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Wie kein zweiter versteht es Peter Scholl-Latour, persönliche Erfahrung, tiefes historisch-kulturelles Verständnis und eindringliche Erzählkraft zu verbinden, um aktuelle Schauplätze der Weltpolitik zu beleuchten. In diesem Buch schildert er die gefährliche Überdehnung amerikanischer Macht, die das gleichzeitige Engagement im Nahen und Mittleren Osten einerseits, im Fernen Osten andererseits mit sich bringt.

Produktbeschreibung
Wie kein zweiter versteht es Peter Scholl-Latour, persönliche Erfahrung, tiefes historisch-kulturelles Verständnis und eindringliche Erzählkraft zu verbinden, um aktuelle Schauplätze der Weltpolitik zu beleuchten. In diesem Buch schildert er die gefährliche Überdehnung amerikanischer Macht, die das gleichzeitige Engagement im Nahen und Mittleren Osten einerseits, im Fernen Osten andererseits mit sich bringt.

Autorenporträt
Peter Scholl-Latour, geboren 1924 in Bochum. Promotion an der Sorbonne in Paris in den Sciences Politiques, Diplom an der Libanesischen Universität in Beirut in Arabistik und Islamkunde. Seitdem in vielfältigen Funktionen als Journalist und Publizist tätig, unter anderem als ARD-Korrespondent in Afrika und Indochina, als ARD- und ZDF-Studioleiter in Paris, als Programmdirektor des WDR-Fernsehens, als Chefredakteur und Herausgeber des STERN und als Vorstandsmitglied von Gruner + Jahr. Seine TV-Sendungen erreichten höchste Einschaltquoten, seine Bücher haben ihn zu Deutschlands erfolgreichstem Sachbuchautor gemacht. Peter Scholl-Latour verstarb 2014.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.06.2005

Eilige Imperiums-Kritik
Die Tradition der geopolitischen Reiseberichte lebt wieder auf

Claus Kleber: Amerikas Kreuzzüge. Was die Weltmacht treibt. C. Bertelsmann Verlag, München 2005. 285 Seiten, 19,90 [Euro].

Peter Scholl-Latour: Koloß auf tönernen Füßen. Amerikas Spagat zwischen Nordkorea und Irak. Propyläen Verlag, Berlin 2005. 352 Seiten, 24,- [Euro].

Über die aktuelle Fernsehberichterstattung aus fernen Ländern kommt ein Genre wieder in Mode, das hierzulande seine hohe Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und später in Klaus Mehnert seinen letzten Mohikaner gefunden hatte. Geopolitische Reiseberichte befriedigen ein mittelstarkes Informationsbedürfnis. Man will genauer wissen, wie es in fremden Ländern zugeht, denn man ahnt, daß sich die Politik dort auf den eigenen Lebensbereich auswirken kann. Aber so ganz genau will man es auch wieder nicht wissen. Dafür müßte man die Politik dieser Länder eingehend studieren. Das sollen mal die Fachleute tun, die dann ihre Erkenntnisse in unlesbaren Büchern veröffentlichen. Für den Bedarf des sich als politisch aufgeschlossen verstehenden und wißbegierigen Nichtfachmanns bieten sich leichter zu konsumierende, mit Anekdoten und subjektiven Eindrücken ausgeschmückte politische Reiseberichte an. Sie versprechen Einsichten aus erster Hand, aber nicht zu oberflächlich, sondern ein bißchen reflektorisch angesäuert.

Im Grunde läßt sich gegen das Genre nichts einwenden - außer, daß zu viel versprochen wird. Das kann man anhand der sehr amerikakritischen Bücher von Claus Kleber und Peter Scholl-Latour studieren. Kleber beschäftigt sich mit der Person und der Politik des gegenwärtigen amerikanischen Präsidenten. Er möchte die Herkunft dieses Mannes, die Arbeitsweise seines Apparates und die Wurzeln sowie die Wirkungen seiner Überzeugungen beschreiben. Das ist ein ehrgeiziges Arbeitsprogramm - viel zu ehrgeizig. Kleber kennt die Vereinigten Staaten von früheren Aufenthalten, und als er im Oktober 2004 wenige Wochen vor der Wiederwahl von George W. Bush wieder in das Land einreist, will er "ein frisches Gefühl bekommen für die Stimmung im Land". Nett gesagt: frisches Gefühl. Mit der Frische ist es aber leider nicht so weit her, weil der Autor eben doch eine Menge ranziger alteuropäischer Vorurteile über das "größenwahnsinnige Projekt" der Bush-Regierung mitgeschleppt hat. Und Gefühle haben zwar in der Politik ihren Platz, nicht aber bei der Analyse von Politik.

Der längste Teil von Klebers Buch ist dem Versuch gewidmet, Gründe für den Aufstieg einer christlich-neokonservativ eingefärbten politischen Ideologie in Amerika zu finden. Kleber hat viele Interviews mit hochrangigen Politikern, aber auch mit ganz normalen Amerikanern in verschiedenen Teilen des Landes geführt. Die Antworten bündelt er zur These, daß verhaltensbestimmende Faktoren in der amerikanischen Politik nicht mehr Herkunft, Rasse oder soziale Klasse seien, "sondern kulturelle und moralische Werte". Und er fügt dann, typisch für eine solche horizontale Betrachtungsweise, hinzu: "was immer das genau heißen mag". Das hätte der Leser gerne erfahren.

Peter Scholl-Latour hält womöglich noch weniger als Kleber von George W. Bush und der gegenwärtigen amerikanischen Weltpolitik. Das hat er im vergangenen Jahr in seinem Buch "Weltmacht im Treibsand" (F.A.Z. vom 10. März 2004) schon deutlich gemacht. Hier setzt er noch eins drauf und verlängert seine Kritik an Amerikas Imperialismus in die Zeit des Kalten Krieges nach 1950 und in die Jahre des Vietnam-Krieges. Anlaß dafür sind ihm seine - immer mit einem Kamerateam - 2004 unternommenen Reisen nach Nordkorea, Vietnam und in den Irak. Diese Reisen sind sorgfältigst vorbereitet und erlauben ihm Begegnungen und Einblicke, die nur wenigen westlichen Journalisten möglich sind. Scholl-Latour kann Landschaften und Menschen eindrucksvoll beschreiben. Es gelingt ihm auch wiederholt und mit beträchtlichem Erfolg, seine Gesprächspartner zu Äußerungen anzuregen, die ein für diese Gesellschaften ungewohnt freimütiges Flair aufweisen. Historische Tiefenschärfe gewinnen seine aktuellen Reiseberichte dadurch, daß er in sein Buch längere Notizen von früheren Besuchen einstreut. Sein Leben lang hat es Scholl-Latour immer wieder geschafft, als Journalist von den Brennpunkten weltpolitischer Konflikte zu berichten. Eindrücke und Erfahrungen aus dem Korea-Krieg 1950 bis 1952 und dem Vietnam-Krieg seit den 1960er Jahren bieten Ausgangspunkte für Vergleiche und ins Allgemeine gehende politische Überlegungen.

Das liest man mit Gewinn und Respekt vor der Leistung des Autors. Sein Auge ist scharf, wenn er die Schwächen in den Argumenten seiner Gesprächspartner aufspüren will. Würde er nur nicht so häufig seinem fatalen Hang zur weit über das Ziel hinaus schießenden Pauschalkritik nachgeben. Auch andere Mächte und ihre Politiker werden von ihm kritisch aufs Korn genommen, meist sogar differenziert und distanziert-zurückhaltend. Davon bleibt wenig übrig, wenn es um Amerika und speziell um George W. Bush geht. Da schimpft der Autor wie ein Rohrspatz und schleudert die ätzenden Adjektive (schändlich, schamlos, hemmungslos) aus dem "Handbuch für Stammtischpolitiker" reihenweise nach allen Seiten. So wird übertönt, daß Scholl-Latour mit einer der Ausgangsbehauptungen dieses Buches, die er doch zu gerne bewiesen hätte, nicht weit gekommen ist: Wirklich aussagekräftige Analogien zwischen dem Engagement Amerikas in Vietnam und dem Krieg gegen das Regime Saddam Husseins gibt es nicht. Den amerikanischen Demokratisierungshoffnungen im Nahen Osten steht Scholl-Latour nicht einfach nur mit großer Skepsis gegenüber. Er geht weit darüber hinaus und verachtet sie als entweder bigott oder als unglaublich dilettantisch. Vielleicht spielt hier aber der Faktor Zeit eine Rolle, mit der weder der eilige Kleber noch der ungeduldige Scholl-Latour rechnen.

WILFRIED VON BREDOW

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit Gewinn und Respekt vor der Leistung und dem scharfen Auge des Autors hat Rezensent Wilfried von Bredow dieses Buch gelesen. Darin verlängere Peter Scholl-Latour die bereits in seinem letzten Buch geäußerte "Kritik an Amerikas Imperialismus in die Zeit des Kalten Krieges nach 1950". Anlass dafür sind den Informationen des Rezensenten zufolge 2004 unternommene Reisen nach Nordkorea, Vietnam und Irak. Hier bescheinigt der Rezensent Scholl-Latour Einblicke und Begegnungen, wie sie nur wenigen westlichen Journalisten möglich seinen. Auch hebt von Bredow die Fähigkeit Scholl-Latous hervor, Menschen und Landschaften eindrucksvoll beschreiben zu können und Gesprächspartner zu ungewohnt freimütigen Äußerungen anzuregen. Allerdings schießt der Autor zum Bedauern des Rezensenten immer wieder über das Ziel hinaus, übe undifferenzierte Pauschalkritik und schimpfe, wenn es um den amerikanischen Präsidenten gehe, "wie ein Rohrspatz", wobei er "ätzende Adjektive" aus dem "Handbuch für Stammtischpolitiker" reihenweise nach allen Seiten schleudern würde. So versuche Scholl-Latour offensichtlich zu übertünchen, dass er mit dem Versuch, seine Ausgangsbehauptung einer Analogie zwischen Vietnam- und Irak-Krieg zu belegen, nicht weit gekommen ist.

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