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Mit seiner Lyrik unternimmt Alexander Nitzberg nicht weniger als die Begründung eines neuen Genres: der Interstellardichtung. Ein Ich greift buchstäblich nach den Sternen, bis es sie in seinem Wahn verschluckt. Pochend, pulsierend findet es sie wieder, in einer neuen Konstellation, in sich selbst. Nitzberg zündet Farb- und Klangtriebwerke und schießt unsere Sprachsatelliten in neue Umlaufbahnen: kosmisch, magisch, virtuos.

Produktbeschreibung
Mit seiner Lyrik unternimmt Alexander Nitzberg nicht weniger als die Begründung eines neuen Genres: der Interstellardichtung. Ein Ich greift buchstäblich nach den Sternen, bis es sie in seinem Wahn verschluckt. Pochend, pulsierend findet es sie wieder, in einer neuen Konstellation, in sich selbst. Nitzberg zündet Farb- und Klangtriebwerke und schießt unsere Sprachsatelliten in neue Umlaufbahnen: kosmisch, magisch, virtuos.
Autorenporträt
Nitzberg, AlexanderAlexander Nitzberg, geboren 1969 in Moskau, lebt als freier Schriftsteller und Übersetzer aus dem Russischen (u. a. Charms, Majakowski und Puschkin) in Wien. Für seine Arbeiten wurde er vielfach ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2012

Köchelverzeichnis der Lyrik
Alexander Nitzberg spielt virtuos auf dem Farbenklavier

Alexander Nitzberg, der heute in Wien lebt, ist nicht nur in Moskau geboren (im Jahr 1969) und hat aus dem Russischen übersetzt (nämlich Charms, Majakowski und Puschkin), er hat auch die Allüren eines russischen Dichters: Er ist ein Reimvirtuose und ausgepichter Rezitator der eigenen Poesien. Er traute sich in seinem "Lyrik-Baukasten" aus dem Jahr 2005 sogar zu, Dilettanten das Dichten beizubringen.

An Witz und Selbstgefühl fehlt es ihm nicht, was schon die Titel seiner früheren Bände bezeugen: "Getrocknete Ohren" (1996), "Im Anfang war mein Wort" (1998), "Na also! sprach Zarathustra" (2000). Gleichwohl hat der Lyriker Alexander Nitzberg bisher nicht die Resonanz gehabt, die der lyrische Mainstream anderen Autoren seiner Generation zutrug. Vielleicht bringt ihm - neues Spiel, neues Glück! - sein neuer Verlag (Suhrkamp) mehr Fortune.

Alexander Nitzberg, der Artist, setzt sein Spiel auf Risiko. Man möchte sein "Farbenklavier" ein Sprach-, ja ein Reimklavier nennen. Es ist auf riskante Reim- und Halbreimklänge gestimmt, wie sie die russischen Poeten von alters her lieben. Da reimt sich "Barsoi" auf "Gebräu", "clamavi" auf "nah wie", "thron ich" auf "zitronig" oder "Gleichnis" auf "Köchelverzeichnis". Kein Zweifel: Nicht der Gedanke erzeugt den Reim, sondern der Reim den Gedanken. Die lyrische Substanz entsteht aus den Klängen, die eine sensible und gewitzte Hand auf dem Sprachklavier erzeugt.

Gut. Das haben auch andere, nicht minder gewitzte Poeten getan - etwa jener Dichter, der seine Zivilisationskritik in die trunkene Flut seiner Reime und Rhythmen tauchte. Kein Zweifel: Bei Alexander Nitzberg gibt es einen unüberhörbaren Gottfried-Benn-Sound als Generalbass. Hinzu kommt, dass Alexander Nitzberg das artistische Moment dadurch betont, dass er die meisten Gedichte in eine einzige Form gießt, in eine schmale vierzeilige Reimstrophe mit verkürztem Schluss. Die geht etwa so: "Sterne: zu Licht erstarrtes / Tönen am Firmament. Das silberne Horn Astartes / schallt permanent." Da schallt die Glocke Big Benns - häufig, wenn auch zum Glück nicht permanent.

Doch Alexander Nitzberg moduliert diesen Sound immer auch ins Ironische. Er titelt seine "Ironies" englisch und endet seinen Götterhohn mit einem modischen Accessoire: "eine Seidenkrawatte / Wenigstens chic!" Schreibt er eine "(Messe noire)", so setzt er sie eben in Klammern, und sein Ruf aus der Tiefe endet augenzwinkernd blasphemisch. Dem Dichter ist eines klar: "Man kommt nur mit leichten Tönen / gegen den Himmel an." Alexander Nitzberg thematisiert das Metaphysische erstaunlich oft, lässt aber offen, wie ernst er es meint. Doch er langweilt uns keinen Moment.

Deutlich und offenkundig ist Alexander Nitzbergs Faible für die Musik. Vor allem für die Musik Alexander Skrjabins, dessen von Sendungsbewusstsein durchdrungene kosmische Phantasiewelt ihn fasziniert. Nitzberg bringt als Hommage ein Gedicht von Ariadna Skrjabin in seiner deutschen Version, und eines der eigenen Skrjabin-Gedichte versucht die folgende Summe: ",Es gibt keinen Gott, weil ich da bin.' / Lilien und Prométhée. / Weltuntergänge. Skrjabin. / Zum Fünfuhr-Tee." Zu diesem Tee reiche man Alexander Nitzbergs Gedichte, in kleinen Dosen.

HARALD HARTUNG

Alexander Nitzberg: "Farbenklavier". Gedichte.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 77 S., geb., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hingerissen ist Harald Hartung von Alexander Nitzbergs Gedichtband "Farbenklavier". Er attestiert dem Lyriker Witz, Sensibilität und Artistik. Die Anklänge an Gottfried Benn, die gleichsam als "Generalbass" zu hören sind, wirken auf ihn immer ein wenig ironisch gebrochen. Auch die häufigen Anspielungen auf das Metaphysische scheinen ihm nicht so ganz ernst gemeint. Die Gedichte überzeugen seines Erachtens durch ihre Leichtigkeit und ihren musikalischen Klang. Langweile kommt nach Hartung nie auf. Das Fazit des Rezensenten: Hier spielt einer "virtuos auf dem Farbenklavier".

© Perlentaucher Medien GmbH