das war besser als gar nichts, aber gut war es auch nicht. Wir hatten zu oft versucht, ein Ende zu finden oder einen Anfang.”
Ein bisschen fühlt man sich in Billers Geschichten wie in einem Film von Eric Rohmer. Man könnte sich auch gut vorstellen, dass er eine Figur wie Truffauts Antoine Doinel erschafft, welche er dann durch die verschiedenen Lebens- und Liebesstationen seiner Stories schickt – übrigens stets in wunderbaren, sehr kosmopolitischen Settings, deren größter Reiz in der Selbstverständlichkeit liegt, mit der Billers Figuren zwischen Israel und Deutschland hin und her jetten.
Die Form der Short Story beherrscht Biller dabei wie im Schlaf. Von jedem ersten Satz an merkt man: Der Autor weiß, wie es geht. Aber vielleicht weiß er es ein bisschen zu gut. Seine Geschichten sind handwerklich so souverän und glatt gearbeitet, dass von ihrer Formseite bei 27 Beispielen keine Irritation oder Überraschung mehr ausgeht. Weshalb sich das Interesse und die Neugier ganz auf die Stoffseite konzentriert. Und da beschleicht einen manchmal das Gefühl, dass die Art, wie die Liebe hier beschrieben wird, ein wenig den Gesetzen und der Dramaturgie der Short Story folgt. Das ist, grübelt man dann, vielleicht gar nicht so sehr die Liebe oder das Leben als viel mehr eine probate Form, davon zu erzählen. Das Ungewisse, Offene, Transitorische, das den Plot all dieser Geschichten prägt, ist vielleicht weniger eine Wahrheit über das Leben als ein narratives Verfahren.
Anders gesagt: Zwischen diesem Kommen und Gehen der Liebe muss es noch etwas anderes geben. Und man wird den Verdacht nicht los, dass dieses Andere nur deshalb nicht in das Blickfeld des Erzählers rückt, weil für dieses Andere in der festgezurrten Form der Short Story kein Platz ist.IJOMA MANGOLD
MAXIM BILLER: Liebe heute. Short stories. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2007. 199 Seiten, 18,90 Euro.
Immerhin besser als zu sagen: „Ich liebe Dich nur, wenn ich besoffen bin.” Foto: Regina Schmeken
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.2007

So lieben die Jeinsager
Wirklich immer dasselbe? Maxim Billers Liebesgeschichten aus den Wüsten der Großstadt / Von Sabine Löhr

Frühling macht leichtsinnig, man hält Liebe für möglich, entdeckt statt Wankelmut ringsum nur Tatendrang, keine Höllenseufzer, nur Himmelsklang. Wollte man uns Geschichten über gelingende Liebe verkaufen, würden wir abwinken und lieber glücklich mit der Liebe Eis essen gehen. Doch meistens läuft es eben doch anders mit der Liebe. Also lesen wir auch andere Liebesgeschichten.

Maxim Biller illustriert in den 27 Shortstories seines neues Erzählbandes "Liebe heute" die Liebe in den Zeiten der Jeinsager. Altgediente Fans seiner wilden Polemiken, die sein schon leises Werk "Bernsteintage" nicht kennen, dürften sich über die Lakonie dieser Liebesgeschichten wundern. Sie sind nicht als greller Erguss aufs Papier geplatscht, erinnern eher an Bleistiftzeichnungen. Mal in festen klaren Strichen präzise auf das Wesentliche reduziert, mal mit leichter Hand hingeworfen, mal zu wenig ausgearbeitet. Manche blutarme Skizze könnte man auch getrost verwerfen. Immer aber liegt über diesen Liebesgeschichten ein trübender Grauschleier. Glücklich? Allein ist die Seele, die liebt. Entweder liebt ein Er eine Sie, sie aber einen anderen, zusätzlich liebt sie aber auch Ihn, liebt ihn ein wenig, nein, gar nicht. Oder aber man liebt mit Zeitverschiebung, vielleicht schon seit der Geschlechtsorganzeigezeit im Kindergarten.

Wann immer der eine einen Schritt nach vorn macht, weicht der andere zurück. Stört kein Dritter, drückt kein Altliebesballast, kreisen die vielleicht Liebenden dennoch beharrlich in sich und zugleich umeinander, ohne dass die wechselseitige Anziehung zwischen ihnen je so stark wäre, dass dauerhaft innige Nähe entstünde. Stets klopfen zwei Herzen in einer Brust, nie schlagen zwei Herzen im Gleichklang.

So geht es auch Bella in der Geschichte "Der Brief von Oz". Als sie ihrem Longdistance-Liebhaber erklärt, ihn über die Feiertage besuchen zu wollen, hatte sie "ein gutes Gefühl, als sie das sagte. Sie wartete, ob noch ein anderes Gefühl käme, aber es kam nicht. Dann kam es doch, aber es gelang ihr, es mehr oder weniger zu ignorieren." Oder beim Schauspieler Feri in "Die Jahre mit Maserati": "Als er sie das erste Mal im Casolare sah, hatte er gedacht, das wird nichts, und wenn es was wird, nicht für lange." Genau so kommt es. Als die ältere Geliebte morgens per SMS ihre angebliche Schwangerschaft verkündet, antwortet er nicht, sondern denkt nur über die monetären Folgen von einem Dutzend Mal verhütungsfreiem Sex nach: "Sie hatten es gut gemacht, ihm hatte es gefallen, und ihr auch, und jetzt war er also sein schönes Auto los." Bis zum Abend hat er sich durch sein Schweigen als Liebhaber disqualifiziert und wird per SMS Nummer zwei abserviert.

Wie aber Liebe (oder was man dafür hält) zeigen? Die modernen Metropolenmänner Berlins, Hamburgs, Münchens, Prags oder Tel Avivs gehen dabei manchmal pennälerhaft linkisch vor, posaunen ihre momentane Zuneigung gleichsam mit offenem Hosenstall heraus und stoßen (erstaunlicherweise) nicht auf Allzeitbereitschaft: "Sie machte Schwierigkeiten", kommentiert einer. Oder sie weint nach dem Quickie auf dem Sofa. Auch die Männer sind nicht immer bei der Sache und ermüden leicht: "Es ist immer dasselbe, dachte er." Die Frauen wollen reden, reden, reden, man zieht sich aus, schließlich bleibt er erschöpft auf ihnen liegen: "Ich küsse sie lustlos auf den Hals." Das war's.

Reden ist hier kein Weg, sich nahezukommen. Stets bewahren die Figuren ihr Inneres vor ihrem Gegenüber - und auch vor dem Leser. Ihr Wollen, Nichtwollen, Nichtwissen, ob sie wollen, wirkt dadurch oft unmotiviert: da wird soviel gezögert und gezaudert, dass man hin und wieder das Interesse für Nuancen verliert und denkt, dass man diese beziehungsgestörten, schlappschwänzigen, lau liebenden Großstadtversager zur Genüge kennt.

In der zweiten Hälfte des Buches finden sich dann die starken, anrührenden Geschichten. Vergleichsweise oft ist die männliche Hauptfigur der kraftvolleren Geschichten Schriftsteller, Jude, Brillenträger. Das sind Einladungen, die Texte aufgeregt auf autobiographisches Material abzuklopfen, aber wozu? Es würde sie nicht besser, nicht schlechter machen, allenfalls würde man den Autor für sein Liebesleben ein wenig bemitleiden.

Beiseitelegen wird man das Buch zuletzt aber mit einem vergnügten kleinen Lachen, denn den Reigen beendet die aus der Reihe tanzende, herrlich skurrile Geschichte von Primo Tischmann, der sich in einem komischen "Happy End mit Klebeband" in eine Packbandmumie verwandelt und von einer zart errötenden Dame geküsst wird. Davon bitte mehr.

Maxim Biller: "Liebe Heute". Short Stories. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007. 224 S., geb., 18,90 [Euro].

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"Maxim Biller zeigt sich in seinen wunderbaren neuen Geschichten als Erinnerungsartist, der alle Register anrührenden und unterhaltsamen Erzählens beherrscht." Friedmar Apel, FAZ (über " - Bernsteintage")

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Ijoma Mangold hat an Maxim Billers 27 Short Stories über die "Liebe heute" durchaus Gefallen gefunden, auch wenn sie bei ihm keine wahre Begeisterung ausgelöst haben. Dafür scheinen ihm die Geschichten doch ein wenig zu routiniert und zu wenig überraschend. Ihm beschleicht bisweilen der Eindruck, Billers Protagonisten wollten gerade so leben, "dass es für einige starke Gefühle für die Dauer einer Short Story reicht". Zwar bescheinigt Mangold dem Autor, die Form der Kurzgeschichte perfekt zu beherrschen. Aber darin sieht er auch eine gewisse Schwäche des Buchs. Schließlich kommt er nicht umhin festzustellen, dass Billers Geschichten aus dem zeitgenössischen Liebesleben doch sehr den "Gesetzen und der Dramaturgie der Short Story" folgen. Dass die meisten Stories entweder vom Anfang oder dem Ende einer Beziehung handeln, passt für ihn in dieses Bild. Das Dazwischen, das Andere zwischen dem Kommen und Gehen, gerät nach seiner Vermutung nämlich deshalb nicht in den Blick des Erzählers, weil dafür in der "festgezurrten Form der Short Story" kein Platz sei.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Erhellende, melancholische und vor allem realistische Einblicke in das komplizierte Liebesleben heutiger Großstadtbewohner [...] Ein Meister der kleinen Form.« spiegel.de