Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 14,99 €
  • Gebundenes Buch

Die angloamerikanische Philosophin Philippa Foot ist die grande dame der zeitgenössischen Moralphilosophie. Mit Die Natur des Guten liegt nun ihre langerwartete erste Monographie vor, in der sie eine umfassende Theorie der Bedeutung von »gut« entwickelt. Der Begriff des Guten ist für Foot untrennbar verbunden mit dem Begriff des Lebens bzw. der Lebensform. Etwas als »gut« zu bewerten - sei es den Duft einer Blume oder die Handlung eines Menschen -, folgt dabei einem allgemeinen 'Muster natürlicher Normativität': »Gut« ist, was für die Mitglieder einer Spezies - ob Pflanze, Tier oder Mensch -…mehr

Produktbeschreibung
Die angloamerikanische Philosophin Philippa Foot ist die grande dame der zeitgenössischen Moralphilosophie.
Mit Die Natur des Guten liegt nun ihre langerwartete erste Monographie vor, in der sie eine umfassende Theorie der Bedeutung von »gut« entwickelt. Der Begriff des Guten ist für Foot untrennbar verbunden mit dem Begriff des Lebens bzw. der Lebensform. Etwas als »gut« zu bewerten - sei es den Duft einer Blume oder die Handlung eines Menschen -, folgt dabei einem allgemeinen 'Muster natürlicher Normativität': »Gut« ist, was für die Mitglieder einer Spezies - ob Pflanze, Tier oder Mensch - lebensnotwendig ist. Der Besonderheit der menschlichen Lebensform, ihrer Befähigung zu moralischen Bewertungen, trägt Foots Diskussion praktischer Rationalität Rechnung. Sie zeigt, daß die Moral nicht auf außermoralische Vernunftgründe angewiesen, sondern wesentlicher Bestandteil menschlicher Vernünftigkeit ist. Sie ist Teil unserer Natur als Vernunftwesen.
Mit Die Natur des Guten gelingt Philippa Foot der eindrucksvolle Entwurf einer naturalistischen Ethik und ein souveränes Resümee ihrer lebenslangen Bemühungen um ein angemessenes Verständnis des Zusammenhangs von Tugend und Glück. Sparsam und elegant geschrieben, kann die Studie schon jetzt als Klassiker der modernen Moralphilosophie gelten.

Autorenporträt
Foot, Philippa§
Philippa Foot, geboren 1920, ist Griffin Professor emeritus für Philosophie an der Universität von Kalifornien in Los Angeles, Honorary Fellow des Somerville College, Oxford, und lehrte u.a. in Berkeley, Princeton, Cornell, Stanford und am MIT. Sie ist Mitglied der British Academy, der American Academy of Arts and Sciences und seit den 1940er Jahren aktives Mitglied von Oxfam. Sie lebt und lehrt heute in Oxford.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2004

Tiefe Wasser

MAN BRÄUCHTE einen Autor, der die Thesen dieser drei Bücher zu einem neuen, zu einem vierten Buch verknüpft. Was, wenn man die in Michel Foucaults Geschichte der Gouvernementalität angestellte Suche nach einem neuen Modell der Macht mit Giorgio Agambens Analyse des Ausnahmezustands sowie mit Philippa Foots Naturauffassung des Guten kombinierte? Dann käme man wohl dahin, wo der poetische Erich Kästner schon früher angelangt war: Es gibt nichts Gutes, es sei denn, man tut es. Mit anderen, mit den Worten des noch zu schreibenden Drei-Autoren-Buches: Politik ist selbstverständlich immer die Politik des guten Lebens, es sei denn in jenen scharf umgrenzten, aber nach Gutdünken anwendbaren Ausnahmefällen, in denen das Gute zugunsten der Macht des Stärkeren nicht zu tun ist. Da wäre man mittendrin in Foucaults Folgeband der Gouvernementalität, in welchem sich nach Art eines umgekehrten Kästners die Geburt der Biopolitik vollzieht. In diesem Politikfeld läßt sich voller Poesie studieren, wie die Grenzen zur Sicherung des Guten nur deshalb errichtet werden, um sie hernach auf dem Wege des regulären Ausnahmezustands unterlaufen zu können. Hat Foucaultagambenfoot schon immer gesagt.

gey

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2004

Moral der Erdbeeren
Philippa Foot zeigt, warum man über Moral reden kann, ohne mit den Menschen leiden zu müssen
Ein schmales Buch, das es aber in sich hat, und dem man wünschen muss, dass es bewirkt, was die Autorin mit der deutschen Übersetzung beabsichtigt: „Ich hoffe, in einen stärkeren Austausch mit Studenten im deutschsprachigen Raum zu treten.” Die Verfasserin, emeritierte Philosophie-Professorin an der Universität von Kalifornien in Los Angeles, hält das angesichts der Entwicklung der Moralphilosophie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für dringend erforderlich.
Gegen die in dieser Zeit entwickelten Ansichten argumentiert sie: Man höre von amerikanischen ebenso wie von deutschen Studenten immer wieder, dass moralische Urteile subjektiv seien. „Es hatte sich eine logische Kluft aufgetan zwischen Tatsachen einerseits, wie z.B., daß jemand entführt, gefoltert oder getötet worden war, und der Einstellung, die jeder einzelne Sprecher bzw. jede beliebige Gruppe von Sprechern zufälligerweise zu diesen Vorkommnissen einnehmen könnte. Sofern auf Konsistenz geachtet wurde, konnten selbst moralische Urteile aufrechterhalten werden, die ganz offensichtlich anstößig waren.” Das kann aber nicht richtig sein. Gibt es denn diese von den Subjektivisten bezeichnete Kluft überhaupt? Philippa Foot meint, es gäbe sie nicht, und sie will uns zeigen, dass alle subjektivistischen Theorien auf einem Irrtum beruhen.
Subjektivisten meinen, dass zu der reinen Beschreibung, jemand sei misshandelt worden, die Einstellung oder das Gefühl hinzu kommen müsse, dass dies schlecht sei. „Aussagen über Tatsachen waren behauptbar, wenn ihre Wahrheitsbedingungen erfüllt waren, moralische Urteile dagegen fanden ihre Äußerungsbedingungen wesentlich in der subjektiven Verfassung des Sprechers.” Erst dann hätten wir es mit einer moralischen Aussage zu tun, meinen die Subjektivisten. Foot bestreitet das: „Es gibt meines Erachtens keine derartigen Bedingungen für moralisches Urteilen und daher auch nicht die vermeintliche Kluft.”
Warum nicht? Foot sagt, es gebe den Unterschied nicht, den die Subjektivisten meinen. Der Unterschied zwischen einer Tatsachenbehauptung und einer moralischen Aussage besteht in etwas anderem: Es gehöre zur moralischen Aussage im Gegensatz zu einer natürlichen Tatsachenfeststellung, dass sie zum Handeln auffordere. „Es gehört zum Begriff der Moral, daß der Gedanke, etwas sollte getan werden, einen Bezug zur Handlung hat, den wir nicht finden bei Gedanken wie ‚Die Erde ist rund’, ‚Erdbeeren sind süߒ.”
Moralische Aussagen gehören zur praktischen Vernunft, gehören mithin zur sozialen Realität. Moralische Regeln sind soziale Tatsachen im Gegensatz zu natürlichen Tatsachen. Sie können nicht formuliert und gedeutet werden, ohne den Bezug zum Sozialen. Dabei sind nach Foot die verschiedenen Sozietäten zu unterscheiden. Essentiell für das Zusammenleben ist für Vögel beispielsweise die Fähigkeit, Nester bauen zu können, für Wölfe die Fähigkeit zu jagen. Solche notwendigen Tatsachen sind im menschlichen Zusammenleben die Institution des Versprechens oder die Fairnessregel, die Wahrheit zu sagen oder zu helfen. Ohne diese wäre menschliches Zusammenleben nicht möglich. „Wir alle wissen genug, um sagen zu können: ‚Wie könnten wir ohne Gerechtigkeit klarkommen?’, ‚Wo kämen wir hin, wenn niemand einem anderen helfen würde?’ Wer darüber nachdenkt, wird einsehen, daß Menschen darauf angewiesen sind, daß Moral vermittelt und befolgt wird. Wir können ohne die Moral nicht auskommen.” Das menschliche Zusammenleben ist auf Moral und die Einhaltung moralischer Regeln genauso angewiesen, wie die Fauna auf die Fähigkeit, Nester zu bauen oder jagen zu können.
Wir können uns die moralischen Regeln, nach denen wir handeln, also nicht aussuchen oder Präferenzen setzen. Wir sind durch die im „common sense” enthaltenen Regeln manchmal zu Handlungen verpflichtet, die nicht in unserem Eigeninteresse liegen, ja, die zuweilen unserem Eigeninteresse zuwiderlaufen und zu deren Einhaltung wir uns bei freier Wahlmöglichkeit nicht umstandslos verpflichten würden.
Moralische Regeln haben die Funktion die sozialen Interaktionen möglich zu machen. Auf deren Einhaltung muss man sich verlassen können; man muss sich darauf verlassen können, dass Versprechen gehalten werden, dass dem Nachbarn geholfen wird, dass man die Wahrheit sagt. Man ist aus den genannten Gründen dazu auch dann verpflichtet, wenn dem unsere Gefühle oder Wünsche entgegenstehen. Damit hat Philippa Foot die Subjektivisten widerlegt. Es gibt objektive moralische Regeln, ist ihr Fazit.
Dennoch, so wird ihr entgegen gehalten, kann man häufig genug beobachten, dass gegen diese Regeln verstoßen wird. Darauf erwidert sie: „Diese trittbrettfahrenden Individuen einer Spezies, deren Mitglieder zusammenarbeiten, sind ebenso defekt wie diejenigen, die ein schadhaftes Gehör, Seh- oder Bewegungsvermögen haben.” Die Gründe, moralische Regeln nicht zu befolgen, können vielerlei sein, wie Unwissenheit, Willensschwäche oder Gewissen- oder Schamlosigkeit. Jemand kann gegen moralische Regeln genauso verstoßen wie gegen mathematische, wenn er sagt, dass zwei mal zwei fünf sei. Es ist also möglich, gegen beide Arten objektiver Regeln zu verstoßen.
Die Klarheit der Argumentation ist Foots Stärke, die es ermöglicht, sich mit ihr auseinander zu setzen. Das wiederum ist ein Kennzeichen ihrer wissenschaftlichen Redlichkeit. Man wünscht dem Buch weite Verbreitung, so dass Foots Anliegen, sich in die Debatte im deutschsprachigen Raum einzumischen, auf Resonanz stößt.
Philippa Foot
Die Natur des Guten
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 159 Seiten, 19,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Als "großen Lesegenuss" würdigt Rezensent Ludger Heidbrink dieses Buch von Philippa Foot über die "Natur des Guten". Es besteche durch eine "Genauigkeit der Wirklichkeitsbeobachtung" und eine "hohe Kunst der Differenzierung". Gleichwohl sieht er das Ziel des Buches, moralische Handeln als "Teil praktischer Rationalität" und die "natürliche Normativität" von ethischen Entscheidungen nachzuweisen, als "verfehlt". Foot gelinge es nicht, die Quelle unserer moralischen Auffassungen freizulegen und triftige Kriterien für praktische Entscheidungen zu benennen. Woher die natürlichen Normen, die unser Handeln leiten sollen, stammen, bleibt für Heidbrink "unklar". Er hält der Autorin vor, dass ihre Ausführungen letztlich in eine Art teleologischen Naturalismus samt eudämonistischer Strebensethik münden, der hinter den Stand der Modere zurückfalle. Mit ihrem aristotelischen Hegelianismus, der auf eine Identifikation des Guten mit dem Vernünftigen hinausläuft, will Heidbrink sich nicht beruhigen lassen. Am Ende bleibe Foot nur der Kompromiss einer rationalistischen Tugendmoral, die von der "natürlichen Güte" des Menschen ausgehen müsse, um die Moralität seines Handelns rechtfertigen zu können.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein schmales Buch, das es aber in sich hat.« Süddeutsche Zeitung 20221209