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Hatsu wundert sich selbst, dass sie sich für so einen wie Ninagawa interessiert: einen Jungen mit Stromausfallaugen und krummem Rücken, der sich hinter Modezeitschriften versteckt und immer übrig bleibt - genau wie sie. Doch er hat sie noch gar nicht bemerkt - bis sie ihm von ihrer Begegnung mit dem Model Ori-chan erzählt. Seit Jahren ist Ninagawa ihr glühendster Fan, sammelt alles über sie und hütet es wie einen Schatz. Und so lädt er Hatsu ein, ihn zu besuchen, in seinem Zimmer hinter dem Wäschebaum, das vor ihr noch niemand betreten hat ...

Produktbeschreibung
Hatsu wundert sich selbst, dass sie sich für so einen wie Ninagawa interessiert: einen Jungen mit Stromausfallaugen und krummem Rücken, der sich hinter Modezeitschriften versteckt und immer übrig bleibt - genau wie sie. Doch er hat sie noch gar nicht bemerkt - bis sie ihm von ihrer Begegnung mit dem Model Ori-chan erzählt. Seit Jahren ist Ninagawa ihr glühendster Fan, sammelt alles über sie und hütet es wie einen Schatz.
Und so lädt er Hatsu ein, ihn zu besuchen, in seinem Zimmer hinter dem Wäschebaum, das vor ihr noch niemand betreten hat ...
Autorenporträt
Risa Wataya, geboren 1984, wurde bereits im Alter von 17 Jahren für ihren ersten Roman ausgezeichnet. Drei Jahre später erhielt sie für "Hinter deiner Tür aus Papier" den Akutagawa-Preis, die wichtigste Auszeichnung für Literatur in Japan. Ihr Buch hat sich in ihrem Heimatland über 1.200.000 Mal verkauft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.07.2007

Soja-Soße über den Kopf
Der japanische Erfolgsroman „Hinter deiner Tür”
Wenn es einen Wettbewerb darin gäbe, alle Handlungen und Gefühle seiner Mitmenschen falsch zu verstehen, würde Hatsu ihn bestimmt gewinnen. Bei einer Zusatzdisziplin mit dem Titel „Wer macht sich selbst am besten etwas vor?” hätte sie ebenfalls hervorragende Chancen auf den Sieg. Traurig genug, denn die japanische Oberschülerin Hatsu ist völlig neben der Spur. Während Missmut und Einsamkeit sie fast auffressen, versucht sie verbissen, nach außen hin eine hochmütig-überlegene Fassade zur Schau zu stellen.
Der Roman Hinter deiner Tür aus Papier der nur 23-jährigen japanischen Autorin Risa Wataya ist eine bedrückende und beeindruckende Studie über die Einsamkeit in einer Gesellschaft, in der jemand mit ausgeprägtem Widerwillen gegen Gruppenzwang schnell Probleme bekommt – verschärft durch die überall auf der Welt existierenden Gefühlsverwirrungen der Pubertät. Krisenschauplatz des Romans ist vor allem die Schule, in der Hatsus Minderwertigkeitskomplexe besonders wuchern: Beim Laborunterricht zum Beispiel wählt keiner sie in seine Gruppe; nur sie und ihr Mitschüler Ninagawa bleiben übrig, und bei dem ist das auch kein Wunder: „Hinter den Fransen, die ihm schwarz und schwer über der Stirn hingen, als hätte man eine Flasche Sojasauce über seinem Kopf ausgekippt, lugten feindselig blitzende Pupillen hervor. Sein halb offen stehender Mund gab eine Reihe verfaulter spitzer Zahnstummel frei, was durch die verdeckten Augen noch krasser wirkte.” Willkommen im Club der Außenseiter.
Doch wie das Schulleben so spielt, kommen sich ausgerechnet die beiden Außenseiter näher, wenn auch aus einem sonderbaren Grund: Ninagawa ist nämlich der vermutlich größte lebende Fan eines Models namens Ori-chan, und Hatsu hat eben dieses Model zufällig in einem Laden kennengelernt. Das macht sie höchst interessant für Ninagawa, der sie deshalb mit nach Hause in sein verwahrlostes Zimmer nimmt und später gar zum ersten Konzert von Ori-chan einlädt. Seine und auch Hatsus Eltern bekommen von all dem wenig mit: Sie versorgen, so die Botschaft des Buches, ihre Kinder zwar mit allem materiell Nötigen, haben von deren Innenleben jedoch keine Ahnung.
Dabei ist dieses Innenleben in permanentem Aufruhr, vor allem bei Hatsu. Freundschaften zu schließen oder gar zu pflegen, lehnt sie trotzig ab, und auch was sie zu Ninagawa hinzieht, scheint nur eine fast perverse Lust zu sein, ihn zu quälen – so verpasst sie dem Ahnungslosen schon mal einen heftigen Fußtritt in den Rücken. Dass dies der verquere Ausdruck ihrer erwachenden Sexualität sein könnte, kommt der Ich-Erzählerin natürlich nicht in den Sinn. Doch wenn sie von der schwülen Atmosphäre in japanischen Sportumkleiden erzählt, in denen sich jedes Mädchen schamhaft unter einem schlauchartigen Badetuch umzieht, um jeden Anblick von Nacktheit zu vermeiden, dann wundert diese Umwandlung von unterdrückten Gefühlen und Lüsten in Aggression nur noch wenig.
In Japan wurde der Roman zum Millionenbestseller und mit einem renommierten Literaturpreis ausgezeichnet. Das ist gut nachvollziehbar, denn er gibt atmosphärisch dicht und in jugendgerecht lockerer, mitunter auch poetischer Sprache Einblick in die Psyche eines jungen Mädchens – und zugleich in die Psyche einer Gesellschaft, in der die Menschen einander in erschreckendem Ausmaß entfremdet sind. Wie die bockige Hatsu und der Super-Fan Ninagawa sich dennoch allmählich einander annähern, ist so befremdlich wie rührend beschrieben. Wenn es einen Wettbewerb der seltsamsten Liebesgeschichte gäbe – der Roman würde sicher auch in dieser Disziplin weit vorne landen.(ab 13 Jahre) ANTJE WEBER
RISA WATAYA: Hinter deiner Tür aus Papier. Aus dem Japanischen von Sabine Mangold. Carlsen Verlag 2007. 143 Seiten, 12 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.06.2007

Herz, verdorrt
Außenseiterromanze: Risa Wataya besucht Japans Oberschulen

Als ihr Roman "Hinter deiner Tür aus Papier" vor vier Jahren in Japan erschien, war Risa Wataya gerade neunzehn. Seitdem hat sich ihr Buch millionenfach verkauft, und die Autorin erhielt den renommierten Akutagawa-Preis - als jüngste Preisträgerin in dessen Geschichte. Jetzt ist ihr Buch auch auf Deutsch erschienen: Ein Teenagerroman, zugleich tagebuchartige Chronik des japanischen Schulalltags, latente Systemkritik und entgegen gängiger Japan-Popliteratur eher irritierende als rosarote Außenseiterromanze.

Die an schulischer Cliquenwirtschaft desinteressierte Oberschülerin und Ich-Erzählerin Hatsu fühlt sich hingezogen zu einem nicht weniger introvertierten Klassenkameraden, der einen krummen Rücken und erloschene "Stromausfallaugen" hat. Ninagawa, der heimlich im Unterricht in Modejournals blättert, entpuppt sich als ein besessener Fan des Models und Pop-Stars Ori-chan. Als Hatsu ihm von ihrer zufälligen Begegnung mit Ori-chan vor Jahren in einem Kaufladen erzählt, lädt er sie ein in sein mit Fanartikeln vollgestopftes Zimmer hinter einer mit Papier bespannten Schiebetür.

Die zarten Bande und Erzählstränge entspinnen sich aber vor allem über die bittere Logik des Übrigbleibens und gemeinsamen Einsamseins. Wataya kleidet das in metaphorische Bilder wie "Kapsel", "leerer Kokon", "verkrusteter Panzer" oder "verdorrtes Herz". So wird die uniforme Lebenswelt der Schule als autistisches Universum inszeniert: "Obwohl wir gemeinsam an einem Tisch saßen, waren die anderen so weit weg wie an einem anderen Ufer. Und doch wusste ich zugleich, dass es auch an diesem fernen Ufer mit seinem Gelächter manchmal sehr beklemmend sein konnte."

Laut Hatsus Selbstanalyse sind schulische Außenseiter, die als randständige Beobachter die Fäden in der Hand halten, gefürchtet, durchschauen sie doch alle Intrigen und Beziehungsgeflechte. Entgegen den als Marionetten des Zeitgeists porträtierten frühreifen Mitschülerinnen will Hatsu "mit aller Macht das vorschnelle Altern stoppen". Dabei schwankt sie zwischen Opferrolle und individualistischer Stärke, wenn sie das Angebot einer Schülerin, sie in ihre Clique aufzunehmen, ablehnt: "Was kann man nur so toll daran finden, in diese gleichmacherische Nährlösung einzutauchen, nur um sich geborgen und gesättigt zu fühlen?"

Derweil entwickeln sich die Gefühle des einsilbigen, aber aufrichtigen Ninagawa für Hatsu zögerlich, missverständlich und zunächst über den Umweg der Bewunderung Ori-chans. Den Wendepunkt der Geschichte und eine allmähliche Abkehr vom unerreichbaren Idol hin zur wahren Liebe markiert die eher desillusionierende Begegnung mit dem Pop-Sternchen bei einem gemeinsam mit Hatsu unternommenen Konzertbesuch.

Hinter dem traumverlorenen Schreiben verbirgt sich eine psychologisch fundierte Studie über die moderne Informationsgesellschaft, die die Autorin zwischen den Zeilen seziert, wenn sie etwa über das angsteinflößende "Rauschen der Stille" oder "die eisigen Fluten des Schweigens" sinniert. Auch wenn es stellenweise etwas symbolbeladen wirkt, spielt das Buch gelungen mit dem shôjo manga (Mädchen-Manga) entnommenen Metaphern und Bilderwelten, deren Ästhetik es zugleich imitiert und untergräbt: ein angenehm unaufdringlicher Jugendroman, der die schillernden und abgründigen Seiten der japanischen Gesellschaft facettenreich und mit filigraner Beobachtungsgabe reflektiert.

STEFFEN GNAM.

Risa Wataya: "Hinter deiner Tür aus Papier". Aus dem Japanischen übersetzt von Sabine Mangold. Carlsen Verlag, Hamburg 2007. 144 S., br., 12,- [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Intelligent unterhalten fühlt sich Steffen Gnam von Risa Watayas Teenagerroman "Hinter deiner Tür aus Papier". Erfreut begrüßt er die deutsche Übersetzung des in Japan äußert erfolgreichen Romans um die zarte Annäherung der Oberschülerin Hatsu und des introvertierten Ninagawa. Er liest den Roman nicht nur als eine Außenseiterromanze, sondern auch als kritische Reflexion des japanischen Schulalltags. Hinter Watayas "traumverlorenen Schreiben" erblickt er eine "psychologisch fundierte Studie über die moderne Informationsgesellschaft". Er attestiert der Autorin, die negative Seiten der japanischen Gesellschaft nuanciert und mit "filigraner Beobachtungsgabe" zu schildern. Gelegentlich scheint ihm das Buch ein wenig zu symbolschwanger. Demgegenüber lobt er das Spiel mit von Mädchen-Mangas inspirierten Metaphern und Bilderwelten, deren Ästhetik die Autorin imitiere und zugleich untergrabe.

© Perlentaucher Medien GmbH