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Der Mensch - eine neuronale Maschine? - Die Antworten der Neurowissenschaft auf die uralte Frage »Was ist der Mensch?« - Sind wir für unser Handeln verantwortlich oder werden wir nur vom Gehirn gesteuert? Der Mensch - eine neuronale Maschine? Viele der bahnbrechenden Ergebnisse der Hirnforschung sind immer noch ungewohnt und vielleicht auch bedrohlich: Bestimmt unser Gehirn unser Handeln? Haben wir wirklich keinen freien Willen? Gibt es gar kein »Ich«? Und welche Konsequenzen hat dies für unseren Alltag? Anhand von vielen Beispielen und Experimenten gibt der Wissenschaftsjournalist Martin…mehr

Produktbeschreibung
Der Mensch - eine neuronale Maschine? - Die Antworten der Neurowissenschaft auf die uralte Frage »Was ist der Mensch?« - Sind wir für unser Handeln verantwortlich oder werden wir nur vom Gehirn gesteuert? Der Mensch - eine neuronale Maschine? Viele der bahnbrechenden Ergebnisse der Hirnforschung sind immer noch ungewohnt und vielleicht auch bedrohlich: Bestimmt unser Gehirn unser Handeln? Haben wir wirklich keinen freien Willen? Gibt es gar kein »Ich«? Und welche Konsequenzen hat dies für unseren Alltag? Anhand von vielen Beispielen und Experimenten gibt der Wissenschaftsjournalist Martin Hubert einen Überblick über die aktuellsten Diskussionen in der Neurowissenschaft. Er bezieht Stellung in einer brisanten Debatte, die gerade erst begonnen hat.
Autorenporträt
Martin Hubert, Dr. phil., ist Wissenschaftsjournalist u.a. beim WDR und beim Deutschlandradio. Seine Spezialgebiete sind Grenzthemen zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft. Seit über 15 Jahren setzt er sich mit der Hirnforschung auseinander und hat viele Radiofeatures zu diesem Thema gemacht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.12.2006

Hirnstorys mit Cornelia & Helga

Er wolle "nichts verkünden, sondern den aktuellen Stand der Hirnforschung allgemeinverständlich, kritisch und möglichst unterhaltsam in seinen wichtigsten Aspekten zusammenfassen", schreibt der Wissenschaftsjournalist Martin Hubert in seinem Buch ("Ist der Mensch noch frei?" Wie die Hirnforschung unser Menschenbild verändert. Patmos Verlag/Walter, Düsseldorf 2006. 240 S., geb., 18,- [Euro]). Hubert gibt den leutseligen Erzähler. Eingangs darf man den gigantischen "Zellenhimmel" unseres Gehirns bestaunen, dann folgen einige erkennbar um Farbigkeit bemühte Kapitel, überschrieben mit "Die Macht der Gefühle - wie rational ist das Gehirn?" oder "Das Spiel der Identitäten - welches Ich will das Gehirn?".

Hubert baut Hirnfunktionen zur Story aus. Ausführungen in der Sache (das Verhältnis von Kognitionen und Emotionen ähnelt einem Kampf unter Geschwistern, Bewußtsein und Unbewußtes fließen ineinander, es gibt viele Ich) werden unterbrochen durch fiktive Episoden: So versetzen wir uns in "Cornelia" hinein, die sich vor dem Wiedersehen mit ihrer strengen Mutter fürchtet (welche widerstreitenden Prozesse geschehen da in ihrem Gehirn?), oder in "Tobias", den eine plötzliche Erinnerung aus der Konzentration reißt (wie funktioniert das Gedächtnis?), oder in "Helga", die sich in einen Mann verliebt (wie erfahren wir den Anderen in unserem Gehirn?). Gern blendet der Autor Zitate aus Gesprächen ein, die er mit Forschern führte. Man erhält Erläuterungen gleichsam aus erster Hand.

Im Hinblick auf die Frage, ob der Mensch "noch frei" sei, ist die Botschaft des Buches schnell zusammengefaßt. Der Leser wird in eine Welt versetzt, der zufolge "dem Menschen" nichts bleibt, als sich den Wahrheiten der Hirnforschung zu stellen. Eingeführt wird eine Alternative - diese Alternative malt der Autor Hubert mal belehrend, mal in humanistischer Emphase, mal mit kulturkritischem Pathos aus: "Der Mensch" muß sich zwischen zwei neurowissenschaftlichen "Menschenbildvisionen" entscheiden. Die einfachere von beiden lautet: strikter Determinismus. Den weist Hubert zurück: Der Glaube, das Gehirn bestimme alles, sei reduktionistisch. Vielmehr belege die neueste Hirnforschung einen Dualismus, eine Wechselwirkung zwischen "Psyche und Geist". Dies ergebe ein "differenziertes" Neuro-Weltbild, in dem Raum für die Freiheit des Menschen verbleibt.

Leider ist "differenziert" hier ein Euphemismus, denn Hubert sitzt über weite Strecken dem auf, was man vor einem guten Jahrhundert den Psychologismus nannte, dem der empirischen Psychologie grosso modo bis heute zugrundeliegende Modell des Menschen: Dank einer neben den Körper tretenden Seelennatur erscheint das Individuum zweifach determiniert. "Wir sind Nervenseelen", heißt das bei Hubert: Im Hirn bilde sich ein "Wechselspiel" von Körper und von "psychischem Leben" ab. In der Tat wird moderne Hirnforschung von Physiologen wie Psychologen betrieben, was im Forschungsfeld eine methodische Spannung zwischen den Disziplinen ergibt. Ein reizvolles Thema, doch Hubert schöpft es nicht aus. Bei ihm geht es mehr um eine Art Krimi-Effekt: Wird der von einigen Wissenschaftlern vertretene radikale Determinismus oder der von anderen Neuroforschern vertretene gute Dualismus, der Freiheitsspielräume zugesteht, unsere Zukunft bestimmen?

Das Buch ist als populäre Wissenschafts-Reportage gestaltet. Hubert schildert neurowissenschaftliche Modelle gründlich. Dennoch hat der suggestive Charakter des Textes etwas Ärgerliches. Er spielt mit dem möglichen Wahrheitsgehalt der absichtsvoll überzogenen Sensation. Wer uns derart ungebrochen erzählt, daß Neuro-Experten erforschen, was die Welt im Innersten zusammenhält, der informiert nicht über einen Stand der Forschung, der "verkündet". Vollmundig wird dem Leser die Weltbild-Alternative verkauft, ohne daß Hubert in Sachen "traditionelles Weltbild", das er mit der Neuroforschung für passé erklärt, auch nur einen qualifizierten Satz zustande bringt. Werden im Text "die Philosophen" erwähnt, überspringt man besser einige Zeilen. Der Geist gestalte die Natur - referiert Hubert die außerhalb der Neuroforschung vermeintlich herrschende Sicht der Dinge. Die stilisierte Alternative zwischen Determinismus und Dualismus erscheint in einem unnötig dramatischen Licht. Warum der Neuro-Dualismus die einzige Alternative sein soll zum Neuro-Determinismus, bleibt des Autors Geheimnis. Hier folgt er seinen Gewährsleuten, verzichtet schlicht auf Seitenblicke jenseits von Physiologie und Psychologie.

Am Ende spricht Hubert sich für Autonomie und volle Handlungsverantwortung des Menschen aus. Letztlich gehe es darum, Menschenbild-Alternativen, die in der Hirnforschung angelegt sind, gegeneinander abzuwägen. Als Person sei der Mensch "eine spannungsreiche Einheit aus den körperlichen und geistigen Eigenschaften, aus neuronaler Aktivität und psychischem Erleben". In Huberts Reportagen wimmelt es von menschlichen Herausforderungen, entzauberten Menschen, neuen Menschenbildern - und am Schluß haben wir wieder den guten alten Menschen "als ein besonderes Naturschauspiel".

Was man vermißt, ist der Sinn für grundlegende Alternativen zum Ausgangspunkt Hirn, für das Problem der Verallgemeinerung von Modellannahmen, für den relativen Status von einzelwissenschaftlichen Arbeitsprogrammen und den Unterschied von pauschaler Menschenbild-Rhetorik und Wissenschaft.

PETRA GEHRING

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Skeptisch betrachtet Petra Gehring diese "populäre Wissenschafts-Reportage" über die Hirnforschung von Martin Hubert. Zwar bescheinigt sie dem Autor eine sorgfältige Darstellung neurowissenschaftlicher Modelle und grundlegender Hirnfunktionen. Dennoch nerven sie der "suggestive Charakter" des Texts, die bemüht farbigen Schilderungen und die fiktiven Episoden, die die sachlichen Ausführungen auflockern sollen. Sie hält dem Autor vor, er baue Hirnfunktionen "zur Story" aus. Noch ärgerlicher aber findet sie Huberts Antwort auf die Titelfrage des Buchs, wonach ein Neuro-Dualismus, der Raum für die Freiheit des Menschen lasse, einzige Alternative zum radikalen Neuro-Determinismus sein soll, zumal diese vermeintliche Alternative in einem "unnötig dramatischen Licht" erscheint. Die Antworten der Philosophie bleiben dagegen zu Gehrings Bedauern außen vor. Sofern die Sicht außerhalb der Neuroforschung überhaupt einmal angesprochen wird, scheint sie für Gehring völlig verzerrt und simplifiziert.

© Perlentaucher Medien GmbH