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Eine Dienstreise führt Ilja, einen russischen Geologen, der in den chaotischen neunziger Jahren aus Moskau nach Kalifornien ausgewandert ist, zurück in die Heimat: Im Auftrag eines internationalen Konzerns besucht er Baku und die Halbinsel Apscheron am Kaspischen Meer, seit den Zeiten der Nobels und Rothschilds Standort der Ölförderung. Die ehemals sowjetischen Anlagen gehören heute amerikanischen und arabischen Firmen. Ilja, der Erdölexperte, trifft seinen Schulfreund Chaschem wieder, einen Ornithologen, der im Naturschutzgebiet Schirwan an der iranischen Grenze eine Falkenkolonie bewacht.…mehr

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Produktbeschreibung
Eine Dienstreise führt Ilja, einen russischen Geologen, der in den chaotischen neunziger Jahren aus Moskau nach Kalifornien ausgewandert ist, zurück in die Heimat: Im Auftrag eines internationalen Konzerns besucht er Baku und die Halbinsel Apscheron am Kaspischen Meer, seit den Zeiten der Nobels und Rothschilds Standort der Ölförderung. Die ehemals sowjetischen Anlagen gehören heute amerikanischen und arabischen Firmen. Ilja, der Erdölexperte, trifft seinen Schulfreund Chaschem wieder, einen Ornithologen, der im Naturschutzgebiet Schirwan an der iranischen Grenze eine Falkenkolonie bewacht. Der gebürtige Perser wirkt auch als Künstler, Heiler und tanzender Derwisch. Seine Aura, seine Energie ziehen Ilja in Bann, Chaschems Lebensweise, ganz der Natur, der Spiritualität hingegeben, stellt seine eigene Existenz in Frage. Mit seismographischem Gespür entfaltet Alexander Ilitschewski eine Geopoetik des Kaspischen Raums: verlorener Garten Eden, historische Landschaft, in der einst die Weltreligionen zusammenfanden, heute eine in geopolitischer, sozialer und ökologischer Hinsicht höchst sensible Zone, deren Zukunft dem Westen bereits zu entgleiten beginnt. Alexander Ilitschewski, herausragender Autor seiner Generation, hat einen stimmgewaltigen, komplexen, enzyklopädischen Gegenwartsroman geschrieben, ein Buch aus dem Geiste Musils und Pynchons. »Ein in jeder Hinsicht außergewöhnlicher Roman.« Ilma Rakusa

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Autorenporträt
Alexander Ilitschewski, 1970 in Sumgait/Aserbaidschan geboren, wuchs in Moskau auf und studierte dort Mathematik und Theoretische Physik. Nach Arbeitsaufenthalten in Israel und den USA kehrte er 1998 nach Russland zurück. Sein umfangreiches Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Der Roman Matisse (2006) erschien in diesem Jahr auf Deutsch. Der Perser (2012), sein Hauptwerk, wird zurzeit in mehrere Sprachen übersetzt. Seit 2013 lebt Ilitschewski wieder in Israel.

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Fulminant findet Helmut Böttiger diesen welt- und epochenumspannenden Roman des in Aserbaidschan geborenen und mittlerweise in Tel Aviv lebenden Autors Alexander Ilitschweski. "Der Perser" erzählt in einem weiten Erzählbogen von einem jungen Ingenieur aus Baku, der nach seinem Studium in Berkeley auf die Ölfelder Aserbaidschans zurückkehrt, um dort wie auch in der Literatur nach der Keimzelle des Lebens zu forschen. Damit hat Ilitschweski Aserbaidschan auf die Landkarte der Gegenwartsliteratur gesetzt, ist sich Böttiger sicher. Sinnlichkeit und Magie, Naturwissenschaft und sowjetische Historie überlagern sich in der wilden Geschichten des Kaukasus, schwärmt der Kritiker betört, dem noch immer der Geruch von Wermut, Süßwurzel und Akazie in der Nase hängt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.01.2016

Ungeheuer des
Kaspischen Meeres
Alexander Ilitschewskis Roman „Der Perser“
Möglicherweise ist „Kees, der Tulpenkönig“ der Ausgangspunkt von allem. Eine alte Frau auf der Insel Artjom, so berichtet Ilja Dubnow, habe aus den Seiten eines Buches kleine Tüten gerollt, um ihre Sonnenblumenkerne darin zu verkaufen. So kam Ilja als Kind zur Lektüre von Konstantin Sergijenkos Jugendroman, der vor dem Hintergrund des niederländischen Unabhängigkeitskrieges gegen die Spanier die Abenteuergeschichten eines Zwölfjährigen erzählt. Diese Abenteuer waren für Ilja, den Ich-Erzähler von Alexander Ilitschewskis Roman, und dessen Kindheitsfreund Haşem, Sohn von Flüchtlingen aus Iran, die Projektionsfläche für ausschweifende Gedankenspiele. Eine Reise nach Amsterdam ist es auch, die den in den wilden Neunzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts nach Kalifornien ausgewanderten Ilja veranlasst, nach Aserbaidschan zurückzukehren, nach Baku, seine Heimatstadt am Kaspischen Meer; an einen Ort der Geschichtsverwirrungen und Sprachüberlagerungen, einen Kulminationspunkt wirtschaftlicher Interessen, postsowjetischer Depression und individueller Erinnerung.
  „Der Perser“ ist ein wildes Buch voller Verzweigungen, Abschweifungen und Sackgassen, das ohne Vorwarnung zwischen den Sinn- und Handlungsebenen hin- und herpendelt. Dabei lässt sich die äußere Handlung rasch zusammenfassen: Nach einer gescheiterten Beziehung kommt der studierte Geologe Ilja nach Aserbaidschan und trifft dort erneut auf Haşem, der im Şirvan, einer Steppenlandschaft südöstlich von Baku, als Ornithologe und Biologe arbeitet, in einem Reservat Falken züchtet und sich um eine seltene Vogelart kümmert. Haşem ist der Anführer einer Gruppe von Männern, die sich „die Heger“ nennen oder auch „Chlebnikow-Regiment“. In ihrer Suche nach Sinn folgen sie einer Galionsfigur der russischen Avantgarde, dem futuristischen Dichter Welimir Chlebnikow, einem studierten Mathematiker und Naturwissenschaftler. Haşem ist Derwisch und Dichter, Prophet und Seher, Charismatiker und Erfinder. Auch Ilja gerät zusehends unter den Einfluss des alten Freundes und schließt sich den Hegern an – bis hin zu einem dramatischen Ende.
  Doch so stringent, wie sich sein Plot nacherzählen lässt, ist der Roman nicht gebaut. Ilitschewski zielt auf die Totalität künstlerischer Darstellungsformen. Wie Chlebnikow selbst geht es auch ihm um die Überwindung der Trennung von Wissenschaft und Poesie, von historisch Verbürgtem und persönlich Erlebtem. Das beginnt bereits bei Ilja selbst. Seit Jahren ist er auf der Suche nach dem „Last Universal Common Ancestor“, kurz LUCA, einem Verbund von Mikroorganismen, die den Urgrund allen Seins darstellen sollen, „den Samen des lebendigen Gottes, der die Welt gezeugt hat“. Ilja hofft, geophysische Geheimnisse zu lösen, um zum Kern der Weltentstehung vorzustoßen. Damit ist er nicht weit entfernt von Haşem und Chlebnikow, aus dessen Werken und Briefen Ilitschewski ausführlich zitiert.
  Ilitschewski betreibt eine geologisch-philosophisch-historische Tiefenbohrung, und das im Wortsinn. Die Entdeckung der gigantischen Ölvorkommen am Kaspischen Meer, die Industrialisierung, die strategisch-politischen Schlachten um den Ostkaukasus, sie sind die eine Seite. Die andere ist der Umstand, dass Aserbaidschan sich, wie Ilja es ausdrückt, stets „im Hinterhof des Imperiums“ befunden hat, in dem sich besonders krude Erzählungen und Mythen entwickeln konnten und bis heute gehalten haben. Und so wimmelt „Der Perser“ von Draufgängern, Hasardeuren und Abenteurern. Und wie der amerikanischer Commander Kerry Nortrap, der die ihm verhassten Spinnen in Harz gießt, um sie bändigen und zugleich weiter betrachten zu können, gießt Ilitschewski sein Wissen über den „Hinterhof“ in die Romanform.
  Die damit verbundene Gefahr ist offensichtlich: Die Grenze zwischen einem opulent ausgebreiteten enzyklopädischen Wissen und Redundanz ist hier fließend. Dass in seinem Roman die Balance von Rechercheleistung und literarischem Formwillen zu kippen droht, hat Ilitschewski wohl selbst bemerkt, denn gegen Ende zieht er die erzählerischen Zügel noch einmal enorm straff und führt seinen Text in einen geradezu zwangsläufigen Showdown, der durchaus auch allegorisch zu verstehen ist: Die unglaublich schöne Landschaft (für die Ilitschewski prägnante Bilder und Beschreibungen findet), in dem einst die auseinander strebenden Interessen und religiösen Haltungen friedlich koexistierten, hat sich unter dem Hochdruck der politischen Interessenslagen zu einem brodelnden und schwer kontrollierbaren Dampfkochtopf entwickelt. Insofern ist „Der Perser“ nicht nur ein lehrreiches Buch, sondern auch der Roman einer Entmystifizierung, einer metaphysischen Ernüchterung.
  Es ist das Verdienst des Übersetzers Andreas Tretner, Ilitschewskis Denkbewegungen und Satzbögen in eine flüssig lesbare Übersetzung gebracht zu haben. Zudem erleichtert nicht nur Tretners Anmerkungsapparat, sondern auch sein auf der Homepage des Suhrkamp Verlags veröffentlichtes Arbeitsjournal das Verständnis von Zusammenhängen und literarischen Anspielungen. Es sind Pfade, geschlagen in einen wild wuchernden Dschungel.
CHRISTOPH SCHRÖDER
  
Alexander Ilitschewski: Der Perser. Roman. Aus dem Russischen von Andreas Tretner. Suhrkamp Verlag, Berlin 2016. 752 Seiten, 36 Euro. E-Book 30,99 Euro.
Der amerikanische Commander
gießt die verhassten Spinnen
in Kunstharz und betrachtet sie
Alexander Ilitschewski.
Foto: Suhrkamp Verlag
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2016

Gestrandet im Hinterhof der Geschichte

Erdöl, Licht und Energie: Alexander Ilitschewski schildert in seinem Georoman "Der Perser" den kulturellen und ethnischen Melting Pot Baku, dessen Flamme vom schwarzen Gold befeuert wird.

Maxim Gorki nannte Baku ein "handgemaltes Höllenbild". "Baku, das ist Erdöl, Licht und Energie", beschwor Lenin seine Genossen. Dem sogenannten Erdölkomitee befahl er für den Fall, dass die 11. Rote Armee zum Rückzug gezwungen würde, die Stadt vollständig niederzubrennen, was glücklicherweise nicht geschah. Hier, "im Hinterhof des Imperiums und der Geschichte", schreibt Alexander Ilitschewski, "strandeten viele, die es nicht außer Landes geschafft hatten. Im Dienst für den Krieg, die Revolution und die Ölgewinnung wurde die Frage zweitrangig, wo man herkam; akademische und technische Beschlagenheit, Kopf und Hände waren gefragt."

Die Halbinsel Abseron, durch den Ölboom Ende des neunzehnten Jahrhunderts reich geworden, ist der Boden, den Ilitschewski für sein ausuferndes Romanwerk anbohrt. "Vom Standpunkt der Zivilisation gehört der kaspische Raum zu Sibirien. Da lässt sich nichts erwarten. Wer in den Westen geht, flieht weniger vor Repression und Ungerechtigkeit als vielmehr an den Busen der Zivilisation." Auch Ilitschewski ist in den wilden neunziger Jahren in den Westen gegangen. Als Absolvent der physikalischen Fakultät der Lomonossow-Universität in Moskau fand er in Kalifornien Arbeit. Ende des Jahrzehnts kehrte er schließlich in seine Heimatstadt Baku zurück. In einem auf drei Bände angelegten Romanprojekt (der erste, von der Kritik weitgehend übersehene Roman "Matisse" erschien letztes Jahr bei Matthes und Seitz) verkoppelt er seine Biographie mit dem geophysikalischen und historischen Wissen über die Kaukasusregion.

Nach einer gescheiterten Ehe kehrt sein Erzähler Ilja Dubnow Ende der neunziger Jahre für eine Erdölfirma nach Baku zurück. Dort trifft er auf seinen alten Schulfreund Hasem, dessen Familie einst vor Chomeinis Revolution nach Aserbaidschan geflohen war. Nun, zwanzig Jahre später, ist Hasem, "der Perser", hauptamtlicher Nationalparkpfleger in der Sirvan-Steppe. Er hat einen Spleen für Federtier, genauer für die Aufzucht von Kragentrappen. Diese zählen zur Leibspeise des gemeinen Wüstenfalken und müssen vor den Beizjagden machthungriger Scheichs in Sicherheit gebracht werden, was sich am Ende, wenn es zum Showdown kommt, noch rächen wird.

Unter all den im Reservat vertretenen Vögeln ist Hasem übrigens selbst der schrägste. Je länger Ilitschewski von ihm erzählt, desto dubioser wird dieser Derwisch der Steppen. Von Geburt an mit einem Buckel versehen, eignet sich der Perser geradezu ideal für die Rolle des Messias. In einem nicht enden wollenden Rederausch, in dem sich Naturwissen mit Landschaftsmythen, Rastafari-Weisheit mit höherem Dichtertum sowie biblische Auslegungsfragen mit philosophischen Reflexionen ("Kann das Paradies seinen Ort im Bewusstsein haben, oder geht es nur um den Körper?") verbinden, entfernen sich Erzähler und Leser mit jeder Seite ein Stückchen mehr vom titelgebenden Charakter. Wenn Hasem in Nationalpark Szenen aus dem Alten Testament nachstellt (etwa Tierpaarungen auf der Arche Noah) hält man ihn für einen Eiferer. Wenn er, alle paar Wochen die "metaphysische Steckdose" wechselnd, versucht, das Sakrale der Weltreligionen von ihrem repressiven Beiwerk zu trennen, findet man diesen Versuch eher bedenkenswert aktuell. Dass Naturwissenschaft und Dichtung in ihrer fruchtbarsten Verkopplung selbst zur Religion werden können, zeigt sich an Hasems Identifikation mit dem futuristischen Dichter Welimir Chlebnikow. Jeden Samstag deklamiert er vor seinen Parkwärtern dessen elaborierte Schriften. Die Nationalhymne bei den Hegern im Park ist indes Bob Marleys "I shot the Sheriff". Man denke sich eine Art Rastafari-George-Kreis mit E-Gitarre und Verstärker.

Aber Alexander Ilitschewskis Erzählkunst beschränkt sich nicht auf die Schilderung schräger Typen. Geradezu berauschend sind seine Landschaftsschilderungen. Es ist der schichtende Blick des Geologen: "Der Kleine Kaukasus rückt mit einer Schneefront heran, lilarot". Und immer wieder liegt Gott "wie ausgegossen über der Steppe", dieser von Mythen und Legenden überlagerten Landschaft am Kaspischen Meer. Baku, "eine Stadt, raffiniert an die Hänge gebaut, wie hingeschrieben in flüssige Ligatur. Von Luftströmen zerschnitten, als Windfang aufgestellt", schillert an der Peripherie. Wortplastiken eines Landschaftsgräbers, nicht minder getrieben vom Wissensdrang als sein Freund: Als Geophysiker treibt Ilja die Suche nach einem Ort namens Luca um, ein Akronym für Last Universal Common Ancestor. Dort soll das Leben seinen Ursprung haben. Da dieser schwer zu finden ist, beschließt Ilja vorerst, Luca vor der eigenen Tür zu suchen.

So nimmt er seine Leser mit nach Aserbaidschan, in den Sirvan, überquert Steppen und Schlammvulkane, dringt in die zeitlichen Schichten und Sedimente der Region ein, begibt sich in epische Schlachten und schildert aus dem Leben ihrer Protagonisten - etwa aus dem des Plünderers Stenka Rasin, der sich im siebzehnten Jahrhundert mit einer eigenen Armee gegen den Zaren auflehnte. Vor allem aber schildert Ilitschewski die Gegend um Baku als kulturellen und ethnischen Melting Pot, dessen Flamme vom schwarzen Gold in Gang gehalten wird. 1849, im selben Jahr, als im American River der erste Goldfund gemacht wurde, hatte man auf der aserbaidschanischen Halbinsel die erste Bohrung gesetzt. Ölmagnaten, allen voran der ältere Bruder von Alfred Nobel als Gründer der Nobel Brothers Petroleum Producing Company, ließen sich prachtvolle Villen in Baku errichten: maurischer Stil, vermischt mit europäischem Klassizismus, Empire, Jugendstil, Neogotik und Neobarock. Übertragen aufs poetologische Prinzip dieses waghalsig mäandernden Georomans, ließe sich Folgendes sagen: "Der Perser" ist selbst ein eklektizistisches Werk. Er steckt voller Abweichungen, Wendungen und loser Enden und ist damit strukturiert wie das Gedächtnis selbst: sprunghaft und unzuverlässig, manchmal ziellos, nicht immer gleich spannungsreich. Der Leser erfährt darin stets mehr, als er verarbeiten kann. "Was bringt die Menschheit voran?", fragt Hasem seinen Freund: "Ausuferndes Denken."

Erstaunlicherweise fällt es einem ganz leicht, Ilitschewski auf seinen ausufernden Gebietsvermessungen zu begleiten, was auch an der schwungvollen Übersetzung Andreas Tretners liegt. Ein todbringender Falke - und das wäre einmal eine schöne Anwendung der Falkentheorie - spielt dabei eine zentrale Rolle. Man stelle sich nun den Autor selbst als Jäger vor. Hie und da erspäht er eine feine Beute. Mit ihm stürzt der Leser hinab ins kaukasische Gestrüpp, das er am Ende genauso gut zu kennen glaubt wie der Erzähler selbst.

KATHARINA TEUTSCH

Alexander Ilitschewski: "Der Perser". Roman.

Aus dem Russischen übersetzt von Alexander Tretner. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015. 750 S., geb., 36,- [Euro].

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»Wie hier konkrete politische Zustände und literarische Verweisungssysteme aufeinander bezogen werden, ist atemberaubend.« Helmut Böttiger DIE ZEIT 20160804