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Ein Lateinamerikaner auf Reisen durch seinen Kontinent: Immer schon hat Alejo Carpentier die Faszination für Geschichte und Gegenwart des südlichen Amerika umgetrieben, und die hier versammelten frühen Essays, Artikel und Reden über die Musik der Karibik, seine Reisen ins Innere Venezuelas und nach Mexiko werden durch den kenntnisreichen, wißbegierigen Blick des kosmopolitischen Autors auf die Länder, die in den Augen der Europäer oft so exotisch anmuten, zu einer Entdeckungsreise. "Und diese Neue Welt", schreibt Carpentier, "erweist sich schließlich durch ihre Traditionen, ihr Erbe, durch…mehr

Produktbeschreibung
Ein Lateinamerikaner auf Reisen durch seinen Kontinent: Immer schon hat Alejo Carpentier die Faszination für Geschichte und Gegenwart des südlichen Amerika umgetrieben, und die hier versammelten frühen Essays, Artikel und Reden über die Musik der Karibik, seine Reisen ins Innere Venezuelas und nach Mexiko werden durch den kenntnisreichen, wißbegierigen Blick des kosmopolitischen Autors auf die Länder, die in den Augen der Europäer oft so exotisch anmuten, zu einer Entdeckungsreise. "Und diese Neue Welt", schreibt Carpentier, "erweist sich schließlich durch ihre Traditionen, ihr Erbe, durch das, was sie empfangen, sich angeeignet und anverwandelt hat, als ebenso alt und hoch entwickelt wie die übrigen Welten der ganzen Welt."

Ein Kontinent ist zu entdecken.
Autorenporträt
Alejo Carpentier, geb. 1904 in Havanna, lebte von 1928-39 in Paris. Danach kehrte er nach Kuba zurück, wo er Musikgeschichte lehrte. Später arbeitete er als Journalist in Venezuela. Nach der Revolution leitete er den Staatsverlag auf Kuba, von 1966 bis zu seinem Tod im Jahr 1980 war er Kulturattache in Paris. Alejo Carpentier ist einer der wichtigsten spanischsprachigen Schriftsteller unseres Jahrhunderts.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.05.2003

Alte Kultur für die Neue Welt

Der lateinamerikanische Romancier Alejo Carpentier (1904-1980) hat neben stimmungsvollen Romanen wie "Das Reich von dieser Welt" oder "Die verlorenen Spuren" auch einige anregende und aufwühlende Essays, Pamphlete, Manifeste, Zeitungsartikel und universitäre Reden hinterlassen, die der Suhrkamp Verlag nun zu einem Kaleidoskop der "Farben eines Kontinents" zusammengestellt hat. Carpentier, ein Kubaner, der elf Jahre im Pariser Exil verbrachte, wird dabei als Grenzgänger zwischen "altem Europa" und "Neuer Welt" vorgestellt, einem Kulturenvermittler zwischen den Stilen und Temperamenten. Während er in der barocken Architektur Mexikos eine Vervollkommnung europäischer Baukunst durch mehrfarbige Materialien und Techniken der Indios sah, betont er umgekehrt den Kultureinfluß etwa der kreolischen Musik der Karibik auf Europa. Der Band enthält von tiefer Religiosität durchdrungene Texte wie "Die Große Savanne: Welt der Schöpfung", die mit der Magie der Wörter die unbändigen Naturgewalten des venezolanischen Urwalds und seine "fortwährende Offenbarung der Formen" rhetorisch nachzuahmen scheinen. Carpentier sucht und findet dabei immer wieder überraschende Analogien zwischen indianischen und christlichen Kosmogonien und Ursprungsmythen. Im Beitrag "Bibel und Spitzbogen unter dem Roraima" rekonstruiert er etwa die auf ihre Art formvollendeten romantischen Forschungsreisen des achtzehnten Jahrhunderts wie die Expedition der deutschen Brüder Richard und Robert Schomburgk zum Berg Roraima, die im Troß zwei Flaschen Rheinwein mitführten, um auch im Urwald den Geburtstag des Preußenkönigs gebührend zu feiern. Andere Beiträge streifen Schlaglichter der Geschichte Lateinamerikas wie Konquista und Kolonisation, Goldrausch und Kautschukboom. Dabei ist Carpentier zugleich ein kritischer Chronist der Gegenwart, wie seine engagierten Reden, welche die anarchischen, maß- und respektlosen Konturen moderner Kapitalen anprangern, zeigen. Carpentier, der aufgebrochen war, seinen Kontinent zu erkunden, begreift die kulturelle Symbiose als einzig gangbaren Weg lateinamerikanischer Selbstfindung. Leider wiederholen sich, dies sei als leiser Kritikpunkt an der Auswahl der Texte angemerkt, zuweilen einzelne Passagen und Motive.

sg.

"Farben eines Kontinents. Reisen durch Lateinamerika" von Alejo Carpentier. Erschienen in der Reihe: "Suhrkamp Taschenbuch", Nr. 3451. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2003. 176 Seiten, einige Abbildungen. Broschiert, 12 Euro. ISBN 3-518-39951-9.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2003

BÜCHER FÜR DIE REISE
Erkenne dich selbst!
Alejo Carpentiers Lateinamerika
„Die Lateinamerikaner meiner Generation, „schreibt der 1904 geborene Julio Carpentier,„haben ein einzigartiges Schicksal erlebt, das allein schon Beweis genug dafür ist, daß sie sich von den Europäern unterscheiden: Sie wurden in einer Welt aus Stahlbeton geboren ... ”
Das ist für einen schreibenden Menschen, der sich nach den Errungenschaften der Moderne orientieren will, vielleicht nicht die schlechteste Kulisse. Carpentier, geborener Kubaner mit europäischen Eltern, hat einen großen Teil seines Lebens in den europäischen Metropolen verbracht, vorzugsweise im Paris der dreißiger Jahre. Geprägt hat ihn aber die avantgardistische Pionierzeit im Kuba der frühen Zwanzigerjahre, als er sich als Redakteur der größten Wochenzeitung seines Landes einen Namen machte.
Gier nach Gold
Der Schriftsteller Carpentier musste zur urbanen Stahlkulisse die passende Identität finden: „Erkenne dich selbst” ruft er sich zu. Und dieser Weg der Selbsterkenntnis führt ihn zurück in die Geschichte der vergessenen Kulturen seines Kontinents. Was Alejo Carpentier in Essays, Reden und Reiseberichten beschreibt, ist ein Land, dessen Kultur über Jahrhunderte nahezu hermetisch war. Die Einflüsse Europas kamen erst spät hinzu – in Gestalt der kriegerischen Beutezüge, mit denen die spanischen Conquistadores das Volk der Mayas auslöschten, deren Zeugnisse zerstörten und diese alte Kultur damit in die Legende überführten. In der Vorstellung der Europäer war das Inkareich jenes Utopia, das frei von pekuniären Begehrlichkeiten und Machtstreben sein und eine höheres Ideal repräsentieren sollte. Ein Paradox ist, dass die Europäer diesen Wunsch mit ihrer zerstörerischen und mörderischen Gier nach Gold vereinten.
Alejo Carpentiers Texte über Lateinamerika sind zu unterschiedlichen Anlässen entstanden. Deshalb versammelt der Suhrkamp-Band „Farben eines Kontinents” sowohl Reisereportagen als auch Reden und Buchrezensionen des Romanciers, der eine Zeitlang Kulturattaché Fidel Castros war. Carpentiers Beschreibung der Großen SavanneVenezuelas ist der Versuch, den Ursprung des Landes als Schöpfungsgeschichte zu begreifen: „Hier betrachtet der Mensch des sechsten Tages die Landschaft, die ihm als Stammsitz angewiesen worden ist. Da gibt es keine literarischen Reminiszenzen. Keine in Alexandriner gezwängten oder vom Taktstock gezähmten Mythen.” Trotzdem portraitiert Carpentier diese Landschaft aus Tafelfelsen als geometrischen Park, der in seinem Gleichmaß und seiner Proportionalität über die Errungenschaften der Zivilisation triumphiert.
Traum vom Phantastischen
Es sind trostlose Landschaftsbilder, die Carpentier von seinen Andenbegehungen mitbringt. Seine Beschreibungen haben zwei Konstanten: die Abwesenheit von Menschen und das Alptraumhafte der Naturerscheinungen. Aber was zeigt der Erzähler, wenn er dem Leser die hohen Grate der Kordilleren beschreibt? Dass hier der europäische Traum vom Phantastischen, den die Conquistadoren geträumt haben, seit Jahrtausenden Wirklichkeit ist. Carpentier feiert die Große Savanne als die unbeschreibliche Charakterlandschaft Lateinamerikas, vor deren „Jungfräulichkeit” selbst Paul Valéry verstummen müsse.
Der Kontinent, den man mit diesem Band entdecken kann, heißt nicht Lateinamerika sondern Alejo Carpentier. Der Schriftsteller sucht seinen Standort
zwischen Europa und dem südamerikanischen Kontinent. Und es ist mühselig, ihm dabei zu folgen. Denn längst ist vieles anders geworden in Kuba. Manches sogar so, wie Carpentier es sich
erträumt hat.
HILMAR KLUTE
ALEJO CARPENTIER: Farben eines Kontinents – Reisen durch Lateinamerika, Suhrkamp Taschenbuch, Frankfurt am Main 2003, 174 Seiten, 12 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Band "Farben eines Kontinentes", der Reden, Essays und Reiseberichte Alejo Carpentiers, einem Klassiker der spanisch-amerikanischen Literatur versammelt, enthält zur Freude von Rezensent Walter Haubrich "Reiseliteratur der besten Art". Einfühlsam und sprachgewaltig beschreibe der kubanische Schriftsteller die beeindruckenden Landschaften Venezuelas wie den Salto del Angel, die große Savanne oder das enge Orinoco-Tal, schwärmt Haubrich. Dabei bleibt es zu seinem Bedauern allerdings nicht. Die im zweiten Teil des Bandes folgenden Zeitungsartikel zu unterschiedlichen Themen findet Haubrich nicht mehr aktuell und uninteressant, die Pflichtreden über die "Errungenschaften der Revolution" in den beiden letzten Kapiteln langweilig. Den zweiten Teil des Buches kann man sich deswegen seines Erachtens sparen.

© Perlentaucher Medien GmbH