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Die unbekannte Familie des Führers
Adolf Hitler schuf den Mythos des Führers, der allein dem Volk angehört - er vertuschte seine Verwandtschaft so erfolgreich, dass sie bis heute nahezu unbekannt blieb.Wie lebten die Angehörigen Hitlers während der Nazi-Herrschaft und danach?

Produktbeschreibung
Die unbekannte Familie des Führers

Adolf Hitler schuf den Mythos des Führers, der allein dem Volk angehört - er vertuschte seine Verwandtschaft so erfolgreich, dass sie bis heute nahezu unbekannt blieb.Wie lebten die Angehörigen Hitlers während der Nazi-Herrschaft und danach?

Autorenporträt
Wolfgang Zdral, geboren 1958 in Nürnberg, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München, studierte Volkswirtschaft, Politik und Kommunikationswissenschaft und arbeitete für verschiedene Tageszeitungen, Magazine, Fernseh- und Hörfunksender. Er war drei Jahre stellvertretender Chefredakteur der Wirtschaftswoche und ist nun Korrespondent von Capital.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.04.2005

Der Wolf und das Waldviertel
Eine faktenreiche Recherche über die Verwandten Hitlers
Es gibt Lebensläufe, die an das Sprichwort vom Apfel erinnern, der nicht weit vom Stamm fällt: Hitlers Vater Alois Schicklgruber, der seinen Nachnamen später in Hitler änderte, war ein umtriebiger Tyrann, der private und berufliche Risiken auf Kosten anderer pflegte. Mutter Klara verzog ihren Liebling Adolf nach Strich und Faden, Halbschwester Angela strebte während ihrer Zeit als Haushälterin und Zerberus auf dem Berghof vergeblich nach weiblicher Vorherrschaft, kam aber gegen Eva Braun nicht an. Neffe William Patrick nutzte die Prominenz seines Onkels unverfroren für öffentliche Auftritte.
Wolfgang Zdrals Bestandsaufnahme der Familienverhältnisse Hitlers mag dazu verführen, amateurpsychologische Kurzschlüsse darüber zu ziehen, weshalb Jung-Adolf zu einem menschenverachtenden Diktator wurde. Dass er seine Wurzeln bewusst im Dunkeln ließ und ihm sein verquaster Führungsanspruch diktierte, sich nicht durch Heirat seinem Volk zu entziehen, läuft als roter Faden durch Hitlers Biografie. Mit drastischen Maßnahmen pflegte er sein Image als einsamer Wolf: So ließ er ein großes Areal im Waldviertel in einen Truppenübungsplatz umgestalten, um Siedlungen seiner Ahnen zu vernichten. Die tiefe Zuneigung zu seiner Nichte Geli Raubal, die posthume Glorifizierung der Mutter, gelegentliche finanzielle Zuwendungen für Verwandte, die die Verdunkelungstaktik Hitlers in Bezug auf Herkunft und Familie ein wenig aufzuhellen scheinen, wirken letztlich bloß wie Indizien seiner politisch-menschlichen Schizophrenie.
Die wichtigste Frage zu Zdrals faktenreicher, nüchterner Recherche bleibt: Wie konnte ein so charakterlich schwacher Zeitgenosse mit wenig attraktiver Herkunft seine Anhängerschaft derart auf- und ausbauen, wie erklärt sich, dass die Deutschen in ihrer Mehrheit Hitler zujubelten und zu willigen Mithelfern wurden? Die Antworten sind bekannt, Zdral fordert auf, sich ihrer bewusst zu bleiben.
BIRGIT WEIDINGER
WOLFGANG ZDRAL: Die Hitlers. Campus. Frankfurt 2005. 257 S., 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eher gemischte Gefühle löst diese Biografie der "unbekannten Familie des Führers" von Wolfgang Zdral bei Rezensent Klaus A. Lankheit aus. Da kommen ihm zunächst beliebte Themen wie Hitlers Sekretärin, Hitlers Ufos, Hitler und die Frauen, Hitler als Steuerhinterzieher, als Homosexueller in den Sinn. So schlimm findet er Zdrals Arbeit dann aber doch nicht, bietet sie doch "viele neue oder wenig bekannte interessante biographische Details", etwa zu Hitlers Halbbruder Alois, zu Halbschwester Angela, Schwester Paula sowie seinen Neffen Patrick William. Den Biografien der Verwandten stelle Zdral einführende Kapitel zur bereits bekannten Familiengeschichte und zum Persönlichkeitsbild Hitlers voran. Etwas bedauerlich findet Lankheit, dass der Autor hier "nicht die gleiche Sorgfalt" erkennen lasse wie bei den folgenden Biografien. Zuletzt schlägt beim Rezensenten doch wieder die Skepsis gegenüber dem ganzen Vorhaben durch: "Überhaupt bedienen solche Themen wohl eher ein voyeuristisches Bedürfnis, wobei sich kommerzielle Interessen hinter dem Anspruch von Aufklärung und Aufarbeitung allzuleicht verstecken lassen."

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2005

Onkel Adolf und Frau Wolf
Biographische Details: Hitler und seine Verwandten

Wolfgang Zdral: Die Hitlers. Die unbekannte Familie des Führers. Campus Verlag, Frankfurt 2005. 257 Seiten, 24,90 [Euro].

Hitlers Sekretärin, Hitlers Ufos, Hitler und die Frauen, Hitler als Steuerhinterzieher, als Homosexueller und jetzt also Hitlers Familie. Man fragt sich zunächst, wie sich die Variationen noch entwickeln könnten: Favoriten sind Betrachtungen zu Hitlers Hunden oder zu seinen Qualitäten als Ehemann. Der Untertitel "Die unbekannte Familie des Führers" erinnert an die Machwerke vom Leibfotografen Heinrich Hoffmann: "Hitler wie ihn keiner kennt" oder "Hitler abseits vom Alltag", wie sie während des "Dritten Reiches" hunderttausendfach unters Volk gebracht wurden.

Erfreulicherweise erfährt der Leser jedoch viele neue oder wenig bekannte interessante biographische Details, die Wolfgang Zdral sorgfältig gesammelt hat. Halbbruder Alois, Halbschwester Angela, Schwester Paula und der Neffe Patrick William stehen dabei im Mittelpunkt. Vier weitere Geschwister starben bereits im Kindesalter. Die Kinder hatten sich nach dem Tod beider Elternteile aus den Augen verloren. Erst Adolfs politische Aktivität nach dem Ersten Weltkrieg führte dazu, daß sie fortan mehr oder weniger Kontakt hielten.

Alois zerstritt sich mit dem Vater, verließ die Familie und war in der Gastronomie tätig. Sein unstetes Leben führte ihn über London nach Hamburg. Daß er in England Ehefrau und Sohn William Patrick zurückließ, hinderte ihn nicht, in Deutschland nochmals zu heiraten. Dem Gefängnis entging der Bigamist nur durch die Fürsprache seiner ersten Frau. Sein zweiter Sohn Heinz besuchte später eine Napola und fiel im Krieg. Nach 1933 machte Alois in Berlin ein eigenes Lokal auf. Daß er Adolf Hitlers Bruder war, sprach sich schnell herum, und so paarte sich beim Berliner Publikum Neugier vielleicht auch mit dem Reiz, sich vom Bruder des Führers bedienen zu lassen. Alois profitierte auf diese Weise in eher bescheidenem Maß von seiner Verwandtschaft. Bei Kriegsende kehrte er nach Hamburg zurück, blieb dort zwar unbehelligt, änderte jedoch bald seinen Namen.

Der Sohn aus der ersten Ehe, William Patrick, versuchte, direkt zu profitieren. Er verließ England, da er die Chance zu einem bequemeren Leben in Deutschland sah. Zwar verschaffte ihm sein Onkel Anstellungen, doch der Neffe fühlte sich damit eher abgespeist. Das von ihm angesammelte Wissen über die Familie war dem Reichskanzler zwar unangenehm, aber nicht jeden Preis wert. William Patrick verließ Deutschland, wurde zum Vortragsreisenden in Sachen Onkel Adolf und später im Krieg, nachdem ihn das FBI abgeschöpft und für persönlich ungefährlich befunden hatte, Matrose in der amerikanischen Marine. Von seinen vier Söhnen soll noch einer unter anderem Namen in den Vereinigten Staaten leben.

Die früh verwitwete Halbschwester Angela erkämpfte sich durch ihre Tüchtigkeit die Leitung der Küche des jüdischen Hochschulausschusses in Wien. Sie besuchte ihren Halbbruder während seiner Landsberger Haft und führte ihm seit 1928 den Haushalt in Haus Wachenfeld, dem späteren Berghof. Als sie sich bei ihrem Bruder nicht gegen Eva Braun durchsetzen konnte, verließ sie 1935 den Obersalzberg und heiratete erneut. Zu ihrer Tochter Geli, die sich 1931 in Hitlers Wohnung in München erschoß, ist nichts Neues zu vermelden.

Schwester Paula verlor ihre Arbeitsstelle als Kanzleiangestellte in Wien wegen der politischen Tätigkeit ihres Bruders, der sie daraufhin bis zu seinem Lebensende nicht großzügig, aber ausreichend unterstützte. Als sie ihren Namen in Österreich politisch einsetzte, zwang Hitler sie, den Nachnamen Wolf anzunehmen. Kontakt hatte sie zu ihrem Bruder kaum und wurde dennoch nach dem Krieg zu einem Kristallisationspunkt der Ewiggestrigen. Den Streit um Hitlers Erbe mußten die Verwandten nicht nur untereinander austragen, denn nach dem Besatzungsrecht fiel es dem Freistaat Bayern zu. Am schlimmsten traf es die, die am wenigsten profitiert hatten: jene Cousins und Cousinen im Waldviertel, die in sowjetische Gefangenschaft kamen. Vier von ihnen überlebten nicht.

Autor und Verlag waren sich offenbar im klaren darüber, daß die Biographien der Verwandten für eine Buchpublikation nicht ausreichen, und stellten einführende Kapitel zur bereits bekannten Familiengeschichte und zum Persönlichkeitsbild Hitlers voran. Auf diesem schwierigen Terrain läßt der Autor jedoch nicht die gleiche Sorgfalt erkennen wie bei den folgenden Biographien. Überhaupt bedienen solche Themen wohl eher ein voyeuristisches Bedürfnis, wobei sich kommerzielle Interessen hinter dem Anspruch von Aufklärung und Aufarbeitung allzuleicht verstecken lassen.

KLAUS A. LANKHEIT

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