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Die neunziger Jahre gelten als die Dekade der Globalisierung. Kaum ein bedeutendes politisches Thema wird heute noch ohne Bezug auf seine globalen Dimensionen diskutiert. Während man sich rasch auf gängige Definitionsmerkmale der Globalisierung einigen kann - Liberalisierung der Finanzmärkte, grenzüberschreitende ökologische Gefahren, transnationale Fusionen, massenmediale Verbreitung westlicher (Konsum-)Leitbilder, anschwellende Migrationsströme, abnehmende Effektivität nationaler Politik, ist doch ihre Bewertung für Gegenwart und Zukunft höchst vielfältig und kontrovers.

Produktbeschreibung
Die neunziger Jahre gelten als die Dekade der Globalisierung. Kaum ein bedeutendes politisches Thema wird heute noch ohne Bezug auf seine globalen Dimensionen diskutiert. Während man sich rasch auf gängige Definitionsmerkmale der Globalisierung einigen kann - Liberalisierung der Finanzmärkte, grenzüberschreitende ökologische Gefahren, transnationale Fusionen, massenmediale Verbreitung westlicher (Konsum-)Leitbilder, anschwellende Migrationsströme, abnehmende Effektivität nationaler Politik, ist doch ihre Bewertung für Gegenwart und Zukunft höchst vielfältig und kontrovers.
Autorenporträt
Klaus Müller ist Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler und zurzeit Gastprofessor am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.2003

Die Geister der Globalisierung
Klaus Müller liefert Informationen und Argumente für die Diskussion

Klaus Müller: Globalisierung. Campus Verlag, Frankfurt 2002, 160 Seiten, 12,90 Euro.

Die Literatur zum Thema Globalisierung ist bald so schrankenlos wie die Globalisierung selbst. Wer über Umweltschutz oder Klimawandel, Finanzmarktkrisen oder den Zustrom von Asylanten diskutiert, muß nur das Wort Globalisierung in den Mund nehmen - und schon lassen sich fundamental unterschiedliche Erscheinungen offenbar mühelos miteinander verknüpfen. Solange sich ein Großteil der Publikationen entweder auf einen Ausschnitt des Gebietes beschränkt oder die Globalisierung aus dem wertenden Blickwinkel des jeweiligen Autors behandelt, fällt es schwer, einen Überblick zu gewinnen. Der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler Klaus Müller, derzeit Gastprofessor am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin, läßt in seiner Einführung sowohl Befürworter als auch Kritiker der Globalisierung zu Wort kommen und liefert eine Bestandsaufnahme, was in der Globalisierungsdebatte Sache ist.

Den Ausgangspunkt der dynamischen Globalisierung verortet Klaus Müller im Zusammenbruch des Sozialismus und dem daraus folgenden Abschluß des Systemwettbewerbs. Seither schrumpft der Spielraum für nationalstaatliche Einflußnahme. Mit der Globalisierung geht auf der ganzen Welt die politische Demokratisierung einher. Mag auch strittig sein, ob diese Entwicklung der Globalisierung zu verdanken ist - fest steht, daß von 193 Staaten der Welt heute immerhin in 121 die Bevölkerung ihre politische Führung gewählt hat. Autoritäre Regime können sich in einer Welt, in der Güter und Ideen ungehindert Ländergrenzen passieren, schwer abschotten.

Hingegen fühlen sich Kritiker der Globalisierung bei diesem Prozeß an Goethes Gedicht vom "Zauberlehrling" erinnert - die Geister, die er rief, konnt' er nicht mehr bannen. Denn mit jedem Tag, an dem die Einwirkung der Weltwirtschaft auf einzelne Volkswirtschaften zunimmt, wird das herkömmliche Instrumentarium zur Behebung von "Marktversagen" untauglicher. Augenscheinliches Beispiel ist das Schicksal Argentiniens, lange ein Musterkind der wirtschaftspolitischen Offenheit, heute ein Sorgenkind der Entwicklungshilfe.

Will die Politik mit der Globalisierung Schritt halten, muß der Aufgabenkatalog supranationaler Instanzen wachsen. Wie sehr die Globalisierung Privatinitiative fördert, erkennt man an privaten, außerstaatlichen (Protest-)Organisationen wie Greenpeace und Attac, die oft flinker und beweglicher agieren als Institutionen in nationalstaatlicher Trägerschaft, die der Globalisierung nachhinken und sie überdies oft in protektionistische Bahnen lenken.

Die Praxis bisheriger Zollsenkungsrunden begünstigt hauptsächlich die Volkswirtschaften der nördlichen Hemisphäre. Freihandelsabkommen kommen dem Export von Industriegütern zugute, hemmen aber den Export der Hauptausfuhr von Entwicklungsländern: Textilien und landwirtschaftliche Erzeugnisse. Auf globaler Ebene läßt die mangelnde Effektivität supranationaler Instanzen viele Wünsche offen. Als positives Gegenbeispiel einer reifenden kosmopolitischen Demokratie verweist Klaus Müller aber auf die Europäische Union.

Globalisierungsfreunde und Globalisierungsgegner kommen in dem Buch gleichgewichtig zu Wort. Die Darstellung wirkt daher gelegentlich etwas schematisch, aber Müller gelingt so eine klare Abgrenzung von Informationen und Meinungen. Diese Gewissenhaftigkeit läßt sich auch an der Bibliographie ablesen, die den neuen Stand der Literatur berücksichtigt. Wünschenswert indes wäre eine ausführlichere Angabe von Internetseiten zum Thema. Insgesamt wird Müller der Erwartung gerecht, Informationen zum Diskussionsstand bereitzustellen - statt sich mit einer eigenen Meinung zwischen den Leser und seinen Stoff zu schieben.

BENEDIKT KOEHLER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Angesichts der Literaturflut zum Thema Globalisierung begrüßt Benedikt Koehler diese Einführung, in der das Für und Wider der Globalisierung dargestellt ist und in der der Autor eine "Bestandsaufnahme" der Globalisierungsdebatte vornimmt. Der Rezensent lobt die "Gewissenhaftigkeit", mit der Müller Fakten von Meinungen trennt, auch wenn die Darstellung dadurch mitunter etwas "schematisch wirkt", wie Koehler einräumt. Er lobt den Autor, auch neueste Forschungsliteratur zum Thema berücksichtigt zu haben und hätte sich lediglich "ausführlichere" Hinweise auf Internetseiten in der Bibliografie gewünscht. Auf jeden Fall sei Müller eine neutrale, informative Darstellung seines Gegenstandes gelungen, ohne den Leser seine "eigene Meinung" vermitteln zu wollen, so Koehler zustimmend.

© Perlentaucher Medien GmbH
Die Geister der Globalisierung
"Der Autor läßt in seiner Einführung sowohl Befürworter als auch Kritiker der Globalisierung zu Wort kommen und liefert eine Bestandsaufnahme, was in der Globalisierungsdebatte Sache ist." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.02.2003)