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"Harte Gangs. Zarte Gefühle."Was geht mit Leben?" Die Antwort fällt nicht leicht, wie hier so eindringlich erzählt. Weil Leo der Kumpel seiner Mutter sein muss. Weil Fasaneh ihrem kleinen Bruder die Mutter ersetzen muss. Weil Jungs ohne Väter ihre Wut und Traurigkeit nur in Raps und fragwürdigen Mutproben ausdrücken können. Weil man Mitglied einer Gang werden muss, um richtig dazu zu gehören. Weil man seine Liebe verheimlichen muss. Beim Lesen wird manchmal das Atmen schwer. Aber dieser Roman enthält auch wunderbare Hinweise darauf, "was geht mit Leben"! Eine "Herz-Attacke". Auch Erwachsene…mehr

Produktbeschreibung
"Harte Gangs. Zarte Gefühle."Was geht mit Leben?" Die Antwort fällt nicht leicht, wie hier so eindringlich erzählt. Weil Leo der Kumpel seiner Mutter sein muss. Weil Fasaneh ihrem kleinen Bruder die Mutter ersetzen muss. Weil Jungs ohne Väter ihre Wut und Traurigkeit nur in Raps und fragwürdigen Mutproben ausdrücken können. Weil man Mitglied einer Gang werden muss, um richtig dazu zu gehören. Weil man seine Liebe verheimlichen muss.
Beim Lesen wird manchmal das Atmen schwer. Aber dieser Roman enthält auch wunderbare Hinweise darauf, "was geht mit Leben"! Eine "Herz-Attacke". Auch Erwachsene sollten dieses Buch lesen!" (Sabine Körner, Bücher-Medien-Magazin HITS für KIDS. Ausgabe 39.2012.co.)
Autorenporträt
Nataly Elisabeth Savina, geboren 1978 in Riga, wuchs in Helsinki auf und machte ihr Abitur in Freiburg. Sie studierte Angewandte Kulturwissenschaften in Hildesheim und Drehbuchschreiben an der Film- und Fernsehakademie Berlin. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2012

Leo und Farsaneh

Nataly Savina erzählt von einem Jungen, einem Mädchen, der ersten Liebe. Und davon, wie ein netter Kerl gewalttätig wird.

Von Peter Härtling

Es ist eine alte Geschichte, neu erfahren und jetzt erzählt. Die Muster schlagen etwas durch: Ein Anklang an die West Side Story und, das ist klar, Lovestory. Die Jungenbande wird natürlich als Gang bezeichnet. Doch Leo und Farsaneh brechen aus den Klischees aus, das Herz der Autorin schlägt für sie. Leo zieht mit seiner - sehr jungen - Mutter in ein anderes Viertel der Stadt; die Eltern haben sich getrennt, der Vater hat eine neue Liebe angefangen, und die Mutter kommt damit nicht zurecht. Leo muss in eine neue Schule gehen. Dort trifft er auf Malik und seine Gang. Nicht wenige Kapitel des Buches sind den Prüfungen und Gemeinheiten gewidmet, die es braucht, bis er von den Kerlen akzeptiert wird. Malik - seine Familie kommt aus Iran - hat einen kleinen Bruder, Babak, der auf dieselbe Schule geht und die Aufgabe hat, seine große Schwester Farsaneh zu "beschützen". Aber Babak will in die Gang hineinwachsen. Die Jungs hängen ab, von Schule ist so gut wie nicht die Rede, nur einmal erscheint ein depperter Lehrer. Mutproben, Keilereien stehen auf dem Stundenplan.

Natalay Savina schafft es in ihrem Debütroman, dieser gelebten Eintönigkeit Farben abzugewinnen und dabei den Leser spüren zu lassen, dass diese pubertierenden Kinder sich auf einer Grenze zwischen Elend und Würde, zwischen Hilflosigkeit und Prahlerei, zwischen Gefühlsarmut und Liebeshunger bewegen. Leo erlebt, wie die neue Liebe des Vaters die Mutter tief verletzt. Er leidet mit ihr. Das tröstet sie. Das macht ihn hilflos. Nataly Savina erzählt auch, wie schwierig es ist, Einsamkeiten mitzuteilen.

Farsaneh duckt sich unter dem Traditionsanspruch und der kontrollierten Gewaltbereitschaft ihres Vaters (die Mutter ist wohl bei der Geburt Babaks gestorben), Leo scheut vor der lauernden Verletzbarkeit der Mutter zurück. Die Geschichte kulminiert in Liebe und Gewalt, einem zwiefachen Hilfeschrei. Wie zu erwarten war, finden Farsaneh und Leo zueinander. Sie fallen, sich suchend, übereinander her. Ein paar heftige Atemzüge lang spart sie das Unheil aus.

Doch das Bett, in dem sie sich liebten, ist blutbefleckt. Beide erschrecken. Leo nimmt an, Farsaneh habe ihre Tage, und Fasaneh weiß, dass sie entjungfert wurde. Sie erklärt dem Liebsten den Abschied für immer und verschwindet spurlos. Leo hingegen sucht die Konfrontation mit "den anderen", die so prima, so reibungslos leben. Vor der Universität legt er sich mit einem Studenten an, schlägt ihn zusammen, bis die Polizei kommt, ihn festnimmt und die Mutter ihn auffängt.

Nataly Savina hat für Leos Liebe einen wunderbar einleuchtenden Satz gefunden: "Farsaneh ist der Refrain in meinem Leben." Nur: Wie und wann endet ein solches Lied? fragt sich der Leser, der den beiden, angetan durch die Erzählung, in Gedanken noch ein paar Strophen gönnt.

Nataly Savina: "Herbstattacke".

Verlag Chicken House Deutschland, Hamburg 2012. 144 S., br., 9,95 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Dass Nataly Savinas Roman ursprünglich einmal als Film konzipiert war, erkennt Rezensentin Cornelia Geißler schon an den knappen Kapiteln und der hohen Szenenfrequenz - ihrem Lesevergnügen tut dies offenbar keinem Abbruch: An der lose an "Romeo und Julia" angeschmiegten Geschichte über Identitätsfindung junger Leute in großstädtischen Problembezirken schätzt sie neben der Atmosphäre auch die "stimmige" Sprache, die die Autorin allerdings eine Spur neben dem geläufigen Straßenslang positioniert hat. Dass Savina zudem mit vollen Händen aus dem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen kann, ist den Zitaten aus dem Gespräch zu entnehmen, das die Rezensentin mit der Autorin geführt hat: So musste diese als Tochter einer Migrantenfamilie selbst erst ihre eigene Position bestimmen - und mit ihren Kindern lebt sie im Kreuzberger Kiez rund um die Oranienburger Straße.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Nataly Savina schreibt klug über Gewalt.", Berliner Zeitung, Cornelia Geißler, 13.12.2012 20151104