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Nach sieben Jahren, in denen er neben einem Essayband über jüdische Leit- und Leidensmotive seinen zweiten großen Roman, Der Kalte (2013), publizierte, kehrt Robert Schindel mit einem lyrischen Buch zurück in seine "Herzzone": Liebesgedichte, poetologische und sprachreflexive Gedichte, Existenzialgedichte, Naturgedichte. Scharlachnatter (eine Wortfindung aus Oscar Wildes Salome) versammelt sowohl ausgreifende Poeme von großem Atem wie gnomisch verdichtete Verse. Es sind Zungengeburten, kunstvoll zur Welt gebracht und von zwiegeschlechtlichem Wesen: erotisch-musikalisch und durchsetzt von…mehr

Produktbeschreibung
Nach sieben Jahren, in denen er neben einem Essayband über jüdische Leit- und Leidensmotive seinen zweiten großen Roman, Der Kalte (2013), publizierte, kehrt Robert Schindel mit einem lyrischen Buch zurück in seine "Herzzone": Liebesgedichte, poetologische und sprachreflexive Gedichte, Existenzialgedichte, Naturgedichte. Scharlachnatter (eine Wortfindung aus Oscar Wildes Salome) versammelt sowohl ausgreifende Poeme von großem Atem wie gnomisch verdichtete Verse. Es sind Zungengeburten, kunstvoll zur Welt gebracht und von zwiegeschlechtlichem Wesen: erotisch-musikalisch und durchsetzt von bitterer Lebenslust, geistesgegenwärtig und doch gedankenvoll, müde und schlaflos, hinhörend und stürmisch, bewölkt und immer auch sonnenklar - um nur einige der Gegensätze zu nennen, zwischen denen der Dichter ruhelos und rühmend seine Bahnen zieht, bis vielleicht nur noch das "Echo eines Trillers" vernehmbar ist. Eines allerdings mag diese Dichtung so ganz und gar nicht: den allgemeinen Wortgebrauch. Lieber und stets sucht sie "das Wort in welchem was sei".
Autorenporträt
Schindel, RobertRobert Schindel, geboren 1944 in Bad Hall bei Linz, ist Lyriker, Autor, Regisseur. Die Zeit des Nationalsozialismus überlebte er als Kind jüdischer Kommunisten in Wien. Er war Wortführer der radikalen Studentenbewegung Kommune Wien und Mitbegründer der Gruppe Hundsblume. 2009 wurde er als Professor an die Wiener Universität für angewandte Kunst berufen. Ausgezeichnet wurde er u.a. mit dem Erich-Fried-Preis (1993), dem Eduard-Mörike-Preis (2000), dem Preis der Stadt Wien für Literatur (2003), dem Jakob-Wassermann-Literaturpreis (2007) und dem Heinrich-Mann-Preis (2014). Werke u.a. Gebürtig. Roman (1992), Mein liebster Feind. Essays, Reden, Miniaturen (2004), Fremd bei mir selbst. Die Gedichte (2004), Mein mausklickendes Saeculum. Gedichte (2008), Man ist viel zu früh jung. Essays und Reden (2011), Der Kalte. Roman (2013).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.03.2016

Beil im Nacken
Robert Schindels neuer
Gedichtband „Scharlachnatter“
Es ist Salome, die bei Oscar Wilde, Jochanaans Kopf betrachtend, sagt: „ Deine Zunge, sie spricht kein Wort, Jochanaan, diese Scharlachnatter, die ihren Geifer gegen mich spie . . . Wie kommt es, dass die rote Natter sich nicht mehr rührt?“ Die ungiftige Scharlachnatter lebt nicht nur im Südosten der USA, sondern symbolbeladen auch in der Literatur und gibt nun Robert Schindels neuem Gedichtband, mit dem sich der österreichische Autor nach seinem großen Wien-Roman „Der Kalte“ wieder der Lyrik zugewandt hat, den Titel.
  In „Scharlachnatter“ präsentiert Schindel ein Deutsch in barocker Fülle, Wort für Wort, in Wortmonstern auch, eine Sprache, die sich in Neubildungen erweitert statt verkürzt, bis sie sich bisweilen in einer Art Selbstgespräch vom Leser entfernt. Dort, wo das Titeltier auftaucht, stürzt ein „Wir“ wie ein Chor auf den Leser zu: „ . . .wir mit der Scharlachnatter im Maul wollen dir den Kopf abhauen und die Natter dir zwischen die Lippen stecken, um hernach deine Botschaften nachzureden Jochanaan.“ Man kann das Positive, das Ungiftige der Natternzunge auch negativ als Folgenlosigkeit ihrer Reden verstehen, als Leere der Prophezeiungen. Auch davon redet der Text.
  Schindel will die Sprache verdichten, was sie gelegentlich hermetisch werden lässt. Es geht ihm hier nicht mehr so sehr um das Leiden an Österreichs Vergangenheit, um die Prägung seiner Biografie durch den Nationalsozialismus, sondern um Krankheit, um Alter, um Liebe, auch wenn man manche beiläufige Formulierungen auch politisch lesen könnte: „Rechts ist der Henkel längst herausgewachsen, in den sich immer wer einhängt.“ Was bleibt sind so „Sächelchen“ wie „Brot und Wein, Apfel und Ei, Tod und Teufel, Mir nichts dir nichts.“ Es sind Wörter wie „Erschossenheit“, vor denen man aufschreckt oder Sätze wie: „Mit dem Beil im Nacken nähert sich der Abend.“
  Aber es sind keineswegs nur Gedichte, die die Finsternis der Existenz ausloten, es gibt auch ein Rondo über „Herzschatten“, an dessen Ende es heißt: „Da sitzt sie . . . Ich lächel sie an und bin freundlich und bitter und sag ihr lass uns hoffnungslos sein. Sie steht auf um den Tisch und lässt sich darauf ein.“ Eine kleine Romanze, in der sich Bitterkeit und Lebenslust zusammenfinden. Nicht an der Wahrheit vorbeileben und eine Sprache finden, die ihr Ausdruck verleiht, die sich in sich selbst verbohrt, bis dahin, wo das Schweigen beginnt.
  „Scharlachnatter“ ist ein kleines, sehr beachtenswertes Buch, das mehr über die Sprache erzählt als über die Geschichten, die sich in ihr verrätseln. Worthaufen, unter denen sich unsere Verhältnisse bemerkbar machen, als hätte die Schöpfung mit dem Satz begegnen: Am Anfang war das Wort.
HELMUT SCHÖDEL
Robert Schindel: Scharlachnatter. Gedichte. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015. 100 Seiten, 20,95 Euro. E-Book 17,99 Euro.
Es geht um die Sprache, in der
die Geschichten sich verrätseln
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Helmut Schödel hat sich gern von Robert Schindels "Scharlachnatter" verführen lassen. Der neue Lyrikband des österreichischen Schriftstellers besticht vor allem durch Schindels ganz eigene Sprache, die bisweilen "barocke Wortmonster" gebiert, sich stets erweitert und sich gelegentlich in beinahe hermetischen Selbstgesprächen vom Leser entfernt, erklärt der Kritiker. So taucht Schödel ein in Schindels "Worthaufen", in denen es weniger um das Leiden an Österreichs Vergangenheit oder Schindels Erleben des Nationalsozialismus geht, sondern vielmehr Themen wie Krankheit, Alter und Liebe lyrisch verdichtet werden. Ein sehr lesenswerter kleiner Band, in dem der Dichter stets den Bezug zu den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen behält, schließt der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Man muss sich diesem Strom der Silben und Gedanken schlichtweg hingeben, den immerzu Bewegung und Vitalität durchdringt ... Indem Schindel zumeist mit Spannungen operiert, hält er die Gattung Lyrik auf einem energetischen Optimum.« Björn Hayer Neue Zürcher Zeitung 20151024