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Ein Philosophenkrimi für Philosophen und Nichtphilosophen in dem ein Rätsellöser im alten Athen den gewaltsamen Tod eines Jungen aufklärt. Unterhaltsam bis zur letzten überraschenden Wendung, bringt er uns Platon ganz unplatonisch nahe. Die bildreiche Sprache und die gewitzte Handlung halten den Leser gleichermaßen in Atem.

Produktbeschreibung
Ein Philosophenkrimi für Philosophen und Nichtphilosophen in dem ein Rätsellöser im alten Athen den gewaltsamen Tod eines Jungen aufklärt. Unterhaltsam bis zur letzten überraschenden Wendung, bringt er uns Platon ganz unplatonisch nahe. Die bildreiche Sprache und die gewitzte Handlung halten den Leser gleichermaßen in Atem.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.2002

Mord in der Höhle der Ideen
Falsche Griechen: José Carlos Somoza und die Grenzen des Scheins

Von Verächtern der Filmkunst stammt der spöttische Vorwurf, Platon habe uns mit seiner Ideenlehre die Verdummungsmaschinerie des Kinos eingebrockt. Zum ersten Mal in der abendländischen Überlieferung starrten in seinem Höhlengleichnis Menschen auf an die Wand projizierte Abbilder der Wirklichkeit und verwechselten darüber Schein und Sein. Wem Miss Marple und Maigret noch nie das Herz höher schlagen ließen, dem wartet José Carlos Somoza in seinem Roman "Das Rätsel des Philosophen" nun mit einer weiteren Hiobsbotschaft auf: Auch das Genre des Detektivromans ist auf das platonische Höhlengleichnis zurückzuführen. Denn das Buch, behauptet zumindest sein fiktiver Übersetzer aus dem Altgriechischen, ist der erste Krimi der Literaturgeschichte: verfaßt von einem anonymen Zeitgenossen Platons mit dem Ziel, die Ideenlehre des Sokrates-Schülers zu widerlegen.

Von solch ambitionierten Absichten läßt zunächst allenfalls der spanische Originaltitel des Romans ahnen: "La caverna de las ideas", zu deutsch "Die Höhle der Ideen". Eigentlich steht der sogenannte "Rätsellöser" Herakles Pontor vor einem Fall, wie ihn seine Berufsgenossen späterer Jahrhunderte ganz ohne altphilologische Bildung zu meistern pflegen. Sein Auftrag ist, dem mysteriösen Tod eines Schülers von Platons Akademie auf den Grund zu gehen. Schnell bringt Herakles ans Tageslicht, daß die vom Meister geforderte Tugendhaftigkeit nicht unbedingt auf gelehrige Adepten stößt: Beziehungen zu Prostituierten und einem homosexuellen Bildhauer treten ans Tageslicht, und zugleich häufen sich die bestialisch verstümmelten Leichen von Schülern der Eliteanstalt. Unerbittlich forscht das Auge des Rätsellösers weiter nach Schlüsseln zur Wahrheit hinter den Erscheinungen.

Doch noch auf einer zweiten Erzählebene stellt sich die Frage der Ideen hinter den Phänomenen. Mehr und mehr drängt sich der Übersetzer der Handschrift selbst in die Handlung des Romans. Obsessiv forscht er im Text nach einem Schlüssel, den der Autor durch das angeblich in der klassischen Antike verbreitete Verfahren der "Eidesis" darin versteckt haben soll. Bis plötzlich die Grenze zwischen Text und Welt zu verschwimmen beginnt und der Übersetzer mit Schrecken zu spüren glaubt, selbst handlungstragende Figur des von ihm übertragenen Textes zu sein - oder eines universalen Weltentextes, der auch uns Leser in seinen Strudel zu ziehen droht.

In Spanien ist José Carlos Somoza spätestens seit dem Erscheinen dieses Romans ein mehrfach preisgekrönter Erfolgsautor. Auf verschiedenen Erzählebenen entwickelt er ein virtuoses und durchaus ironisches Spiel. Trotz einer intelligenten Konstruktion und des unbestreitbaren Unterhaltungswerts kann sich "Das Rätsel des Philosophen" dennoch nicht dem Verdacht eines etwas beliebigen Kokettierens mit klassischer Bildung entziehen. Selten vermag der Roman das Schwindelgefühl ontologischer Panik auszulösen, welches die Faszination der Gratwanderung zwischen Realität und Fiktion gerade in der spanischen Tradition ausmacht, vom Theater Calderóns bis zum Kino Alejandro Amenábars.

Zum Teil mag das daran liegen, daß die vom Autor beabsichtigte Illusion des apokryphen griechischen Papyrus und seines Übersetzers von vorneherein als unterhaltsamer Effekt enttarnt wird und somit die Trennlinie von Text und Wirklichkeit im Grunde immer klar gezogen ist. Dadurch liest sich der Roman wie eine etwas etüdenhafte Umsetzung diverser poststrukturalistischer Literaturtheorien. Der Philosoph, der uns in diesem Text Rätsel aufgibt, dürfte insofern weniger im Athen nach dem Peloponnesischen als im Paris nach dem Algerien-Krieg aufzuspüren sein.

FLORIAN BORCHMEYER

José Carlos Somoza: "Das Rätsel des Philosophen". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Klaus Laabs und Joachim Meinert. Claassen Verlag, München 2001. 411 S., geb., 20,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Von den ambitionierten Absichten des Buches lässt nach Ansicht von Rezensent Florian Borchmeyer am ehesten dessen spanischer Originaltitel "La caverna de las ideas" ("Die Höhle der Ideen") ahnen. Die Handlung, entnehmen wir Borchmeyers Ausführungen, dreht sich um Philosoph Platon, einen homosexuellen Bildhauer und dessen Kontakte zu Prostituierten. Schauplatz ist jene legendäre antike Eliteschule, an der Platons Höhlengleichnis entstand und wo ein Schüler nun mysteriös ums Leben kam. Somoza, der die Geschichte, wie wir lesen, einen fiktiven Übersetzer aus dem Altgriechischen erzählen lässt, stelle das Gleichnis als den erste Krimi der Literaturgeschichte dar: an Platons Schule ausgeheckt, um Sokrates' Theorien zu entkräften. Den Rezensenten nun hat die Suche von Kommissar Herakles Pontor nach der Wahrheit hinter den Phänomenen nur mäßig amüsiert. Einen gewissen Unterhaltungswert mochte er dem "virtuosen und durchaus ironischen Spiel" auf verschiedenen Erzählebenen zwar nicht ganz absprechen. Aber das Buch kokettiert in seinen Augen etwas zu sehr mit seiner Bildung.

© Perlentaucher Medien GmbH
"...Somoza erzählt ausgezeichnet, versteht es, sich die Sprache der Klassik zu eigen zu machen und eine Spannung aufrechtzuerhalten, die über die Unterbrechungen durch die Fußnoten problemlos hinwegträgt." (El Pais.)