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Multinationale Konzerne betrachten öffentliche Haushalte gern als Selbstbedienungsläden. Mit großen Bestechungssummen erkaufen sie die politische Zustimmung zu Projekten, die keiner braucht und keiner bezahlen kann. Ein Problem der Entwicklungsländer? Keineswegs. Auch in Deutschland gibt es keine einzige bestechungsfreie Kommune.
Aus seiner Erfahrung als Weltbankdirektor weiß Peter Eigen, wie Bestechung funktioniert und wie man sie unterbinden kann. Sein Buch zeigt, wer dahinter steckt und wie sich Tausende von Menschen organisiert haben, um gegen die Gier von Konzernen und Diktatoren zu kämpfen.
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Produktbeschreibung
Multinationale Konzerne betrachten öffentliche Haushalte gern als Selbstbedienungsläden. Mit großen Bestechungssummen erkaufen sie die politische Zustimmung zu Projekten, die keiner braucht und keiner bezahlen kann. Ein Problem der Entwicklungsländer? Keineswegs. Auch in Deutschland gibt es keine einzige bestechungsfreie Kommune.

Aus seiner Erfahrung als Weltbankdirektor weiß Peter Eigen, wie Bestechung funktioniert und wie man sie unterbinden kann. Sein Buch zeigt, wer dahinter steckt und wie sich Tausende von Menschen organisiert haben, um gegen die Gier von Konzernen und Diktatoren zu kämpfen.

Autorenporträt
Peter Eigen, Jahrgang 1938, arbeitete jahrzehntelang für die Weltbank in Südamerika und Afrika. Vor 10 Jahren gründete er Transparency International zum Kampf gegen weltweite Korruption. Was als Ein-Zimmer-Büro mit einem Telefonanschluss begann, ist zu einer der erfolgreichsten NGOs mit Niederlassungen in 90 Ländern geworden. 2002 erhielt TI den Carl Bertelsmann-Preis.
Rezensionen
literaturtest.de
Missbrauch der Macht
Korruption ist überall: in den reichen Industrieländern wie in den armen Regionen, im Norden wie im Süden, im Osten wie im Westen. Und natürlich auch in Deutschland. CPI, ein Index, der Korruption registriert und misst, weist unserem Land im Jahr 2002 den nicht schmeichelhaften Platz 18 unter 99 erfassten Ländern zu. Stichworte: CDU-Spendenaffären (Kohl, Hessen), der Müllskandal in Köln (vorwiegend mit SPD-Beteiligten) sowie die einige Jahre zurückliegende Flick-Affäre.
Pfahls und die Panzer
Zur Erinnerung: Bei der Lieferung von deutschen Spürpanzern 1991 nach Saudi-Arabien sind Millionen Mark an Bestechungsgeldern geflossen. Allein 17 Millionen Mark soll Holger Pfahls kassiert haben. Erwischt wurde er bisher nicht, weil er sich vermutlich in Asien versteckt. Er war damals immerhin Staatssekretär im Verteidigungsministerium.
Kenia setzt Zeichen
Peter Eigen, ehemaliger Direktor der Weltbank und Initiator der Anti-Korruptionsbewegung Transparency International, belegt in seinem Buch, dass Korruption immense volkswirtschaftliche Werte vernichtet und die Länder der Dritten Welt in ihrer Entwicklung behindert. Dieser "Missbrauch von Macht zum privaten Nutzen" verzerrt den Wettbewerb, beeinflusst die Politik vieler Staaten und wird von der organisierten Kriminalität und dem Terrorismus benutzt. Doch es gibt auch Hoffnung. Der neue Staatschef von Kenia, Mwai Kibaki, hat nach der katastrophalen Misswirtschaft seines Vorgängers den Kampf gegen die Korruption als oberstes Ziel seiner Politik bezeichnet. Das wird ein schwieriger und langer Weg. Der Kenianer aber setzt damit ein Zeichen – nicht nur für andere afrikanische Staaten.
(Mathias Voigt)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.08.2003

Der Filz fängt bei den Vorworten an
Hans Leyendecker und Peter Eigen beschreiben den wachsenden Einfluß der Korruption

Soweit kommt es noch, daß Helmut Kohl sich von Leuten zweifelhaften Rufs etwas schenken lassen muß. Zustände wie im alten Rom? Nicht in seiner Republik! Deshalb wurde am 18. Mai 1999 zwischen der von Kohls Sohn Walter geleiteten "Politik und Strategie Beratung P & S GmbH" und Leo Kirchs "Taurus Beteiligungs GmbH & Co. KG" ein ordnungsgemäßer Vertrag geschlossen, der Kirch für die lächerliche Summe von gerade einmal sechshunderttausend Mark pro anno die Dienste des Altkanzlers für drei Jahre sicherte, denn der Auftraggeber wollte "eine hochkarätige Experten-Beratung".

Doch niemand soll sagen, daß Kirch kleinlich war: Immerhin hatte Kohl dem Medienmogul während seiner Amtszeit manches Geschäft durch seine Ahnungslosigkeit vermasselt. Behauptete zumindest Kirch, als die geplante Fusion seines Senders Premiere mit Bertelsmann gerade am Veto der Europäischen Union gescheitert war. Kohl habe ihm gesagt, davon verstehe er überhaupt nichts, habe aber dennoch beim Wettbewerbskommissar Karel Van Miert angerufen, und dadurch sei das Geschäft geplatzt. Plötzlich wird einem klar, warum der Vertrag von 1999 so wenige konkrete Pflichten für Helmut Kohl vorsah und ihm nicht eine Untergrenze, sondern eine Höchstgrenze an "Standard-Beratungen" setzte: nicht mehr als zwölf pro Jahr. Kirch wollte sich wohl vor zuviel unerwünschter Hilfe schützen.

Paragraph vier der Vereinbarung regelte deren Geheimhaltung. Wie das Papier, dessen Existenz in diesem Frühjahr hohe Wellen schlug, trotzdem in den Besitz von Hans Leyendecker gelangte, ist unbekannt. Jetzt bringt er es jedenfalls erstmals in vollem Wortlaut zum Abdruck: in seinem neuen Buch "Die Korruptionsfalle". Darin widmet sich Leyendecker, leitender poltischer Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" und einer der profiliertesten investigativen Journalisten, der Bestechlichkeit in Deutschland. Und dabei interessieren ihn weniger die Skandale als deren Rezeption: "Entscheidend für den Befund über politische Sitten und Kuktur ist ihre gesellschaftliche Verarbeitung." Es wird Leyendecker, diesen hartnäckigen Rechercheur, deshalb fuchsen, daß Kohls großzügige Alimentierung durch Kirch schon wieder in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Deshalb kommt sein Buch zur rechten Zeit.

Es ist mit heißer Nadel gestrickt (so glühendheiß gar, daß offensichtliche Fehler, wie die Behauptung, das Jahr 1961 liege fünfzig Jahre zurück, keinem Lektor mehr auffielen); als aktuellstes Ereignis fand noch die Razzia vom 12. Juni in Amtsstube und Wohnräumen des Aachener Oberbürgermeisters Jürgen Linden Aufnahme. Gegen den Sozialdemokraten wird wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit dem Bau einer Müllverbrennungsanlage bei Aachen ermittelt. Wie gegen eine ganze Reihe von Kommunalpolitikern und Verwaltungschefs in Nordrhein-Westfalen. Leyendeckers Buch beginnt mit den spektakulären Korruptionsfällen in Wuppertal und endet mit einer minutiösen Rekonstruktion der Geschehnisse um den sogenannten Kölner Müllskandal. Beide Ereignisse wurden im Vorjahr aufgedeckt, und die wichtigsten Gerichtsurteile stehen noch aus. Deshalb haben Leyendeckers Ausführungen den Charakter von Zwischenrufen, und dieses Prinzip bestimmt das Buch.

"Whistleblower" (Signalgeber) nennt man im Englischen jene Bürger, die ohne Rücksicht auf eigene Interessen Hinweise auf Korruption in ihrer Umgebung geben. Nun hat Leyendecker als Journalist zweifellos ein großes persönliches Interesse an der Aufdeckung solcher Fälle. Doch er ist ein vorbildlicher Whistleblower, weil er alles Persönliche aus seinen Erörterungen heraushält. Im Mittelpunkt stehen die Strukturen der Korruption. Das Ausmaß individueller Schuld tritt zurück hinter der Tatsache, daß in Deutschland systematisch bestochen wird.

Diesen Befund dramatisiert Leyendecker nicht - außer in der Einleitung. Dort fehlt etwas die Abgeklärtheit, die ansonsten das ganze Buch auszeichnet. Wenn etwa bereits im zweiten Absatz zur deutschen Situation ausgeführt wird: "Unsere Position in der Weltrangliste der Bananenrepubliken ist mittlerweile ziemlich unerfreulich, Platz achtzehn, zwischen Chile und Belgien; vorne liegt Finnland, hinten Bangladesch", dann ist das eine verwirrende Formulierung. Denn in einer Liste von Bananenrepubliken kann es doch gar keine günstigen Plätze geben; im Gegenteil: Finnland wäre, als Spitzenreiter, die größte Bananenrepublik von allen. Natürlich stellt die Liste aber fest, daß in Finnland besonders wenig Korruption herrscht.

Diese Liste erscheint jährlich, als Ergebnis von Umfragen der Organisation "Transparency International" (TI), der einzigen Vereinigung, die sich ausschließlich dem Kampf gegen Korruption widmet. Einer ihrer Gründer ist der ehemalige deutsche Weltbank-Manager Peter Eigen, und wie es der Zufall will, hat er zur gleichen Zeit wie Leyendecker ein Buch zum gleichen Thema geschrieben: "Das Netz der Korruption". Eigens Ansatz ist in jeder Hinsicht ein anderer. Er beschreibt die Erfolgsgeschichte von TI, und mit der Schilderung der Genese seiner Organisation liefert er zugleich ein Porträt der weltweiten Bestechlichkeit.

Eigen geht es noch weniger als Leyendecker um die Denunzierung von korrupten Menschen, seine Vereinigung will Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Korruption entwickeln, und das in enger Zusammenarbeit mit Institutionen, die korruptionsanfällig sind. Ziel sind sogenannte "Inseln der Transparenz": Vereinbarungen bei der Ausschreibung konkreter Projekte, wo sich alle Beteiligten zusichern, auf Bestechung zu verzichten und im Fall eines Verstoßes die vereinbarten Sanktionen zu akzeptieren. Dabei spielt eine etwaig belastete Vergangenheit der Teilnehmer keine Rolle - so bietet sich die Chance zur Rehabilitation.

Im Gegensatz zu Leyendecker legt Eigen viel Wert darauf, daß diejenigen, die Bestechungsgelder zahlen, nicht weniger korrupt sind als diejenigen, die sie annehmen. Er warnt vor der verbreiteten Annahme, "daß Firmen, die Korruption im Ausland ganz regulär praktizieren, zu Hause nach einer ganz anderen Moral wirtschaften". Für Leyendecker dagegen ist klar: "Der eine will sein Geld vermehren, wenn auch auf anrüchige Weise. Der andere verscherbelt für ein paar Silberlinge seine Integrität, das ist viel schlimmer." Eigens Analyse überzeugt hier mehr, da er moralisch konsequenter argumentiert - und praxisnäher. Dennoch ist sein Buch durch die unvermeidliche Zentrierung auf die eigene Person das schwächere der beiden. Auch weil es mehr im Allgemeinen bleiben muß, denn es verzichtet weitgehend auf Fallgeschichten. Daß Richard von Weizsäcker, der selbst bei TI engagiert ist, Eigens Buch bescheinigt, sich wie ein hochspannender Roman zu lesen, grenzt selbst an Vorteilsgewährung. Wie steht es eigentlich um die Korruption von Vor- und Nachwortschreibern und den von ihnen gefeierten Autoren?

Eines aber stellen beide Bücher deutlich heraus: die Notwendigkeit von Kontrolle. Denn Bestechlichkeit ist kein Vergehen, dessen Folgen offensichtlich sind. Deshalb lobt Leyendecker die deutsche Justiz, "und sehr gelegentlich verschaffen auch die Recherchen von Journalisten ein paar kleine Einblicke". Das ist eine klare captatio benevolentiae, denn das eigene Buch verschafft durchaus tiefe Einblicke. Es möge Pflichtlektüre sein auf den Schreibtischen all jener, die über Privilegien und Aufträge zu entscheiden haben, damit wir niemals sagen müssen: Zustände wie im neuen Deutschland.

ANDREAS PLATTHAUS

Hans Leyendecker: "Die Korruptionsfalle". Wie unser Land im Filz versinkt. Rowohlt Verlag, Reinbek 2003. 287 S., br., 17,90 [Euro].

Peter Eigen: "Das Netz der Korruption". Wie eine weltweite Bewegung gegen Bestechung kämpft. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2003. 302 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Peter Eigen ist ein ehemaliger deutscher Weltbank-Manager sowie einer der Gründer von "Transparency International" (TI), wie man von Rezensent Andreas Platthaus erfährt. Letztere Organisation publiziert, wie Platthaus berichtet, unter anderem einmal jährlich eine auf Umfragen basierende Länder-Rangliste, die diese nach der dort jeweils herrschenden Korruption einstuft. Ein wichtiges Ziel dieser Organisation ist außerdem die Schaffung sogenannter "Inseln der Transparenz", wie Platthaus weiter berichtet. Diese und weitere Teile der Arbeit von TI, sowie die bisherigen Erfolge dieser Arbeit, erläutere Eigen nun in dem besprochenen Buch und liefere dabei "zugleich ein Porträt der weltweiten Bestechlichkeit", lobt der Rezensent. Bei der Initiative "Inseln der Transparenz" etwa, so erfährt man, geht es um Vereinbarungen bei der Ausschreibung konkreter Projekte, bei denen sich alle Beteiligten zusichern auf Bestechung zu verzichten und vereinbarte Sanktionen bei Zuwiderhandlung zu akzeptieren. Für den Rezensenten sollte dieses Buch Pflichtlektüre für alle werden, "die über Privilegien und Aufträge zu entscheiden haben". Auch wenn Richard von Weizsäcker, der selbst bei TI engagiert ist, dem Buch im Vorwort bescheinige, sich "wie ein hochspannender Roman" zu lesen -- und dies für Platthaus dann selbst schon wieder an "Vorteilsgewährung" grenzt.

© Perlentaucher Medien GmbH
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