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Das Burgtheater ist in Österreich eine Art Nationalheiligtum und wurde seit seiner Gründung im Jahr 1776 wie kein anderes Theater geliebt und gehasst. Besonders im Sperrfeuer der Kritik stehen jeweils die Direktoren; so hat etwa Claus Peymann mit der Uraufführung von Thomas Bernhards "Heldenplatz" für landesweiten Aufruhr gesorgt. Klaus Dermutz zeichnet ein faszinierendes und facettenreiches Porträt der traditionsreichen Bühne vom Beginn der Zweiten Republik bis zum 50-jährigen Jubiläum der Wiedereröffnung am 14. Oktober 2005. Direktor Klaus Bachler reflektiert in seinem Beitrag die Aufgaben des Burgtheaters am Beginn des 21. Jahrhunderts.…mehr

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Produktbeschreibung
Das Burgtheater ist in Österreich eine Art Nationalheiligtum und wurde seit seiner Gründung im Jahr 1776 wie kein anderes Theater geliebt und gehasst. Besonders im Sperrfeuer der Kritik stehen jeweils die Direktoren; so hat etwa Claus Peymann mit der Uraufführung von Thomas Bernhards "Heldenplatz" für landesweiten Aufruhr gesorgt.
Klaus Dermutz zeichnet ein faszinierendes und facettenreiches Porträt der traditionsreichen Bühne vom Beginn der Zweiten Republik bis zum 50-jährigen Jubiläum der Wiedereröffnung am 14. Oktober 2005.
Direktor Klaus Bachler reflektiert in seinem Beitrag die Aufgaben des Burgtheaters am Beginn des 21. Jahrhunderts.
Autorenporträt
Dermutz, Klaus
Klaus Dermutz, geboren 1960 in Judenburg (Österreich), studierte Theologie, Philosophie und Soziologie in Graz und Berlin. Er veröffentlichte Bücher über Tadeusz Kantor (1994), Christoph Marthaler (2000), Peter Zadek (2001), Gert Voss (2001), Andrea Breth (2004), Das Burgtheater 1955-2005 (2005), Ignaz Kirchner und Martin Schwab (2007), Klaus Michael Grüber (2008) und zuletzt Next Generation (Deuticke, 2009). Klaus Dermutz lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2005

Glanz und Elend des Wiener Burgtheaters
Ein Bild wie aus der Gemäldegalerie alter Meister. Feine Gesichtszüge, ein irritiert flackernder Blick, sinnliche Lippen, gleichwohl Entschlossenheit signalisierende Mundwinkel. „Mann mit Blumentopf” stünde wohl unter dem Bild, hinge es tatsächlich im Museum. In Wirklichkeit aber handelt es sich um eine Fotografie, auf der Oskar Werner als „Don Carlos” zu sehen ist. Das Bild liegt in der Privatsammlung von Klaus Dermutz, der dieses und viele andere für seinen umfangreichen Dokumentationsband „Das Burgtheater 1955 - 2005” der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat (Edition Burgtheater. Deuticke Verlag im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005. 288 Seiten, 21,50 Euro).
Don Carlos, dieses Schillersche Paradedrama, hat auch Bert Brecht sehr bewegt. „Ich habe den Don Carlos, weißgott, je und je geliebt”, schreibt er 1920 in sein Tagebuch. Aber er könne die Knechtschaft des Carlos nicht mehr recht ernst nehmen. Die Freiheit sei bei Schiller immer nur gefordert, „in anerkannt schönen Arien, zugegeben, aber sie könnte vielleicht auch dasein, in irgendeinem Menschen, aber Posa und Carlos und Philipp: Opernsänger, gratis für Beifall”. Was war passiert? Brecht hatte gerade Upton Sinclairs „Sumpf” gelesen, die Geschichte eines Arbeiters, der in den Schlachthöfen Chicagos zu Tode gehungert wird, wie Brecht schreibt. „Es handelt sich um einfachen Hunger, Kälte, Krankheit, die einen Mann unterkriegen, so sicher, als ob sie von Gott eingesetzt seien.” Und Brecht entwirft eine eigene Konzeption der Figur des Posa. „Dieser Magister ist voller Verachtung für die Menschen, er besitzt ein philosophisches System, das ihm erlaubt, seine Schüler zu verachten.”
1937 spielten am Deutschen Theater Berlin Albin Skoda den Carlos, Ewald Balser den Posa (Bild Mitte), in der Loge saß Joseph Goebbels. Balser sprach ihn direkt an mit dem Schlüsselsatz „Geben Sie Gedankenfreiheit!” Minutenlang tobte Beifall, die Schauspieler zitterten, Goebbels ignorierte die Szene. Mehr vergnügt hätte ihn sicherlich die Burgtheater-Aufführung von „Hundert Tage”, in der Werner Krauß als Napoleon brillierte (unten). Der Stück-Entwurf stammte von Mussolini, die von Giovacchino Forzano überarbeite Fassung hatte man in Wien dem faschistischen Zeitgeist gemäß verschärft.
HELMUT MAURÓ
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Erfreut zeigt sich Rezensent Helmut Mauro über den Dokumentationsband "Das Burgtheater 1955 - 2005", in dem Klaus Dermutz viele Bilder aus seiner Privatsammlung Öffentlichkeit zugänglich macht. Mauro schreibt über eine Fotographie Oskar Werners als Don Carlos, räsoniert über Brechts ambivalente Einstellung zu Schillers gleichnamigen Drama und erinnert an eine Aufführung am Deutschen Theater 1937 in Berlin, in der Albin Skoda den Carlos und Ewald Balser den Posa spielten, während Joseph Goebbels in der Loge saß: Balser habe ihn direkt angesprochen mit dem Schlüsselsatz "Geben Sie Gedankenfreiheit!" Mehr Vergnügen hätte Goebbels nach Mutmaßung des Rezensenten sicherlich an der Burgtheater-Aufführung von "Hundert Tage" mit Werner Krauß als Napoleon gehabt. Das Resümee des Rezensenten: ein Band, der "Glanz und Elend des Wiener Burgtheaters" sichtbar macht.

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