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Laura lernt David in Lissabon kennen. Beide sind Gäste eines internationalen Poesiefestivals - sie, die glücklich verheiratete Dichterin aus Österreich - er, der berühmte Schriftsteller aus London, der ihr vom ersten Augenblick an ein Gefühl der Nähe vermittelt. Zwischen ihnen bahnt sich eine Beziehung an, vor der beide zurückscheuen, wohl wissend, dass sie ihr nicht entkommen werden. Ein raffinierter Roman über Liebe, Begehren und die Frage, wo der Verrat beginnt.

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Produktbeschreibung
Laura lernt David in Lissabon kennen. Beide sind Gäste eines internationalen Poesiefestivals - sie, die glücklich verheiratete Dichterin aus Österreich - er, der berühmte Schriftsteller aus London, der ihr vom ersten Augenblick an ein Gefühl der Nähe vermittelt.
Zwischen ihnen bahnt sich eine Beziehung an, vor der beide zurückscheuen, wohl wissend, dass sie ihr nicht entkommen werden.
Ein raffinierter Roman über Liebe, Begehren und die Frage, wo der Verrat beginnt.
Autorenporträt
Evelyn Schlag, geboren 1952 in Waidhofen an der Ybbs, wo sie auch lebt. Sie studierte Germanistik und Anglistik und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Anton-Wildgans-Preis und den Österreichischen Kunstpreis. Bei Zsolnay sind zuletzt der Roman Die große Freiheit des Ferenc Puskás (2011) und der Gedichtband verlangsamte raserei (2014) erschienen. 2016 wurde ihr neuer Roman Yemen Café veröffentlicht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2003

Liebe in Zeiten
des Internet
Evelyn Schlags Dreiecksgeschichte
„Das L in Laura”
Normalerweise geht es nicht gut aus. Längst sind wir daran gewöhnt, uns Ehebruchsgeschichten als Katastrophen vorzustellen oder, was auch nicht besser ist, als belanglose Abwechslung zum Alltag trauter Zweisamkeit. Die bekanntesten Ehebrecherinnen, Anna Karenina, Madame Bovary und Effi Briest, bezahlten ihre Liebessehnsucht mit dem Leben. Seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat der Ehebruch sein skandalöses Potential verloren. Vom Tabu zur üblichen Praxis geworden, bewirkt er bei Außenstehenden nur noch ein ironisches Schulterzucken. Zahlreiche Leser haben sich beim bürgerlichen Ringelreihen eines John Updike oder Martin Walser glänzend amüsiert. Spätestens mit dem sexuellen Overkill, der in den letzten Jahren aus Frankreich gekommen ist, scheint das Thema erledigt. Wer spricht heute noch von der Ehe, von Treue oder vom Liebesverrat?
Der neue Roman von Evelyn Schlag mit dem etwas prätentiösen Titel „Das L in Laura” ist nicht spektakulär. Und doch ist er ungewöhnlich. Er handelt von Nähe, Vertrautheit und Intimität. Das ist ein heikles Terrain. Denn wer Näheverhältnisse öffentlich darstellt, riskiert sie zu zerstören, verletzt die Regeln der Intimität. Das Wagnis dieses Buches ist größer als man denkt: Es gibt Einblick in ein gelingendes Dreiecksverhältnis.
Wonnen der Gewöhnlichkeit
Dabei ist „Das L in Laura” unverhohlen autobiographisch. Der Lebensroman, den man hinter den Gedichten ihres letzten Bandes, „Brauchst du den Schlaf dieser Nacht”, vermuten konnte, wird nun erzählt. Eine Schriftstellerin, Lyrik- und Prosaautorin, hat seit Jahren keinen Roman mehr geschrieben. Eine Figur zu erfinden, kommt ihr so absurd vor, wie einen neuen Vornamen anzunehmen. Sie liebt ihren Mann und ist mit den Wonnen der Gewöhnlichkeit ziemlich zufrieden. Da erhält sie die Einladung zu einem Poesiefestival in der Pessoa-Stadt Lissabon. Erst zögert sie, allein zu reisen, würde am liebsten den Gatten mitnehmen, der aber ist verhindert. Es kommt, wie es kommen muss: Sie verliebt sich in einen englischen Lyriker und er sich in sie.
Manchmal hat das Leben Einfälle, die erfunden wirken würden (es sei denn, sie kommen so beiläufig daher wie hier). Die beiden landen im Bett seines Hotelzimmers. Sie beteuert, „I don’t normally do that”, und denkt sich zunächst nichts, als er antwortet, „Nor do I”, doch dann fällt der irritierende Satz, der den erwartbaren Ablauf aus dem Tritt bringt: „I sometimes sleep with men”. Und das soll heißen: mit Frauen hat er sich’s abgewöhnt, und auch mit ihr wird er nicht schlafen.
So kommt die Autorin wie von selbst zu ihrer Versuchsanordnung: Gibt es Liebe, gibt es Erotik ohne Sexualität und lässt sich ein intimes Dreieck leben? Der Roman beschreibt das erste Jahr der allmählich sich einstellenden und tiefer werdenden Liebesbeziehung. Die Zeitläufte bilden das Hintergrundrauschen, der Millenniumswechsel, der Luftkrieg in Serbien. Die Dichter führen unterdessen ihr Leben, wie sie das heute eben so tun: reisen nach Rom und Ferrara, nach New York und Brüssel, und auch mal in ein kleines Dorf in Norddeutschland. Man sieht sich kaum, dreiundzwanzig Stunden gemeinsam in einer Stadt sind das Höchstmaß der Gefühle, aber immer und überall schreibt man sich: manchmal sechs E-Mails an einem einzigen Tag. „Auf neue Weise ermöglicht durch eine verrückte Technologie”, geschieht so „etwas ziemlich Altes”.
Der lyrische Liebhaber
Es stimmt, einen altmodischeren E-Mail-Roman kann man sich kaum vorstellen, und doch wäre diese Art der Liebesbeziehung, trotz prominenter Vorläuferpaare wie Rilke und Zwetajewa, vor der Erfindung elektronischer Medien kaum möglich gewesen. Denn an ihnen hängt der glückliche Verlauf der Geschichte. Laura liebt ihren Mann nach wie vor, vielleicht sogar mehr denn je. Er bleibt während des ganzen Buches eine Hintergrundfigur, präsent in einer Liebe, die Schutz und Freiheit gewährt. Doch auch David, der lyrische Liebhaber, ist auf eine bestimmte Weise immer anwesend. Vielleicht weil der Sex als Möglichkeit zur Erzeugung von Nähe ausfällt, sind die beiden ziemlich erfinderisch, sie auf andere Art herzustellen, nämlich mit Worten. E-Mail und Handy sind die technischen Voraussetzungen dieser Art von Präsenz.
„Das L in Laura” liest sich wie eine Antwort auf Catherine Millets „Das sexuelle Leben der Catherine M.” Man hat den Mut dieser sexuellen Autobiographie bewundert, ihre ausführliche und schonungslose Darstellung. Doch braucht es dazu wirklich Mut? Die Wahllosigkeit und die Serie sind das Bewegungsgesetz der Promiskuität. Wenn jeder es mit jedem jederzeit treiben und ohne jedes Tabu darüber sprechen kann, verliert das Ganze seine Bedeutung. Es wird harmlos. Was Intimität wirklich ist – nämlich etwas, was man vor den Blicken Außenstehender unbedingt verbirgt –, hat sich im Bekenntnisdrang öffentlicher Selbstdarstellungen verflüchtigt. Hier scheint etwas davon auf. Sollte der Roman wirklich autobiographisch sein, ist sein Risiko groß. Wenn nicht, bleibt er eine geschickt konstruierte Fallstudie über ein ungewöhnliches Dreiecksverhältnis.
MEIKE FESSMANN
EVELYN SCHLAG: Das L in Laura. Roman. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2003. 213 Seiten, 17,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zwar findet die Rezensentin Meike Fessmann den Romantitel "etwas prätentiös", der Roman selbst hat ihr aber gut gefallen, weil er ein "heikles Terrain" betritt, nämlich das Terrain der "Intimität". Darüber hinaus sei die hier beschriebene Intimität eine der "ungewöhnlichen" Art: die Geschichte eines "gelingenden Dreiecksverhältnisses" zwischen einer verheirateten Lyrikerin, ihrem Mann und einem homosexuellen englischen Lyriker, den sie auf einer Dichterkonferenz kennen lernt. Während der Ehemann eher eine "Hintergrundfigur" bleibe, "präsent in einer Liebe, die Schutz und Freiheit gewährt", sei der englische Lyriker trotz körperlicher Abwesenheit immer anwesend, in der engen E-mail-Korrespondenz, die sich entspinne, und in der, trotz modernster Technik, "etwas ziemlich Altes" geschehe. Evelyn Schlags Roman ist für die Rezensentin eine Art "Versuchsanordnung", die sich die Frage stellt: "Gibt es Liebe, gibt es Erotik ohne Sexualität und lässt sich ein intimes Dreieck leben?" Das mache dieses Buch zu etwas viel Mutigerem als etwa Catherine Millets "Das sexuelle Leben der Catherine M.", denn letztlich seien "Wahllosigkeit" und "Serie" das "Bewegungsgesetz der Promiskuität". Intimität dagegen, so Fessmann, fängt da an, wo Bedeutungslosigkeit aufhört.

© Perlentaucher Medien GmbH
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"... große Literatur, die man nicht unbeteiligt beiseite legen kann."
Cornelius Hell, Die Furche, 24.04.03

"Evelyn Schlag ist eine Autorin, die für die Begierden eine zugleich sinnliche und dezente Sprache findet...große, souveräne Erzählkunst."
Karl-Markus Gauß, Neue Zürcher Zeitung

"In präziser Prosa mit feinen Beobachtungen und hintergründigen Motivverkettungen erzählt Schlag spannend vom Lieben und vom Dichten, vom Vergehen, Sterben und vom Weiterschreiben."
Klaus Zeyringer, Der Standard, 08.02.03

"Welch feine Zwischentöne, welch poetische Dimensionen sich eröffnen können, dies zeigt Evelyn Schlag."
Klaus Zeyringer, Der Standard, 08.02.03