Renommierte Kultur- und Naturwissenschaftler beleuchten in diesem Band die Vorstellungen von Zeit und Entwicklung, die das Koordinatensystem des alteuropäischen Evolutions- und Kulturbegriffs bilden: von der Evolutionsbiologie - dem Neanderthaler und seiner Forschungsgeschichte - bis hin zu der Rolle, die die Biotechnologie bei der Konstruktion von Fortschritt spielt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der Kulturtheorie traut der Rezensent Wolfgang Sofsky nicht allzu viel zu. Nicht, wenn's um die Frage nach der Conditio humana geht und auch nicht, was "argumentative Stringenz, begriffliche Klarheit oder präzise Beobachtung" betrifft. Die Vielfalt an idiosynkratischen Assoziationen und Metaphern oder die Wiederentdeckung vergessener Texte, findet Sofsky, entschädigt nicht immer für "diesen Mangel an Transparenz". Und dass er Neues aus der Evolutionsbiologie, Archäologie oder Paläontologie von diesem auf eine Mettmanner Konferenz im Mai 2000 zurückgehenden Sammelband erst gar nicht erwartet, sagt schließlich auch einiges über Sofskys Meinung über kulturwissenschaftliche Diskurse. Was aber hat er nun gewonnen bei der Lektüre? Erkenntnisse über einige Mythen, "die sich um die Figur des Neanderthalers rankten", genauer heißt das etwa: Einblicke in das Verständnis des Neanderthalers als degeneriertes Wesen, in eine Urgeschichte des Bösen oder auch in Peter Sloterdijks Vorstellung von einer "systematischen Anthropologie" ("wird man sofort unterschreiben können"). Dennoch: Überzeugt scheint dieser Rezensent ganz und gar nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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