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Martin Odum, ehemaliger CIA-Agent mit verschiedenen Legenden, lebt als Privatdetektiv in Brooklyn. Aber ist er wirklich Martin Odum? Oder ist er Dante Pippen, ein IRA-Kämpfer? Oder der zwielichtige Waffenhändler Lincoln Dittmann? Eines Tages erteilt ihm die junge, attraktive Russin Stella Kastner einen Auftrag, der ihn nach Israel führt. Dort holt ihn eine Vergangenheit ein, von der er nichts weiß. Er steht vor einem unlösbaren Dilemma: Wenn er sich erinnert, ist er tot. Wenn er sich nicht erinnert, ebenfalls...

Produktbeschreibung
Martin Odum, ehemaliger CIA-Agent mit verschiedenen Legenden, lebt als Privatdetektiv in Brooklyn. Aber ist er wirklich Martin Odum? Oder ist er Dante Pippen, ein IRA-Kämpfer? Oder der zwielichtige Waffenhändler Lincoln Dittmann?
Eines Tages erteilt ihm die junge, attraktive Russin Stella Kastner einen Auftrag, der ihn nach Israel führt. Dort holt ihn eine Vergangenheit ein, von der er nichts weiß. Er steht vor einem unlösbaren Dilemma: Wenn er sich erinnert, ist er tot. Wenn er sich nicht erinnert, ebenfalls...
Autorenporträt
Robert Littell gilt als Meister des amerikanischen Spionageromans. Sein Buch »Die kalte Legende« wurde von der Presse als »einer der besten Agententhriller, die je geschrieben wurden« bezeichnet, und steht ganz in der Tradition von John le Carré. Er erhielt dafür den Deutschen Krimipreis 2007 in der Kategorie »Internationale Krimis«. Bevor er sich dem Schreiben zuwandte, arbeitete der Autor als Newsweek-Korrespondent im Nahen Osten. Der Autor lebt heute in Frankreich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.12.2006

Kalte Krieger
Forsyth und Littell vermessen den Terror in Romanform

Sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Beide Herren kennen das Gewerbe, über das sie schreiben, gut, beide sind seit mehr als drei Jahrzehnten im Thrillergeschäft tätig, beide haben vierzehn Bücher vorgelegt. Ein achtundsechzigjährigee Brite und ein siebzigjähriger Amerikaner. Frederick Forsyth, seit dem 1971 erschienenen Roman "Der Schakal" berühmt und reich (Weltauflage siebzig Millionen Bücher), und Robert Littell, weniger berühmt und erfolgreich, aber als Vater war er offenbar ein Vorbild. Denn unlängst widerfuhr dem Familiennamen ein Bekanntheitsschub. Littells Sohn Jonathan machte in Frankreich gleich mit seinem Debütroman "Les Bienveillantes" literarische Sensation. Forsyths neuer, soeben ausgelieferter Roman "Der Afghane" (C. Bertelsmann) und Robert Littells "Die kalte Legende" (Scherz Verlag) handeln beide vom international vernetzten Terrorismus und seinem technologisch hochgerüstetem Gegenspieler, den Geheimdiensten.

Forsyth geht wie immer schnurstracks zur Sache. Englische und amerikanische Geheimdienste erfahren durch ein Mißgeschick eines subalternen Terroristen: Al Quaida plant einen Anschlag auf ein Gipfeltreffen der westlichen Staatschefs, ein Anschlag, der den vom 11. September 2001 wie ein Vorspiel aussehen lassen soll. Der soeben in den Ruhestand getretene englische Elitesoldat Mike Martin - Forsyth-Leser kennen ihn aus dem Roman "Die Faust Gottes" (1994) - wird auserkoren, sich in die Höhle des Löwen zu begeb. Dank einer indischen Mutter und einer Kindheit in Arabien besitzt er Teint, Kriegs- und Kulturtechniken, um einen prominenten afghanischen Häftling zu doublen, den die Amerikaner in Guantanomo in Einzelhaft schmoren lassen. Dank einer komplizierten Legende und minutiöser Vorbereitung gelingt es tatsächlich, Martin bei den Taliban einschmuggeln. Ein Held des Westens, der unter die Märtyrer geht.

Littell beginnt mit einer Szene, die bereits andeutet, daß hier der Symbolhammer höher hängt. Ein nackter Mann mit Dornenkrone und "Spion"-Schild am Rücken wird auf einer russischen Straßenbaustelle bei lebendigem Leibe eingeteert. Ist dieser Josef Kafkor (Littell liebt kafkaeske Winkelzüge) eventuell eine der Legenden des ehemaligen CIA-Agenten Martin Odum? Die gefälschten Identitäten sind das Spezialfach dieses Geheimdiensts, aber leider hat Odum nach einem traumatsichen Erlebnis in Moskau vergessen, wer er nun "in Wirklichkeit" ist. Als Spion im Ruhestand ist er Privatdetektiv und Bienenzüchter mit Wohnsitz in Brooklyn. Früher war er Dante Pippen, ein Sprengstoffexperte und IRA-Kämpfer, und Lincoln Dittmann, ein Scharfschütze im Gewand eines Historikers mit Spezialgebiet amerikanischer Bürgerkrieg.

Forsyth liegt wie immer goldrichtig: Seine Nase für Themen hat ihn auch dieses Mal nicht getrogen, das Buch sitzt punktgenau auf einem aus dem Ruder laufenden Engagement des Westens in Afghanistan. Weswegen man seinen Roman quasi als Handbuch lesen kann. Denn Forsyth breitet detailliertes Wissen aus über die Prinzipien des Islam, über Waffentechnik, Piraterie, Geographie, die Querverbindungen des internationalen Terrorismus, seine Geldströme, Splittergruppen und Kommunikationstechniken. Der Plot verzeichnet Stationen in Kanada, Malaysia, Pakistan, auf Kuba, in London und New York, in der Karibik und in den Schluchten Afghanistans. Auch wenn das Ende grotesk danebengeht, sich die Häufung an Unwahrscheinlichem geradezu zum Prinzip steigert, bleibt Forsyth doch wie stets bei seiner staubtrockenen Suspense-Technik, die sich um Logik im Zweifelsfall nicht schert. Literarische Ambition hat er stets mit dem Argument vom Tisch gefegt, kommerzieller Erfolg gelte ihm als Auszeichnung.

Am anderen Ende des Genres kämpft sich derweil Robert Littell voran. Seine Obsession ist die CIA, die mit ihren Mitteln den kalten Krieg fortsetzt. Während sich Forsyth nach Möglichkeit Wertungen versagt, hat Littell das Böse nicht in der "Kleptokratie" des zerfallenen Sowjetreiches entdeckt, sondern in den Geheimdiensten ausgemacht. Ihnen geht es nicht mehr um Religion, Ideologie oder Kapitalismus, ihnen geht es nur noch um ein korruptes Spiel im Namen des Zynismus. Den Untertiel von "Legends. A Novel of Dissimulation" hat sich sein deutscher Verlag gespart. Dabei führt er genau ins Herz des Buches. Verheimlichung, Verstellung, davon handelt das Spionagehandwerk, aber davon handelt auch Literatur.

So verstrickt in seine Ich-Suche ist Martin Odum, daß ihm die CIA sogar eine Therapie bezahlt, um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Zum Beispiel, daß er 1991 im brasilianischen Dschungel geholfen hat, einem gewissen Osama bin Laden Sprengstoff zu besorgen - womit dieser die Wall Street in die Luft jagen wollte. Man ist also auch hier mitten drin, im Fiktionshäcksler der Weltnachrichten. Alle Zutaten des Genres wie Verhör, Folter und Auftragsmord erledigt Littell auch, aber er tut es ohne Effekthascherei, weil er sich eigentlich nur für das Innenleben seines Helden interessiert. Als er gegen den Willen seiner CIA-Chefin Crystal Quest den Auftrag der attraktiven Stella annimmt, den entflohenen Ehemann ihrer ultraorthodoxen jüdischen Schwester aufzufinden, bringt ihn das an mehreren Fronten in Todesgefahr.

Sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Wo Forsyth den Holzschnitt kultiviert, instrumentiert Littell über. Beide zusammengenommen aber treffen sich an einer Schnittstelle zwischen Traum und Realität. Eben noch haben wir die Bücher auf dem Nachtkästchen liegen gehabt, aber schon in den Morgennachrichten können uns ihre Geschichten bedrohlich nahe gekommen sein.

HANNES HINTERMEIER

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Junkies dieses Genres kommen nach Einschätzung von Rezensentin Katharina Granzin bei diesem typischen Agententhriller wohl auf ihre Kosten. Sie selbst ist allerdings nicht zufrieden. Denn der Roman über einen Ex-CI-Agenten, der vor lauter Legenden nicht mehr weiß, wer er wirklich ist, demonstrierte ihr im wesentlichen nur die "Sinnkrise", die das Genre seit dem Ende des Kalten Krieges durchläuft. Dieses Defizit könne Robert Littells Roman auch nicht damit übertünchen, dass er das Kalte-Krieg-Schema einfach mit dem Al-Qaida-Schema verschmilzt. Dementsprechend klischeehaft gestrickt ist aus ihrer Sicht auch die Handlung, die den Helden samt seiner multiplen Persönlichkeit mit Hilfe "hanebüchen motivierter Ermittlungen" rund um den Globus jagt.

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