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2 Kundenbewertungen

"Eines der interessantesten literarischen Debüts dieses Jahres." -- FAZ über "Heimweg"
'Faszinierend, wie Martenstein über die Liebe und ihre Folgen schreibt: unsentimental, manchmal komisch und mit oft überraschenden Wendungen.' -- Der Spiegel
"Der Autor zeigt sich in als großer Männerversteher und schonungsloser Analytiker des menschlichen Paarungsverhaltens." -- dpa
Harald Martensteins neuer Roman besticht durch eine genaue Beobachtung des Paarungsverhaltens im ausgehenden 20. Jahrhundert. Er beschreibt 23 Männer in archetypischen Situationen, die eines gemeinsam haben: dieselbe
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Produktbeschreibung
"Eines der interessantesten literarischen Debüts dieses Jahres." -- FAZ über "Heimweg"

'Faszinierend, wie Martenstein über die Liebe und ihre Folgen schreibt: unsentimental, manchmal komisch und mit oft überraschenden Wendungen.' -- Der Spiegel

"Der Autor zeigt sich in als großer Männerversteher und schonungsloser Analytiker des menschlichen Paarungsverhaltens." -- dpa
Harald Martensteins neuer Roman besticht durch eine genaue Beobachtung des Paarungsverhaltens im ausgehenden 20. Jahrhundert. Er beschreibt 23 Männer in archetypischen Situationen, die eines gemeinsam haben: dieselbe Frau; eine Frau, die wir nur als N. kennenlernen. An ihrem Liebesleben und Lebenslauf reiht Harald Martenstein die unterschiedlichen Männer wie Verhältnisse auf - ein Roman in 23 Liebesabenteuern. Die Geschichten und Situationen ergänzen sich, zeigen Verhaltensmuster, ergeben eine Sittengeschichte im Privaten - aber sie sind vor allem eins: überraschend komisch und eigensinnig.

»Gefühlte Nähe« ist die Vermessung der Tiefen und Untiefen des uns bekannten Beziehungskosmos.
Autorenporträt
Harald Martenstein, geboren 1953, ist Autor der Kolumne »Martenstein« im »ZEITmagazin« und Redakteur beim Berliner »Tagesspiegel«. 2004 erhielt er den Egon-Erwin-Kisch-Preis. Sein Roman »Heimweg« wurde im September 2007 mit der Corine ausgezeichnet, 2010 erhielt er den Curt-Goetz-Ring. Zuletzt erschien der Band »Der Titel ist die halbe Miete«.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.10.2010

Mario Barth für die gebildeten Stände
Harald Martensteins Roman „Gefühlte Nähe“ gibt sich als launiges Paarungsbrevier, doch dahinter verbirgt sich der weinerliche Revanchismus einer verhausschweinten Männlichkeit
Am Anfang ist N., um die es angeblich in diesem Buch geht, ein hübsches, sehr selbstbewusstes Hippie-Mädchen, das auf einer Klassenfahrt ihren Lehrer verführt. Am Ende ist sie eine frustrierte Sextouristin, die einem Gigolo aus der Dritten Welt zu einem deutschen Pass verhilft, wenn er ihr fünf Jahre lang ein treuer und leidenschaftlicher Gefährte ist. Dazwischen liegen vier Jahrzehnte und 21 andere Männer, mit denen N. nie länger als zwei, drei Jahre zusammen war. Ein „Roman in 23 Paarungen“ heißt der Untertitel von Harald Martensteins neuem Buch „Gefühlte Nähe“. Eine kaleidoskopartige Biographie soll das sein, zusammengetragen von all den Männern, die N. verlassen hat. Ob das trägt?
Auch der Autor zweifelt und kommt eigens hinter den Kulissen hervor, um sein Buch zu erklären, bevor er selbst in den Ring steigt. Er trifft seine Heldin auf der Buchmesse und stellt nicht ohne Genugtuung fest, dass die „arrogante, schöne, kluge N.“, mittlerweile alt, dick und aufgeschwemmt ist: „Sie sah fertig aus.“ Eine versoffene Matrone ist das, ein Wrack, pleite überdies. „Ihre Zähne sahen aus wie das Holocaustmahnmal.“
Mit vereinten Kräften schaffen er und der erfolgreiche Schriftsteller Pinsky die Volltrunkene schließlich auf ihr Hotelzimmer, und wenn dieser sich den Zustand der Frau sexuell zunutze macht, kommt man schwerlich umhin, in ihm eine Art Racheengel zu erkennen, der es N., stellvertretend für sein gedemütigtes Geschlecht, ordentlich heimzahlt. Denn zumindest der Ich-Erzähler kennt sie bereits von früher. N. war schon in der Schule sein unerreichbarer Schwarm, den er chancenlos aus der Ferne anhimmelte. Jetzt, im Hotelzimmer, tut er wieder das, was er auch damals extensiv auf dem Schulklo tat: „Ich habe mir beim Zuschauen einen ’runtergeholt.“
„Gefühlte Nähe“ versteht sich als tragikomisches Sittenbild des Paarungsverhaltens geschlechtsreifer Stadtneurotiker. Im Grunde handelt es sich aber um nichts anderes als ein verbrämtes Strafgericht, ein Revanchefoul im Geschlechterkampf, bei dem sich Martenstein im Geiste der Blutgrätsche harmlos stellt. Von der strapazierten Columbo-Attüde des gutmütigen Trottels, dessen Gefahr darin liegt, beharrlich unterschätzt zu werden, lebt schon der Kolumnist Martenstein, der als eine Art Mario Barth für Zeit-Leser den extratumben Toren gibt. Genauso lässt er nun als Romancier einen täppischen Reigen mehr oder minder bewegter Männer auf die moderne Inkarnation der sündigen Frau Welt hereinfallen, um eine piepsige Vanitas-Litanei anzustimmen.
Doch all das wehe Weichei-Getue, die geschmerzte Männlichkeit des Frauenverstehers und jene Sorte preisreduzierter Melancholie, wie sie bei Dussmann an der Kasse ausliegt, sind nur Tarnung. Dass nicht allein die weibliche Hauptfigur, sondern auch die Männer, die an ihrem Faden zappeln, schemenhaft bleiben, liegt nicht daran, dass sie nur mit ein paar eilig herbeigezerrten Versatzstücken charakterisiert werden. Es hat vielmehr damit zu tun, dass Martenstein immer schon die Unmöglichkeit der Liebe voraussetzt, die er zu beweisen vorgibt. Am Anfang hatte er über sein onaniersüchtiges Alter Ego geschrieben, „dass ihm die unkomplizierte Coverversion lieber war als der echte, hochkomplizierte und extrem arbeitsaufwendige Originalsong“ (. . .) „Die gefühlte Nähe genügte ihm.“ Wenn die Dinge aber so liegen, muss man sagen: Thema verfehlt. Oder à la Martenstein: Auch dem Autor ist das Tempo-Taschentuch näher als nur irgendeine seiner Figuren.
Nach Thomas Hettche mit „Die Liebe der Väter“ hat nun auch Harald Martenstein ein Buch über die Liebe geschrieben, das keines ist, sondern eine Klage auf den verhausschweinten Mann. Auf dem Vormarsch ist anscheinend eine neue Männerliteratur, die sich billiges revanchistisches Samenstaugewinsel auf die Fahne geschrieben hat und das für originell hält. CHRISTOPHER SCHMIDT
HARALD MARTENSTEIN: Gefühlte Nähe. Roman. C. Bertelsmann Verlag, München 2010. 224 Seiten, 19,99 Euro.
Der rückwärtsbewegte Mann: Harald Martenstein. Foto: Birgit Kleber/ ISUM
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.11.2010

Eine wie keine für alle alleine

Cherchez la femme: Harald Martenstein entwirft eine Frauenfigur als Projektionsfläche für Wünsche und Ängste. Und wer projiziert da kräftig? Die Männer natürlich.

Dass eine Frau mindestens so viele Frauen ist, wie sie Partner plus Kinder plus Karrieren hat, gehört nicht eben zum Gender-Geheimwissen. Umso mehr erstaunt es, dass bislang niemand auf die Idee kam, die Biographie einer Frau einzig aus den einander überschneidenden, aber natürlich keineswegs übereinstimmenden Perspektiven ihrer Liebhaber zusammenzusetzen. Keineswegs dagegen erstaunt, dass es Harald Martenstein war, dieser versierte Mythologe des Alltags, der dieses Versäumnis jetzt nachgeholt hat - und das aufs allerschönste. Als Bannerträger von Clifford Geertz' Konzept der dichten Beschreibung beschert er uns ein so perfekt dem Leben abgeschautes Panorama der Beziehungen und Männerpsychen, dass man ständig denkt: Woher kennt er denn meinen Kumpel C., meinen Lehrer S. oder auch, nun ja, mich selbst?

Dreiundzwanzig Frauen möchte sie also sein, Frau N., oder nein: Sie möchte gar nicht unbedingt, das ergibt sich eben. Vermutlich ist dreiundzwanzig genau der von der "Bild"-Zeitung oder von yahoo errechnete Durchschnitt an Sexualpartnern im Leben einer deutschen Normalfrau - und trifft damit wie jeder Durchschnitt auf fast niemanden zu. Die Verführung des Deutschlehrers während der Klassenfahrt dagegen dürfte ein Klassiker sein: "Der Direktor fragte, was er sich darunter im Einzelnen vorzustellen habe. ,Sie haben sich darunter Sex vorzustellen', sagte Rühl. ,Das Mädchen stand nachts vor meiner Zimmertür, es wollte zu mir, es schwärmt für mich, es hatte fast nichts an. Damit will ich nichts entschuldigen. An der ganzen Sache bin ganz allein ich schuld.'" Damit hätten wir schon Nummer eins hinter uns gebracht. Es werden Rühl - quer durch die Republik und das späte zwanzigste Jahrhundert - noch einundzwanzig Männer, das heißt: gebrochene Herzen folgen. Nicht alle von ihnen denken, sie selbst seien an der erotischen Verstrickung schuld. Für die Rechenfüchse: Das letzte Herz haben wir hier ausgenommen, ohne damit freilich etwas andeuten zu wollen.

Als fleischgewordene Pornophantasie erscheint N. dem jungen Gunnar, der sie zweimal bei lüsterner Abreaktion in der Nachbartoilette beobachtet hat ("Im weiteren Verlauf des Arbeitstages besuchte sie diesen Ort noch viermal, immer für ziemlich genau fünf Minuten"); als undurchschaubares, aber himalajahoch überlegenes Wesen dem Yoga-Schluffi Tobias; als warmherziger Engel einem berühmten, fünfundachtzigjährigen Filmschauspieler; als klammernde Romantikerin dem Ehemann Sam (Bärchen Nummer eins); als große Erfüllung all den Verheirateten und Verknoteten, die sich - Eros' Wünschelrute folgend - mehr, als ihnen lieb ist, auf N. einlassen und sie schließlich doch verlieren.

Wert war es das Drama trotzdem. Schließlich gilt: Je höher man steigt, desto tiefer kann man fallen. Martenstein, der meisterhaft darin ist, diesen Verstrickungs- und Verkennungsschmerz zu erfassen, lässt keinen Zweifel daran, dass N. ein Musterbeispiel jener Menschen ist, die quasi im Vorübergehen zur Produktion von Wahnsinn in der Lage sind. Der Autor unterstellt ihr denn auch nicht im entferntesten Grausamkeit, sondern vielmehr eine ungestillte Sehnsucht. Eine Heiligenvita ist es, die sich aus dem Text herausschält, eine Märtyrerin wird besichtigt, nur ist nicht ganz klar, wofür sie genau leidet.

An Irrtümern und Zuschreibungen hangelt sich diese Heldin entlang, kostet von Paradigmen und Modellen, die alle bereitliegen (nicht selten von Männern ersonnen), aber letztlich nicht tragen. Dabei wächst ein Panzer heran, der Rückzug erlaubt, Verletzungen vorbeugt, wirklichem Berührtsein aber auch: Etwas Verschattetes hat N. von Anfang an, die Traurigkeit nimmt immer weiter zu, während sie ihren Partnern vermeintlich souverän seltsame Regeln aufzwingt, die sie selbst wiederum bricht, sobald diese sich auf die Zusagen berufen. Einige Marotten behält N. ihr Leben lang bei, so das "Bärchen!"-Sagen oder das Zusammenstellen von Musikkassetten (darunter tatsächlich auch solche mit fragwürdigem Inhalt: Element of Crime).

Mehr als eine Idee der Gegenwartswirklichkeit zeigt dieses amüsante Buch nicht, aber vielleicht ist das überhaupt eine illusorische Erwartung an die Kunst, der wir seit den Versprechungen der Romantik hinterherjagen: dass sie eine Utopie präsentieren müsse. Der Roman besticht mit Bescheidenheit: Sachlich und schnörkellos ist er geschrieben, ohne poetisches Brimborium, protokollarisch nahezu, was einen scharfsinnigen und einfühlsamen Beobachter voraussetzt.

Sollte herauskommen, dass es N. wirklich gibt, dann kann man das Vorstehende getrost vergessen. Denn dann hat der Autor einfach eine akute Warnmeldung an alle Geschlechtsgenossen herausgegeben, die aber natürlich trotzdem in die Falle tappen werden - in Rom und im Ritz und im Beduinenzelt.

OLIVER JUNGEN

Harald Martenstein: "Gefühlte Nähe". Roman in 23 Paarungen.

C. Bertelsmann Verlag, München 2010. 222 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Langen Nachhall finden bei Dirk Knipphals zwei Bücher von Harald Martenstein und Ian McEwan, obwohl der eine ein Kolumnenautor, der andere ein britischer Erfolgsautor ist - und beide gleichermaßen bei Rezensenten etwas verpönt seien, wie er meint. Aber Martensteins Liebes- und Sexdrama-Reigen ist ihm allemal lieber als die von ihm herangezogenen Vergleichsromane von Thomas Hettche und Peter Wawerzinek, die mit Pathos und "rhetorischem Aufwand" doch nur Schwarzweiß-Gemälde über vergleichbare "emotionale Schieflagen" vorlegten. Martenstein lässt eine Frau, die im Übrigen vollkommen vage bleibt, ihre verschiedenen Liebhaber Revue passieren. Hier gibt es kein klares "Gut und Böse", und das Leid kulminiert auf allen Seiten und so kann man am Ende zu der wenig tröstlichen, aber eben doch irgendwie "erwachsenen" Erkenntnis gelangen, was alles "schief gehen" kann bei der Glückssuche, so Knipphals einverstanden.

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"Faszinierend, wie Martenstein über die Liebe und ihre Folgen schreibt: unsentimental, manchmal komisch und mit oft überraschenden Wendungen." -- Quelle: Der Spiegel über das Buch