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Mitte der dreißiger Jahre reist Tom Stewart, ein junger Engländer, der das Abenteuer sucht, nach Hongkong. Aus der Zufallsbegegnung mit der jungen chinesischen Nonne Maria, die ihm auf dem Schiff Sprachunterricht gibt, wird eine lebenslange Freundschaft - und mehr als das. Tom ist bereits zum Hotelbesitzer avanciert, als auch in der scheinbar idyllischen Kronkolonie der Zweite Weltkrieg ausbricht. Auf der Flucht vor der Japanischen Armee treffen Tom und Maria einander wieder. John Lanchesters Roman erzählt von Liebe und Abenteuer vor dem Hintergrund einer der aufregendsten Städte der Welt und…mehr

Produktbeschreibung
Mitte der dreißiger Jahre reist Tom Stewart, ein junger Engländer, der das Abenteuer sucht, nach Hongkong. Aus der Zufallsbegegnung mit der jungen chinesischen Nonne Maria, die ihm auf dem Schiff Sprachunterricht gibt, wird eine lebenslange Freundschaft - und mehr als das. Tom ist bereits zum Hotelbesitzer avanciert, als auch in der scheinbar idyllischen Kronkolonie der Zweite Weltkrieg ausbricht. Auf der Flucht vor der Japanischen Armee treffen Tom und Maria einander wieder.
John Lanchesters Roman erzählt von Liebe und Abenteuer vor dem Hintergrund einer der aufregendsten Städte der Welt und ist zugleich ein Sittenbild einer wahrhaft kosmopolitischen Metropole.
Autorenporträt
William Horwood John Lanchester, geboren 1962 in Hamburg, wuchs im Fernen Osten auf und arbeitete in England als Lektor beim Verlag Penguin Books, ehe er Redakteur der "London Review of Books" wurde. Daneben war er für Zeitungen und Zeitschriften wie "Granta" und "The New Yorker" tätig sowie als Restaurantkritiker für "The Observer" und Kolumnist für "The Daily Telegraph". Er gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern und führenden Intellektuellen Englands.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.12.2004

In Hongkong zählt nur das Geld
Unterwegs im letzten Jahrhundert: John Lanchesters neuer Roman

John Lanchester, soviel vorab, ist ein intelligenter und überaus belesener Autor. Er hat in Oxford studiert, was unter klassenbewußten englischen Schriftstellern allerdings keine Seltenheit ist; er war Lektor beim Penguin Verlag und schreibt heute für Zeitungen und renommierte Magazine wie "Granta" und den "New Yorker". In der "London Review of Books", deren Redaktion Lanchester seit Jahren angehört, veröffentlichte er zuletzt einen Essay über Ferdinand Mounts Studie "Mind the Gap: The New Class Divide in Britain", den er mit einem eleganten Hieb gegen die moderne Medienkultur eröffnete. Deren Problem sei es, daß sie gewandt sei, "klar, verständlich, oftmals lebhaft zum Ausdruck gebracht und mehr oder weniger völlig frei von neuem intellektuellen Inhalt".

Lanchester kann es sich offenbar leisten, so etwas zu schreiben, zumal die angelsächsische Kritik seine Romane "The Debt to Pleasure" und "Mr Phillips" gelobt hat und auch immer mal wieder lebhaft behauptet, der 1962 geborene Romancier gehöre zu den Besten seiner Generation. "Außerordentlich kenntnisreich, raffiniert konstruiert und unerhört spannend": Die phrasenhafte Eloquenz, mit der "Fragrant Harbour", Lanchesters dritter Roman, mancherorts begrüßt wurde, gibt der scharfsinnigen Medienkritik des Schriftstellers natürlich vollkommen recht.

"Hotel Empire - Hongkong", so der halbwegs irreführende deutsche Titel von Lanchesters neuem Roman, handelt von einer ehrgeizigen britischen Journalistin, die Mitte der neunziger Jahre in Hongkong Karriere macht. Außerdem handelt der Roman von Tom Stewart, Sohn eines Kneipenbesitzers aus der englischen Provinz, den 1935 die Abenteuerlust nach Hongkong treibt; von Toms Enkel Matthew Ho, dessen Firma gemeinsam mit der an China zurückgegebenen Perle des britischen Weltreichs im Sog der Asien-Krise von 1997 unterzugehen droht. Unter dem Regenbogen einer Geschichte, die sich durch das zwanzigste Jahrhundert zieht und vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und der japanischen Besetzung ebenso erschüttert wird wie schließlich vom Wechsel der Souveränität, sind diese Figuren jedoch allesamt Stichwortgeber für die eigentliche und gelegentlich durchaus schillernde Hauptfigur von Lanchesters Roman: Hongkong hat viele Feinde, Hongkong ist eine Seifenblase im Südchinesischen Meer. "Hongkong", so Dawn Stone, die schon nach wenigen Monaten mit ihren Artikeln in der Metropole für Aufsehen sorgt, "ist keine Stadt, in der man sich einlebt. Ich empfand fast ununterbrochen eine Mischung aus Begeisterung, Panik, Kulturschock und Fremdheit und dazu noch ein anderes, vielleicht tieferes Gefühl, endlich angekommen zu sein. Es zählte nur das Geld."

Ein wenig mehr Begeisterung und Panik, ein etwas ausführlicheres Extempore über das unnahbare Wesen der Fremdheit hätte den Figuren, die Lanchester mit offensichtlichem Desinteresse ins Zentrum des Geldtaifuns stößt, vielleicht die nötige Farbe gegeben: Der Zwang, erfolgreich zu sein, das Ziel, es in Hongkong "zu schaffen" - fast das einzige, was die Figuren miteinander verbindet -, verleiht ihnen jedoch lediglich das abgegriffene Gesicht und das papierene Auftreten einer im Kurs gefallenen Dollar-Note. Dawn findet sich "ziemlich toll" und durchläuft von der mittelenglischen Regionalzeitung und der Londoner Klatschkolumne bis hin zu ihrem unerklärlichen Höhenflug per Business class nach Hongkong eine Karriere, mit der allenfalls noch die Klischees und die stürzenden Pointen ihrer flotten Schreibe Schritt halten können. Tom Stewart, der an Bord der "Darjeeling"von einer feingliedrigen Missionsnonne Kantonesisch lernt und zum heimlichen Helden einer Romanze wird, die Lanchester nicht erzählen kann und deshalb bis zum Ende seines Romans in dessen Kulissen versteckt, schlägt in Hongkong die Laufbahn eines erfolgreichen Hotelmanagers ein. Der deutsche Titel von "Fragrant Harbour" - Wohlriechender Hafen, Heung gong, Hongkong - wirft schließlich ein Licht auf eine weitere Schwäche des Buchs: Toms "Hotel Empire" nämlich spielt in dem Roman nur eine unwesentliche Rolle,

John Lanchesters "Hotel Empire" ist leider kein effektvoll komponierter Kolportageroman à la "Menschen im Hotel", obwohl der Titel von Matthias Fienborks schnörkelloser Übersetzung wohl gerade diese Erwartung wecken will. Die galante Verwicklung der Handlungsfäden und der daran hängenden Schicksale, wie sie zum Beispiel Vicki Baums Roman auszeichnet und in jeder zweiten Vorabendserie Quote macht, wirkt in Lanchesters Buch recht kunstlos gesponnen. "Hotel Empire" ist vom Autor in vier Teile geschlagen, wobei der dritte, ein einziger Brief der feingliedrigen chinesischen Nonne, mit drei Seiten erfreulich kurz geraten ist. Der Roman jedoch verkommt zum Nacheinander von drei monologisierenden Ich-Erzählern, die ihre Geschichten bequemerweise en bloc abhandeln und sich am Ende höchstens lässig berühren: Allein die Tatsache, daß Dawn Stone im vierten Teil die Türen zu den heiligen Hallen des mächtigen Geschäftsmannes öffnen darf, der Matthew Hos Firma retten soll, kann ihre zudringliche Selbstdarstellung auf den siebzig Seiten des ersten Teils nicht entschuldigen.

John Lanchester hat mit seinem Debütroman "A Debt to Pleasure" (1996) eine sprachlich virtuose, oft überraschende Physiologie der Lust geschrieben und mit "Mr Phillips", der vor vier Jahren veröffentlichten Erzählung eines etwas mutlos durch London flanierenden, arbeitslosen Buchhalters, ein pointiertes Zeitbild der britischen Gegenwart. Einen Mißerfolg wie diesen hätte man dem Autor eigentlich gar nicht mehr zugetraut.

THOMAS DAVID

John Lanchester: "Hotel Empire - Hongkong". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Matthias Fienbork. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2004. 421 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Thomas David kann dem jüngsten Roman des britischen Autors John Lanchester nichts abgewinnen und hält auch mit seiner Enttäuschung nicht hinter den Berg. "Hotel Empire - Hongkong" handelt vom Aufstieg der ehrgeizigen Journalistin Dawn Stone, die mit ihren Reportagen in Hongkong "Aufsehen" erregt. Daneben werden die Geschichten von Tom Stewart, Sohn eines englischen Kneipenbesitzers, seinem Enkel Matthew Ho erzählt und einer chinesischen Nonne erzählt, erklärt der Rezensent. Die eigentliche "Hauptfigur" aber, stellt er fest, ist die ehemalige britische Kolonie und ihre Geschichte vom Zweiten Weltkrieg bis zu ihrer Rückgabe an China. David hätte sich "ein wenig mehr Begeisterung und Panik" in der Darstellung der Schicksale der Protagonisten gewünscht, und er stört sich an dem " Desinteresse", das der Autor offenbar an seinen Figuren hat. So gerate der Roman zum bloßen "Nacheinander" einzelner Geschichten, bei denen es nicht gelinge, die "Fremdheit" Hongkongs angemessen einzufangen, kritisiert der Rezensent. Das hätte er von dem Autor, der ihn mit seinen vorangegangenen Büchern durchaus beeindruckt hat, nicht erwartete und so zeigt er sich von diesem "Misserfolg" enttäuscht und überrascht.

© Perlentaucher Medien GmbH
"...ein intelligentes, leises und doch fesselndes Werk über den Aufbruch und das Leben in einer fremden Welt, über die Stadt Hongkong natürlich und nicht zuletzt auch ein Roman über die Liebe... Unbedingt lesenswert."
Joachim Deggerich, dpa.