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Abenteurer, Aufschneider, Geschichtenerzähler, Taschenspieler - das alles ist der Protagonist des neuen Romans von Ugo Riccarelli. Die Geschichte nimmt ihren Ausgang in einem gottverlassenen Dorf am Fuß der Alpen, führt in die Wüsten in Afrika, wo der Vater als junger Soldat dem Zauber einer Berberfrau verfällt, und endet wieder in Italien. Die Existenz eines jeden ist aber untrennbar mit dem Leben der anderen verbunden, derer, die vorher da waren, und jener, die danach kommen werden, und so erzählt der Autor nicht nur die Geschichte dieses charmanten Schwindlers, sondern auch vom Urgroßvater,…mehr

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Produktbeschreibung
Abenteurer, Aufschneider, Geschichtenerzähler, Taschenspieler - das alles ist der Protagonist des neuen Romans von Ugo Riccarelli. Die Geschichte nimmt ihren Ausgang in einem gottverlassenen Dorf am Fuß der Alpen, führt in die Wüsten in Afrika, wo der Vater als junger Soldat dem Zauber einer Berberfrau verfällt, und endet wieder in Italien. Die Existenz eines jeden ist aber untrennbar mit dem Leben der anderen verbunden, derer, die vorher da waren, und jener, die danach kommen werden, und so erzählt der Autor nicht nur die Geschichte dieses charmanten Schwindlers, sondern auch vom Urgroßvater, der zur See fuhr, von der Großmutter, die blutjung heiratete und blutjung Witwe wurde, von einem Onkel, der ein Windbeutel war, und vom anderen, der sich erfolglos an Erfindungen versuchte. Nach seinem großen Epos "Der vollkommene Schmerz" entwirft Riccarelli in seinem neuen Roman das Porträt einer Epoche und eines schillernden Mannes, der sein Vater war.
Autorenporträt
Riccarelli, UgoUgo Riccarelli wurde 1954 in Cirié bei Turin geboren und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2013 in Rom. Auf Deutsch erschienen der Bruno Schulz-Roman Ein Mann, der vielleicht Schulz hieß (1999), die Erzählungen Fausto Coppis Engel (Zsolnay 2004) und Der vollkommene Schmerz (Roman, Zsolnay 2006), für den Riccarelli 2004 den Premio Strega erhielt. 2009 erschien Der Zauberer (Roman) und im Frühjahr 2013 Die Residenz des Doktor Rattazzi(Roman).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2009

Das Vaterbild trügt nicht
Ugo Riccarelli fabuliert von den Alpen bis Afrika

Von Jochen Hieber

Den 1954 in der Nähe von Turin geborenen Ugo Riccarelli muss man sich als einen grundhumanen und uneitlen Menschen vorstellen, der heute in einem ganz unspektakulär kleinbürgerlichen Viertel von Rom lebt, nahe dem Bahnhof Ostiense. Er hat als Verwaltungsangestellter im Kulturamt von Turin, im Pressebüro von Pisa und dann im Stab von Roms Bürgermeister Walter Veltroni gearbeitet und vor nunmehr fünfzehn Jahren mit einem autobiographisch grundierten Krankheitsroman debütiert ("Le scarpe appese al cuore"), der bisher nicht übersetzt wurde. Hierzulande hat er im letzten Jahrzehnt mit drei Büchern einen noch recht kleinen, von seinen Fabulierfähigkeiten aber desto überzeugteren Kreis von Lesern gewonnen.

Im Roman "Ein Mann, der vielleicht Schulz hieß" (1999) versetzte Riccarelli sich und uns in die Lebensbahn des polnisch-jüdischen Schriftstellers und Kafka-Übersetzers Bruno Schulz, der 1942 von einem deutschen Offizier ermordet wurde. Vor drei Jahren erschien "Der vollkommene Schmerz", eine umfängliche und mit dem Premio Strega auch ehrenvoll nobilitierte Familiensaga, angesiedelt in einem toskanischen Dorf. Zwischen diesen beiden Romanen überraschte Riccarelli 2004 mit dem Band "Fausto Coppis Engel", einem Geschichtenzyklus um große und mithin fast immer auch tragische Helden des Sports. Ob er dabei vom italienischen Radrennidol Fausto Coppi, von der tschechischen Läuferlokomotive Emil Zatopek oder vom brasilianischen Stürmergenie Garrincha handelt: stets bietet sich sein Schreiben als eine raffinierte Mischung aus belegbar tatsächlichem Geschehen und vollkommen freier Erfindung dar. Deshalb bleibt die Atmosphäre des Märchenhaften und übernatürlich Geheimnisvollen, die auf solche Weise entsteht, auch stets geerdet in realistischer Plausibilität.

Genau diesen Erzählmodus wählt Ugo Riccarelli auch für den nun erschienenen schmalen Roman "Der Zauberer", den ein Nebenwerk zu nennen keineswegs unziemlich ist. Es hat liebenswert kauzige Züge, wenn es von den nimmermüden Handwerks-, Erfinder- und Geschäftsdrolerien der Brüder Attilio und Tonio handelt, die in einem Dorf am Fuße der Alpen wirken. Es hat so heroische wie heitere Qualitäten, wenn es sich dem Häuserbauen widmet und dabei Attilios und Tonios Schwager in den Mittelpunkt rückt: ein echtes Mannsbild ohne Namen, dafür mit dem von der Übersetzerin Karin Krieger bedachtsam nicht eingedeutschten Beruf eines "Capomastro" - was ist ein schlichter Maurerpolier dagegen? Der Schwiegervater des Capomastro heißt zwar Edmondo, alle Welt aber nennt den unerschrockenen Seefahrer nur "Mondo" - einen Weltmann eben.

Nimmt man die lebenstüchtige Ehefrau des Capomastro hinzu, die ein wenig an die vier Röcke tragende Anna Koljaiczek aus der "Blechtrommel" erinnert, und stellt ihr Tonios und Attilios Gemahlinnen Adalgisa (streng, streitsüchtig, tiefgläubig) und Marianna (mild, chaotisch, glaubensgeprüft) zur Seite, so hat man, bis auf die beiden Hauptfiguren und ein numinoses Zauberwesen, das familiäre Figurenensemble beisammen. In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts versuchen diese schwejkhaften Gestalten ihr privates Leben im Norden Italiens gegen die Bedrohungen durch den Faschismus, die Kolonial- wie die Weltkriege und schließlich durch die deutschen Besatzer zu verteidigen.

Im Zentrum des Romans aber steht eine Vater-Sohn-Geschichte, wobei der Sohn als Ich-Erzähler und zugleich als das andere Ich des Autors fungiert - wie der reale Riccarelli leidet auch der Erzähler in Kindheit und Jugend an einer schweren Lungenkrankheit. Der Vater ist der titelgebende "Zauberer", auch er stets ein bisschen Schwejk, noch lieber aber ein bestrickender Zeit- und Charaktergenosse von Thomas Manns Felix Krull. Von Anfang bis Ende bleibt das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ungetrübt, es ist so idyllisch wie harmonisch, voller Bewunderung erzählt der Sohn von den verblüffenden Abenteuern und den trickreichen Heldentaten seines Erzeugers.

"Dem Trugbild meines Vaters gewidmet und den Geschichten, die er mir nie erzählt hat", notiert Riccarelli vor dem Beginn. Diese Widmung verschafft ihm die erwünschte Distanz zur Wirklichkeit und damit die Lizenz zum freien Fabulieren. Ein kleines Licht in der italienischen "Marionettenarmee", zieht der Vater gen Afrika in den Krieg, landet als Gefangener in Marokko und blickt dort in die tieftraurigen Augen der geheimnisvollen Aisha. Bei aller Liebe: Just dem Ende des Buchs hätte etwas mehr Realität nicht geschadet.

Ugo Riccarelli: "Der Zauberer". Roman. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Zsolnay Verlag, Wien 2009. 207 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.02.2010

KURZKRITIK
Anekdoten-Wirrwarr
Chor der Väter: Ugo Riccarellis Roman „Der Zauberer”
Er lügt, flunkert und tischt seinen Zuhörern eine Geschichte nach der anderen auf. Den Leuten gefällt das, und so kommt der Held des autobiographisch inspirierten Romans von Ugo Riccarelli „Der Zauberer” immer gut durchs Leben. Auf Mussolinis fatalem Afrikafeldzug klammern sich seine Kameraden an die tröstlichen Legenden, die Offiziere lassen sich von seinen Redekünsten einwickeln, seine Mutter fühlt sich durch den erfindungsreichen Sohn an den früh verstorbenen Ehemann erinnert, und später verfallen unzählige Frauen den Worten des charmanten Schwerenöters. Er schafft es, sich die Wirklichkeit anzuverwandeln und ihr einen neuen Glanz zu verleihen.
Ugo Riccarelli macht einen Topos der Weltliteratur, der in Italien von Ariost bis zu Italo Calvino immer wieder variiert wurde, zum Dreh- und Angelpunkt seines Generationenporträts. Die Linie der betörenden Erzähler reicht vom Urgroßvater, einem Seemannsgarn spinnenden Matrosen, über den Großvater, der Maurer war und politischen Utopien anhing und dessen Brüdern, die nichtsnutzige Maschinen konstruierten, bis zum Vater.
Ohne es auszusprechen, begreift der Ich-Erzähler seine nachgetragene Vaterliebe als letzte Ausformung dieser Familientradition. Obwohl er kaum hinter dem Anekdoten-Wirrwarr hervor lugt und nur an einer Stelle, als er todgeweiht im Krankenhaus liegt und natürlich durch die ultimative Liebesgeschichte des Vaters gerettet wird, deutlichere Konturen gewinnt, kommt es zu einer eigentümlichen Selbsterhöhung. Da nützen einprägsame Figuren und schöne traumverlorene Sequenzen nichts – der Verfasser ist gar zu gerührt von der eigenen Erzählung, und der Roman kippt ins Hagiographische. Etwas mehr Reibung mit den Urahnen hätte dem Stoff gut getan. MAIKE ALBATH
UGO RICCARELLI: Der Zauberer. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Zsolnay Verlag, Wien 2009. 207 Seiten, 19, 90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der 1954 geborene Ugo Riccarelli wird vom Rezensenten Jochen Hieber als ein Autor vorgestellt, den ein größeres Publikum hierzulande erst noch entdecken muss. Ob der vorliegende Band allerdings als guter Einstieg taugt, scheint angesichts von Hiebers Kritik doch ein wenig die Frage. Recht ausführlich nämlich stellt Hieber bisher schon veröffentlichte Romane vor, neben denen "Der Zauberer" doch als "Nebenwerk" erscheinen müsse. Riccarelli entwirft hier das Panorama einer Familie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aber nicht strikt realistisch, sondern zum Fabulieren und durchaus zum Märchenhaften geneigt. Der Erzähler, ein Alter Ego von Riccarelli, berichtet von sich und mehr noch von seinem Vater und dessen Heldentaten. Spätestens am Ende jedoch gerät, bedauert Hieber, das Verhältnis von Realem und Fabuliertem etwas aus der Balance.

© Perlentaucher Medien GmbH