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Italien 1944: Kurz vor Kriegsende landet in San Vito in der Toskana ein amerikanischer Soldat mit seinem Fallschirm mitten in einem malerischen Renaissancegarten, ausgerechnet unter dem Fenster der englischen Gouvernante, die ihn vor den deutschen Besatzern versteckt. Das ist die Geschichte von Mortimer und Miss Molly, eine Liebesgeschichte. Jedenfalls der Anfang davon, wie sie knapp dreißig Jahre später ein alter Amerikaner erzählt, als er Julia und Marco kennenlernt, die es nach San Vito verschlagen hat. Am nächsten Morgen ist er verschwunden. Und so beginnt das junge Paar, die Geschichte…mehr

Produktbeschreibung
Italien 1944: Kurz vor Kriegsende landet in San Vito in der Toskana ein amerikanischer Soldat mit seinem Fallschirm mitten in einem malerischen Renaissancegarten, ausgerechnet unter dem Fenster der englischen Gouvernante, die ihn vor den deutschen Besatzern versteckt. Das ist die Geschichte von Mortimer und Miss Molly, eine Liebesgeschichte. Jedenfalls der Anfang davon, wie sie knapp dreißig Jahre später ein alter Amerikaner erzählt, als er Julia und Marco kennenlernt, die es nach San Vito verschlagen hat. Am nächsten Morgen ist er verschwunden. Und so beginnt das junge Paar, die Geschichte der beiden für sich selbst fortzuspinnen. Ein Roman aus Österreich über die Magie des Erzählens.
Autorenporträt
Peter Henisch wurde 1943 in Wien geboren, er studierte Germanistik, Philosophie, Geschichte und Psychologie. Er ist Mitbegründer der Zeitschrift Wespennest, seit 1971 arbeitet er als freier Schriftsteller und lebt in Wien. Werke u.a.: Die kleine Figur meines Vaters (1975), Pepi Prohaska Prophet (1986), Steins Paranoia (1988), Morrisons Versteck (1991), Vom Wunsch, Indianer zu werden (1994), Schwarzer Peter (2000). Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, mit seinen Romanen Die schwangere Madonna (2005) und Eine sehr kleine Frau (Deuticke, 2007) war er auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. 2009 ist Der verirrte Messias im Deuticke Verlag erschienen, 2013 sein Roman Mortimer & Miss Molly, 2016 Suchbild mit Katze, das auf der Shortlist zum Österreichischen Buchpreis stand, und zuletzt Siebeneinhalb Leben (2018).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2013

Umso schlimmer für die Wirklichkeit

Quasi una fantasia: In seinem neuen Roman "Mortimer & Miss Molly" erzählt Peter Henisch wunderbar leichthändig und unaufdringlich von Liebe, Leid und Lust.

Liebe und Illusion gehen gern Hand in Hand. Doch oft folgt dem Liebestraum die Ernüchterung. Das müssen auch die Liebenden in Peter Henischs jüngstem Roman irgendwann erfahren. In "Mortimer & Miss Molly" trifft in einem Sommer in den achtziger Jahren der Turiner Marco, der gerade sein Medizinstudium beendet hat, aber lieber Regisseur werden möchte, in Siena die Wiener Kunsthistorikerin Julia, die dort Italienisch lernt. Die beiden verlassen die Stadt, landen in einem Dorf in der Crete und beschränken ihren Radius zunächst auf die Kuhle eines Hotelbetts, wo sie sich in der Sprache Frischverliebter verständigen, die ohne viele Worte auskommt.

Wenn von Marco gesagt wird, er würde lieber Filme drehen, so ist das kein unbedeutendes Detail. Peter Henisch, Autor zahlreicher Romane und Gedichte, Musiker und Mitbegründer der Zeitschrift "Wespennest", der heute siebzig wird, führt in "Mortimer & Miss Molly" neuerlich vor, wie virtuos er Handlung und Konstruktion seiner Romane miteinander zu verzahnen weiß, dabei feine Anspielungen an Mythen, Filme und Literatur einwebt, erzähltechnisch versiert, leichthändig und unaufdringlich einer märchenhaften Unmittelbarkeit entgegensteuert, um das Erzählte in seiner Gestaltetheit umso intensiver nachhallen zu lassen.

"Mortimer & Miss Molly" beginnt wie ein Film oder ein Theaterstück, bei dem ein Scheinwerfer einen Kreis aus Licht auf die dunkle Bühne wirft. Die Bühne ist in diesem Fall ein in dem fiktiven Dorf San Vito gelegener, geometrisch gestalteter Renaissancegarten namens Horti Valentini, den der Toskana-Liebhaber Henisch den Horti Leonini in San Quirico d'Orcia nachempfunden hat. Mortimer Mellows, ein amerikanischer Soldat, muss 1944 mit seinem Fallschirm in der kreisförmigen Mitte des Gartens notlanden, nahe dem Haus, in dem Miss Molly, die englische Gouvernante einer reichen italienischen Familie, seit Jahren lebt. Doch all das ist vielleicht nur Phantasie, was Henisch kenntlich macht, indem er, ähnlich wie Raymond Federman in "Eine Liebesgeschichte oder sowas", den Konjunktiv wählt: "Die Geschichte könnte damit beginnen, dass Mortimer vom Himmel fällt." Was für ein erster Satz, in dem jemand als deus ex machina und fallender Engel zugleich in die Handlung plumpst. Mortimer versteckt sich bei Molly vor den deutschen Besatzern, und die beiden erleben die göttlichen und irdischen Momente der Liebe.

Marco und Julia erfahren all dies aus dem Mund Mortimers, der eines Abends vor ihrer Zimmertür steht und ihnen von der Vergangenheit zu erzählen beginnt. Doch ehe die Geschichte über die Liebe "im Widerstand gegen die Zeit" zum Ende gekommen ist, verschwindet er - und bleibt es. Das Erzählte hat sich aber in Julias und Marcos Kopf festgesetzt. Sie fassen den Plan, ein Drehbuch zu schreiben, das ausspinnt, wie es weitergegangen sein könnte. Ihre Phantasie befeuert auch ihre Liebe. Sie treffen sich wieder, reisen jeden Sommer nach San Vito, um mit Mortimers und Mollys Liebesgeschichte ihre eigene immer neu zu beleben, bis die Frage, ob sich die "periodische Sommerliebe in eine Liebe für alle Jahreszeiten" verwandeln ließe, drängend im Raum steht.

Die dräuende Krise bricht schließlich aus im Streit über die Frage nach dem Verhältnis von Wirklichkeit und Illusion, über die Frage, ob Mortimer die beiden auf eine falsche Fährte gelockt hat. Ein alter Arzt aus dem Nachbardorf zeigt sich amüsiert, als Marco und Julia ihm von Mortimer und Miss Molly erzählen. Die beiden ein Paar? Unmöglich! Marco schenkt schließlich dem Arzt Glauben. Die Wirklichkeit sehe eben anders aus, als Julia und er sie sich ausgemalt haben. Wenn Julia mit einem wütenden, hegelianisch gefärbten "Umso schlimmer für die Wirklichkeit" kontert, um am Ideal einer erfüllenden und erfüllten Liebe festzuhalten, ist sie darin ihrem Schöpfer nicht unähnlich. Auch Henisch wendet sich im Schreiben gegen eine Auffassung von Wirklichkeit, die sich mit den Verhältnissen abfindet. In "Mortimer & Miss Molly" dekliniert er in der Spiegelung zweier Liebesgeschichten Möglichkeitsformen der Liebe allerdings nicht durch, um der Wirklichkeit zu entfliehen, sondern um ihr etwas vom Zauber zurückzugeben, den sie verliert, wenn sie sich auf das Sicht-, Mess-, Plan- und Verhandelbare beschränkt und Traum und Utopie verrät.

Hallräume für Träume und Utopien eröffnen auch die zeitgeschichtlichen und literarischen Essays und Reden Henischs aus rund vierzig Jahren, die der Band "Außenseiter aus Passion" versammelt. Sie zeigen den Autor in engagierter Auseinandersetzung mit dem komplizierten Wechselspiel von Wirklichkeit und Traum, von Begrenzung und Freiheit. Diese Fragen sind Gegenstand der Texte, in denen geliebte fiktive Gestalten wie Puh, der Bär, verehrte Künstler wie Mozart, Karl May, E. T. A. Hoffmann, oder Jim Morrison auftreten. Daneben findet sich Anekdotisches, etwa das Erlebnis mit einem Frankfurter Taxifahrer, dem 1995 auf Henischs Frage nach einem Buch eines österreichischen Schriftstellers lediglich Hitlers "Mein Kampf" einfällt. Doch zynisch geht es bei Henisch nie zu. Stattdessen durchzieht seine Texte eine freundliche Ironie, die er als "ästhetisch produktive Haltung gegen den Tod" begreift. Aufschlussreich auch seine Reflexionen über eigene Romane, darunter der bekannteste "Die kleine Figur meines Vaters" (1978), der mit Blick auf Fotografien und auf Grundlage von Interviews rekonstruiert, wie Walter Henisch, Pressefotograf und Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg, Teil des nationalsozialistischen Propagandaapparates wurde, obwohl er sich neutral glaubte.

In diesem zeitgeschichtlich wichtigen Roman ist die Wirklichkeit zugunsten trauriger Selbsttäuschungsmanöver in den Hintergrund getreten. In "Mortimer & Miss Molly" dagegen, so viel sei hier verraten, wird das Verhältnis von Wirklichkeit und Illusion im zwischen Be- und Entzauberung schwankenden, pointenreichen Finale in Lust und Lebensfreude aufgehoben: Marco und Julia könnten den Erzählfaden womöglich weiterspinnen. Indem der Roman vermittelt, dass auch Sprache der Liebe Nahrung sein kann, spiegelt sich in ihm zudem der liebende Blick seines Autors auf das eigene Tun.

BEATE TRÖGER

Peter Henisch: "Mortimer & Miss Molly". Roman.

Deuticke Verlag, Wien 2013. 224 S. geb., 19,90 [Euro].

Peter Henisch: "Außenseiter aus Passion". Texte zu Politik. Literatur und Gesellschaft (1972 bis 2013).

Nachwort von Peter Famler. Sonderzahl Verlag, Wien 2013. 444 S., br., 29,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Diese Leichtigkeit! Helmut Schödel gerät ins Schwärmen, wenn er die Bücher dieses Autors Revue passieren lässt. Der neue Roman von Peter Henisch, eine Liebesgeschichte, reiht sich da gut ein, Schödel wird nicht enttäuscht. Eine mitunter nah an der Klamotte und "knapp über dem Boden der Tatsachen" angesiedelte Story über einen 1944 über der Toskana abgeschossenen Bomberpiloten, der sich in eine englische Gouvernante verliebt - bittesehr, unverfroren wie immer, freut sich Schödel. Kein Alterswerk also. Das ironische Tändeln zwischen Fakt und Fantasie beherrscht der Autor laut Schödel besser den je, und ein paar seriöse Einsichten zum Thema Liebe sind auch dabei.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.10.2013

Aus der Schule der Unverfrorenheit
Peter Henisch ist ein großer Sonderfall der österreichischen Literatur: ein ironischer Fabulierer, dessen Artistik die Kraft
des Faktischen innewohnt. Sein neuer Roman erzählt eine doppelte Liebesgeschichte knapp über dem Boden der Tatsachen
VON HELMUT SCHÖDEL
Dem Schriftsteller Peter Henisch ist nicht zu trauen. Diese Warnung durchzieht viele Rezensionen seiner Bücher, mehrheitlich Romane, in denen er die abenteuerlichsten, gleichwohl bestens recherchiert wirkenden Geschichten auftischt. Trotz seiner überschwänglichen Fabulierlust vergisst Henisch nie die Details, und wie fein hingetuscht auch alles anmutet in dieser famosen Leichtigkeit, erreicht es immer wieder die Kraft des Faktischen. Aber dann wird man gewahr, dass die Hauptsätze seiner Prosa Fragesätze sind. Er ist der Mann der 1000 Fragezeichen. Und ein großer Ironiker. Über allen interpretatorischen Bemühungen steht das Lächeln des Autors.
  In „Der verirrte Messias“ (2009) hatte er seinen Lesern einen Mann vorgestellt, der sich nach genauerer Bibellektüre mit Jesus identifiziert. Sein gelebter Nachvollzug des Neuen Testaments wird allerdings in Briefen an eine gewisse Barbara, eine Literaturkritikerin, gespiegelt, der man auch nicht ganz trauen will, weil sie behauptet, sie habe an Händen und Füßen dieses Mannes Stigmata gesehen. Ein anderer Glaubensbewegter sieht aus wie der frühere amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, und am Ende bleibt die diesmal allerdings strikte Frage, wie es denn eigentlich um die Erlösung steht, nach 2000 Jahren.
  „Morrisons Versteck“ (1991/2001) wiederum ist ein geniales Stück aus der Schule der Unverfrorenheit. Eine Fotografin soll einem Mann namens Paul, einer jugendlichen Henisch-Abspaltung, mitgeteilt haben, dass ihr das Popidol Jim Morrison, der ehemalige Frontman der Doors erschienen sei, als Exhibitionist in der Hecke eines offenbar verwunschenen, auf drei Seiten von einer Mauer umgebenen Gartens. Die Topoi deutscher Romantik, woher sich wohl auch der ironische Gestus herleitet, gehören fix zu Henischs Welt.
  Henisch gab vor, eine Biografie schreiben zu wollen, „ein alter Hut spätestens seit Plutarch“, und aus einem Objekt der Pop-Industrie ein Subjekt zu machen, aus dem großen Pan mit dem „bisexuellen Appeal“, dieser „männlichen Brigit Bardot“ einen Menschen. Morrison war ein Mann aus Henischs Jahrgang, 1943, aber sein Versteck wurde letztlich nicht gefunden. Nach Abschluss seiner Arbeiten fuhr der Erzähler über Land. Er mietet sich ein Zimmer – und schläft. „Lang. Am Morgen riss ich das Fenster auf. Da sah ich die Mauer und dahinter den Garten.“ Aber Jim Morrison sah er nicht.
  Der Untertitel seines Romans „Vom Wunsch, Indianer zu werden“ (1994) lautet „Wie Franz Kafka Karl May traf und trotzdem nicht in Amerika landete“. Ein junger Mann (Kafka) und ein älterer Herr (Karl May) und eine für den Herrn zu junge Dame (Herzle) wagen eine Seefahrt. Nach New York. Aber nach der Ankunft ergeht es diesem Kafka wie Karl Rossmann in Kafkas „Amerika“-Roman. Das Labyrinthische an Henischs Texten ist, was literarische Bildung angeht, nicht vollkommen voraussetzungslos.
  Gleichzeitig ist er ein Wiener, absolut lokalisierbar, weshalb es auch Texte mit eindeutigem Lokalkolorit von ihm gibt, zum Beispiel seine Recherche über den „Baronkarl“ (1972), einen Obdachlosen von Format, vielleicht Henischs Antwort auf Helmut Qualtingers „Herr Karl“. Aber auch seine Stadtrecherchen machen keinen Österreich-Beschimpfer oder Wien-Verächter aus ihm, seine Munition bleibt das Fragezeichen.
  Henisch gilt als ein Sonderfall österreichischer Literatur, der sich in „Die kleine Figur meines Vaters“ (1975/2003) mit der NS-Vergangenheit seines Erzeugers auseinandersetzte. Jetzt – Ende August siebzig geworden – hat er einen Roman über die Liebe vorgelegt: „Mortimer & Miss Molly“, keinesfalls ein Alterswerk, sondern so unverfroren wie eh und je, was schon der erste Absatz beweist. „Die Geschichte könnte damit beginnen, dass Mortimer vom Himmel fällt. Ein Fallschirmspringer, der im Zentrum des Renaissancegartens landet. Dieser Renaissancegarten ist geometrisch gestaltet, sechs von Hecken gesäumte Trapeze umgeben ein kreisförmiges Zentrum. Radius: nicht mehr als fünf Meter. In diesem Zentrum landet Mortimer. Steht Miss Molly am Fenster? Zweifellos wäre das eine schöne Szene.“ Schon am Anfang ist alles Vermutung. Und gleich schiebt sich der erste Fragesatz in den Text.
  Mortimer wurde im Frühling 1944 mit seinem Jagdbomber von der deutschen Flak abgeschossen, rettete sich mit dem Fallschirm und fand sich in dem kleinen Ort San Vito in der Toskana wieder, heimlich aufgenommen von Molly, einer englischen Gouvernante der berühmten Familie Bianchi. Hat sich die schüchterne, alleinlebende Molly daraufhin auf eine Liebesgeschichte mit dem Bomberpiloten eingelassen, der Hemingway zum Verwechseln ähnlich sieht? Darüber spekulieren Marco aus Turin und Julia aus Wien, zwei Toskana-Touristen, die einander liebend zugetan sind. Marco will statt Arzt Filmemacher werden, und so erfinden sie sich eine Geschichte für ein Drehbuch über Mortimer und Molly, um damit zugleich ihre eigene Liebesgeschichte zu entfalten. Erzählend machen sie sich Mut.
  Das alles stimmt schon irgendwie, sagt aber über den Roman nicht viel, nichts über diese unerhörte Leichtigkeit des Erzählens, seine sommerliche Welt, über die immer wieder Gewitter hereinbrechen, wobei Henischs ironische Distanz wie ein Blitzableiter wirkt. Da ist wieder dieser romantische Garten, in dem Mortimer erscheint wie Morrison in seinem Versteck, und eine Liebesgeschichte, die nur vermutet ist, und wenn es Belege gibt, könnten sie Fälschungen sein, vielleicht von Marco selber, weil er die Liebe finden will, und für seine eigene Geschichte nach dem Beweis ihrer Möglichkeit sucht. Aber ist denn so eine blaustrümpfige Gouvernante wie Molly zu einer richtigen Liebesbeziehung mit einem in Amerika verheirateten Hemingway-Lookalike überhaupt fähig?
  Festzustehen scheint, in Bedrängnis liebt es sich leichter. Mortimer und Molly sind bedroht von der Gewalt des Krieges und den Wirrnissen der Politik, da ist für Beziehungskisten-Getue kein Platz, was Marco und Julia in ihrer späteren Fernbeziehung zwischen Turin und Wien kräftig ausleben, inklusive einer befürchteten bösen Schwiegermutter.
  Aber bevor man das Buch so erzählt, als setze es auf die Verbreitung grundsätzlicher, sehr seriöser Erkenntnisse über die Liebe, muss man sich an das handelnde Personal erinnern: ein Bomberpilot, ein Blaustrumpf, eine Julia, ein Möchtegern-Künstler und eine Schwiegermutter. Da wäre es im Normalfall bis zur Klamotte nicht weit. Im Hintergrund die Hügel der Toskana und eine Dorfbevölkerung wie aus einer Langzeit-Dokumentation. Aber das ist eben diese Schule der Unverfrorenheit, die Henisch zu seinen Drahtseilakten abheben lässt. Eines jedenfalls scheint sicher: Seine viel gerühmte Leichtigkeit ist nicht nur ein genialer Zug oder eine stilistische Volte. Es steckt viel Melancholie in Henischs Art zu schreiben. Sie zeigt uns: So leicht könnte alles sein. Um dann natürlich die Frage nachzuschieben „Könnte es?“ – und schwer ist schließlich leicht was.
  Der stets zurückhaltende Peter Henisch mit Zweitwohnsitz in der Toskana ist viel geehrt und auch ausgezeichnet worden. Dabei hat man zu sehr auf das Artistische, Spielerische, Tändelnde geachtet. In seiner wahren Dimension scheint er noch nicht erkannt worden zu sein. Er ist einer der großen Dichter Österreichs.  
Blaustrumpf und Bomberpilot
– bei einer solchen Konstellation
liegt die Klamotte nicht fern
In ganz persönlicher Friedensmission: Unser Bild zeigt einen US-Soldaten mit seiner Freundin 1945 in Mailand vor dem Arco della Pace.
FOTO: AKG-IMAGES
      
          
    
    
    
Peter Henisch: Mortimer und Miss Molly. Roman.
Deuticke Verlag, Wien 2013.
320 Seiten, 19,90 Euro, E-Book 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Ein raffiniert erzähltes, schönes Märchen, dessen Romantik von der Sehnsucht bestimmt wird, im Leben nicht nur Schrecken und Finsternis zu finden, sondern auch Glück und Geborgenheit." Wolfgang Huber-Lang, Austria Presse Agentur, 20.08.13

"Peter Henisch ist ein zauberhafter Roman geglückt, eine luftig-leichte Liebesgeschichte, die von den Abgründen des Kriegs und den Höhenflügen erotischer - und nicht nur erotischer - Begegnung erzählt. Ein Sommerroman mit heiter-melancholischen Zügen." Günter Kaindlstorfer, Ö1, 23.08.13

"Peter Henisch ist einer der grossen Epiker der österreichischen Literatur": Oliver Pfohlmann, Neue Zürcher Zeitung, 27.07.13

"Eine zwischen Heiterkeit und Melancholie in gekonnter Schwebe gehaltene menschliche Komödie, die nicht nur italophile Leser erfreuen wird." Walter Titz, Kleine Zeitung, 14.09.13

"Ein Liebesroman und eine im besten Sinne des Wortes leichte Lektüre. Große Kunst, die einem jegliches Völlegefühl erspart." HeinrichSteinfest, Stuttgarter Zeitung, 20.09.13

"Der Lorbeer für den besten Liebesroman der Saison ist Peter Henisch zu reichen." Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten, 26.09.13

"Eine intensive und prekäre Liebesgeschichte, deren Lektüre Spaß macht und, man möchte es kaum glauben, Hoffnung vermittelt." Walter Grünzweig, Der Standard, 28.09.13