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Ornis meint die Vogelwelt, aber auch "die Ornis" selbst, die Ornithologen. Einige wenige, die als Ornis beginnen, schaffen es sogar, ihr Hobby zum Beruf zu machen - wie Josef Reichholf. Mit 13 Jahren fing er sein erstes ornithologisches Notizbuch an. Ornis vermittelt seine ungebrochene Begeisterung für die Vögel. Er zeigt darin, was sie sind und warum sie so erfolgreich wurden. Aber auch, wo die Probleme liegen - bei uns und global. Ornis ist ein Buch über Vögel und Menschen und über die Zukunft der Vögel.

Produktbeschreibung
Ornis meint die Vogelwelt, aber auch "die Ornis" selbst, die Ornithologen. Einige wenige, die als Ornis beginnen, schaffen es sogar, ihr Hobby zum Beruf zu machen - wie Josef Reichholf. Mit 13 Jahren fing er sein erstes ornithologisches Notizbuch an. Ornis vermittelt seine ungebrochene Begeisterung für die Vögel. Er zeigt darin, was sie sind und warum sie so erfolgreich wurden. Aber auch, wo die Probleme liegen - bei uns und global. Ornis ist ein Buch über Vögel und Menschen und über die Zukunft der Vögel.
Autorenporträt
Prof. Dr. Josef H. Reichholf ist Zoologe. Als Orni betätigt er sich seit seiner frühen Jugend. Von 1974 bis zu seiner Pensionierung 2010 leitete er die Ornithologie an der Zoologischen Staatssammlung München. Josef Reichholf gilt als einer der prominentesten deutschen Naturwissenschaftler, ist Träger zahlreicher Auszeichnungen und Bestsellerautor.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Josef Reichholfs Buch über das "Leben der Vögel" hat Rezensent Thomas Weber sichtlich gefallen. Es informiert in seinen Augen profund über Biologie, Evolution, Verhalten und Ökologie der Vögel. Neben der faszinierenden Welt der Vögel hat ihm Reichholf, ehemaliger Sektionsleiter Ornithologie der Zoologischen Staatssammlung München, auch die Zunft der Ornithologen näher gebracht. Gelegentlich scheint ihm der Autor bei seiner Darstellung nicht hinreichend klar zu sagen, wann seine Erklärung nicht dem wissenschaftlichen Konsens entspricht. Nichtsdestoweniger findet Weber das Buch, dem die Begeisterung für die Vögel anzumerken ist, weitgehend gelungen. Sein Fazit: ein Werk, das "zum Staunen und auch zu eigenen Beobachtungen" anregt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2014

Das geheime Leben der Vögel

Wenn Liebhaberei und Wissenschaft nah beieinander wohnen: Josef Reichholfs Buch über das Leben der Vögel lädt zum Staunen und auch zu eigenen Beobachtungen ein.

Noch im neunzehnten Jahrhundert war das Gewehr das bevorzugte Mittel der Wechselwirkung mit Vögeln. Der außerordentlich harsche Winter 1890/91 läutete in Großbritannien dann einen folgenschweren Wandel ein: Viele Briten entdeckten ihr Mitgefühl für die unter der Kälte leidenden geflügelten Mitgeschöpfe und legten zum ersten Mal im großen Maßstab in ihren Gärten Futter aus. An der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert war die Vogelbeobachtung schließlich zu einer weitverbreiteten Freizeitbeschäftigung geworden, die sich dann in Europa ausbreitete; und die Akademisierung und Verwissenschaftlichung ließen nicht lange auf sich warten.

Die Vögel beeindruckten nicht nur mit einmaligen Verhaltensweisen wie aufwendigen Balzritualen oder dem Langstreckenzug, sondern auch durch ihren Federschmuck. In den vergangenen Jahrzehnten sind viele Vogelarten zu erfolgreichen Modellsystemen für die Erforschung grundlegender evolutionärer, ökologischer und verhaltensbiologischer Phänomene geworden. Trotz dieser Professionalisierung verknüpft die Ornithologie wie nur wenige andere Disziplinen Wissenschaft und Liebhaberei. Josef Reichholf, bis 2010 Sektionsleiter Ornithologie der Zoologischen Staatssammlung München und renommierter Sachbuchautor, ist dabei keine Ausnahme - er hat sein Jugendhobby zum Beruf gemacht.

Reichholfs neues Buch ist ein Führer durch die Welt der Vögel und behandelt Themen wie Ökologie, Evolution, Verhalten, Physiologie und Körperbau. Der Begriff "Ornis" des Buchtitels bezieht sich aber nicht nur auf die Vogelwelt, sondern auch auf die Ornithologen. Neben den Vögeln sind auch die Vogelkundler mit ihrer Begeisterung und Leidenschaft ein wichtiges Thema des Buches. Reichholf schreibt unprätentiös und direkt, und es gelingt ihm, einen umfassenden Überblick über die Biologie und Ökologie der Vögel, über ihre Bedrohung und Maßnahmen zu ihrem Schutz zu geben.

Sein sehr persönlich gehaltenes Buch lässt aber auch Platz für einige Idiosynkrasien. So räumt Reichholf seiner These, Federn dienten ursprünglich der Ablagerung schwefelreicher Abfallprodukte des Eiweißstoffwechsels, recht großen Raum ein - obwohl diese Vermutung keine sonderlich große Unterstützung in der Fachwelt gefunden hat und empirisch schwer zu überprüfen ist. Hier und auch an anderen Stellen wird nicht genügend deutlich, dass die vorgestellten Erklärungen nicht den wissenschaftlichen Konsens - oder Mangel an Konsens - darstellen, sondern lediglich plausible Deutungen sind. Auch kehrt Reichholf komplexe Zusammenhänge manchmal unter den Teppich. Die Feder, ein Merkmal, das ausschließlich bei Vögeln vorkommt, übertrifft in ihrer Komplexität und Vielfalt andere Bildungen der Wirbeltierhaut wie Reptilienschuppen oder Haare und muss regelmäßig erneuert werden. Diese Erneuerung, die Mauser, und der Vogelzug stehen laut Reichholf im Spätsommer in einem engen zeitlichen Zusammenhang. Nur ist bei Langstreckenziehern dieser zeitliche Zusammenhang nicht ganz so eindeutig, wie der Autor es darstellt: Die Mauser kann im Brutgebiet vor dem Aufbruch in die Überwinterungsgebiete geschehen - wie es bei den Kurzstreckenziehern die Regel ist -, aber auch nach dem Zug oder sogar während des Zugs. Der Schlagschwirl, ein im Osten Mitteleuropas verbreiteter und häufiger Brut- und Sommervogel, macht auf seiner Reise in den Süden Afrikas einen Zwischenstopp im Sudan, ersetzt dort einige Handschwingen, setzt seine Reise fort und mausert im Überwinterungsgebiet alle Handschwingen, inklusive der kurz zuvor erneuerten. Besonders bei den Grasmücken- und Regenpfeiferartigen existiert eine erstaunliche Vielfalt bei der Abfolge von Mauser und Zug.

Reichholf betont nachdrücklich, dass man nicht Biologie studiert haben muss, um sich als Ornithologen bezeichnen zu können. Wenn die Liebhaber systematisch notieren und registrieren, was sie wann und wo gesehen haben, dann seien sie wissenschaftlicher Praxis schon recht nahe. Gewissenhafte und ausdauernde Beobachtung ist eine nicht genügend geschätzte Aktivität in der Biologie, aber letztendlich sollte das Beobachten zur Aufstellung oder zum Überprüfen von Hypothesen führen.

Was ein nicht berufsmäßiger Ornithologe vielleicht nur in Ausnahmefällen zu leisten vermag, kann aber offenbar einer großen Gruppe von - um einen modischen Begriff zu benutzen - "citizen scientists" gelingen. In der Biologie, insbesondere der Ornithologie, ist der Einsatz begeisterter und hochkompetenter Amateure ein Mittel geworden, um feldbiologische "Big Data" zu erhalten. Populationsentwicklungen, Zugwege und andere komplexe Phänomene lassen sich auf diese Weise mit einer bisher noch nicht erreichten Genauigkeit und räumlichen sowie zeitlichen Auflösung untersuchen. Das Projekt eBird sammelt weltweit monatlich fünf Millionen Beobachtungsdaten, die in einer zentralen Datenbank gespeichert werden. Das Projekt ist Grundlage für bisher neunzig wissenschaftliche Facharbeiten. Es ist zu hoffen, dass es weiter auf genügend Menschen bauen kann, die sich der geduldigen Beobachtung widmen. Reichholfs Buch leistet seinen Beitrag dazu, Leser für die Welt der Vögel zu begeistern.

THOMAS WEBER

Josef H. Reichholf: "Ornis". Das Leben der Vögel.

Verlag C. H. Beck, München 2014. 256 S., Abb., geb., 19,95 [Euro].

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