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Aurora del Valle, aufgewachsen im pompösen Haus ihrer Großmutter, hat eine bewegte Kindheit und Jugend zwischen dem Europa der Belle Époque, Kalifornien und Chile hinter sich. Je mehr sie aber von der Welt kennenlernt, umso deutlicher wächst in ihr das Bedürfnis, aus eigener Kraft zu leben. Eine Kamera, die sie als Kind geschenkt bekommt, wird ihr zum Mittel der Suche nach ihrer persönlichen Wahrheit. Als sie auf einem Foto, das sie selbst gemacht hat, mit dem Verrat des Mannes konfrontiert wird, den sie liebt, entschließt sie sich, das Geheimnis ihrer Vergangenheit zu erforschen.

Produktbeschreibung
Aurora del Valle, aufgewachsen im pompösen Haus ihrer Großmutter, hat eine bewegte Kindheit und Jugend zwischen dem Europa der Belle Époque, Kalifornien und Chile hinter sich. Je mehr sie aber von der Welt kennenlernt, umso deutlicher wächst in ihr das Bedürfnis, aus eigener Kraft zu leben. Eine Kamera, die sie als Kind geschenkt bekommt, wird ihr zum Mittel der Suche nach ihrer persönlichen Wahrheit. Als sie auf einem Foto, das sie selbst gemacht hat, mit dem Verrat des Mannes konfrontiert wird, den sie liebt, entschließt sie sich, das Geheimnis ihrer Vergangenheit zu erforschen.
Autorenporträt
Isabel Allende, geboren 1942 in Lima, ist eine der weltweit beliebtesten Autorinnen. Ihre Bücher haben sich millionenfach verkauft und sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt worden. 2018 wurde sie - und damit erstmals jemand aus der spanischsprachigen Welt - für ihr Lebenswerk mit der National Book Award Medal for Distinguished Contribution to American Letters ausgezeichnet. Isabel Allendes gesamtes Werk ist im Suhrkamp Verlag erschienen.
Rezensionen
Eine junge Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln

In Porträt in Sepia erzählt die chilenische Erfolgsautorin Isabel Allende, die Geschichte einer jungen Frau, die entschlossen ist, das Geheimnis ihrer frühen Vergangenheit zu lösen, an die sie sich nicht erinnern kann.
"Es gibt kein Licht ohne Schatten, wie es kein Glück ohne Schmerz gibt." Diese Erfahrung muss Aurora del Valle immer wieder machen, bevor sie nach und nach die Puzzleteile ihrer ersten fünf Lebensjahre, die in tiefes Dunkel getaucht scheinen, zusammenfügen kann. Die Fotografie wird für Aurora del Valle der Schlüssel zu ihrer eigenen Vergangenheit, in die tiefen Schichten ihres Bewusstseins. Mit ihrer Hilfe versucht sie, mehr Licht in dieses Dunkel zu werfen und die Wirrnis ihrer Vergangenheit aufzuräumen; gleichzeitig aber auch gegenwärtige Momente festzuhalten, die vergängliche Beschaffenheit ihrer Existenz zu besiegen und für sich zu verarbeiten.
So offenbart sich dem Leser Seite für Seite die tragische Lebensgeschichte Auroras und die ihrer Vorfahren.
Porträt in Sepia ist die ergreifende Geschichte einer jungen Frau auf der Suche nach ihrer Herkunft und ihrer Identität, gleichzeitig aber auch eine Familienchronik mit vielen historischen Bezügen. Ein sehr mitreißender und fesselnder Roman.
(Wibke Garbarukow)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2002

Armer, ehrenwerter Vetter Severo
Isabel Allende kennt den Weg zwischen Großmutter und Ehemann

In der eindrucksvollen Riege internationaler Autoren des Suhrkamp Verlags ist Isabel Allende nicht gerade ein Schmuckstück - in der Jahresbilanz aber durchaus. Es gibt Kollegen, bei denen es sich umgekehrt verhält, und beides soll und darf ja in einer verlegerischen Mischkalkulation auch so sein. "Porträt in Sepia", der neunte in Deutschland erschienene Titel der Chilenin, dümpelt allerdings auf der Bestsellerliste eher hinten, auf den zweistelligen Plätzen, herum. Das liegt nicht nur am Harry-Potter-Quartett, das derzeit nur ganz ausgewählten Titeln den Zugang zur Spitze gestattet, sondern vor allem an Ermüdung: der Leser, vielleicht auch der Autorin.

Lange Zeit fühlte sich ein breites Publikum gut bedient von dieser kommoden und soften Variante lateinamerikanischer Moderne: Isabel Allende gab den weiblichen García Márquez, ohne erzählerisches Risiko, ohne Kraft, Atem und Furor des Nobelpreisträgers, ohne seine Härten und Ansprüche. Was sie bot, war sozusagen literarischer Kuschelsex. Das ist auch wörtlich zu nehmen: Die häufigen erotischen Passagen in ihren Büchern schlingern stets zwischen wabernden Beschwörungen von kosmischen Dimensionen und einer wunderlich verquälten Umständlichkeit hin und her (auch im neuen Roman wird wieder "im biblischen Sinne erkannt"). Hat ihr beim Publikum etwa die pfeilgerade Pornographie einer Catherine Millet den Rang abgelaufen? Nicht unbedingt; vielmehr geht es etlichen Lesern wohl so wie jenen Gewohnheitsurlaubern, die nach einem halben Dutzend Ferienaufenthalten in derselben Pension am Wörther- oder Gardasee doch endlich einmal etwas anderes sehen wollen. Isabel Allende bleibt sich treu, wie ein Gasthof, der unter jährlich wechselnden Namen stets dasselbe Gericht auftischt.

Diesmal also "Porträt in Sepia". Der Roman schreibt den vorausgehenden ("Fortunas Tochter") fort, ohne seine Lektüre vorauszusetzen, denn freundlicherweise faßt die Autorin die Geschichte der Eliza Sommers noch einmal zusammen, die als Großmutter der neuen Heldin Aurora hier eine Nebenrolle spielt. Immer noch sind wir im neunzehnten Jahrhundert, in Kalifornien und in Chile, gelegentlich auch kurz in England, immer natürlich im großbürgerlichen Milieu, das die Aufzählung üppiger Kleidungs- und Ausstattungsstücke ermöglicht, etwa eines monumentalen Bettes, das von Florenz aus per Schiff um den amerikanischen Kontinent herum transportiert wird bis nach San Francisco und dann im Triumphzug zum Haus von Paulina del Valle, der anderen Großmutter Auroras, einer Gestalt, die sich Isabel Allende als Pracht- und Vollblutweib vorgestellt hat.

Paulina ist dick, reich und dominant, eine Geschäftsfrau und Matriarchin, sie bekommt immer, was sie will, und gibt es nie wieder her, weder Geld noch Menschen. Auch nicht ihre Enkelin, die sie dadurch an sich bindet, daß sie sie lange über ihre Herkunft im Ungewissen läßt. Auroras Vater, ein drogensüchtiger, später syphilitischer Décadent, hat ihre Mutter nämlich erst geschwängert und dann sitzenlassen; in die Bresche springt der ehrenwerte Vetter Severo, der von seiner Frau aber nichts hat, weil die erst hochschwanger ist und dann im Kindbett stirbt. Sterben will auch der untröstliche Witwer, weshalb er in den Krieg zieht und seine Stieftochter erst dem einen, dann dem anderen Großelternpaar überläßt.

Das alles muß man allerdings weder wissen noch sich merken, weil die Autorin zwar einerseits ein Geheimnis und Gewese daraus macht, den Leser aber alle naslang wieder darauf stößt, welch seltsame Wege das "Schicksal" doch für ihre Helden gebahnt hat (dabei ist die Wegebahnerin doch bloß sie selber). Denselben Leser führt sie noch an allerhand schreckliche und pittoreske Orte - unter anderem eine Opiumhöhle, ein Kinderbordell, ein Schlachtfeld und einen Folterkeller -, beschreibt eine Amputation ohne Betäubung und diverse Geschlechtsakte (dito) und unterrichtet ihn beiläufig in chilenischer Geschichte im neunzehnten Jahrhundert, mit Akzent auf dem Salpeterkrieg (gegen Peru und Bolivien) und dem Bürgerkrieg (des Präsidenten Balmaceda gegen eine sympathische Opposition, die den Kampf hundert Jahre später und einige Allende-Bücher früher nahtlos gegen das Pinochet-Regime fortsetzen kann).

Eine folkloristische Familiensaga also, umgeben von exotischer Historie und entsprechenden Landschaften; die unaufhörlich auf- und abtretenden Clanmitglieder, die man, kaum kennengelernt, schon vergessen hat, vermitteln das beruhigende Gefühl, es werde alles immer schon irgendwie weitergehen. Die Ich-Erzählerin Aurora ist von der Autorin mit wenig Persönlichkeit ausgestattet worden, dafür aber mit der Lizenz zum Schwadronieren. Sie gleicht den anderen "rebellischen" Frauenfiguren Isabel Allendes aufs Haar und sucht, wie es sich gehört, ihren eigenen Weg zwischen Großmutter und Ehemann, Rollenzwang und Glücksanspruch, Familienbanden und künstlerischem Ehrgeiz. Sie findet diesen Weg - wo sonst? - jenseits der Konventionen und schließlich auch das Geheimnis ihrer Herkunft, aber das hatten wir schon verstanden.

Von Ermüdung war schon die Rede. Diese betrifft auch die Autorin, dem unbeirrbar über Hunderte von Seiten dahinströmenden Erzählsound zum Trotz. Sie zeigt sich in dramaturgischer Erschlaffung, vor allem gegen Ende des Romans, in wichtigtuerischen Fingerzeigen auf Späteres und Früheres, in mangelndem Gespür für Tempo und Timing, in ungeschicktem Hantieren mit Vorder- und Hintergrund, Detail und Totale, in mangelnder Selbstbeherrschung gegenüber den Versuchungen von Kitsch und Kolportage. Selbst den Anforderungen gepflegter Unterhaltung genügt Isabel Allende mit diesem Roman nur unzureichend.

MARTIN EBEL.

Isabel Allende: "Porträt in Sepia". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Lieselotte Kolanoske. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001. 464 S., geb., 25,80 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Martin Ebel reicht's beziehungsweise reicht's schon lange nicht mehr: Nun ist Isabel Allende endgültig zu seicht geworden. Ihr neuester Roman könne selbst den Anforderungen "gepflegter Unterhaltung" nicht gerecht werden, befindet der gereizte Rezensent. Ein Fan ihrer vorhergegangenen acht Romane ist Ebel nie gewesen; er beschreibt die übliche Rezeptur ihrer Romane: unkonventionelle bürgerliche Heldin, umgeben von exotischer Historie, mal pittoresken, mal schrecklichen Orten (von Ehebett bis Folterkammer), einer riesigen personalen Entourage, die man sich kaum merken kann. Allende gleiche einem "Gasthof, der unter jährlich wechselnden Namen stets das gleiche Gericht auftischt", schreibt Ebel böse. Nominell sei "Porträt in Sepia" die Fortsetzung von "Fortunas Tochter", was man aber nicht gelesen haben müsse, da die Autorin selbst die Geschichte des Vorgängerromans noch einmal zusammenfasse. Dann folge die immer gleiche Rezeptur, aber diesmal müde zusammengepanscht, spricht es aus der wund gelesenen Seele des Rezensenten; Tempo und Timing seien schlecht, der Hang zum Kitsch doller geworden, das Buch voller wichtigtuerischer Selbstbezüglichkeiten: Kein Wunder, dass das Buch auf den Bestsellerlisten hinten rangiere.

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