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Die Pflanze ist unsere Urnahrung - sie kann ohne den Menschen existieren, nicht aber der Mensch ohne sie. In Helga Volkmanns literarischen Pflanzenporträts wird das Verhältnis zwischen Mensch und Pflanze unter vielfältigen Aspekten beleuchtet. Botanische Eigenart, Nutzen und Schönheit bestimmten in sehr unterschiedlicher Weise Gebräuche und Traditionen, Kulturgeschichte und Volkskunde rund um Rebe und Rose, Apfel, Kräuter und Zauberpflanzen. Die ausgewählten Pflanzen sind zum einen in unserem Kulturkreis dominante 'Hauspflanzen', Pflanzen mit engem Familienanschluss von alters her. In ihre…mehr

Produktbeschreibung
Die Pflanze ist unsere Urnahrung - sie kann ohne den Menschen existieren, nicht aber der Mensch ohne sie. In Helga Volkmanns literarischen Pflanzenporträts wird das Verhältnis zwischen Mensch und Pflanze unter vielfältigen Aspekten beleuchtet. Botanische Eigenart, Nutzen und Schönheit bestimmten in sehr unterschiedlicher Weise Gebräuche und Traditionen, Kulturgeschichte und Volkskunde rund um Rebe und Rose, Apfel, Kräuter und Zauberpflanzen. Die ausgewählten Pflanzen sind zum einen in unserem Kulturkreis dominante 'Hauspflanzen', Pflanzen mit engem Familienanschluss von alters her. In ihre Geschichte fließen uralte Überlieferungen ein: Mythen, Märchenmotive, Brauchtum, Mutmaßungen über die Wanderwege sowie die wechselvolle gärtnerische Kultur von der Züchtung aus botanischen Wildformen bis hin zu saftigen, knackigen, würzigen oder blüten- und formenreichen Endprodukten unserer Zeit. Die 'Zauberpflanzen' aus Feld, Wald und Flur ließen sich dagegen nicht ohne weiteres zu Zähmu ng, Züchtung, Ertragsmaximierung in den Garten holen. So blieb ihnen die Aura des Geheimnisvollen lange Zeit erhalten.
Autorenporträt
Helga Volkmann lebt in Marloffstein als freie Autorin und Herausgeberin. Sie ist Präsidiumsmitglied der Europäischen Märchengesellschaft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.12.2002

Selig im Apfelland
Unser Dank gilt der Photosynthese: Volkmanns Pflanzenbuch
Die Geschichte menschlichen Lebens ist eine Geschichte der Abhängigkeit von den Pflanzen. Wann immer auf diesem Planeten Wesen aus Fleisch und Blut kreuchen, jagen, lieben, denken – die Energie dazu haben Pflanzen mithilfe des Chlorophylls aus dem Weltall gefischt. Dass ihre Existenz ein Wunder und die Voraussetzung für die eigene darstellt, hat der Mensch schon gefühlt, bevor er tiefere Einsichten in die Biochemie der Photosynthese erlangte. Seit vorgeschichtlicher Zeit spielten daher in den zahllosen menschlichen Versuchen, die eigene Lebenswelt sinnvoll zu ordnen und zu interpretieren, Pflanzen eine besondere Rolle; das Potential einzelner Pflanzen, in einem solchen Prozess mit Bedeutung aufgeladen zu werden, scheint mit ihrer tatsächlichen kalorischen Nützlichkeit allerdings nur bedingt in Zusammenhang zu stehen: So bleiben die prosaischen Menschheitsernährer unbesucht, Weizen, Reis, Kartoffeln, wenn Helga Volkmann ihren Streifzug antritt zu den Arten, die mit besonders viel Bedeutung schwanger gehen.
Was zur Metapher werden will, benötigt Eigenschaften, die über die bloße Bereitstellung von Kohlenhydraten hinausgehen: Sinnliche Ausstrahlung, greifbare Verheißung von Fülle, sei es durch pralle Traubenreben, schimmerndes Fruchtrot oder zarte Blütenblätter. Der Apfel etwa war in dieser archaischen Semantik Symbol für Fruchtbarkeit und Leben, „Avalon”, Apfelland hieß in keltischen Jenseitsvorstellungen die Insel der Seligen. Zur Todesfrucht wurde der Apfel im Zuge der abendländischen Rezeption des biblischen Sündenfalls – unschuldig wohl, denn im Alten Testament ist stets neutral von einer „Frucht” die Rede; in Mitteleuropa aber konnte man sich einfach kein anderes Obst überzeugender in der Rolle des vegetabilen Verführers vorstellen, und die lateinische Lautgleichheit von „malum” = „Apfel” und „malum” = „das Übel” inspirierte so manche theologische Abhandlung.
Aber Volkmann beschränkt sich nicht auf Mythologie und Theologie, sie bemüht auch Geschichts- und Märchenforschung, Volkskunde und Paläobotanik. Die Fülle der von ihr zusammengetragenen Fakten reicht vom Aspekt der Obstbaumzucht als entscheidender Schritt von der nomadischen zur sesshaften Gesellschaft bis hin zu dem Apfel „KZ-3”, den der bayerische „Apfelpfarrer” Korbinian Aigner während seiner Internierung in Dachau züchtete, und der noch heute als unverfänglicher „Korbiniansapfel” gelegentlich auf Märkten zu haben ist. Durch die industrialisierte Landwirtschaft sind Apfel, Traube, Rose jederzeit im Supermarkt verfügbar geworden – Volkmann vermag mit ihrer plastischen, manchmal etwas altertümelnden Sprache viel von ihrem ehemaligen Bedeutungsreichtum wiederaufleben zu lassen. Kleine Ungenauigkeiten und Fehler fallen bei so viel liebevoller Zuwendung kaum ins Gewicht. Trotzdem schmerzend, wenn unter dem Titel „Hälfte des Lebens” ein Ausschnitt aus Hölderlins „Abendphantasie” zitiert oder in Rilkes Grabspruch die Rose unsäglich in den Plural gesetzt wird.
ANDREAS GRABNER
HELGA VOLKMANN: Märchenpflanzen, Mythenfrüchte, Zauberkräuter – Grüne Wegbegleiter in Literatur und Kultur. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002. 222 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das menschliche Leben sei von einer Geschichte der Pflanzen gar nicht zu trennen, meint Andreas Grabner. Denn stets habe sich der Mensch in einer Abhängigkeit von den Pflanzen befunden, die weit über den reinen Kaloriengehalt und -bedarf hinausgegangen sei. Und so findet es der Rezensent auch einleuchtend, dass sich Helga Volkmann mit der mythischen Bedeutung von Pflanzen in der Theologie, der Geschichts- und Märchenforschung auseinandergesetzt hat. "Plastisch", wenn auch manchmal etwas "altertümlich", bringe die Autorin dem Leser den "Bedeutungsreichtum" von vielen Pflanzen, die heute jederzeit in Supermärkten angeboten werden, nahe. Dass ihr dabei "kleine Ungenauigkeiten" und "Fehler" unterlaufen sind, kann Grabner angesichts ihrer "liebevollen Zuwendung" zum Thema verzeihen.

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