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Stufe 3 auf der Erschütterungsskala im Hause Luschinski: Ruth hat ihre Mutter Viola beim Techtelmechtel mit Zahnarzt Werner Wald erwischt. Bruder Ben, der Krötenschlucker, wird von Wolf-dem-Würger vermöbelt. Monalena ist drauf und dran, ihre Fans als Teenie der Woche in der Big-Mama-Fernsehshow zu verlieren und Hund Ouzo hat eine Knoblauchfahne. Aber letztendlich kommt es auf die inneren Werte an - und auf eine Portion Schlagfertigkeit, über deren Mangel sich die Drillinge wirklich nicht beklagen können. Sie werden mit allem fertig. Nur Ruth nicht mit ihrer ersten großen Liebe, die ihr so…mehr

Produktbeschreibung
Stufe 3 auf der Erschütterungsskala im Hause Luschinski: Ruth hat ihre Mutter Viola beim Techtelmechtel mit Zahnarzt Werner Wald erwischt. Bruder Ben, der Krötenschlucker, wird von Wolf-dem-Würger vermöbelt. Monalena ist drauf und dran, ihre Fans als Teenie der Woche in der Big-Mama-Fernsehshow zu verlieren und Hund Ouzo hat eine Knoblauchfahne. Aber letztendlich kommt es auf die inneren Werte an - und auf eine Portion Schlagfertigkeit, über deren Mangel sich die Drillinge wirklich nicht beklagen können. Sie werden mit allem fertig. Nur Ruth nicht mit ihrer ersten großen Liebe, die ihr so unerfüllbar erscheint. Hätte sie nur nie bemerkt, wie wunderschön blau die Augen von Kerstin sind ...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.2002

Zecke in der größten Not
"Die Luschinskis": Eine philosophische Soap in Buchform

Die allabendliche Entspannung bei der Lieblings-Soap gehört für viele Kinder und Jugendliche zum festen Tagesablauf. Soaps haben im Fernsehen eine dienende Funktion. Sie bieten der Werbung ein Zuhause und nähren wie sie die Vorstellung, das Leben sei spannend und bunt. Damit die Botschaft von der Leichtigkeit sinnlosen Daseins verstanden wird, muß die Seifenoper auf Tiefgang verzichten und präsentiert sich in der Regel als wirres Bündel ins Leere laufender Erzählstränge mit dem einen Ziel, die Spannung nicht abreißen zu lassen. Kaum jemand wird sie für pädagogisch wertvoll halten. Doch da es üblich ist, die jungen Leser da "abzuholen", wo sie sich wohl fühlen, bieten ihnen auch die Verlage massenhaft leichte Unterhaltung in Serienform an, die den Fernsehblick auf die Welt imitiert. Bei oberflächlicher Betrachtung wirken auch "Die Luschinskis" von Iris Anna Otto wie eine dieser Nachahmungen. Doch die Autorin weiß sich einem parodistischen Erzählgestus verpflichtet, der älter und klüger ist als das Genre, mit dem er spielt.

Weit entfernt von bundesbürgerlicher Alltagstauglichkeit erfüllen die Luschinskis alle Anforderungen einer patenten, telegenen Familie. Vater Thorsten beweist sich als nimmermüder Hobbykoch der Extraklasse. Mutter Violas Anwesenheit beschränkt sich, mit High-Heels und Laptop bewaffnet, auf schillernde Gastauftritte einer schriftstellernden Businessfrau. Die gestreßten, in spätpubertäre Selbstfindungsprozesse verstrickten Eltern haben natürlich keine Ahnung vom komplizierten Innenleben ihrer dreizehnjährigen Drillinge Ruth, Monalena und Benjamin.

Der Seifenoperndramaturgie folgend, berichten die Kinder abwechselnd aus ihren jeweiligen Perspektiven. Monalena hat am wenigsten zu sagen. Sie ist die atemlose, eitle Schöne, auf dem Weg zum Star in einem kameraüberwachten Schulprojekt "Back to the Roots", das das Leben in der Steinzeit simulieren soll. Während seine Schwester erste Erfahrungen mit der Vergänglichkeit des Ruhms sammelt, muß sich Bens von unverwüstlichen Comic- und Action-Helden gestähltes Wunsch-Ich an der gnadenlosen Wirklichkeit abarbeiten, wo an jeder Ecke Wolf der Würger, Alex das Arschloch und Manni Schmitt lauern, um ihn und seinen Freund Woodi krankenhausreif zu schlagen. Weil kein Super-Ben geflogen kommt, um ihn aus dem Schlamassel zu retten, hilft Benjamin sich selbst mit Einfallsreichtum, Galgenhumor und das Seelenluftdickicht reinigenden Flüchen. Und als es wirklich brenzlig wird, steht ihm unerwartet die nur zehn Minuten ältere, aber schon drei Schulklassen höhere "IQ-Zecke" Ruth zur Seite, eine wahre Lichtgestalt und als heimlicher Kopf der Familie den orientierungslosen Erwachsenen weit überlegen.

Ruths scharfsinnige, wortgewandte Analysen sprengen sämtliche Klischees, die die Luschinskis im Bereich seichter Unterhaltung gefangenhalten könnten. Sie bereiten den Boden für eine Lesart der Soap, in der gerade die nicht mehr erklärungsbedürftige Künstlichkeit des Formats Raum schafft für Originalität und Glaubwürdigkeit. Ruths zarte Töne hinter den coolen Sprüchen verraten etwas von der Einsamkeit Jugendlicher in einer alterslosen Spaßgesellschaft, von den Schwierigkeiten der Identitätssuche als Drilling, als Hochbegabte, als gleichgeschlechtlich Liebende und überhaupt. Ein Stückchen Echtzeit bricht in der Scheinwelt auf.

Das allein ist schon ein kleines Wunder - denn sonst mißlingt den Autoren gerade dies: das Lebensgefühl der heutigen Jugendlichen zu berühren. Aber Iris Anna Otto erdet nicht nur, ohne sie zerplatzen zu lassen, die Seifenblasen, sie schenkt ihnen auch einen Himmel. Denn da wo im Fernsehen Sinnwelten verklammernd Werbeblöcke plaziert werden, stehen im Buch dick und fett über eine Doppelseite gedruckte Kapitelüberschriften. Es sind Zitate, Weisheiten von ernstzunehmenden Erwachsenen wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Nietzsche, Ludwig Wittgenstein oder Alfred Hitchcock. Niemand würde sie hier vermuten, aber genau hier gehören sie hin. Nicht belehrend, sondern tröstend und Halt gebend deuten sie vielversprechend auf ein Ende der Kopflosigkeit - und die Fortsetzung der Luschinski-Serie.

INA LANNERT.

Iris Anna Otto: "Die Luschinskis". Carlsen Verlag, Hamburg 2001. 192 S., geb., 11,50 . Ab 12 J.

 

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Ina Lannert ist hingerissen von diesem Jugendbuch. Sonst misslinge Autoren gerade dies: "das Lebensgefühl der heutigen Jugendlichen zu berühren". Hier jedoch sei eine Autorin am Werk, die jugendliche Seifenblasen erde, ohne sie zerplatzen zu lassen. Eine Autorin, die diesen Seifenblasenträumen gleichzeitig einen Himmel gebe. Wie das zu verstehen ist, kann man anhand des kurz skizzierten Inhalts rekonstruieren. Da ist eine Familie, die - oberflächlich gesehen - den Fernsehfamilien aus Vorabend-Soaps nachgebildet ist. Doch die Rezensentin findet, dass Autorin Iris Anna Otto einem "parodistischen Erzählgestus" verpflichtet ist, der älter und klüger als das Genre sei. Hinter den schrillen Figuren erscheinen also in "spätpubertäre Selbstfindungsprozesse" verstrickte Eltern und Jugendliche mit "zarten Tönen hinter den coolen Sprüchen", die Ina Lannert etwas von der Einsamkeit Jugendlicher in einer alterslosen Gesellschaft verraten haben. Die Kapitelüberschriften, lesen wir, stehen im Buch "dick und fett über eine Doppelseite" gedruckt, und die Rezensentin hat begeistert festgestellt, dass es sich hierbei um "Weisheiten von ernstzunehmenden Erwachsenen" von Goethe über Wittgenstein bis Hitchcock handelt.

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