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Frauen und Männer arbeiten auf unterschiedliche Weise an der Attraktivität ihrer Körper, ebenso unterscheiden sich die Schönheitshandlungen privilegierter und unterprivilegierter Menschen voneinander. Das Buch bietet erstmals eine systematische Analyse klassen- und geschlechtsspezifischer Schönheitspraktiken und verknüpft sie mit der Frage nach sozialer Macht. Anhand von Interviews beleuchtet es das Spektrum und den Stellenwert von Körperpflege und -manipulation in den verschiedenen Gruppen. In Schönheitsdiskursen und -praktiken zeigt sich sowohl das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern als…mehr

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Produktbeschreibung
Frauen und Männer arbeiten auf unterschiedliche Weise an der Attraktivität ihrer Körper, ebenso unterscheiden sich die Schönheitshandlungen privilegierter und unterprivilegierter Menschen voneinander. Das Buch bietet erstmals eine systematische Analyse klassen- und geschlechtsspezifischer Schönheitspraktiken und verknüpft sie mit der Frage nach sozialer Macht. Anhand von Interviews beleuchtet es das Spektrum und den Stellenwert von Körperpflege und -manipulation in den verschiedenen Gruppen. In Schönheitsdiskursen und -praktiken zeigt sich sowohl das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern als auch die Unterlegenheit bildungsferner Milieus. Ein überraschender Schluss lautet, dass bei der Arbeit am Körper die klassenspezifischen Unterschiede in mancher Hinsicht größer sind als die Differenzen zwischen den Geschlechtern.
SCHÖNHEIT ALS PRAXISFrauen und Männer arbeiten auf unterschiedliche Weise an der Attraktivität ihrer Körper. Ebenso unterscheiden sich die Schönheitshandlungen privilegierter und unterprivilegierter Menschen voneinander. Dieses Buch bietet erstmals eine systematische Analyse klassen- und geschlechts-spezifischer Schönheitspraktiken und verknüpft sie mit der Frage nach sozialer Macht. Anhand von Interviews werden das Spektrum und der Stellenwert von Körperpflege und -manipulation in den verschiedenen Gruppen beleuchtet. In Schönheitsdiskursen und -praktiken, so die Erkenntnis, zeigt sich sowohl das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern als auch die Unterlegenheit bildungsferner Milieus. Deutlich wird, dass die klassenspezifischen Unterschiede vielfach größer sind als die Differenzen zwischen den Geschlechtern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.07.2010

Körper machen Leute
Otto Penz über Arten des schönen Aussehens

Im ständischen Zeitalter symbolisierte Schönheit die gesellschaftliche Ordnung; Ausdruck der individuellen Persönlichkeit wurden Vorstellungen über den gutgebauten Körper erst mit dem Aufkommen des Bürgertums. Doch bis heute werden über physische Attraktivität gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse verhandelt. Das ist das Ergebnis einer empirischen Studie zum "Schönheitshandeln", die der Soziologe Otto Penz durchgeführt hat und in der er Bourdieus Konzept der symbolischen Gewalt besonders anschaulich bestätigt findet.

Penz hat seine Studierenden berufstätige Männer und Frauen interviewen lassen und analysiert, wer sich auf welche Weise schön macht und wie er oder sie darüber denkt. Seine Erkenntnis, dass die höheren Schichten die Ansichten über guten Geschmack und natürliche Schönheit definieren, für deren Nachahmung sie die unteren Klassen verachten, ist dabei weniger spektakulär als die Aufdeckung der Unterschiede im Schönheitshandeln innerhalb der Geschlechter, der größer ist als der zwischen ihnen.

Als der Mann das Einkommen der Familie noch allein nach Hause brachte, brauchte er nicht schön zu sein, so Penz. Das hat sich geändert: Heute investiert der typische Mann der oberen Schicht täglich Zeit und Geld in sein Schönheitshandeln, nimmt professionelle Hilfe bis hin zu Maniküre und Pediküre in Anspruch, achtet sorgfältig auf Parfum, Ernährung und Kleidung und leugnet zugleich, sich besonders um sein Äußeres zu bemühen. Alles Auffällige ist ihm ein Greuel. "Ich bin sowieso eher ein Fan von schlichtem Understatement - von Sachen, die qualitativ super sind und auch wirklich gut aussehen, aber eher auf den zweiten denn auf den ersten Blick", so einer der Interviewten. Natürlich treibt er auch Sport, doch nicht etwa einen Mannschaftssport, sondern eher etwas Individuell-Asketisches wie Joggen, bei dem sich unabhängig vom Team agieren lässt. Heute sind es nicht mehr die Kleider, die Leute machen, so der Autor, heute sind es die Körper.

Wobei Frauen der gehobenen Schicht den Befragungen zufolge um Maniküre einen Bogen machen und auch auf Diäten wenig geben. Ihre erste Sorge gilt einer authentischen und natürlichen Ausstrahlung, weshalb sie Wert darauf legen, mit eigenen Vorstellungen zum Friseur zu gehen und sich von den Schönheitsfachleuten nicht reinreden zu lassen. Frauen wie Männer der höheren Schicht halten sich typischerweise für ästhetisch singulär, auch wenn ihr Schönheitshandeln genau der Norm entspricht.

In der unteren Schicht ist, was die Vorstellungen zum Aussehen betrifft, der Unterschied zwischen Männern und Frauen noch deutlicher, bedingt vor allem durch die unterschiedlichen Berufe: Mit den zumeist im Dienstleistungsbereich beschäftigten Frauen legen gerade diejenigen mit den geringsten finanziellen Mitteln den größten Wert darauf, Schönheitsideale zu erfüllen - auch wenn sie sich im Interview von übertriebenem Schönheitshandeln distanzieren.

Dadurch, so der Autor, entsteht hier der Eindruck einer Bemühtheit, von dem sich Angehörige oberer Schichten abzugrenzen versuchen. Die körperlich hart arbeitenden Männer der Unterschicht äußern in den Interviews vor allem die Sorge, nicht nach Schweiß zu riechen. Sportliche Aktivitäten oder Fitnessstudios üben nach einem Tag auf der Baustelle ebenso wenig Anziehungskraft aus wie umständliche Schönheitshandlungen. Ähnlich sind sich Männer und Frauen der unteren Schicht hingegen in ihrem eher ungeregelten und ungesunden Essverhalten.

Die Männer und Frauen der Mittelschicht halten sich, wie zu erwarten, zwischen den Extremen, argumentieren eher mit Ästhetik als mit Gesundheit und versuchen sich via Schönheitshandeln nach unten abzugrenzen, von übertriebenen Schminken, geschmackloser Kleidung und brauner Haut aus dem "Prolo-Toaster".

Trotz aller Bemühungen um Individualisierung und trotz selbstbewusst vorgetragener feministischer Argumentationsmuster lässt sich anhand der Schönheitshandlungen auf die Klassenzugehörigkeit schließen und andersherum, so Penz. Zu glauben, man mache sich nur für sich selbst schön, um sich gut zu fühlen, vielleicht noch, um dem Partner zu gefallen, sei eine Illusion. Vielmehr erwerbe der Mensch im Zuge seiner Sozialisation einen Habitus, den er zeitlebens nicht überwinde und der ihn als Mitglied seiner Schicht ausweise. Man überprüfe es im Selbstexperiment: Das Schönheitsspiel ist ein Mikrokosmos der allgemeinen sozialen Verhältnisse.

MANUELA LENZEN

Otto Penz: "Schönheit als Praxis". Über klassen- und geschlechtsspezifische Körperlichkeit. Campus Verlag, Frankfurt am Main, New York 2010, 205 S., br., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Otto Penz' empirische Studie zum "Schönheitshandeln", in der er die Ergebnisse zu Befragungen berufstätiger Männer und Frauen unterer, mittlerer und höherer gesellschaftlicher Schichten ausgewertet hat, stellt Manuela Lenzen vor. Dabei findet sie weniger den Befund überraschend, dass der Soziologe zu dem Schluss kommt, dass höhere Schichten definieren, was "guter Geschmack" oder "natürliche Schönheit" ist, als die Unterschiede im täglichen Bemühen um das eigene Aussehen zwischen den Geschlechtern. Beizupflichten scheint sie dem Autor, wenn er resümiert, nicht Kleider, sondern die Körper machten heute Leute, sprich bestimmten ihren gesellschaftlichen Status. Am Ende nimmt Lenzen aus dieser Studie die Erkenntnis mit, dass ungeachtet des Bemühens um Individualität "Schönheitshandlungen" und "Klassenzugehörigkeit" eng miteinander verbunden sind.

© Perlentaucher Medien GmbH
Was Menschen attraktiv macht
"Ein kluges Buch ... Otto Penz hat eine klassische Studie vorgelegt - stringent und präzise formuliert und trotzdem spannend." (Deutschlandradio, 21.06.2010)

Körper machen Leute
"In seiner empirischen Studie findet der Soziologe Otto Penz Bourdieus Konzept der symbolischen Gewalt besonders anschaulich bestätigt ... Das Schönheitsspiel ist ein Mikrokosmos der allgemeinen sozialen Verhältnisse." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.07.2010)

Penz und seinen MitautorInnen gelang ein Buch, das Aufschluss über klassen- und geschlechtsspezifische Schönheitshandlungen gibt. Nicht zuletzt die differenzierte Betrachtungsweise und die Verknüpfung von Schönheit und Machtverhältnissen machen "Schönheit als Praxis" zu einem interessanten, klugen und daher lesenswerten Buch. (Zt. für Sexualforschung, 01.11.2011)