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Das von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste als Hörspiel des Jahres prämierte Stück von Werner Fritsch ist der Monolog einer Frau, die entweder die übriggebliebene Gattin ihres Hermann ist oder eine Frau, die glaubt, diese zu sein: auf jeden Fall der Monolog einer Schauspielerin. Alles, was sie erzählt, ist so gräßlich harmlos, daß sich die lachenden Zuhörer entsetzen. Emmy, die ihre Schauspielerkarriere der Repräsentation im Zentrum der Macht geopfert hat, spricht nicht nur mit Hermann, Adolf und Gustaf, sondern auch als Hermann, Adolf und Gustaf.

Produktbeschreibung
Das von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste als Hörspiel des Jahres prämierte Stück von Werner Fritsch ist der Monolog einer Frau, die entweder die übriggebliebene Gattin ihres Hermann ist oder eine Frau, die glaubt, diese zu sein: auf jeden Fall der Monolog einer Schauspielerin. Alles, was sie erzählt, ist so gräßlich harmlos, daß sich die lachenden Zuhörer entsetzen. Emmy, die ihre Schauspielerkarriere der Repräsentation im Zentrum der Macht geopfert hat, spricht nicht nur mit Hermann, Adolf und Gustaf, sondern auch als Hermann, Adolf und Gustaf.
Autorenporträt
Fritsch, WernerWerner Fritsch wurde 1960 in Waldsassen/Oberpfalz geboren und lebt in Hendelmühle und Berlin. 1987 erscheint sein vielbeachteter Roman Cherubim. Zu seinen zahlreichen Stücken gehören Chroma, Hydra Krieg, Bach und Wondreber Totentanz oder auch die Monologe Sense, Jenseits, Nico. Sphinx aus Eis, Das Rad des Glücks oder Magma, die auf der Bühne, für den Rundfunk oder fürs Kino realisiert wurden. Außerdem veröffentlichte er Prosa wie zum Beispiel Steinbruch und Stechapfel und drehte u. a. die Filme Das sind die Gewitter in der Natur, Ich wie ein Vogel, Faust Sonnengesang. Seine Arbeiten wurden u. a. mit dem Robert-Walser-Preis, dem Hörspielpreis der Kriegsblinden, dem Else-Lasker-Schüler-Preis ausgezeichnet. Für sein Hörspiel Enigma Emmy Göring erhielt er die Auszeichnungen Hörspiel des Jahres 2006 und den ARD-Hörspielpreis 2007. Für sein Hörgedicht Faust Sonnengesang I erhielt er den Grand Prix Marulic 2013 sowie den Grand Prix Nova.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.08.2008

Nahtlos braun
Ein befriedetes Monsterleben: „Enigma Emmy Göring”
Sie lacht. Lacht ihr zuckerperliges Lachen, und es ist ja kein Wunder: „Ich bin eine Süße”, sagte Emmy, die Tochter des Hamburger Schokoladenfabrikanten Sonnemann. Der „Milchschokoladenkönig” hatte sie mit süßen Ostereiern überschüttet, noch bevor sie wusste, was Ostern war, und so wurde das Süßsein zu Emmys Lebensmotto. Die Schokoladenprinzessin ist sie immer geblieben, auch noch, als sie es zur ersten Dame des Reiches gebracht hatte. 1935 hatte sie Hermann Göring geheiratet, eine Staatsaktion, die ihr offiziell den Primadonnentitel „Hohe Frau” eintrug. Wer war Emmy Göring, die Gattin des größenwahnsinnigen zweiten Mannes im Dritten Reich, eines Scheusals selbst unter den Nazis?
Die Antwort, die Werner Fritsch in seinem monologischen Hörstück „Enigma Emmy Göring” gibt, liegt jenseits des raunenden Faktenhechelns, mit dem die Infotainment-Historiker Nazigrößen behandeln. Zwar enthält auch Fritschs Text genau recherchierte Fakten und Anekdoten, diese aber hat der Dramatiker, ein Spezialist für Schrott- und Knautschseelen aller Art, zu einer furios überdrehten Lebensrückschau komponiert. Genauso mag es sich angehört haben, wenn jemand Emmy Göring an ihrem Lebensabend (sie starb 1973 in München) gebeten hat: „Gnädige Frau, erzählen Sie doch mal!”
Was sie da fröhlich erzählt, ist die Ge-schichte einer Genäschigen, die doch immer nur so süß und „nahtlos braun” wie Schokolade sein wollte. Sie erzählt von ihrer Schauspielkarriere und ihren drei Lebensmännern, Gustaf Gründgens, Hitler (mit dem sie vielleicht ein bisschen zu viel flirtete), und natürlich Herrmann, der stundenlang lachte, wenn er gekokst hatte, und sie dann ihren feministischen (!) Lieblingswitz zum Besten gab. Emmy Göring plaudert, als ob keine Weltkatastrophen je ihr Leben berührt hätten, sie zerschmunzelt Kriege, überlächelt Mord und Verbrechen.
Werner Fritsch, der für den SWR auch die Regie führte, hat für diese Studie eines mit sich selbst harmonisch befriedeten Monsterlebens den ARD-Hörspielpreis erhalten, was gewiss nicht zuletzt an seiner kongenialen Darstellerin liegt, die vor ein paar Klangkulissen den wesentlichen Part bestreitet. Irm Hermann ist die große deutsche Mimin für jenen Typus weiblicher Niedertracht, die aus purer Unbedarftheit zu allem fähig ist. Die Stimme ihrer Emmy Göring hat einen krampfigen Kern giftiger Bitterkeit, den ein Schmelz süßester Naivität überzieht. Sie ist so gefährlich, wie jemand nur sein kann, der es sich herzlich zugute hält, dass die jüdischen Frauen der alten Schauspielkollegen in Carinhall unbehelligt von der SA Ostereier suchen durften.
Was historisch weiter geschah, deutet Emmy nicht einmal an. Zwischen dem Terror des Nationalsozialismus und ihren Scherzen liegt die Schwärze, die diese muntere Lebensfassade so grausig und beißend komisch verdunkelt. Fritsch und Hermann reißen dem Prinzesschen die Schokoladenmaske nicht vom Gesicht. Die Maske ist ihr Gesicht. Diese Emmy ist eine so Süße, dass es an den Zähnen zieht, bis ins Mark hinein. WILHELM TRAPP
WERNER FRITSCH: Enigma Emmy Göring. Mit Irm Hermann. Der Hörverlag, München 2008, 1 CD, 54 Min., 14,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Wilhelm Trapp zeigt sich sehr angetan von dieser fiktiven, aber mit angereicherten "Lebensrückschau" der Hermann-Göring-Gattin Emmy. Ihm gefällt, dass der Autor Werner Fritsch das "raunende Faktenhechelns" vermeidet und statt dessen etwas ganz "furios Überdrehtes" produziert hat. Der ARD-Hörspielpreis, den Fritsch für diese Arbeit bekommen hat, findet Trapp voll und ganz gerechtfertigt. Auch die Sprecherin Irm Hermann füllt ihre Rolle nach Meinung des Rezensenten wunderbar aus.

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