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Trotz umfangreicher Biographien und Fernsehfilme sind immer noch viele Fragen offen. Über keinen Autor sind so viele Gerüchte im Umlauf wie über Thomas Mann, kein anderer Schriftsteller wird so hoch gelobt und gleichzeitig so verdächtigt - menschlich wie politisch. Thomas Klugkist hat alle Fragen gesammelt, die in den Medien, auf Partys und in Schulklassen hartnäckig kursieren, und beantwortet sie ohne falschen Respekt, aber mit viel Entdeckerlust und erfrischendem Humor. ((rechte Klappe, mit Autorenfoto!!!)) Thomas Klugkist, geboren 1965 in Lübeck, studierte Neuere deutsche Literatur,…mehr

Produktbeschreibung
Trotz umfangreicher Biographien und Fernsehfilme sind immer noch viele Fragen offen. Über keinen Autor sind so viele Gerüchte im Umlauf wie über Thomas Mann, kein anderer Schriftsteller wird so hoch gelobt und gleichzeitig so verdächtigt - menschlich wie politisch. Thomas Klugkist hat alle Fragen gesammelt, die in den Medien, auf Partys und in Schulklassen hartnäckig kursieren, und beantwortet sie ohne falschen Respekt, aber mit viel Entdeckerlust und erfrischendem Humor.
((rechte Klappe, mit Autorenfoto!!!))
Thomas Klugkist, geboren 1965 in Lübeck, studierte Neuere deutsche Literatur, Linguistik, Geschichte und Philosophie in Berlin, wo er über Thomas Manns 'Doktor Faustus' promovierte; er ist heute Pressesprecher der Wirtschaftsjunioren Deutschland. Klugkist veröffentlichte zahlreiche Aufsätze, Artikel und Rundfunkbeiträge in den Bereichen Literatur und Wirtschaft sowie eine wissenschaftliche Trilogie zum Gesamtwerk Thomas Manns.
Autorenporträt
Thomas Klugkist, geboren 1965, hat seine Dissertation über Thomas Manns »Doktor Faustus« geschrieben, war Ressortleiter und Chefredakteur im Rundfunk, Kommunikationsleiter der Klett Gruppe und Geschäftsführer des Friedrich Berlin Verlags. Über seine wissenschaftlichen Publikationen hinaus (u. a. »Glühende Konstruktion« 1995, »Sehnsuchtskosmogonie« 2000, »Der pessimistische Humanismus« 2002) veröffentlichte er 2014 den Roman »Hanna und Sebastian«. Thomas Klugkist lebt heute als freier Autor, Texter und Berater mit seiner Familie in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2003

Es kann nur einen geben
Thomas Klugkists Fragen und Antworten zu Thomas Mann

Auf manche ambitionierte akademische Anstrengung folgt das Satyrspiel der fröhlichen Wissenschaft. So bei Thomas Klugkist, der drei Monographien über Thomas Mann geschrieben hat (darunter eine siebenhundertseitige Dissertation zum "Doktor Faustus") und nun sein Wissen noch einmal handlich in "49 Fragen und Antworten zu Thomas Mann" zerlegt. Dabei macht er sich Manns Prinzip der "doppelten Optik" zu eigen. "Mich verlangt auch nach den Dummen", meinte der Verfasser der "Buddenbrooks" einmal. Soll heißen: er wollte nicht nur von Kennern mit gebildetem Geschmack, sondern auch vom breiten, unverbildeten Lesepublikum in die Arme geschlossen werden. Klugkists Buch richtet sich nicht an Dumme, aber neben den Spezialisten sollen auch Mann-Beginner auf ihre Kosten kommen. Fachwissenschaftliche Kompetenz und Lesevergnügen, Seriosität und Leichtigkeit - das soll kein Widerspruch sein.

Für die richtige Mischung ist gesorgt: Fragen zur Biographie wechseln mit psychologischen Tiefenbohrungen, Erläuterungen zu den Werken mit solchen zu Manns politischer Zeitgenossenschaft. "War Thomas Mann ein guter Ehemann?", "Was hat Thomas Mann am Mythos interessiert?", "War Thomas Mann ein Antisemit?" - kaum eine Neugier, die sich hier nicht befriedigen ließe. Stets findet der Autor dabei die Verbindung zu den Details des Werkes, wie auch das zwanzigseitige, für sich schon lesenswerte, weil sehr pointierte Verzeichnis aller erwähnten Figuren der Romane und Erzählungen beweist.

Inzwischen arbeitet Klugkist als Pressesprecher der "Wirtschaftsjunioren Deutschlands". Das paßt ganz gut zum Geist Thomas Manns, der die "Männer des Wirtschaftslebens" zwar gerne karikierte, aber doch ein starkes Verhältnis zum Kaufmännischen und zum Wohlstand hatte. Der gewonnenen Distanz zum akademischen Betrieb verdankt sich wohl jene gewisse Dreistigkeit, die dazugehört, Fragen, mit denen sich Generationen von Forschern abgemüht haben, im Handumdrehen zu beantworten. Da denkt natürlich jeder zu Vorsicht und Mißtrauen geschulte Literaturwissenschaftler: Wie kann der Autor es wagen, über Mann zu sprechen, als wäre er persönlich in dessen Villen ein und aus gegangen? Mehr noch: als wäre er zeitweilig selbst zu Thomas Mann geworden, denn mittels der erlebten Rede schlüpft er gerne auch direkt ins Autorbewußtsein. "Wie kam Thomas Mann auf eine Idee?" - das wäre eine Frage dieser Art. Hier positioniert sich Klugkist natürlich auch in der einst von Foucault angestoßenen Debatte um den "toten", seit einiger Zeit aber wiederauferstandenen, in diesem Buch sogar quicklebendigen Autor.

Die Gefahr der Bauchrednerei liegt nahe. Aber meist funktioniert die kompromißlose Annäherung erstaunlich gut - weil Klugkist nicht nur ein exzellenter Kenner des Gesamtwerks inklusive der Briefe und Tagebücher ist, sondern eben auch der Regale füllenden Thomas-Mann-Wissenschaft, die manchmal freilich mittels dezidiert unphilologischer Fragestellungen auf den Arm genommen wird: "Warum sind Thomas Manns Werke so dick?" Oder: "Worüber hat Thomas Mann eigentlich nicht geschrieben?" Auch solchen scheinbar naiven Perspektiven werden pointierte Betrachtungen abgewonnen.

Viele Kapitel bieten konzentrierte, anschauliche Synthesen der Forschung. Es gibt profunde Ausführungen zu weitverzweigten Themenbereichen wie den literarisch-philosophischen Einflüssen oder der skrupellosen Zitattechnik ("Hat Thomas Mann seine Werke nur zusammengeraubt?"). Besonders amüsant ist das Kapitel über das Thomas-Mann-Ressentiment von Brecht bis Rühmkorf ("Hat Thomas Mann Schule gemacht?"). Allerdings können nicht alle Abschnitte so überzeugen. "Warum hat Thomas Mann überhaupt geschrieben?" - bei dieser Frage etwa geht das spekulative Vermögen dann doch ein wenig mit Klugkist durch. Hier ist Thomas Mann nur noch ein Vorwand, die psychoanalytische Narzißmustheorie populär aufzubrühen. Zugegeben, es handelt sich um ein Steckenpferd der jüngeren Forschung. Hans Wysling und Manfred Dierks haben es weit und am Ende wohl zu Tode geritten.

Gelegentlich maskiert Klugkist eigene Reflexionen zu den Problemen dieser Welt als Thomas-Mann-Themen. Ihm geht es um Aktualisierung, und da verhilft er dem literarischen Großbürger manchmal etwas forciert auf die zeitgemäßen Sprünge. Bei allem Enthusiasmus ist er aber kein kritikloser Verehrer. Es gibt Fragen, die zunächst sogar hämisch wirken könnten: "War Thomas Mann im Grunde nur ein Beamter?", "War Thomas Mann verklemmt?" Dann werden sie aber doch einer Antwort zugeführt, der auch Thomas Mann höchstwahrscheinlich zugestimmt hätte.

Distanz und identifikatorische Nähe wechseln regelmäßig. Mann wird in seinen Schwächen präsentiert, man kann sogar sagen: Sie sind der Dreh- und Angelpunkt des Buchs. Daß er ein zutiefst problematischer Mensch gewesen sei, der seinen inneren Reichtum an Konflikten ins Werk sublimiert und stellvertretend für uns alle die Problematik der Moderne durchlitten habe - das ist die psychologische Prämisse der "49 Fragen und Antworten", das Scharnier zwischen Leben und Werk. Klugkist begnügt sich nicht mit höherem Klatsch. Er will zeigen, wie bei Thomas Mann selbst peinlichste Lebensdetails werkwürdig und erkenntnisträchtig wurden - so daß auch wir Leser uns besser verstehen können.

Thomas Klugkist: "49 Fragen und Antworten zu Thomas Mann". S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003. 317 S., geb., 18,90 [Euro].

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