9,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Beaumont, Texas, Golfküste, 1973. Delpha Wade kommt nach vierzehn Jahren Knast anscheinend zufällig in die Kleinstadt und versucht, wieder Fuß im bürgerlichen Leben zu fassen. Mit viel Chuzpe und kreativer Energie ergattert sie sich die Stelle als Sekretärin bei dem jungen Privatdetektiv Tom Phelan, der nicht unbedingt die hellste Leuchte ist, aber hartnäckig und sympathisch. Das Duo stolpert bald über ein Komplott in der Ölindustrie, von der die Gegend wirtschaftlich dominiert wird, und bekommt es mit einem üblen Killer zu tun. Außerdem begegnet Delpha dem Mann wieder, der sie einst ins…mehr

Produktbeschreibung
Beaumont, Texas, Golfküste, 1973. Delpha Wade kommt nach vierzehn Jahren Knast anscheinend zufällig in die Kleinstadt und versucht, wieder Fuß im bürgerlichen Leben zu fassen. Mit viel Chuzpe und kreativer Energie ergattert sie sich die Stelle als Sekretärin bei dem jungen Privatdetektiv Tom Phelan, der nicht unbedingt die hellste Leuchte ist, aber hartnäckig und sympathisch.
Das Duo stolpert bald über ein Komplott in der Ölindustrie, von der die Gegend wirtschaftlich dominiert wird, und bekommt es mit einem üblen Killer zu tun. Außerdem begegnet Delpha dem Mann wieder, der sie einst ins Gefängnis gebracht hatte. Wird sie sich rächen? Ja, aber auf keinen Fall so, wie man denken mag ...
Autorenporträt
Lisa Sandlin, geboren in Beaumont, Texas, lehrte lange Zeit in Omaha, Nebraska, lebt und arbeitet heute in Santa Fe, New Mexico. Für ihre Kurzgeschichten genießt sie höchstes literarisches Renommee und wurde vielfach ausgezeichnet. Für ihren ersten Roman, Ein Job für Delpha (st 4779), erhielt sie den Shamus Award und den Hammett Award.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.11.2017

Sturmwolke
am Horizont
„Ein Job für Delpha“ von Lisa Sandlin
ist ein gelassener kleiner Roman
über Gerechtigkeit und Vergessen,
Hoffnung und Verzweiflung.
Und über das Abschiednehmen
VON FRITZ GÖTTLER
Der Himmel ist wieder frei über Delphas Kopf. „Delpha hatte sich Geduld verordnet. Um sich an die viele frische Luft zu gewöhnen, die Straßen, die immer weiter führten, Türen, die sich öffneten, öffneten, öffneten. Das konnte nicht alles auf einmal verdaut werden. Nur langsam. Sie musste sich daran gewöhnen, freien Himmel über dem Kopf zu haben. Sie würde sich daran gewöhnen, wie alle daran gewöhnt waren, frei zu sein, so dass es ihnen nicht einmal auffiel. Aber verordnen und tun waren zwei verschiedene Dinge.“
Delpha Wade ist gerade aus Gatesville freigekommen, dem Frauengefängnis, „vorsätzliche Tötung“, vierzehn Jahre. Ihr Denken und Fühlen und Handeln sind immer noch davon bestimmt. Als Minderjährige wurde sie geschlagen, mit einem Messer angegriffen, vergewaltigt, von zwei Männern, Vater und Sohn. Plötzlich hatte sie das Messer in ihrer Hand, sie hat den Sohn getötet. Der Vater kam davon. „The Do-Right“ heißt der Roman im Original, das ist ein Slang-Ausdruck für den Knast.
Dies ist ein ruhiger kleiner Integrations-, ein Reintegrationsroman. Zurück in eine Gesellschaft, von der man nicht wirklich weiß, ob da noch ein Platz für einen zu finden ist. Ein Außenseiterroman. Durch Zufall, ein bisschen Glück und einen Druck ausübenden Bewährungshelfer kriegt Delpha einen Job, bei einem Mann, der eben als Detektiv anfängt. Tom Phelan, Vietnamveteran, auch er hat sein Trauma, bei der Arbeit auf einer Bohrinsel hat er zwei Zentimeter seines Mittelfingers eingebüßt. Delpha wird Sekretärin. „Er konnte den Blick nicht von diesen Augen lösen. Keine Hoffnung, keine Verzweiflung. Nur eine Sturmwolke am fernen blauen Horizont.“ Es ist das Jahr 1973, in Beaumont, Texas.
Lisa Sandlin wurde geboren in dieser Stadt, sie wuchs auf unter den Bohrtürmen am Golf von Mexiko, inzwischen lehrt sie in Nebraska. Bislang hat sie Erzählungen geschrieben, „Ein Job für Delpha“ ist ihr erster Roman. Man lernt darin, wie das geht mit einem Ermittler-Start-up, wie man eine Akte anlegt oder was alles auf eine Rechnung nach erledigter Arbeit draufkommen muss, an Spesen. Die ersten Fälle sind von enervierender Belanglosigkeit, manchmal komisch, manchmal eher böse. Ein verschwundener Junge , der sich offenkundig in finstere Geschäfte verstrickt hat. Ein Köter, der die ganze Nachbarschaft gegen sich aufbringt und angeblich Mordabsichten erregt. Ein Familienstreit, in der eine Beinprothese als Geisel benutzt wird. Schließlich auch: die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung, die dubios manipuliert und verschoben werden. Irgendwann kommt auch Delphas Vergangenheit zurück, der Vater, der seinen Sohn damals im Stich gelassen hat.
Delpha kommt im kleinen Hotel von Calinda Blanchard unter, „die am allerletzten Morgen des neunzehnten Jahrhunderts geboren worden war“. Zeit spielt eine wichtige Rolle in dem Roman, für seine Figuren, ihren Rhythmus. Die älteren Bewohner des Hotels, Mrs. Bibbo oder Mr. Nystrom, haben kein Verlangen mehr, ins Leben zurückzukehren. Mit Neugier verfolgen sie die wilden, verrückten Nachrichten vom Watergate-Skandal.
Die Sekretärin spielt immer wieder eine wichtige Rolle im Kriminalroman, am berühmtesten ist vielleicht Della Street, viele Jahre lang zuverlässig an der Seite des legendären Perry Mason, in den Romanen von Erle Stanley Gardner. Wie man alles richtig macht, in einem neuen Job und im Leben, zeigt Delpha ihrem neuen Chef, mit traumwandlerischer Sicherheit, und dann auch einem Jungen, den sie in einem Bus trifft, mit dem sie schläft und der sein Leben verbringen will mit ihr, und dann seiner Mutter, die gern möchte, dass er von ihr loskommt und in Harvard studiert. Die Südstaaten-Melancholie kommt, nicht nur in diesem Roman, aus einem unerschütterlichen Pragmatismus. Die Mutter schlägt Delpha einen Deal vor, sie ist bereit, ihr Gerechtigkeit zu verschaffen.
Ziemlich schnell hat Delpha noch einen zweiten Job, für ihre Wirtin Calinda sorgt sie jeden Abend für deren Tante Jessie, die hundert Jahre alt ist und bald sterben wird. Als Delpha merkt, dass die Stunde gekommen ist – „Das heisere Keuchen ging weiter. Es klang mühsam. Der Weg mochte kurz sein, aber er war steinig und es gab nur den einen Weg“ –, ruft sie Calinda an, damit diese die Tante noch einmal lebend sehen kann. Calinda braucht ein wenig länger, bis sie kommt, sie hat ein wenig roten Lippenstift aufgetragen und Perlenstecker an den Ohren, sie wollte nicht nach Küche riechen, wo sie immer arbeitet, nach Schweinebraten mit Soße, wenn sie Tante Jessie noch einmal umarmt. Natürlich ist dabei wohl auch Vererbtes im Spiel, von Tiffany, aber dieses Sterben ist, dem Genre absolut konträr, von großer Würde und Gelassenheit. Calinda nimmt die Tante in den Arm, sie singt „Amazing Grace“ und andere Lieder, und dann singt sie auch „From this valley, they say, you are leaving. I will miss your bright eyes and sweet smile …“
Lisa Sandlin: Ein Job für Delpha. Kriminalroman. Aus dem Englischen von Andrea Stumpf. Suhrkamp Verlag, Berlin 2017. 354 Seiten, 9,95 Euro. E-Book 9,99 Euro.
Eine Mutter
schlägt Delpha
einen Deal vor,
diese soll
ihren
Sohn gehen
lassen. Dafür will
die Mutter Delpha
Gerechtigkeit
verschaffen
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2017

Im Land der Ölbarone
Bei Lisa Sandlin ist der Detektiv nichts ohne Sekretärin

1973. Washington wird vom Watergate-Skandal erschüttert. Im südöstlichen Texas, in Beaumont, einer Stadt der Ölindustrie, treffen sich an einer Lebenswegekreuzung Tom Phelan und Delpha Wade. Er ist Vietnam-Veteran, hat auf den Bohrinseln im Golf von Mexiko gearbeitet, wo er einen Finger verlor. Nun macht er sich als Privatdetektiv selbständig. Unerfahren, nicht ganz planvoll vorgehend, aber charmant und im Grunde ein guter Kerl. Dass er weiter oben im Polizeiapparat einen Onkel (nie sind es Tanten!) hat, hilft bei seiner Entscheidung. Ein Freund aus Militärzeiten, jetzt Bewährungshelfer, bittet ihn, Delpha Wade eine Chance zu geben. Schließlich brauche er doch eine Sekretärin.

Delpha ist zweiunddreißig Jahre jung, vierzehn Jahre ihres Lebens hat sie wegen Totschlags im Gatesville Women's Prison verbracht. Die 2014 erschienene Originalausgabe verwendet das umgangssprachlich gebräuchliche Wort für Gefängnis als Titel - "The Do-Right". Als Siebzehnjährige wurde Delpha von einem Duo aus Vater und Sohn vergewaltigt, den Sohn tötete sie mit einem Messer, der Vater flüchtete. Sie wird ihm im Lauf des Romans wiederbegegnen, und er wird sie nicht erkennen.

Einstweilen wohnt Delpha in einem abgewrackten Hotel und beginnt eine Affäre mit einem Collegestudenten. Sie ist smart und lebenshungrig, bei Phelan Investigations zeigt sie schnell ihre Talente. Die ersten Aufträge der Detektei sind Üblichkeiten, aber schon lange war man als Leser nicht mehr Gast in einem so souverän an die großen Zeiten der Private-Eye-Romane anknüpfenden Büro. Das kann den heute handelsüblichen Aufkleber "Noir" - mittlerweile so inflationär wie Bio-Etiketten auf Lebensmitteln - nicht verhindern.

Lisa Sandlin aber gelingt eine innovative Interpretation des Genres, in dem sie eine Sekretärin zur eigentlichen Hauptfigur macht. Die Autorin stammt aus Beaumont, wo ihr Vater in der Ölindustrie tätig war. Heute lebt sie in Santa Fe, New Mexico, wo sie Schreiben unterrichtet. "Ein Job für Delpha" ist ihr Krimi-Debüt, das sie im Alter von vierundsechzig Jahren ablieferte; zuvor war sie mit Kurzgeschichten hervorgetreten. Sandlin hat ein Händchen für Dialoge, aber auch für Atmosphäre, hier bei einem Ausflug ans Meer: "Das Land gab sie aus seiner Umklammerung frei, es wich einem blauen Saum links und rechts, weiter als ihre Augen reichten. Es war unmöglich, das alles auf einmal zu erfassen, tief genug einzuatmen. Überwältigt brach alles in Delpha auf, weitete sich unendlich, als sie den Horizont und dessen salzigen Atem aufnahm. Es war nicht lang her, da wollte sie Zimmer 221 im New Rosemont Hotel sein. Jetzt sah sie den lebendigen, unermesslichen Ozean, hörte ihn, roch ihn, und wusste, dass sie nicht mehr so leicht in das Zimmer passen würde."

Die ersten Fälle: ein verschwundener Junge, ein vergifteter Hund und ein Beinamputierter, dessen Schwester seine Prothese als Geisel genommen hat. Dann kommt der Klassiker: Eine gehörnte Ehefrau, die Bilder von ihrem betrügerischen Ehemann bestellt. Nach Ablieferung des Beweismaterials stellt sich heraus, dass die Auftraggeberin gar nicht mit dem Mann verheiratet ist. Erst nach der Hälfte des Buches schliddert die Story von da an auf einen großen Fall zu. Es geht um viel Geld, um Industriespionage und um einen Serienkiller, der es auf Jungs abgesehen hat. Ein Erzählstrang widmet sich Phelans Ermittlungen, der andere folgt den Spuren Delpha Wades.

Der Verlag war gut beraten, die Übersetzung in die bewährten Hände von Andrea Stumpf zu legen: Sie hat das Gespür für Nuancen, das bei ambitionierter Prosa vonnöten ist. Es hilft freilich auch der große Magen, den viele Krimileser haben, weil Sandlin in puncto Schlüssigkeit des Plots Kommissar Zufall viel Spielraum gewährt. Manches Puzzleteil passt da allzu leicht zum nächsten. Aber die Figuren sind stimmig und ausbaufähig. Wie das gelingt, wird die Fortsetzung zeigen, an der Lisa Sandlin bereits schreibt.

HANNES HINTERMEIER

Lisa Sandlin: "Ein Job für Delpha". Kriminalroman.

Aus dem Englischen

von Andrea Stumpf. Suhrkamp Verlag, Berlin 2017. 350 S., br., 9,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
»Sandlin hat ein Händchen für Dialoge, aber auch für Atmosphäre ...« Hannes Hintermeier Frankfurter Allgemeine Zeitung 20171002