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Den Thirty-Somethings in Peter Truschners neuem Roman fehlt der Halt. Sie zählen zu einer Generation, die sich - inmitten von Filmen, Fernsehen und Großstadtblues - dem Älterwerden verweigert: Carsten hat es zumindest schon mal probiert, er lässt sich gerade scheiden. Alex bleibt hartnäckig dabei, das schwarze Schaf zu sein. Mit Toni konnte man immer schon saufen bis zum Umfallen, und Sabine ist viel zu lang schon verzweifelt auf der Suche - im Internet ... Peter Truschner begnügt sich nicht mit der Beschreibung der coolen Oberfläche: Mit brutaler Präzision lotet er die Abgründe seiner…mehr

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Produktbeschreibung
Den Thirty-Somethings in Peter Truschners neuem Roman fehlt der Halt. Sie zählen zu einer Generation, die sich - inmitten von Filmen, Fernsehen und Großstadtblues - dem Älterwerden verweigert: Carsten hat es zumindest schon mal probiert, er lässt sich gerade scheiden. Alex bleibt hartnäckig dabei, das schwarze Schaf zu sein. Mit Toni konnte man immer schon saufen bis zum Umfallen, und Sabine ist viel zu lang schon verzweifelt auf der Suche - im Internet ... Peter Truschner begnügt sich nicht mit der Beschreibung der coolen Oberfläche: Mit brutaler Präzision lotet er die Abgründe seiner Generation aus und legt die eigentliche Sehnsucht der Protagonisten offen: die nach stabilen Beziehungen im Leben.
Autorenporträt
Peter Truschner wurde 1967 in Klagenfurt geboren, studierte Kommunikationswissenschaften und Philosophie in Salzburg und lebt heute in Berlin. 2001 erschien bei Zsolnay sein vielbeachteter Debütroman Schlangenkind. Es folgte der Roman Die Träumer (2007) und 2013 der Roman Das fünfunddreißigste Jahr.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2013

Generation Schlappmann
Peter Truschner erkundet das erschöpfte Geschlecht

Die Gesellschaft ist erschöpft, verkünden Sozialwissenschaftler. Was man vor hundert Jahren Neurasthenie nannte, heißt heute Burn-out und Depression. Vor allem die Dreißigjährigen sind betroffen. "Wenn man nicht aufpasst, ist man mit fünfunddreißig schon ein alter, alter Mann", formulierte Jonathan Franzen bereits Mitte der Neunziger das Motto einer ganzen Generation. In ebendiesem 35. Lebensjahr kämpft Peter Truschners namenloser Ich-Erzähler mit Wechselduschen gegen seine Perma-Müdigkeit an. Und sieht fassungslos einem Extremsportler im Fernsehen dabei zu, wie dieser als erster Mensch schwimmend den geographischen Nordpol überquert.

Die Frage ist nur, wovon Truschners Held so müde ist. Die übliche Antwort, von der wachsenden Überforderung an allen Lebensfronten, wäre hier falsch, hat sich der verkrachte Geisteswissenschaftler doch allen Herausforderungen erfolgreich entzogen: Statt an seiner Unikarriere arbeitet er Teilzeit in irgendeiner Pressestelle, und seine Freundin Sonja gab ihm, weil er ihren Wunsch nach Nachwuchs nicht teilte, den Laufpass - verbunden mit dem Rat, "endlich erwachsen zu werden". Wie Melvilles Bartleby sagt Truschners melancholischer Protagonist immer nur "Ich möchte lieber nicht". Zu dumm nur, dass sich die Biologie davon nicht beeindrucken lässt und das eigene Spiegelbild längst zu einem "Fahndungsfoto der Zeit" geworden ist.

Seinen früheren Studienfreunden entfremdet, ist die engste Bezugsperson des Protagonisten die Mama. Ein Telefonat mit seiner Erzeugerin über mehrere Kapitel hinweg gibt den Anlass zu Rückblenden und Erinnerungen an wichtige Lebensmomente: als der Ich-Erzähler nach dem Studium beinah der Trunksucht verfallen wäre, als er auf einer Haschparty mit Sonja zusammengekommen oder als er mit Sabine nach Jahren des Beste-Freunde-Seins doch noch auf der Couch gelandet ist.

Freilich ist die Zukunftsoffenheit dieser Schlüsselmomente inzwischen Vergangenheit, ihr Potential an Chancen längst verspielt. Was möglicherweise auch für das Treffen mit seiner ihm bislang unbekannten Halbschwester Isa gegen Ende des Romans gilt, von dem ihn seine Mutter am Telefon abzuhalten versucht. Die Begegnung konfrontiert den Ich-Erzähler unvermutet mit seinem Bedürfnis nach stabilen familiären Verhältnissen. Seinen Vater, einen ehemaligen Kleinkriminellen, hat Truschners Figur nie kennengelernt, und daran will er, als er doch noch unerwartet die Gelegenheit dazu hat, auch nichts mehr ändern.

Ein Generationenporträt will der aus Klagenfurt stammende Autor, Jahrgang 1967, mit seinem neuen Roman liefern, worauf schon der Titel, eine Anspielung auf Ingeborg Bachmanns Erzählung "Das dreißigste Jahr", hinweist. Einlösen kann Peter Truschner dieses Versprechen allerdings nur bedingt. Dazu scheinen die Gründe, warum sich sein Held dem Erwachsenwerden verweigert, doch allzu sehr in seiner individuellen Lebensgeschichte zu liegen. Die Lebenswege der anderen Mittdreißiger im Roman sind denn auch sehr unterschiedlich. Schon der vorangegangene Roman des in Berlin lebenden Autors, "Die Träumer" (2007), beeindruckte mehr durch seine sympathischen Ambitionen als durch sein sprachliches Können. Die Hoffnung, an diesem Ungleichgewicht würde sich im dritten Roman etwas ändern, wird jedoch enttäuscht.

Stattdessen nervt der Protagonist, dem seine Mutter eine "arrogante Attitüde" vorwirft, mit seiner Bedeutungshuberei und dem Absondern von Gemeinplätzen: "Auch bin ich kein Mitglied einer Partei", erklärt er dem Leser etwa, "was in diesen Zeiten zwar nicht mehr unerlässlich ist, dennoch keinesfalls schaden kann, will man vorankommen." Aha. Oder: Im Suff erscheine einem eine langweilige Frau brennend interessant, und "man selbst kommt sich weniger peinlich als geradezu sensationell originell vor. (Dumm nur, dass man mit seiner Freude darüber meist allein dasteht.)" Wer will, kann derart dürftige Sottisen und den aufgeblähten Stil des möglicherweise dauerbetrunkenen Erzählers zur Rollenprosa erheben; überzeugender erscheint einem der Roman dadurch trotzdem nicht.

OLIVER PFOHLMANN

Peter Truschner: "Das fünfunddreißigste Jahr".

Roman.

Paul Zsolnay Verlag, Wien 2013. 240 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Peter Truschner scheint mit seinem Titel "Das fünfunddreißigste Jahr" in die Fußstapfen von Ingeborg Bachmanns Erzählung "Das dreißigste Jahr" treten zu wollen, ein "Generationsporträt" sollte das Buch werden, berichtet Oliver Pfohlmann, der sich vom Ergebnis wenig überzeugt zeigt. Truschners Ich-Erzähler leidet unter einer chronischen Müdigkeit, zu seinen alten Freunden hat er keinen Kontakt mehr, statt eine Karriere an der Universität anzustreben, hat er irgendwann angefangen, sich mit Nebenjobs über Wasser zu halten, seine Beziehungen kranken wie der Rest seiner Unternehmungen an mangelnden Ambitionen und seine einzig gebliebene Bezugsperson ist seine Mutter, fasst der Rezensent zusammen. Für ein Generationsporträt sind Pfohlmann die Wehwehchen des Erzählers allerdings zu individuell und willkürlich ausgewählt, außerdem enttäuscht ihn die Sprache des Autors, der sich noch dazu allzu oft in Klischees verrennt. Der Rezensent ist unbeeindruckt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Mit unglaublicher Lust am Spiel mit der Sprache zieht Peter Truschner den Leser in den Strudel seines Hauptprotagonisten. (...) Truschners Blick ist unbestechlich. Seine Themen sind Lifestyle - aber ernsthaft, wenn er sie auch ab und an mit bösartigem Humor abhandelt." Simon Hadler, ORF.at, 07.03.13