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Von der Französischen Revolution bis heute, vom Klassizismus bis zur Postmoderne spannt sich der Bogen dieser Architekturgeschichte. Sie verbindet die Vorstellung prominenter Schlüsselwerke mit einer allgemeinen Charakteristik der historischen und baukünstlerischen Entwicklung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Europa, doch kommen auch Beispiele von anderen Kontinenten zur Sprache. Die Einbettung der Bauten in den kulturgeschichtlichen, theoretischen und politischen Kontext ist integraler Bestandteil der Architekturbeschreibung. Materialien, Organisationen, Bauausstellungen, Denkmalpflege und Star-Architekten werden kompetent diskutiert.…mehr

Produktbeschreibung
Von der Französischen Revolution bis heute, vom Klassizismus bis zur Postmoderne spannt sich der Bogen dieser Architekturgeschichte. Sie verbindet die Vorstellung prominenter Schlüsselwerke mit einer allgemeinen Charakteristik der historischen und baukünstlerischen Entwicklung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Europa, doch kommen auch Beispiele von anderen Kontinenten zur Sprache. Die Einbettung der Bauten in den kulturgeschichtlichen, theoretischen und politischen Kontext ist integraler Bestandteil der Architekturbeschreibung. Materialien, Organisationen, Bauausstellungen, Denkmalpflege und Star-Architekten werden kompetent diskutiert.
Autorenporträt
Freigang, Christian
Christian Freigang ist Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der Freien Universität Berlin. Derzeitige Forschungsschwerpunkte: Architekturgeschichte des Mittelalters und des 19.-20. Jahrhunderts, Architekturtheorie und -wahrnehmung, spätmittelalterliche Kunst, Geschichte der Kunstgeschichte.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das Modulbaukastensystem des Buches von Christian Freigang kann Rezensent Michael Mönninger nicht überzeugen. So aussichtsreich ihm der weitgespannte Bogen dieses dritten Bandes der Architekturgeschichte der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft von der französischen Revolutionsarchitektur bis zur Gegenwart auch erscheint, so wenig ergibt sich für Mönninger ein Leitfaden im Text. Die große Anzahl an Themenblöcken (Bautypen, Funktionen, Bauherren etc.) sorgt laut Rezensent nur für Materialfülle, nicht aber für Thesenbildung und Erkenntnis. Dass der Architekturhistoriker Freigang die zu behandelnden Schlüsselwerke klug ausgewählt hat und seine Idee, statt mit Theorien mit Beispielen zu arbeiten durchaus praktikabel ist, genügt dem Rezensenten nicht. Ein ruhiger Fließtext und weniger ermüdende Detailschilderungen der Bauwerke, und Mönninger wäre zufrieden gewesen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.09.2015

Baugeschichte als Heilsgeschehen
Schlüsselwerke: Christian Freigangs Band über die Moderne beschließt eine dreiteilige Architekturgeschichte

Seit der Abkehr von der konservativen Form- und Stilgeschichte im frühen zwanzigsten Jahrhundert beschreiben Kunst- und Architekturhistoriker die Entwicklung der Werke gern als progressives Heilsgeschehen. Überall entdecken sie Urformen und Vorboten der Moderne und datieren den Beginn des goldenen Zeitalters der Freiheit, Vernunft und Technik immer früher. Christian Freigang, Architekturhistoriker an der Freien Universität Berlin, spannt den Bogen ebenfalls weit und lässt die Baumoderne bereits im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert beginnen. Sein Buch über die Architektur von der französischen Revolutionsarchitektur bis zur Gegenwart schließt die dreibändige Architekturgeschichte ab, mit der die Wissenschaftliche Buchgesellschaft einen Wurf über die Epochenschwellen hinweg wagt.

Die zuverlässigen Vorgängerbände behandelten das Mittelalter nach 800 (Christoph Brachmann) und die Neuzeit nach 1450 (Meinrad von Engelberg). Die Trilogie basiert auf einer dreiteiligen historischen Periodisierung, die für wissenschaftliche Werke geradezu verführerisch fetzig klingt: Vor der Wiederentdeckung der antiken Säulengrammatik und Proportionslehre des Architekten Vitruv in der Renaissance und vor dem Buchdruck sei das Bauen eine virtuos gehandhabte Technik im Dienst von Ritual, Verteidigung und Verkehr gewesen; mit der vitruvianisch geprägten Neuzeit wurde es zu einer rhetorisch-künstlerischen Sprache mit universellem Geltungsanspruch; und seit der Aufklärung setzte Architektur auf sinnlich unmittelbare Wirkung und Stimmungsqualität.

Jeder der drei Bände bereitet zunächst kenntnisreich die Grundzüge der Politik, Gesellschaft und Kunst seiner Epoche aus und kommt danach zur Hauptsache, die zwei Drittel des Umfangs ausmacht: der exemplarischen Darstellung von jeweils fünfzig realisierten und erhaltenen Schlüsselwerken. Damit sollen die vielfältigen Entstehungsbedingungen und Vorzüge gelungener Bauten an konkreten Beispielen und nicht anhand von Theorien anschaulich gemacht werden.

Doch schnell zeigt die leserfreundlich gemeinte Portionierung - die vor allem für den Autor des Moderne-Bandes quälend gewesen sein muss - ihre Schattenseiten. Ein Dutzend eingestreute Themenblöcke zu Bautypen, Funktionen, Bauherren sowie Medien der Darstellung und Verbreitung von Architektur verdichten die Materialfülle weiter, um die Aufmerksamkeitsspanne eiliger Leser nicht zu überdehnen. Doch statt Reduktion von Komplexität führt die Modularisierung der Kurzkapitel zum gegenteiligen Effekt: Gerade im dritten Band zerreißt die Häppchen- und Collagetechnik jede erzählerische Kontinuität, so dass sich kein Leitfaden einer zentralen Frage oder These herausbildet, die eine halbwegs zusammenhängende Geschichtserzählung ergeben könnte.

Zwar dringt auch bei Freigang das Heilsgeschehen der Modernisierung durch jede Bodenwelle sentimentalischer Landschaftsgärten und aus jeder Ritze wissenschaftlich exakt kopierter Fassaden des Historismus. Doch die vergangenen zweihundert Jahre rationalistischer Selbstentdeckung der menschlichen Wesenskräfte in Gestalt von Raum- und Baukunst wirken stellenweise wie ein mühsam chronologisch sortierter Karteikasten ohne Beziehungssinn.

Dabei sind die Schlüsselwerke zumeist klug ausgewählt. Die Wörlitzer Gärten bei Dessau, die Idealstadt Chaux von Ledoux und die Universität Virginia von Jefferson verdeutlichen, wie die Architektur aus dem neuen Spannungsverhältnis zwischen Sentiment und Vernunft emanzipatorische Energien gewinnt. Die neue bürgerliche Öffentlichkeit wird in den Obrigkeitsstaaten zunächst mit Kulturbauten bedient, bevor sie sich auch politisch-demokratisch als Bauherr betätigen kann. Dafür stehen zunächst Schinkels Altes Museum in Berlin, die Kulturblüte Münchens seit Ludwig I., die Garnier-Oper in Paris und die Semper-Oper in Dresden; der bauende Bourgeois tritt mit der Pariser Stadterneuerung unter Napoleon III. und der Wiener Ringstraße in Erscheinung. Dass zur selben Zeit auch in Berlin mit dem Hobrecht-Plan das Weltwunder einer gigantischen Stadtexpansion geschieht, sieht der Autor vor lauter Greuelmärchen vom Mietskasernenelend nicht.

Für die Stärkung der politischen Institutionen stellt Freigang den Londoner Parlamentsneubau und den Brüsseler Justizpalast vor - wobei dessen plakative Riesengröße im jungen Kunstgebilde Belgien einer kundigeren Erklärung bedurft hätte. Für Ingenieur- und Industriebaukunst stehen der Londoner Kristallpalast, der Pariser Nordbahnhof und die Galleria Vittorio Emanuele in Mailand sowie der Geheimtipp der Bibliothèque Ste-Geneviève am Pariser Pantheon. Auch Peter Behrens' AEG-Turbinenhalle in Berlin fehlt nicht, wird aber konstruktiv falsch erklärt: Entgegen dem Augenschein hatte Behrens die Eckpylone nur als rahmende Abschlüsse zur ästhetischen Stabilisierung entworfen und alle Last auf die gläserne Fensterfront gelegt.

Das amerikanische Hochhaus tritt mit dem massiven Hochbunker des Wainwright Building von Adler & Sullivan nicht in Chicago, sondern in St. Louis 1890 in Erscheinung. Das ist historisch korrekt, reicht aber bei weitem nicht aus, um die gewaltige Blüte dieses wohl größten architektonischen Menschheitstraumes im zwanzigsten Jahrhundert zu erklären, der von Chicago und New York aus die Welt eroberte. Ersatzweise darf man sich über die eingehende Darstellung von Frank Lloyd Wrights indoamerikanischen Prärie-Häusern freuen, die zumindest die weltweite Flachbau-Moderne zu Höchstleistungen inspirierten. Den russischen Konstruktivismus wiederum vermisst man schmerzlich.

Für die Sakralbaukunst stehen die strenge Ulmer Garnisonkirche von Theodor Fischer und Gottfried Boehms düstere Wallfahrtskirche Neviges, aber nicht die Schöpfungen des überragenden Rudolf Schwarz. Der Bogen politischer Architektur beginnt bei Speers Nürnberger Reichsparteitagsgelände - wo der Autor das Stadion mit dem Zeppelinfeld verwechselt - und führt zu den kulturkolonialistischen Retortenstädten Dhaka, Chandigarh bis Brasília; diese werden wegen ihrer "Originalität" und "Monumentalität" gerühmt, obwohl sie weitgehend gescheiterte Utopien sind. Das Plexiglas-Gebirge des Münchner Olympiastadions von 1972 schließlich als Beispiel für ökologisch sanftes Bauen anzuführen verwechselt Gestalt und Gehalt.

Eine durchlaufende Enttäuschung ist, dass viele Bauwerke mit einer wenig anschaulichen Sprache und endlosen Detailschilderungen zu Tode beschrieben werden; die hohe Kunst der plastischen Versprachlichung von Werken wird hier verfehlt. Leider tauchen die Titel der umfangreichen Bibliographie im Text kaum auf, während Literaturhinweise im Text wiederum in der Bibliographie fehlen. Die Herkulesarbeit des fachlich hochkompetenten Autors hätte sich in einem weniger mundgerecht servierten, ruhigeren Fließtext mehr ausgezahlt als in diesem didaktisch überinstrumentierten Modulbaukasten.

MICHAEL MÖNNINGER

Christian Freigang: "Die Moderne". 1800 bis heute. WBG Architekturgeschichte, Band 3.

Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2015. 352 S., 165 Abb., geb., 59,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Eine "Architekturgeschichte, mit der die Wissenschaftliche Buchgesellschaft einen Wurf über die Epochenschwellen hinweg wagt." Michael Mönninger, Frankfurter Allgemeine Zeitung.
"Die WBG Architekturgeschichte erläutert kompakt die bedeutendsten Entwicklungen, Hauptthemen und wesentliche Schlüsselwerke des Bauens ab ca. 800 bis heute in Europa." Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
"Wer sich für Architektur-Geschichte interessiert [...], wird um das [...] Grundlagenwerk der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft zur Architekturgeschichte nicht herumkommen." Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
"Ergiebig und durchaus fesselnd geschrieben" Deutsche Bauzeitschrift
"Die neue Architekturgeschichte verdient [...] hohe Anerkennung und Beachtung." Christoph Bachmann, Mediaevistik