„Der Löwe ist los” von Max Kruse, als Buch und CD-Rom
Der Löwe ist los erschien Jahre bevor das Urmel aus dem Eis kam. Mit der Aufführung und Verfilmung seines Frühwerks durch die Augsburger Puppenkiste gelingt Max Kruse 1965 der Durchbruch als Kinderbuchautor. Knapp 40 Jahre später hat seine Abenteuer-Geschichte nichts von ihrem wilden Charme verloren: Wunderliche Charaktere wie der schreckhafte Rabe Ra, der vergessliche Postbote Marke oder Onkel Guckaus, der Pfeife-qualmende Leuchtturmwärter bevölkern die Stadt. Irgendwo Inseln in einem weiten Ozean und das ferne Land Sultanien. In drei lose zusammenhängenden Episoden bereist eine illustre Schar diese fantastischen Schauplätze: Die zwei Kinderhelden Kim und Pips, deren Katze Schipp und der Hund Wu.
Der vermeintlich fleischhungrige, aus dem Zoo entwischte Löwe wird in Geschichte Eins schnell zum lieben Freund, der in Geschichte Zwei mithilft, einen in Seenot geratenen Kakadu vor einer vogelfleischgierigen Familie auf der Papageienfresserinsel zu retten. Schließlich zieht es die bunte Truppe in Geschichte Drei nach Sultanien, wo sie das Staatsoberhaupt mitsamt seinem wahrsagenden Kamel aus einer Intrige des Großwesirs retten können. Wunderschöne Tuschezeichnungen aus der Hand von Horst Lemke zieren die schnelle und spannende Geschichte, die von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen verschlungen wird.
Hinten in der Buchumschlagseite klebt eine zusätzliche CD-Rom, die alle drei Episoden noch einmal erzählt. Die Akustik allerdings ist miserabel: Der Sprecher nuschelt und brummelt, oft hat er Mühe, die richtige Betonung zu finden. Das wirkt unprofessionell, ließe sich aber noch verschmerzen - ganz im Gegensatz zu den technischen Mankos. Drei Testrechner hatten mit der Tonwiedergabe erhebliche, sinnentstellende Probleme. Gesprochene Sequenzen wurden entweder abgeschnitten oder penetrant wiederholt. Auch die Vertonung der eingestreuten Lernspiele ist eher nervtötend als hirnfördernd. Die Kommentare zu Fehlern und Erfolgen sind repetitiv bis stupide - „Ooch, schade” und „Supaaa” mögen belastbare Kinderohren nicht weiter schmerzen, den in der Nähe weilenden Erwachsenen zermürbt die Geräuschkulisse aber rasant. Die 20 Lern- und Spaßspiele sind durchgehend farbenfroh und fröhlich, für die angepeilte Zielgruppe - Kinder ab sechs Jahren - aber teilweise zu schwer. Während Suchbilder, Memory und Geschicklichkeitstests wie „Mäuse fangen” auf eigene Faust gelöst werden können, muss bei knackigen Rechen- und Rechtschreibspielchen ein Erwachsener zur Unterstützung ran.
Günstig ist gut, doch bei der Buch-CD-Sonderausgabe von Der Löwe ist los wurde zu sehr gespart. In den 7,95 Euro stecken bereits eine wunderbare Geschichte und ein wertiger Schutzumschlag, für eine professionelle Vertonung, ein durchdachtes Spielkonzept und eine Überprüfung der Funktionsfähigkeit hat das Geld nicht mehr gereicht. Das aber wird dem hochklassigen Inhalt nicht gerecht - und ist der falsche Weg bei der Produktion von Kinder-Software.
STEFAN FREUNDORFER
MAX KRUSE: Der Löwe ist los. Sonderausgabe Buch + CD-Rom. Axel Juncker Verlag 2004. 7,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Stefan Freundorfer kommt zu einem sehr gemischten Urteil bei seiner Bewertung dieses wieder aufgelegtem Klassikers. So gut ihm das Buch gefällt, das auch vierzig Jahre nach Veröffentlichung noch reichlich "wilden Charme" besitze, so enttäuscht ist der doch von der schlampig produzierten CD-Rom, die mit im Paket ist. Hier findet der Rezensent reichlich Mankos: Die Akustik sei miserabel und auch der Sprecher verstehe nicht wirklich etwas von seinem Handwerk, manche der Lernspiele seien für die angepeilte Zielgruppe zu schwer und ihre Vertonung "eher nervtötend als hirnfördernd". Hier wurde nach Meinung des Rezensenten am falschen Ende gespart. Dafür entschädigen die "wunderschönen Tuschezeichnungen" von Horst Lemke, mit denen das Buch illustriert ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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