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Gustav Mahler war der erste wirklich internationale Dirigent, der in Europa und in den USA Triumphe feierte. Mit seiner Musik haben sich schon viele Autoren beschäftigt, seine facettenreiche Person dagegen rückt Jens Malte Fischers ausführliche Biographie zum ersten Mal in den Vordergrund. Wir lernen einen gebildeten, außerordentlich ehrgeizigen Künstler kennen: leicht verletzbar, aber oft verletzend, auch gegenüber Menschen, die ihm so nahe standen wie seine Ehefrau Alma. Kenntnisreich und lebendig erzählt Jens Malte Fischer dieses dramatische Leben, in dem sich eine ganze Epoche spiegelt.

Produktbeschreibung
Gustav Mahler war der erste wirklich internationale Dirigent, der in Europa und in den USA Triumphe feierte. Mit seiner Musik haben sich schon viele Autoren beschäftigt, seine facettenreiche Person dagegen rückt Jens Malte Fischers ausführliche Biographie zum ersten Mal in den Vordergrund. Wir lernen einen gebildeten, außerordentlich ehrgeizigen Künstler kennen: leicht verletzbar, aber oft verletzend, auch gegenüber Menschen, die ihm so nahe standen wie seine Ehefrau Alma. Kenntnisreich und lebendig erzählt Jens Malte Fischer dieses dramatische Leben, in dem sich eine ganze Epoche spiegelt.
Autorenporträt
Jens Malte Fischer, 1943 geboren, ist Professor für Theaterwissenschaft an der Universität München. Er schreibt regelmäßig für die Neue Zürcher Zeitung, die Süddeutsche Zeitung und den Merkur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.2003

Ein Doppelleben zwischen Liebe und Musik
Mit erkennender Leidenschaft: Jens Malte Fischers souveräne Biographie Gustav Mahlers / Von Hans Wollschläger

Es gibt die Wahrheit, und es gibt die Wirklichkeit in den Nachrichten von einem Leben - und vielleicht im Leben selbst: Können beide in einer Biographie beieinanderstehen? Sie haben jedes vielerlei Synonyme, Pseudonyme sogar; eins davon ist Dichtung und Wahrheit. Ein weiteres könnte Werk-Ich und Lebens-Ich zu scheiden versuchen, und manchmal stehen deren Zeugnisse einander so befremdlich gegenüber wie Legende und Realität.

Mahler, der den Künstler "zu einem Doppelleben verurteilt" sah und sich vor der Kollision immer fürchtete, war der Ansicht, er komponiere sein Leben. Aber jeder, der seinem Werk nahe gekommen ist, weiß, daß damit nicht das Verfahren der Sinfonia domestica beschrieben war: Mahler schrieb seine Musik wahrhaftig nicht wie seine Frau Alma ihr Tagebuch, und der von ihm berufene "Parallelismus zwischen Leben und Musik" vollzieht sich außerhalb der Tage. Die sechste Symphonie, vielleicht das abgründigste Selbstbildnis, das die Menschheit je von sich gemalt bekommen hat, ist in seiner heitersten, souveränsten Lebenszeit entstanden, und die Neunte am Ende in einem Sommer, den er in tiefer Zufriedenheit "sehr schön" nannte. Mahlers Tod war nicht identisch mit dem Vorgang, der in der "Neuen Freien Presse" unter der Rubrik "Was gibt's denn Neues?" gemeldet stand, sein "Leben", das er meinte, etwas anderes als die Summe aller seiner äußeren und sogar inneren Umstände. Die Symphonien reden in ihrem Werk-Ich von Mahlers empirischer Person sowenig wie die Kindertotenlieder vom Tod seines Kindes.

Für jeden Biographen steht am Anfang seiner Arbeit die Überlegung, was er eigentlich zu beschreiben habe: die Geschichte von Tätigkeiten oder die von Taten. Das klingt überflüssig differenziert, ist es aber nicht. Die sogenannten Tatmenschen sind durch Tatsachenbiographien angemessen repräsentiert; gilt das aber für die Geist-Erscheinungen ebenso? Daß Künstlerbiographien so oft fremd wirken und gleichgültig lassen, mag daran liegen, daß "die Werke" darin nur ganz selten mitredend präsent sind: Ist die Vergegenwärtigung des Lebens ihrer Gegenwart gar im Wege? Ist das Faktische, das die Biographik zu fassen bekommt, dem Blick auf "die Wahrheit", auf das eigentlich Werk- und Wirkliche vielleicht ebenso im Wege, wie das empirische Mitleben es oft ist? Es gab nur wenige Zeitgenossen, die durch die Faktenspreu von Mahlers Tatsächlichem hindurchblicken konnten; Schönberg war einer von ihnen. Für die anderen standen die Tat-Sachen eher als Barriere vor dem Blick.

Der neue Biograph Mahlers, Jens Malte Fischer, kennt das Problem zweifellos: Er hat das Dilemma gesehen und sich trotzdem für die Sachenseite der Taten entschieden - eines Komponisten, der ja tatsächlich auch ein Tatmensch ohnegleichen war. Er erörtert mithin auch die Werke wie Sachen: Eigentlich möchte er nur die Entstehungsumstände mitteilen, so merkt man, und wenn er sich auf Bemerkungen zum geistigen Gehalt einläßt, ist das, so merkt man ebenfalls, das kurzfristige Erliegen gegenüber einer Versuchung, in die ihn Liebe und Kennerschaft führen. So bleibt die Geistgeschichte Mahlers immer wieder offen in seiner Wirklichkeitsgeschichte, bleiben die Werke zuletzt eigentlich unbeschrieben in seiner Beschreibung. Zur fünften Symphonie etwa lernen wir sogar die Verlagsgeschichte kennen, nur das Werk selber nicht. Ist das Absicht? Fischer spricht die Wörtersprache der Literatur fließend, nicht aber vielleicht die der Musik; da ist ihm oder hat er sich Zurückhaltung auferlegt, und wo ihm die nicht gelingt, wie etwa beim Abschnitt über das "Lied von der Erde", möchte man doch manche Sätze lieber entbehren - in einem Buch, in dem sonst kaum Entbehrliches steht.

Denn Fischers Tatsachenbiographie läßt tatsächlich, was die Tatsachen von Mahlers Leben betrifft, keinen Wunsch offen. Er hat das inzwischen riesige Material sorgfältig studiert und kompiliert, ja in glänzender Weise eingeschmolzen - nicht zu einem bloßen Urkundenkatalog, sondern zu einem wirklichen Text, der den Stoff mit solcher Souveränität handhabt, daß man ohne weiteres billigt, wenn er auf die gewohnte Herde von Gänsefüßen in seinem Gefolge verzichtet. So weit geht seine Verfügung über das Material, daß er bei Gelegenheit ein bißchen sogar das Schicksal selbst zensiert, nicht nur dessen Bescherungen. Bestehen bleibt aber immer, daß man sich in Fischers Sympathie mit seinem Gegenstand zu Hause fühlt und vertrauensvoll neben ihm geht, wenn er kritisch wird.

Es gibt immer wieder wunderbare Seiten, so über Mahlers Wesensart, seine unendliche Menschlichkeit in all ihren - ja, durchaus allzumenschlichen Zügen. Die Fähigkeiten zu fein gebosselten Charakterschilderungen sind glänzendes Handwerk, wie dem Autor denn überhaupt ein geschmeidiger, intensiv beredter, dabei ganz und gar lesbarer Stil zur Verfügung steht; nur selten einmal geht eine Vokabel, ein Satz daneben. Immer auf gleicher Höhe ist er freilich nicht, Nachspur zahlreicher fleißiger Ergänzungen und Revisionen. Aber wohltuend und rühmlich bleibt die Abwesenheit des akademischem Jargons; nur manchmal sehen wir den Phrasengarten der Musikwissenschaft einladend am Wege liegen, gehen an Fischers Hand aber sicher daran vorüber.

Wenn über eine Großerscheinung der Geistgeschichte eine neue Biographie erscheint, mag das auch Anlaß zu grundsätzlichen Überlegungen sein. Zu ihnen gehört die Frage, was denn Tat-Sache letzten Endes sei. Denn die erkannte Scheidung des Gegenstands "Leben" in Legende und Wirklichkeit - und es kommt nicht von ungefähr, daß sie oft anmutet wie die zwischen Gut und Böse - geht für den Biographen auch quer durch sein gesamtes "Material": Das eine bezeugen hauptsächlich und allüberstrahlend die Werke, das andere die Dokumente, und beide stellen ihre Tatsächlichkeit immerzu gegenseitig in Frage.

Zeitdokumente haben einen fast so begrenzten Horizont wie die Zeitzeugen: Es gibt das Objektive nicht. Selbst die Selbstzeugnisse, eigentlich das Authentische selbst, treten ins Unsichere zurück angesichts der gewaltigen Zeugniskraft der Werke; wer sich lange genug mit Mahlers Musik beschäftigt hat, wird auf die entgeisternde Erkenntnis gestoßen, daß auch Mahler über Mahler nicht unbedingt alles gewußt hat. Gibt es "das Dokument" überhaupt?

Es läßt sich leicht vorstellen, wie das eigene Leben aussähe, wäre es für eine Beschreibung nur durch eine Handvoll Briefe zu erschließen und durch die Zeugnisse einiger Verwandter und Bekannter - welche Katastrophe für die Wahrheit! Fischer ist vorsichtig gegenüber dem Anspruch der Urkunde, und das nicht nur, weil er, psychoanalytisch geschult, weiß, daß Biographien nie mehr als Aufführungen eines Scharadentheaters sind: hochrational phantasierte Widerbilder einer verlorengegangenen Gegenwart, deren Wiederherstellung nicht gelingen kann und die desto künstlicher wirkt, je konkreter sie sich vergegenwärtigt. Das Problem des Biographen vor den Dokumenten ist unter anderem dieses: Er kann gar nicht genau genug sein im Detail - und zugleich gar nicht vorsichtig genug vor der beschränkenden Festlegung, die das Detail bedeutet. Fischers Buch ist ein Dialog zwischen diesen beiden wie zwischen vielen eben angedeuteten Aspekten. Deshalb braucht es fast tausend Seiten.

Das objektive Dokument gibt es nicht, wohl aber objektiv disziplinierte Ausmessungen des Dokumentarischen, die seine Relativität abgrenzen. Fischer erörtert die Dokumente bisweilen so hartnäckig, als glaube er daran, nicht nur die Wirklichkeit, sondern auch die Wahrheit finden zu können. Immerhin findet er in ihnen oft eine verborgene Wahrheit oder eine verborgene Lüge. Seine Fähigkeit, so zu klären und zu gewichten, ist stupend. Wie er seine Tatsachen aushorcht, ihre Antworten hinterfragt und aufs klüglichste wiegt und wägt, das ist seine größte Force. Er klopft die Dokumente ab; er stellt fest, wo sie Hohlräume haben und wo Substanz und welche. Vieles "Tatsächliche" verflüchtigt sich dabei; viel Mögliches verdichtet sich zur Gewißheit.

"Erkennende Leidenschaft" fordert Fischer als Verhältnis zu Mahlers Musik; leidenschaftlich erkennend jedenfalls ist, auch wenn es von der Musik nur nebenbei handelt, sein Mahlers Wirklichkeit gewidmetes Buch geschrieben - von unbedingter Wahrheitsstrebsamkeit; sie bleibt die Dynamik, die all die Tatsächlichkeiten versammelt. Rodin hat nur Mahlers Gesicht gesehen und war imstande, die Legende zu formen; von Mahlers Leben wußte er nichts, Mahlers Musik, Musik überhaupt, kannte er nicht oder kaum. Die Geschichte um die Büste, von Fischer tatsachenbiographisch referiert, zeigt lehrreich, wie banal solche Sternmomente im Lebenslauf zustande kommen; sie ruft freilich auch die Frage auf, ob ihre Mitteilung einen anderen Sinn hat, als lehrreich zu zeigen, wie banal sie zustande kommen.

Um eine seinem Gegenstand angemessene Polyphonie zu erreichen, verläßt Fischer gelegentlich die strikt chronologische Ordnung und bildet Themenblöcke. Das tut der Spannung gut, auch wenn es so manchmal zu Überschneidungen und Dopplungen kommt, wörtlichen sogar. Große Historienmalerei entsteht dann: eine, die in Momenten gar über die Tatsächlichkeiten hinausgelangt. Wien etwa, dieses unerhörte, aus bösen Spannungen provozierte Kraftfeld, Boden und Bodensatz der unerhörten Musik überhaupt, nicht nur der Mahlers. Um handgreiflich zu machen, was auch Mahler dort zu leiden hatte, führt Fischer, im Fin de siècle zu Hause und Autor eines vorzüglichen Essaybands darüber, den ganzen Wiener vor, der "net" untergeht, und die Epoche ringsherum; das sind wohlbekannte Strategien der Vermittlung, die erneut großartig funktionieren. Auch zeigen sie freilich, wie unzeitgemäß Mahler zu seiner Zeit stand - jener wirkliche Mahler, den allein sein Werk bezeugt. Das berühmte "Meine Zeit wird kommen" traf ein, als diese Zeit endgültig untergegangen war.

Die Leidenszeit: Sie war in Mahlers Doppelleben natürlich auch der Ort seiner großen Triumphe. Der renommierte Theaterwissenschaftler Fischer kümmert sich sehr ausführlich um den Theaterpraktiker Mahler - nun, c'est son métier, und man läßt sich gern von ihm unterrichten, auch wenn die Proportionen dabei ein bißchen aus der Façon geraten. Natürlich hat er seine ganz eigenen Zu- und Abneigungen, und wohltuend ist daran, wie unvertuscht er sie mitreden läßt.

Das Dirigieren brauche er als Ausgleich, wird Mahler zitiert; fast meint man bei Fischer manchmal, es sei umgekehrt gewesen und das Komponieren der Ausgleich zum Dirigieren. Der Interpret Mahler hat Epoche gemacht, über das ganze Jahrhundert hin spürbar, und es gibt viel zu berichten über die von ihm auf einen Leistungsgipfel hochgepeitschten Ensembles. Man sollte das Gewicht dieser faktischen Lebensleistung nicht zu hoch ansetzen: Auf den Programmen der Hofoper stand Mahlers Name nie; die Programme der Hofoper müssen vielleicht nicht überall stehen, wo Mahlers Name heute steht. Man sollte das Gewicht dieser faktischen Lebenslast nicht zu gering ansetzen; sie provozierte auch gewaltige Gegenkräfte. Aber ob man nun die Details etwa der Verhandlungen mit Amerika alle unbedingt wissen muß, stehe dahin; in einer Tatsachenbiographie müssen sie stehen, und nur in der Legende dürften sie mit fünf Sätzen erschöpfend vertreten sein.

Tatsächlich kommt auch die New Yorker Musikszene um 1908 durch Fischers Skizzierung hervorragend zur Anschauung: Mahlers Rolle in der Neuen Welt, die der Alten nicht das Wasser reichen konnte, ist noch nie so erhellend dargestellt worden. Sie war die Endstation einer Straße, auf der man manchmal ein stoisch schreitendes Verhängnis an sein Ziel gelangen sieht - warum? Weil soviel "Stückwerk, Unvollendetes: wie es dem Menschen bestimmt ist" (Mahler), hinterblieb? Aber der tragische Zug in Mahlers "Leben" liegt weder in den Störungen, die eine enorme Karriere erfuhr, noch in der Verstörung darin, die ganz gewöhnliche Mittlebenskrise war und keine andere Ursache hatte als die Einsichten des Alterns und in das Altern. Seine Musik redet auch davon, wie von allem, was "dem Menschen bestimmt" ist; aber wenn sie zuletzt eine Welt alt werden, untergehen sieht, so ist es jene, die von den Bühnenbrettern auch der Oper nur bedeutet wird.

Wer einen Begriff davon hat, was alles jenes "Doppelleben" zu bedeuten hat, beneidet den Biographen nicht, der allein mit dem Tatsächlichen auskommen muß. Darf die Legende, an der alle Lebens-Bewegungen mitarbeiten und neben der sich die Wirklichkeiten am Ende als bloße Akzidenzien ausnehmen, immer sozusagen in den Lücken zwischen den Dokumenten stehenbleiben, so bringen die Dokumente selbst, durch ihre Wirklichkeitsnähe ganz anders bewertbar, eine erhebliche Beweislast mit. In deren Mitte steht das Material, das nur durch jene Person tradiert ist, vor deren Teilnahme an Mahlers Leben man heute noch erschauert.

Das Weibs-Bild Alma ist allgegenwärtig in Fischers Buch, nicht nur als Lebensgefährtin des Protagonisten, sondern als Überlieferungsquelle, und diese Quelle ist, gelinde gesagt, trüb; ja man überspitzt nur wenig, wenn man feststellt, daß man ihr eigentlich gar nichts glauben kann. Sie produziert um Wahrheitskerne herum Anekdoten, pointiert, klischiert, und der Kreisbogen ihres egozentrierten Horizonts begrenzt und verändert entstellend fast alles, was sich zuträgt. Sie hat auf diese Art ein schönes, zauberhaft leicht getuschtes, gleichsam aquarelliertes Buch über Mahler zustande gebracht; nur ist "die Wahrheit" darin kaum zu finden - und Mahlers Wirklichkeit erschreckend schon gar nicht.

Das eine ist Almas Rolle als Zeugin von Mahlers Leben, das andere die als dramatische Person darin. Fischer, der eine Aufgabe darin sieht, auch Alma gerecht zu werden, und mit Mahlers Einschätzung der "Launen" seiner Frau nicht einig geht, erörtert diese Launen mit einem Verständnisaufwand, als gälte es, ihre Biographie zu schreiben. Er stellt die Ehejahre 1902 bis 1907 sehr problematisch hin, weil die verehrungsverwöhnte Person ewig unzufrieden war, liebesunfähig dazu, gelangweilt vom Leben und leer; vielleicht waren sie ja wirklich auf ihre Art sogar "unglücklich" - was soll's. Mahler brachten diese Jahre eine so konzentrierte Produktivität, wie er sie nie gekannt hatte: Die Villa war gebaut, das Ehebett gerichtet, und oberhalb von beidem, wörtlich zu nehmen und am wichtigsten, im Wald in der Isolation, stand das Arbeitshäuschen, in dem fast jeden Sommer eine der Symphonien entstand, bis hin zur Achten. Alma war ein Motor, fraglos, durch was auch immer; aber sie wollte nicht antreiben, sondern selbst angetrieben sein.

Sie fühlt immerzu irgendwas und sich irgendwie, wenn er arbeitet; kommt der Geist über ihn, so findet sie sich entfremdet. Der Biograph gibt etwas zu häufig zu verstehen, daß Mahler die Arbeit dann hätte unterbrechen und sich um Almas Nervenkrisen und Zustände hätte kümmern sollen. Müßte, wer dabei ist, die Nöte der Menschheit zu formulieren, in den Tiefen seines intellektualen Interesses für die einer nur um sich selbst trödelnden Narzißtin mehr als nur flüchtige Teilnahme aufbringen? "Immer wieder steht man konsterniert vor seinem Mangel an Fingerspitzengefühl und Weltläufigkeit . . ."

Nun, nein, nicht unbedingt. Ihr immer wieder im Tagebuch einbekanntes Fremdheitsgefühl gegenüber Mahler: nun, ja, wie denn wohl nicht! Wer mit dem Weltgeist auf dem Duzfuß sein will, muß mehr mitbringen als die Ich-Sucht und Ach-Unseligkeit einer Zwanzigjährigen. Ernster gesagt: Mahler hat "natürlich" nie eine geistige Gemeinschaft mit ihr gehabt, und er hat gewiß daran gelitten wie sie, das heißt, an sich selbst leiden müssen wie an sich selbst sie. Er hat, natürlicherweise, überhaupt nie eine geistige Gemeinschaft mit irgendwem gehabt, und wer in seiner Umgebung von seiner Musik gepackt wurde, der konnte sie vielleicht einen Moment lang ahnen, sie leben sicherlich nicht. Den Freunden, die Mahler hatte, widmet Fischer viele Seiten; es kommt zuletzt heraus: Er hatte keine.

Am Ende seiner aufwendigen Analysen weiß Fischer, was schon Siegfried Lipiner wußte und Mahler selbst nicht nur erst durch diesen Freund: "Alma Schindler war weder als Künstlerin noch als Intellektuelle, noch als nicht ausgereifte Persönlichkeit die Frau, die ihm taugte." Fischer wirbt wortreich darum, Alma in "anderem Licht zu sehen, als dies bisher meist der Fall war". Da das Funzellicht, in dem der Rezensent sie sieht, im Buch selbst zitiert und kritisiert wird, ist die längere Widerrede hier nicht statthaft: Er und der Autor haben dieselben Dokumente gelesen, aber eben Verschiedenes daraus sprechen hören. Einig sind beide jedenfalls am Ausgang der Geschichte: Da war Mahler nämlich tot.

Almas Teilhaberschaft an Mahlers finaler Krankheit ist umstritten. Fischer erteilt dem immer behaupteten Zusammenhang einen strengen Verweis, und er führt eigens den Typhus aus den "Buddenbrooks" ein, um mit ihm auch Alma als nicht zutreffende Todesursache wieder hinausweisen zu können: "Mahler ist weder an Typhus noch an Schwindsucht gestorben, auch nicht an der egoistischen Brutalität seiner Ehefrau, wie immer noch und immer wieder behauptet wird . . ." Schon recht, er ist an einer septischen Endocarditis gestorben. Aber die Frage, woran Mahler gestorben sei, als seine Abwehrschranke zusammenbrach, ist kleiner als die, wodurch seine Abwehrschranke zusammenbrach. Die aus dem katastrophalen Sommer 1910 mitgenommene Angina war selbst vom Triumph um die Uraufführung der Achten nicht zu überwältigen: ja, sie flammte durch ihn erst auf.

Jeder verständige Arzt heute weiß, daß bei "Angina" zuerst an die würgende, luftabdrückende, beklemmende Enge zu denken ist, die den Namen gegeben hat. Sie enthält auch hier eine Botschaft, hoch über dem Fakt, daß die Streptokokken das Genie nicht respektieren. Fischer, der sich in seiner "pathographischen Skizze" durchaus mit Autorität weit vorwagt, kann sich schließlich nur noch "wünschen", daß Mahler nichts gewußt habe vom Fortdauern der revoltierenden Affäre seiner Frau. Nun, er hat es "gewußt", so ließe sich behaupten, mit nicht weniger Gründen, als sein hier auf einmal erzitternder Biograph dagegen aufbietet. Man könnte mit ihm über diesen Topos vielleicht verhandeln - um ihn dann freilich zu den Möglichkeitsakten zu legen, weil das Objektive im Faktischen nicht zu gewinnen, die Wahrheit nicht zu haben ist.

Hämorrhoiden, Migränen, Mandelentzündungen: Fischers Erörterungen zeigen streng und genau, was alles zur großen Biographie gehört - und wie wenig es, als Erdenrest, zu tragen peinlich, eigentlich zur Großen-Biographie gehört. Tatsächlichkeiten aller Art geraten so in die Reichweite unserer Augen; die Wahrheit nicht. Wie schön aber doch an der Grenze dazu das Kapitel über Mahlers Physiognomie und Körperlichkeit, mit dem das Buch - gestützt auf Alfred Rollers Überlieferung - anhebt; jede Biographie sollte so beginnen.

Wenn immer wieder Denkmäler auf den tausend Seiten Denkmal für Mahler errichtet stehen, so auch schlimme, dort nämlich, wo die Zeitungskritiken mit auf den Sockel müssen, der im Handumdrehen zum Pranger wird: Als später Rächer erledigt Fischer die bösen Wichte von einst, die Karl Kraus vergessen hat, und er tut es, wie Karl Kraus es zu tun gelehrt hat: Durch bloßes Zitieren stößt er die Tiere aus der Tiefe in die Tiefe zurück, munitioniert aus den Dokumenten, die es noch gibt, weil es Mahler gab. Der Haß gegen Mahler, antisemitisch grundiert von Anfang, bleibt erstaunlich; die "druckfrischen Schmutzkübel" von einst machen einem heute noch übel.

Fischer findet, daß ein "Klischeebild" sein müsse, was in der Mahler-Literatur über die Todesnähe der neunten Symphonie geschrieben steht, weil es nicht übereinstimmt mit dem "Eindruck, den wir von Mahler im Toblacher Sommer 1909 gewinnen". An solchen Stellen wird man dem Biographen des Tatsachenlebens ein bißchen gram - bei mehrerem noch, was er über Mahlers Spätwerk vorträgt, und man hält sich lieber an die unvermittelte Lektüre der Partituren. Sie macht das Leben Mahlers bis weit hinein in die Handlungsbezirke der Meta-Physik lesbar; dort geht die Tragödie vor sich, die im Tatsächlichen nur unpassend wirkt, absurd ungehörig vom Schicksal und jedenfalls inkongruent.

Adorno sah in den Zügen der Totenmaske den Blick vom Berge Nebo: das gespiegelte Versprechen der Transzendenz. Es zu beschreiben, fand er unmöglich; er ging mit einem Begleiter danach wohl eine halbe Stunde lang ohne alle Wörter durch die Stadt. Ist es bezeichnend, daß dem Tatsachenbiographen diese Urkunde unleserlich erscheint? Sie ist gleichsam ein Faksimile Mahlers, das ohne Vermittlung durch Zeugen redet, ein Dokument der Grenze: höchst authentisch, aber noch eben im Wirklichen greifbar.

Der Biograph kann auf die Wörter nicht verzichten; das Kapitel über Mahlers Sterben und Tod zeigt jedoch auch, zu welcher ideal verfaßten Distanz dieser Biograph fähig ist. Er muß sich ein wenig überheben, um das hinzukriegen, aber nirgends ist er zugleich, als Überlebender, demütiger, und nirgends läßt er deutlicher erkennen, wie behutsam jeder seiner Gedanken über seinen Gegenstand war und ist. Mahlers Tod war eine Zeitenwende; noch heute empfindet sie so, wer sie in seiner späten Musik sich vollziehen hört. Josef Bohuslav Foerster hat beschrieben, wie fassungslos er das Weitergehen des Lebens in den Straßen Wiens in den Tagen nach Mahlers Tod registriert habe. Wer von der neunten Symphonie mitgenommen wird, kennt dieses Gefühl: Er ist unsicher, was das sei, was ihn nach der Lektüre oder dem Hören umgibt, und daß ihn weitere Musik umgeben könnte, wird für einen atemanhaltenden Augenblick unfaßbar. Es ist das der umbrechende Moment, wo das eigentlich Wirkliche vergeht und die Biographien beginnen.

Die neunte Symphonie ist heute überall hörbar, ebenso wie das gesamte Werk Mahlers; es ist, wie man so sagt, "durchgesetzt". Aber diese Durchsetzung hat etwas Unheimliches behalten, und Fischer befaßt sich am Schluß in angemessener Unruhe auch mit dieser. Wenn es nicht den Beiklang der Überhebung haben müßte, wäre zu konstatieren, daß Mahlers späte Musik viel zu komplex ist und bleibt, als daß sie "Gemeingut" werden könnte; wo sie als solches behandelt wird, steht ein Mißverständnis zu argwöhnen oder ein fauler Zauber der Kulturbetriebsamkeit.

Adornos Monographie von 1960 bleibt das erschließende Werk zu Mahler, ein Glücksfall ohnegleichen. Jetzt ist ihr eine faktenbiographische Arbeit an die Seite getreten, die auf ihre Art für lange Zeit ohne Vergleich bleiben wird: ein überaus kluges, souveränes, wunderbar liebevolles Buch insgesamt; die Mahler-Literatur ist reicher geworden. Tatsächlich lassen sich zu einem Werk dieses Kalibers nur ein paar Anmerkungen machen, Pfeilzeichen an seinen Rand; auch als Fragezeichen bleiben sie jedenfalls Hinweise auf eine fulminante Arbeit. Dieses Buch ist eine wahrhaft helle Freude, auch wenn es zuletzt von einer Tragödie handelt, die noch heute Furcht und Mitleid erregt. Die Weisheit eines Evolutionsinitiators, an den Mahler glaubte, ist bei Mahlers Schicksal kaum zu bewundern: Er starb auf dem Gipfel seiner Kräfte. So ist das Buch nach fast tausend Seiten jäh zu Ende. In jeder Hinsicht bleibt zu bedauern, daß es nach tausend Seiten zu Ende ist.

Jens Malte Fischer: "Gustav Mahler". Der fremde Vertraute. Biographie. Zsolnay Verlag, Wien 2003. 992 S., geb., 45,- [Euro].

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2003

Gott der südlichen Zonen
Biographiemonument: Jens Malte Fischers präziser „Mahler”
Ein Buch so beachtlich wie die Zugspitze, Deutschlands gewaltigster Berg, wenige Höhenmeter unter dreitausend. Genau acht Seiten fehlen dem Mahler-Gipfel Jens Malte Fischers zum Eintausender . Der wohl größte und ehrgeizigste Anlauf in deutscher Sprache, den Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler biographisch einzufangen. Mit offensichtlicher Lust ließ sich der Münchner Theaterwissenschaftler Jens Malte Fischer, Jahrgang 1943, hineinziehen in die Welt des modern zerrissenen Musikers an der Bruchstelle zwischen 19. und 20. Jahrhundert. Für Fischer aber bleibt Mahler („Der fremde Vertraute”) Objekt einer eher beklommenen Begierde.
„Bleich, mager, klein von Gestalt, länglichen Gesichts, die steile Stirn von tiefschwarzem Haar umrahmt, bedeutende Augen hinter Brillengläsern, Furchen des Leides und des Humors im Antlitz . . .” Der Dirigent Bruno Walter kannte die äußere Erscheinung Mahlers seit seiner Lehrzeit bei ihm, und die Skizze taugt jedenfalls gut im ersten Kapitel als Eingangssolo, zum Kennenlernen, als geglückter „Versuch einer physiognomischen Beschreibung”. Der Autor, offenbar auch Augenmensch, ist im Hauptberuf Erforscher der Theater- und Bühnenkunst, was seinem „Mahler” zum Vorteil gereicht: Der geschulte Blick dringt mit Lebhaftigkeit ein in die Welt der Bilder, Handlungen, Taten, und so sind auch Sprache und Stil elastisch, gelegentlich bis zur Saloppheit. Dagegen werden die Kapitel über Mahlers Musik knapp gehalten, da muss sich der Leser, will er tiefer eindringen in kompositorische, syntaktische Verfahrensweisen, anderswo bedienen lassen.
Was Jens Malte Fischer diesem Leser zu bieten hat, ist schon allein faktenmäßig viel. Die Mahler-Literatur der letzten Jahrzehnte wird auf dem neuesten Stand gesichtet, eingearbeitet ins schon vorhandene Tableau: Briefe, Dokumente zu den Lebens- und Arbeitsstationen Mahlers, neuere Biographien, Werkmonographien und Spezialuntersuchungen. Eine Materialfülle, die die stets noch anschwellende Neugier an der Figur Mahlers spiegelt, auch die Spekulationen um Mahlers komplizierte, zwiespältige Persönlichkeit. Das Buch reagiert auf die Faszination, die Mahlers hochemotional organisierte, collagierte Symphonien und Lieder seit den 1960er Jahren bis heute zunehmend hervorrufen. Beendet wird sozusagen das oft geübte Rätselraten über Mahler, das heißt die immer wieder verblüfft registrierte frühe Ablehnung seiner Musik sowie ihren allmählich einsetzenden Welterfolg. Als Coda ist eine kleine Wirkungsgeschichte Mahlers angelegt, nachdem zuvor mit sozialpsychologischer Einfühlung die Mahler-Epoche selbst, bis 1911, wie ein Prachtgemälde erstanden war. So holt der Kulturhistoriker Fischer zwei Mal aus, um die Panoramen und Bewusstseinszustände der Haupt- und Residenzstadt Wien zu vermitteln – Mahlers Studentenzeit um 1875 und die Jahrhundertwende, als er Hofoperndirektor wird und 5 Jahre später Alma heiratet, verstärkt in eine konfliktträchtige Wiener Künstler-Society gerät.
Was die biographischen Fakten betrifft, verdankt der Autor viel der Mahler-Forschung des Franzosen Henry-Louis de la Grange, dessen dreibändige „Chronik eines Lebens” immer noch nicht auf deutsch erschienen ist, obwohl sie in Frankreich schon Anfang der Achtziger herauskam. Als sprudelnde Quelle fungiert das Buch von Mahlers früher Gesprächspartnerin und Freundin Natalie Bauer-Lechner, die Mahlers reflexartige Dauerkommunikation während zehn Jahren (bis 1902) wörtlich aufzeichnete. Von großem Nutzen die Erinnerungen Bruno Walters und Alma Mahlers sowie deren Tagebücher, all die Brief- und Memoirenliteratur aus Mahlers Umfeld.
Materialfülle muss nicht erdrücken; sie wird von einem Philologen wissenschaftlich umgewälzt und durchgeknetet, geordnet und in fließende Form gebracht, ohne Faktenhuberei. Jens Malte Fischer belebt souverän diesen „Schwierigen” der frühen Moderne in seinen Spannungsfeldern, Fischers historischer Fundus und sein Erzählstil erlauben ihm, über biographische Details immer wieder hinaus zu gehen, sie einzubetten in Landschaften, Kultur und Atmosphäre einer Epoche – entlang den Stationen und Schauplätzen von Mahlers rastlosem Leben und rabiatem Arbeiten: vom oberösterreichischen Operettentheater Bad Hall über die Stadttheater von Laibach und Olmütz, Kassel, Budapest und Hamburg bis nach Wien, wo er als „Gott der südlichen Zonen”, so wurde der Wiener Hofoperndirektor genannt, herrschte, so autokratisch wie nervös.
Es gibt in Mahlers Leben und Charakter krisenhaft-neuralgische Punkte, die besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Mahlers Herkunft und Kindheit, die Hektik seiner Karriere und seines Schaffens, Mahlers „Judentum” gehören ebenso dazu wie Frau Alma, umstritten als Geliebte und Ehefrau, Mahlers nietzscheanisch-christliche Weltanschauung, die New Yorker Dirigierfron, mit Konkurrent Toscanini am Hals, Krankheit, Tod, schließlich Mahlers prekärer Nachruhm. Was die „Diskussion” gerade solcher Komplexe des Buchs lesenswert macht, ist die Genauigkeit der Beobachtung verbunden mit Interpretation, Reflexion, Spekulation eines Autors, der gewohnt ist, sich Fragen zu stellen, ohne sie flott beantworten zu wollen. Am Ende bleibt auch der Leser mit seinen Fragen nicht allein, und ein Hundert-Seiten-Anhang in Feinarbeit rundet das nuancenreiche Historiengemälde ab.
WOLFGANG SCHREIBER
JENS MALTE FISCHER: Gustav Mahler. Der fremde Vertraute. Biographie. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2003. 992 Seiten, 45 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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"Glänzend geschriebene Würdigung einer Schlüsselfigur - samt klugen Werkanalysen."
Der Spiegel, 06.10.03

"Ein überaus kluges, souveränes, wunderbar liebevolles Buch über Gustav Mahlers Doppelleben zwischen Liebe und Musik. Die Mahler-Literatur ist reicher geworden."
Hans Wollschläger, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.11.03

"Seine sechste Sinfonie hat Gustav Mahler einmal mit seinem Lieblingswort beschrieben: "Famos". Das gilt auch für diese Biografie."
Axel Brüggemann, Welt am Sonntag, 07.12.03

"Jens Malte Fischer ist zu all seinen stupenden Spezialkenntnissen auch noch ein sattelfester Kulturhistoriker und Psychologe, obendrein ein vorzüglicher, trotzdem uneitler Stilist. Wir verdanken ihm ein Buch, von dem sich nur schwärmen lässt... Eine erregende, eine ergreifende Lektüre."
Ulrich Weinzierl, Die Welt, 20.12.03

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Als "überaus kluges, souveränes, wundervoll liebevolles Buch", durch welches die Mahler-Literatur reicher geworden sei, feiert Rezensent Hans Wollschläger diese Biografie. Als "faktenbiografische Arbeit" sieht er sie sogar Adornos Mahlermonografie von 1960 an die Seite treten. Autor Jens Malte Fischer habe das "inzwischen riesige Material" sorgfältig studiert und kompiliert, "ja, in glänzender Weise eingeschmolzen". Und zwar nicht zu einem "Urkundenkatalog" sondern zu einem wirklichen Text. Wollschläger rühmt nicht nur Fischers "Verfügung über das Material" sondern auch dessen geschmeidigen, intensiv beredten, dabei ganz und gar lesbaren Stil. Besonders die Fähigkeit "zu fein gebosselten Charakterschilderungen" bezeichnet Wollschläger als "glänzendes Handwerk. Auch am "Phrasengarten der Musikwissenschaft" sieht er den Biografen sicher vorübergehen. Leise Kritik äußert der Rezensent nur an Fischers Neigung, "bei Gelegenheit sogar das Schicksal selbst zu zensieren". Gleichzeitig hat ihm das Kapitel über Mahlers Sterben und Tod aber auch gezeigt, "zu welcher ideal verfassten Distanz dieser Biograf fähig ist".

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"Glänzend geschriebene Würdigung einer Schlüsselfigur - samt klugen Werkanalysen."
Der Spiegel 06.10.2003 "
Der Spiegel 06.10.2003